Blick auf Siedlinghausen

Es ist doch noch sonnig, wenn auch kühl, geworden. Ich schaue gerade aus dem Fenster auf das Dach des Nachbarhauses. Eine Krähe spaziert auf dem First entlang. Es ist nicht viel los im Ort. Jetzt hüpft sie auf die Kaminabdeckung. Ein Auto fährt unten durchs Tal. Die Krähe ist weg. Ein Blick über den Ort:

<small>Blick von oberhalb der der Kunstdüngerhütte auf Siedlinghausen.</small>
Blick auf Siedlinghausen.

Aufregendes gibt es leider auch nicht in der Lokalpresse zu finden. Wenn ich mich auf die Seiten des Internetauftritts unseres Nachrichtenmonopolisten begebe, begrüßt mich zumeist Julia:

Auf welche Stadt ich auch klicke, Julia wohnt schon dort und will mich treffen. Ach, diese Werbe-Pop-Ups werden mich bald ganz aus dem Westen vertreiben. Da knitter und knüddel ich doch lieber meine Süddeutsche am Frühstückstisch.

Antolin schlägt zu!

Ich hatte es bereits geahnt. Antolin entwickelt sich zum Lesekontrollprogramm mit Zensurengebung. Ein Gerücht besagt, dass an einer Winterberger Schule die Lehrerinnen und Lehrer die von ihren schutzbefohlenen Schülerinnen und Schülern bei Antolin erreichten Punkte mit in die Zensur einfließen lassen. Glücklich die Gören, deren Eltern sich an ihre selbst gelesenen Kinderbücher noch erinnern und dieses Wissen dann fleißig in Antolin einhacken. Pech für die Brut, deren Erzeuger und Betreuer schon in der eigenen Kindheit ihre Zeit vor der Glotze abgehangen haben, statt Erich Kästner zu lesen.

Und Dinslaken ist doch schön…

Auch so kann man einen Sonntag in Götterswickerham verbringen. Zugegebenermaßen gehört der Ort inzwischen zu Voerde, aber für die radelnde DinslakenerIn ist das immer noch eines der schönsten Ziele für einen Sonntagsausflug.

Herbstfarben am alten Vater Rhein:

Das Ausflugslokal "Arche" am Rhein in Götterwickerham
Die Arche am Rhein

und ein idyllisches Kohlekraftwerk, der Himmel strahlend blau.

Das Kohlekraftwerk Möllen
Das Kohlekraftwerk am Rhein

Erinnert sich noch irgendjemand an „SMOG“, ein Film von Wolfgang Menge (1973)? Der Film zeigt vier aufeinanderfolgende Tage in einer Art Semidokumentation und wurde in Duisburg gedreht. Der Dreck in der Luft war echt. Schau ich mir den Film heute an, dann merke ich, wieviel sich gebessert hat. Ausgestrahlt wurde der Film zu einer Zeit als die Autos zwar sonntags stehen bleiben mußten, dies aber nur wegen der Ölkrise und nicht wegen der schlechten Luft. Umweltverschmutzung existierte als Problem nicht im Bewußtsein der Allgemeinheit. Viele Flüsse waren damals reine Kloaken. In den industriellen Ballungszentren herrschte eine Luftverschmutzung, die wir heutzutage unter den Straftatbestand der schweren Körperverletzung stellen würden.

Aquarium stillgelegt – Fische im Asyl

Das tropfende Aquarium ließ sich für mich an jenem Abend nicht mehr reparieren. Ich musste es stilllegen. Die Fische haben in der Realschule Asyl gefunden. Nun bleibt mir zur Kontemplation noch der Blick auf den Kahlenberg.

<small>Blick auf das Negertal Richtung Olsberg mit Kahlenberg rechts</small>
Blick auf den Kahlenberg mit Wolke

Der letzte schöne Herbsttag für diese Woche, mutmaßen die Meteorologen.

Helmut Hattler live in Olsberg

Am Dienstag bin ich zur Olberg Touristik gefahren und habe mir für 17 € eine Karte für das „Helmut Hattler“ Konzert im „Alten Kino“ gekauft.

<small>Das Werbefoto</small>
Das Werbefoto

Ja – ich hatte leider keine Kamera dabei, da ich bei sonnigem Wetter mit dem Fahrrad hinunter ins Strunzertal geradelt bin. Viel versprochen hatte ich mir sowieso nicht. Aber dann war ich wirklich überrascht: Das beste Konzert seit …?

Helmut Hattler, der ehemalige „Kraan„-Bassist überzeugte mit schnörkellosem, soliden Rhythmus.

Helmut Hattler (Photo: Hattler)
Helmut Hattler (Photo: Hattler)

Beim Improvisieren mit dem studierten Jazz-Gitarristen Torsten de Winkel flog Helmut Hattler zwar einmal aus der Tonart – muss beim Wechsel von G nach Fis gewesen sein, aber hej …. das waren Peanuts. Der Sound war klar. Oli Rubow am Schlagzeug spielte präzise und streckenweise genial subtil. Fola Dada sang professionell, bodenständig und ohne Allüren.

Was mich störte:

Auch bei kleinen Konzerten spielt die digitale Musiktechnik große Rolle. Bei Hattler und Co wurden Sounds ein- und beigemischt, die eigentlich ein eigenes Instrument erfordert hätten. Ich kann dann manchmal nicht mehr unterscheiden, was Handwerk und was Beiwerk ist. Bei einer Gruppe, die in der klassischen Besetzung Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang in einem kleinen ehemaligen Kino in einer kleinen Stadt im Sauerland auftritt, darf es ruhig etwas handwerklicher zugehen, zumal jeder der vier „es“ draufhat.

Dass die „Live“-Auftritte der „Großen“, nicht mehr „Live“ sind weiß ich eh.

Helmut Hattler: Denke mal über „unplugged“ nach.

Fazit: Großartige Musiker, klare Arrangements, Spielfreude und Spaß. Kommt wieder!

Das alte Hallenbad Dinslaken verschwindet

Nach dem Freibad verschwindet nun auch das alte Hallenbad am Volkspark in Dinslaken.

Der Eingang zum Hallenbad in Dinslaken
Der Eingang zum Hallenbad in Dinslaken

Dem Schwimmbecken weine ich keine Träne nach: Zu klein, das Wasser zu unruhig und immer stark gechlort. Vermisst habe ich schon lange das Freibad. In dem wunderbaren 50m Überlaufbecken hatte ich den überschüssigen Zorn meiner Jugendjahre in tägliche 1000m Schwimmlagen umgewandelt. Doch was kommt nun?

Das Gipfelbuch auf dem Kahlenberg

Der Kahlenberg nordöstlich von Siedlinghausen ist nicht sehr leicht zu finden. Er misst über 700 Meter. In der Aushöhlung eines Felsens verborgen liegt das Gipfelbuch. Wanderer, Läufer und Mountainbike-Fahrer können sich eintragen.

Der Zugang zum Gipfelbuch
Der Zugang zum Gipfelbuch

Das Gipfelbuch ist ein kleines DIN-A6 Heftchen mit karierten Blättern. Wenn es voll ist, wird es ausgetauscht.

Das Gipfelbuch plus Behälter
Das Gipfelbuch plus Behälter

Vor Wind und Regen schützt es eine Plastikflasche – Marke „Isostar“. In der Flasche befinden sich aufgerollt das genannte Heftchen sowie einige Bleistifte.

Die Einträge bestehen meist aus Datum, Uhrzeit und ein paar ernsten bis launigen Bemerkungen.

Wichtige Nachrichten aus dem Sauerland

Damit jedermann weiß, in welch einem kulturellen und politischen Milieu Menschen wie zum Beispiel ich oder Friedrich Merz geprägt werden bzw. worden sind, sei hier eine aktuelle Meldung aus unserer einzigen Lokalzeitung weiter gegeben:

„Neuer Getränkelieferant und Theken-Umbau

Die Schützen der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Medebach haben in einer außerordentlichen Generalversammlung einen neuen Getränkeliefervertrag sowie den Umbau der Thekenbereiche genehmigt, berichtet die WESTFALENPOST.“ Und weiter geht’s hier.

Hurra ich habe lebenslang …. und dann noch Siedlinghausen

Seit heute, Herbstbeginn, bin ich im Besitz meiner lebenslang gültigen persönlichen Identifikationsnummer. Gab es nicht mal einen Volkszählungsboykott? Wegen viel geringfügigerer Datenerhebungen und Datenzuordnungen? Das Bundeszentralamt für Steuern:

„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Identifikationsnummer auch Kindern zugeteilt wird. Dies ist erforderlich, weil schon ab Geburt eine Steuerpflicht begründet sein kann.“

Klar habe ich Verständnis! ;->

Break

Eine innere Stimme rät mir heute abend: „Schreibe unbedingt etwas über Siedlinghausen. Siedlinghausen taucht zu wenig auf!“

Freizeit in Siedlinghausen

  • Durch den Wald laufen, schnell und langsam, hoch und runter.
  • Mountainbike fahren wie oben.
  • Schwimmen – ein wunderbares Freibad, ein akzeptables Hallenbad.
  • Feste feiern – das Spanien des Hochsauerlandes.
  • Kegeln – wie Stammtisch.
  • Woanders hin fahren – sonst fallen dir irgendwann die Berge auf und in den Kopf.
  • Keine Freunde haben – komme besser mit Kindern.
  • Freunde haben – Fettnäpfe verzeihen hier nichts!
  • Am Stammtisch sitzen – oft ungesund, siehe Kegeln.
  • Nicht am Stammtisch sitzen – Lesen ist auch nicht schlecht.

Is‘ was?

Auch der heutige Tag sollte nicht unkommentiert bleiben. Aber er wird es wohl, oder auch nicht.

So sei denn gesagt, dass es im Hochsauerland recht kalt geworden ist. Allerdings kann ich noch trefflich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, denn es ist trocken. Die Straße zwischen Siedlinghausen und Steinhelle/Olsberg ist komplett erneuert worden – ohne Radweg.

Zwischen Wulmeringhausen und Brunskappel.

Auf der glatten Asphaltdecke brettern nun manche Zeitgenossen mit Geschwindigkeiten an mir vorbei, die eher an 150 als an 100 km/h liegen.

Ich hätte euch und Ihnen gerne einen informativen Link auf Siedlinghausen gegönnt, aber leider gibt es nur sowas. Die Termine sind auf jeden Fall sehr übersichtlich. Ich bleibe trotzdem hier wohnen oder auch nicht. 😉

Wenn ich schon plaudere – kennt jemand noch Alexander Mitscherlich? Hier das Zitat aus dem FREITAG: „In ‚Die Unfähigkeit zu trauern‘ deuten Mitscherlich und seine Frau Margarete Mitscherlich-Nielsen die Bereitschaft der meisten Deutschen, den NS-Staat zu unterstützen, psychologisch als „Verliebtheit in den Führer“. Nach 1945 wird das Scheitern des geliebten Führers nicht betrauert, sondern durch „Ungeschehenmachen im Wirtschaftswunder“ abgewehrt. So können die Deutschen in den fünfziger Jahren den Nationalsozialismus wie eine „Infektionskrankheit in Kinderjahren“ betrachten.“