Der perfekte Bogen: zwei wunderbare Radwege verbunden durch eine Pass von Bayern hinüber nach Hessen (foto: zoom)
Nach dem Abend in Altengronau wollte ich auf direktem Weg nach Fulda, dort in die Bahn steigen und eventuell noch Station in Kassel machen. Mein Mitradler überzeugte mich nach einigen Diskussionen davon, die Radtour mit einem weiten Bogen zurück durch die Rhön abzuschließen. Eine sehr gute Entscheidung.
Bad Kissingen – Gemünden – Altengronau (screeshot: zoom)
Der erste Tag nach der Wasserkuppe war überhaupt nicht anstrengend. Selbst das Sinntal entpuppte sich unerwarteterweise als ein Klacks. Von Bad Kissingen aus ging es entlang der Fränkischen Saale bis nach Gemünden, von dort auf einem weiteren Radweg durch das Sinntal bis hinauf nach Altengronau: 85 km, 1200 m Anstieg, 1179 m Abstieg.
Der Tag endete mit einem Spaziergang zum Jüdischen Friedhof oberhalb von Altengronau.
Etwas südlich von Abtsroda befindet sich die Wassekuppe. (Screenshot: zoom)
Am vierten Tag der Radtour ging es nun endlich zur Wassserkuppe hinauf. Es hat sich gelohnt, denn der Tag war sonnig, der Blick konnte weit über das Land schweifen.
Die entscheidenden Bilder habe ich schon in meinem Einstiegsartikel zur Tour gezeigt. Hier noch einmal der Moment als wir auf der Wassserkuppe oben angekommen waren.
Eigentlich geht es ja nur im mittleren Teil nach Osten, sonst eher nach Süden. (Screenshot)
Die Idee hinter diesem Tageabschnitt war es, so schnell wie möglich vom Fulda-Radweg abzubiegen und nach Osten in die Rhön hinein zu radeln. Ursprünglich wollte ich noch bis Fulda weiter und dann von dort aus zur Wasserkuppe, aber immer nur am Fluss entlang reisen kann auch ermüdend sein. Außerdem hatte ich die Strecke von Kassel bis Fulda schon einmal (2019) mit dem Rad zurückgelegt – hin mit Gegenwind. Der Wind hatte damals ausnahmsweise nicht gedreht und so waren wir Richtung Kassel mit Rückenwind auf unseren Rädern zurück geflogen.
Lange Rede, kurzer Sinn: bei Friedlos, nördlich von Bad Hersfeld, sind wir auf den D4/R7 nach Osten abgebogen, um dann in einem Bogen das Ziel Tann/Rhön zu erreichen.
Der morgendliche Blick aus dem Fenster: die Sonne verdrängt den nächtlichen Regen. (foto: zoom)
Wir hatten großes Glück mit dem Wetter. In der Nacht vom 7. auf den 8. April regnete es noch einmal. Doch als wir morgens aus dem Fenster der Jugendherberge Kassel Richtung Tannenwäldchen schauten, schien die Sonne, und so sollte es die ganze Woche bleiben. In Kurzform: Sonnenschutzfaktor 50 für unsere Radlernasen.
Pause am Einstieg zum Ederseebahn-Radweg. Ich verschaffe mir immer noch gerne mit Hilfe von analogen Fahrradkarten einen Überblick. (foto: zoom)
Von allen Arten des Reisens ist mir die mehrtägige Radtour immer noch die liebste. Mein Reiseleben hat als Schüler mit einem Dreigang-Rad begonnen. Heute weiß ich manchmal gar nicht, wie viele Gänge diese verflixten Räder eigentlich haben. Kettschaltungen, Nabenschaltungen – eigentlich schalte ich – drei Ritzel vorn, neun Ritzel hinten – zwei bis drei Lieblingsgänge und einen Not-Gang zum bergauf Fahren.
Das RADOM (Kofferwort aus: Radar Dome = Radarkuppel) ist ein Relikt des Kalten Krieges auf der Wasserkuppe. Heute ist es Landmarke und Wahrzeichen für die Region, Kulturdenkmal und Veranstaltungsort sowie Vereinsheim der Drachen- und Gleitschirmflieger. Auch wird es als Außenstelle des Standesamtes Gersfeld/Ebersburg genutzt. (foto: zoom)
Eine Woche lang habe ich das Blog brach liegen lassen. Wir haben in dieser Zeit eine Radtour zur Wasserkuppe (Rhön) und zurück genossen. Beim letzten Anlauf vor einigen Jahren waren mir hinter Marburg einige Speichen am Hinterrad gebrochen, und ich musste die Tour vorzeitig abbrechen.
Diesmal hatten wir mehr Zeit und Ruhe. Grob skizziert war der Verlauf wie folgt:
Die einfache Idee war es, bei (hoffentlich) guter Sicht auf die Wasserkuppe zu gelangen. Den Rest der Etappen haben wir von Tag zu Tag nach Lust und Laune geplant.
Idee verwirklicht. Gute Sicht: Blick von der Wasserkuppe nach Westen (foto: zoom)
Was mich erstaunte, waren die vielen befestigten und meist asphaltierten Radwege, die die Rhön durchzogen, darunter einige sehr gut ausgebaute Bahntrassenwege.
Soweit erst einmal. Vielleicht schreibe ich in den nächsten Tagen noch über einige Erfahrungen, Orte und Details.
Die letzten drei Tage waren kurz, aber radfahrtauglich. Gestern Morgen wurde es morgens sehr glatt und ich war erleichtert, als mir auf dem Weg zum Großen Bildchen ein Streufahrzeug entgegenkam und mich mit Salz bewarf.
Auf dem Weg zum Kahlen Asten habe ich am Sahnehang gestoppt und den Schnee auf der Piste fotografiert.
Sahnehang I (foto: zoom)
Sahnehang II (foto: zoom)
Oben auf dem Kahlen Asten sah es überhaupt nicht nach Winter aus.
Im Jahr 2023 wahrscheinlich zum letzten Mal mit dem Rad auf dem Kahlen Asten (foto: zoom)
Vom Kahlen Asten ging es hinunter nach Winterberg. Von der Bundesstraße 236 aus habe ich einen Blick auf das Skigebiet Kappe geworfen.
Skigebiet Kappe: Klimakrise? Hier doch nicht… (foto: zoom)
Die weißen Kunstschneebänder, auf denen tatsächlich Skifahrer*innen den Hang inmitten des zerstörten Waldgebiets hinunter wedelten, machten einen unwirklichen Eindruck.
Heute Morgen ist das Wetter wieder trüb und grau. Ab 16 Uhr soll es regnen. Für Freitag sehe ich sogar Schneeflocken auf der Niederschlagsgrafik.
Die Spekulationen, ob es eine weiße Weihnacht geben wird, können angesichts der instabilen Wetterlage ins Kraut schießen.
Wie es auch kommt, die Schneeschieber stehen schon lange vor der Tür. Soll er kommen, der Schnee. Wir sind vorbereitet. Die Regenschirme warten ebenfalls im Hausflur. Sicher ist sicher.
Aus dem Radcomputer herauskopiert. Das A ist unter dem B verborgen. (screenshot: zoom)
Eigentlich wollte ich den heutigen Tag ganz gemütlich angehen, aber als morgens die Sonne schien und die Temperaturen auf 7°C kletterten, habe ich das Fahrrad aus dem Keller geschoben, die Kette geölt und den Reifen vier Bar gegönnt.
Die Touren im Hochsauerland entwickeln sich meist von Abzweigung zu Abzweigung. Das Ergebnis ist die blaue Linie auf dem Screenshot oben.
Auf der Höhe kurz hinter Einhaus. Hinten geht es nach Remblinghausen hinunter. (foto: zoom)
Der Start ‚A‘ ist identisch mit dem Ende ‚B‘ und wird von diesem verdeckt. In Bestwig habe ich mich in den Zug nach Siedlinghausen gesetzt, denn wofür habe ich das Deutschlandticket? Während ich sonst nie Probleme hatte mit dem DB-Navigator eine Fahrradtageskarte zu buchen, bin ich heute gescheitert. Der Lokführer hat es auch nicht hinbekommen, der Schaffner abgewunken. Keine Ahnung, was seit den letzten Updates passsiert ist. Die Navigation in der App erscheint mir reichlich wirr. Ende Oktober war es mir noch gelungen, ein „FahrradT24“-Tagesticket auszuwählen, jetzt finde ich es nicht mehr. Genug gejammert.
Kurz angehalten und den Blick über Remblinghausen festgehalten. (foto: zoom)
Von Remblinghausen kann man eine kleine Schleife über Beringhausen fahren. Dort herrscht kaum Verkehr und es ist idyllischer als der kurze Weg neben der Hauptstraße nach Meschede.
Schon seit Jahren (!) hatte ich vor, in Beringhausen zur alten Veramed-Klinik hoch zu radeln. Wenn nicht heute, wann dann? Noch ein paar Jahre warten?
Diese Laube stammt wahrscheinlich noch aus den Zeiten der alten „Heilklinik“. (foto: zoom)
Vor mehr als zwei Jahrzehnten war ich zum ersten und bislang einzigen Mal an der Klinik gewesen. Damals war es eine Krebsklinik hoch oben im Wald, heute ist es eine Ruine – Betreten verboten. Nach der Insolvenz flatterten die Patient*innenakten ungeschützt im Klinikgebäude herum, während Urbexe das faszinierende Innenleben des Klinikgebäudes fotografierten. Wenn man in die Suchleiste des Blogs „Veramed“ eingibt, müssten noch einige Artikel aus der damaligen Zeit zu finden sein.
Die alte Veramed-Klinik – heute eine Ruine (foto: zoom)
Den Klinik-Besuch konnte ich heute endlich abhaken und ein Foto (s.o.) aufnehmen. Auf dem Rückweg ist mir die Bushaltestelle aufgefallen. Station: Heilstätte. Wenn ich diesen Begriff lese, muss ich unmittelbar an den Tod denken.
Beim Begriff „Heilstätte“ habe ich stets ein unwohles Gefühl. (foto: zoom)
Der Rest der Tour war die übliche Routine: Herhagen, Meschede, Velmede, Bestwig. Mit dem Zug bis Siedlinghausen. Vom Bahnhof die letzten zwei Kilometer nach Haus und zack waren 48 Kilometer zusammen. Trotz Pedelec fühle ich mich erschöpft und müde und freue mich auf das Buch von Patti Smith.
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