Von allen Arten des Reisens ist mir die mehrtägige Radtour immer noch die liebste. Mein Reiseleben hat als Schüler mit einem Dreigang-Rad begonnen. Heute weiß ich manchmal gar nicht, wie viele Gänge diese verflixten Räder eigentlich haben. Kettschaltungen, Nabenschaltungen – eigentlich schalte ich – drei Ritzel vorn, neun Ritzel hinten – zwei bis drei Lieblingsgänge und einen Not-Gang zum bergauf Fahren.
Ich will auch nicht die Existenz eines Pedelecs verschweigen, welches vor etwas mehr als drei Jahren in mein Radlerleben getreten ist. Und hey, ich liebe es. Die Touren im Hochsauerland haben eine andere Qualität bekommen. Fahrten mit dem „Biobike“, also meinem alten Gudereit, mache ich aber ebenfalls noch gern. Sein Vorteil: es ist leichter und damit auch bequemer zu tragen (Zug, Treppen). Außerdem muss ich kein Ladegerät mit mir herumschleppen.
Die Reise in die Rhön habe ich mit dem Pedelec gemacht, was zu Problemen in den Jugendherbergen führte. Dort soll bzw. muss aus Brandschutzgründen der Akku in einem Schrank separat geladen werden. Das Schloss an meinem Rad, welches den Akku im Rahmen hält, war allerdings defekt. Das hatte ich bis dato nicht bemerkt, da ich bis dahin den Akku über den Rahmen geladen hatte.
Mit einigem Getrickse konnte ich das Pedelec dann doch noch an die Steckdosen anschließen. Schwamm drüber. Meine E-Bike-Werkstatt hat inzwischen ein neues Schloss bestellt.
Den ersten Tag der „Rhöntour“ ging es solo nach Kassel, um von dort mit einem Freund gemeinsam weiterzufahren.
Grob die Stationen: Siedlinghausen – Winterberg – Orketal – Medelon – Medebach – Goddelsheim – Korbach – Ederseebahn-Radweg – Netze – Naumburg – Altenstädt – Balhorn – Martinhagen – Elgershausen – Brasselsberg – DJH-Kassel.
Leider erlaubt mir WordPress nicht, den gpx-Track der Tour (102 km) in die Mediathek zu laden. Ich hätte ihn gern geteilt, auch um Verbesserungsvorschläge zu hören oder zu lesen.
Das Bild oben ist auf der Höhe vor Goddelsheim aufgenommen. Ob mit normalem Rad oder Pedelec – der Anstieg von Wagners Fischteichen zieht sich lang nach oben. Ich frage mich heute, wie ich es vor zwei Jahrzehnten geschafft hatte, zusätzlich noch zwei Kinder im Fahrradanhänger ohne abzusteigen dort hinauf zu fahren.
Ein Sprung nach Korbach. Dort beginnt der ca. 27 Kilometer lange Ederseebahn-Radweg auf einer alten Bahntrasse.
Direkt am Radweg bei Sachsenhausen liegt der Jüdische Friedhof. Weil wir Deutschen das jüdische Leben in der Nazi-Zeit fast völlig ausgelöscht haben, finden auf den meisten jüdischen Friedhöfen keine Beerdigungen mehr statt. Sie sind zu Erinnerungs- und Gedenkorten geworden. Wo kein Leben ist, ist auch kein Tod. Für mich symbolisieren (?) die alten jüdischen Friedhöfe eine schmerzhafte Leerstelle in unserer Gegenwartskultur.
Bei Netze habe ich den Bahntrassenweg verlassen um via Naumburg und Altenstädt den Brasselsberg und damit den Stadtrand von Kassel zu erreichen.
Am Anfang des Tages (Sonntag, 7. April) hatte es noch ein wenig getröpfelt. Sahara-Staub verdunkelte den Himmel. Nachmittags in Kassel war es mir dann fast wieder zu sonnig und warm.
Die Tour als Screenshot: