Programmkino vor dem Aus? Besuch im ‚Streit’s‘ in Hamburg

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Vorführraum im Streit's (fotos: chris)

Das  bekannte Hamburger ‚Streit’s‘-Kino liegt mitten in der Stadt am Jungfernstieg. Es wurde 1957 eröffnet und  zeigt aktuelle Filme im Original ohne Untertitel. Ich hatte von Schließungsplänen gehört und wollte das Programmkino noch einmal besuchen, vielleicht zum letzten Mal.

Im Foyer des Kinos befindet sich eine Bar.  Besucher können am Tresen stehend Kaffee oder Bier trinken und es sich auf den Sofas bequem machen. Kinogänger wählen zwischen Sitzplätzen im Parkett oder im Rang. Das Lichtspielhaus wurde vor 55 Jahren eröffnet und atmet den Charme dieser Zeit.  Am heutigen Nachmittag, mitten in der Woche, sitzen wir gemeinsam mit 30 weiteren Besuchern in bequemen blauen Doppelsitzern.

Mit meiner Nachbarin komme ich ins Gespräch: Sie sei aus Bergedorf und fahre extra in die Stadt, um ins Streit’s zu gehen. Es gefalle ihr, dass hier die Originalfilme ohne die störenden deutschen Untertitel gezeigt werden. Dafür nehme sie auch gern den längeren Weg in Kauf.

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Das Streit's am Jungfernstieg

Im Anschluss an den Film frage ich die Kassiererin nach den Schließungsplänen: ‚Bis Ende März 2013 gibt es uns noch, was dann wird, wissen wir nicht. Es fehlt das Geld.“

Beim Verlassen des Kinos sehe ich mich um. Ein Markler würde von einer ‚Toplage‘ sprechen. Das Kino befindet sich am Jungfernstieg in direkter Nachbarschaft zum Alsterhaus und dem Apple Store. Da lässt sich doch sicher mit anderen Nutzern mehr Geld verdienen. So jedenfalls spekuliert zur Zeit die jetzige Eigentümerin, die Streit’s Grundstücksgesellschaft.

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Gleich gegenüber vom Streit's Filmtheater: Spazierengehen, skaten, klönen oder Eis essen an der Binnenalster.

Für Hamburgs Kinofans wäre die Schließung des Streit’s ein herber Verlust. In keinem anderen Kino können sie so zentral die aktuellen Filme im Original ohne Untertitel sehen. Außerdem strahlt dieses Kino Gemütlichkeit und Charme aus, die einem Kinokomplex wie dem Cinemaxx völlig fehlen.

TRUDE – Tief Runter Unter Die Elbe

Trude im Museum der Arbeit (foto: rose)
TRUDE im Museum der Arbeit (foto: rose)

Von Oktober 1997 bis März 2000 fräste sich die größte Schildvortriebsmaschine der Welt, genannt TRUDE, unter der Elbe durch. So entstand die vierte Elbtunnelröhre.

Viel genützt hat es nicht. Wer nach Hamburg kommt oder wieder raus möchte, steht meist vor dem Elbtunnel im Stau.

Heute kann das Schneidrad mit einem Außendurchmesser von 14,20 Meter im Museum der Arbeit bewundert werden. Für Technikfreunde gibt es auf der Seite des Museums ein informatives Infoblatt (pdf) über TRUDEs Tätigkeit.

Kleine Fluchten: Cafe, Bar, Hotel – Das Feuerschiff in Hamburg

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Das Feuerschiff (foto: chris)

Sind Sie am Hamburger Hafen auf der Suche nach einem kühlen Bier und einer leckeren Portion Pommes in etwas ungewöhnlichem Ambiente?

Dann wäre vielleicht dies kleine, rote Feuerschiff das Richtige für Sie. Es liegt an den Vorsetzen im Hamburger Hafen, direkt an der U-Bahn Station Baumwall. Die Preise sind recht moderat, der Ausblick auf die Elbe einfach schön. Neben Essen und Trinken bietet das stillgelegte  Leuchtfeuer Übernachtung und Räumlichkeiten für Feiern.

Urbanes Wohnen VIII: Hafencity Hamburg

In loser Folge veröffentlichen wir Fotos aus städtischen Wohnquartieren in Metropolen rund um die Welt.

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Hafencity, im Hintergrund der neue ‚Traditionshafen Hamburg‘ (fotos: chris)

Wenn Sie genügend Kleingeld haben, dann wohnen Sie hier unter Ihresgleichen. Die Einwohner der Hafencity sind sozial recht homogen, was an den horrenden Quadratmeterpreisen in dem riesigen Neubauareal liegt.

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Der Zugang ist versperrt. Wohnungen in der Hafencity.

Die Zugänge zu den Wohnungen sind an manchen Orten durch Zäune und Pforten gesichert. In den USA nennt man dies „gated communities“. Die Bewohner möchten sich abgrenzen, sie wollen unter sich bleiben und sie wollen nicht, dass Fremde ihre Hinterhöfe passieren oder gar an ihren Türen schellen. Die Welt wird auf Distanz gehalten.

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Bürogebäude von Unilever in der Hafencity.

Unilever nutzt ein riesiges Bürogebäude direkt am Elbufer. Im Erdgeschoss lädt ein Laden zum Einkauf. Spätestens jetzt lernt der Besucher, was der Lebensmittelgigant alles herstellt: Von Langnese-Eis über Rama und BiFi-Minisalami, OMO, Axe-Deo und vieles mehr. Nebenan befindet sich ein Café mit Elbblick und moderaten Preisen. Auch hier werden die Produkte von Unilever angeboten.

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Im Hintergrund die Elbphilharmonie, im Vordergrund der dazugehörige Pavillon.

Und natürlich gehört sie zur Hafencity: die Elbphilharmonie. Das neue Wahrzeichen der Stadt,  das ‚Leuchtturmprojekt‘. Jahr der Fertigstellung? Weiterhin ungewiss.

Im Vordergrund des Bildes befindet sich die Außenfassade des Elbphilharmonie Pavillons. Hier „bieten  Hör- und Sehrohre audiovisuelle Eindrücke von den Elbphilharmonie Konzerten“, so die Information auf der Homepage der Hafencity. Momentan finden diese Konzerte allerdings noch in der Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz statt.

Fazit: Der neue Hamburger Stadtteil ist kalt und distanziert. Es fehlt an Menschen, Bäumen und selbst Hunde vermisse ich. Ach ja, und als wir in einem der zahllosen Restaurants nach einem Buchgeschäft fragen, heißt es:  „Nein, das gibt es hier nicht.“  Wer will bloß  in so einem Stadtteil wohnen?

 

Hamburger auf der Alster – Hüpfen und Tanzen verboten!

Die Umweltbehörde Hamburg hat dieses Wochenende erstmals seit 15 Jahren die Außenalster freigegeben. Das Eis trägt. Wie die Polizei nach Angaben des NDR mitteilte, strömten heute rund 100 000 Menschen auf den zugefrorenen Stausee.

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Hamburger tummeln sich bei niedrigen Temperaturen und ohne Sonne auf der Außenalster (fotos: rose)

Tabu sind Hüpfen und Tanzen sowie größere Menschenansammlungen. Die Umweltbehörde warnt außerdem vor Brücken, tiefhängenden Ästen und Einleitungen. Die Binnenalster sollten die Besucher keinesfalls betreten, dort sei das Eis brüchig, es bestehe Lebensgefahr.

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Für den Fall der Fälle: Das knallrote Rettungsboot.

Ganz ungefährlich ist das Betreten der Alster also nicht. Zahlreiche Spaziergänger wurden heute mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht oder sie wurden am Ufer behandelt.

Bei den meisten Besuchern überwog trotz der Kälte das Vergnügen. Schließlich können sie nun sagen: „Ich war dabei!“ Morgen geht es wieder auf die Alster. Vielleicht scheint dann ja auch mal die Sonne.

Umleitung: Journalistenpäpste, blöde Frauen, der Holocaust, der Wendehals und no Fun im Hochsauerland

Apres Ski in Hamburg an der Elbe (foto: annerose)
Apres Ski in Hamburg an der Elbe (foto: rose)

Journalistenpäpste Schneider & Raue: Wenn Blinde über Farbe schreiben … JakBlog

Reich-Ranicki: „Wulff muss unbedingt zurücktreten“ … focus

Frauen zu blöd zum Bohren? Liebe Paula Almquist, Ihr Beitrag ist so überflüssig wie ärgerlich. Und nervt. Vor allem, weil er Single-Frauen generell als nicht überlebensfähige, hirn- und hilflose berechnende Wesen abqualifiziert … heikerost

Die „Staatsparteien“ können sich alles leisten: Von Demokratie weit und breit nichts zu sehen … nachdenkseiten

Fallstudie beweist: Heterosexualität ist nicht ansteckend … ruhrbarone

Marcel Reich-Ranicki: Rede im Bundestag … youtube

Der 27. Januar: wichtiger denn je … wutzeline

Zum Gedenken an den Holocaust: Es war heute vor 67 Jahren, da befreiten Rotarmisten das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Es war heute, da sprach Marcel Reich-Ranicki, ein 91 Jahre alter, gebürtiger Pole jüdischen Glaubens zum Anlass im Deutschen Bundestag – und er sprach das bessere Deutsch … revierpassagen

“Hungertuch”: Preisverleihung in der Werkstattgalerie DER BOGEN … neheimsnetz

Wi-Wa-Wendehals: Mit den Worten “ego optimum” sonnen sie sich ab dem Zeitpunkt ihrer Geschlechtsreife oft in einem entwicklungsresistenten Zustand der egozentrischen Musse … wiemeringhauser

Autokauf ist Vertrauenssache: Da ist man nur auf der Suche nach einem neuen gebrauchten Fortbewegungsmittel für Frau und Kinder und schon erlebt man die großen Unterschiede zwischen ernstgemeintem Interesse am Kunden und dem überheblichem Streben nach Gewinn … schwenke

Verbrauchsanzeige der Daten: Verstößt die Deutsche Telekom/T-Mobile gegen Datenschutzgesetze? … pottblog

Neuer Eigentümer von Fort Fun: hochgejubelt im  … sauerlandkurier –  im Gefängnis bei … derwesten

Die Sorgen des Deutschen Adels

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Sans Souci - doch der Deutsche Adel ist nicht ganz ohne Sorgen (foto: zoom)

Spätestens seit Karl Theodor zu Guttenberg wissen wir, dass der Deutsche Adel, auch 93 Jahre nach seiner Abschaffung als Stand, noch quicklebendig ist.

Allerdings können wir auch am Beispiel von zu Guttenberg erkennen, dass ein Leben als Adliger nicht nur sorgenfrei ist. So folgte auf die kometenhafte akademische und politische Karriere der rasante Fall.

Die Landung war sozial und politisch hart, wurde aber durch die gute materielle Ausstattung der Familie weich abgefedert. Dennoch sollen hier die aktuellen Probleme des Adels keinesfalls kleingeredet werden.

Gehören Sie zum ‚Historischen Adel‘ oder zum ‚Neuen Adel‘?

Der Adelsverband beispielsweise beschäftigt sich akribisch mit der Unterscheidung zwischen ‚historischem‘ Adel und ’neuem‘ Adel. Insbesondere durch die Namensrechtsreform der 70er Jahre wurde es auch Männern möglich, den Familiennamen ihrer Frau anzunehmen. Man stelle sich vor, wie schnell dadurch der Adel zahlenmäßig vergrößert wird. Und wenn viele dem Adel angehören, dann wird der Adel plötzlich ganz gewöhnlich.

Der Deutsche Adelsrechtsausschuß befasst sich daher genau mit dieser wichtigen Abgrenzungsfrage. Dort heißt es:

Das Adelsrecht beruht auf dem uralten über 1000 Jahre alten Salischen Recht, wonach der Stand eines Menschen sich nach dem Stand des Vaters bzw. Mannes richtet. Danach folgt die Vererbung des Adels nur dem Mannesstamme (mas a mare) und gehört zum historischen Adel nur, wer durch eheliche Geburt vom adeligen Vater abstammt oder als Frau einen adeligen Mann geheiratet hat.

Noch einmal zur Erinnerung: Der Adelsstand wurde in Deutschland 1919 abgeschafft. Und ein wenig frauenfeindlich und aus der Zeit gefallen klingt der Text allemal. Aber bei einer so sehr der Tradition verpflichteten Gemeinschaft ist das wohl kein Wunder.

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Screenshot Hamburger Abendblatt Artikel vom 07.03.2011 (screenshot 28.01.2012 chris)

Adlige Sorgen mit den Klassenkameraden

Neben den Sorgen um die vielen Möchtegern-Adligen muss sich der Adelsnachwuchs mit den Vorurteilen der Klassenkameraden herumschlagen.

Wie das Hamburger Abendblatt in seinem distanzlos netten, aber leider kostenpflichtigen Artikel über eine Feier der Vereinigung des Adels in Hamburg und Schleswig-Holstein schreibt, werden den jungen Von und Zus Fragen wie „Lebt ihr auf einem Schloss?“ oder „Habt ihr einen Helikopter?“ gestellt. Da muss sich erst einmal eine Antwort finden.

Die netten Seiten des adligen Lebens:
Presented by DIE WELT

Nun aber Schluss mit den Sorgen. Adlig sein kann auch schön sein. Zumindest in Hamburg. DIE WELT berichtet regelmäßig in der Rubrik „Wo trifft man Sie?“ darüber, welche Stadtteile die Hanseatinnen und Hanseaten mit meist langen und umständlichen Namen bevorzugen, in welchen Läden sie was kaufen und wo sie am liebsten ihren Latte Macchiato trinken, bzw. zum Brunch einkehren.

Es kann so schön sein, das Leben zwischen Läden am Neuen Wall, an den Großen Bleichen und am Mittelweg,  zwischen Wohnungen in der Hafencity, Eppendorf und Nienstedten. Angesichts der vielen Sorgen, die sie umtreiben, sei den Deutschen Adligen dieser kleine Luxus gegönnt.