Man soll nie nie sagen, aber…

Abschiedsblick aus dem Fenster (foto: zoom)

Wir hatte lange hin und her überlegt, wie wir nach Cambridge reisen wollten und uns letztendlich für den Flug von Dortmund nach Stansted entschieden.

Fliegen ist für mich eine der unangenehmsten Arten des Reisens. Auch im Nachhinein hat sich diese Einschätzung nicht geändert. Die ökologischen Überlegungen sind dabei noch ausgeklammert.

Der Rückflug selbst hat gestern weniger als 60 Minuten gedauert, aber der komplette Rückweg inklusive An- und Abreise zu und von den Flughäfen betrug acht Stunden. Die Abfertigung bei Passkontrolle, Zoll und Boarding zog sich wie Gummi, unendlich schienen die labyrinthartigen Wege durch den Flughafen.

Self-inflicted pain – selber schuld.

Vielleicht nicht mit diesem Rad (foto: zoom)

Als ich noch in Hamburg lebte und die Fähre nach Harwich an den Landungsbrücken ablegte, begann der Urlaub, sobald ich mit dem Fahrrad nachmittags an meiner Wohnung losfuhr. Übernachtung auf dem Schiff, 12 Uhr mittags in Harwich, und weiter mit dem Rad nach Cambridge. Ich trauere diesen Zeiten wirklich nach.

Heute müssten wir aus dem Sauerland mit dem Rad nach Hoek van Holland anreisen und dort die Fähre nach Harwich nehmen. Das würde ein paar Tage dauern. Der Urlaub begänne an der Haustür, man bräuchte allerdings mehr Zeit.

Für mich immer noch die beste Art der Fortbewegung (foto: zoom)

Das nächste Mal werden wir versuchen, mit dem Zug nach Cambridge zu fahren. Ab Köln sollte das ziemlich fix gehen.

Fliegen? Lieber nicht.

Rückblick: Der Lotse geht an Bord der Englandfähre

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Das Lotsenboot nähert sich der Englandfähre 1979 (archiv: chris)

Wir berichteten hier im Blog über die vor einigen Jahren eingestellte Fährverbindung zwischen Harwich und Hamburg.

Als es diese Schiffsroute von England nach Hamburg und wieder zurück noch gab, stieg regelmäßig bei Brunsbüttel ein Lotse zu.

Dieser erfahrene Kenner der Elbe half, das Passagierschiff sicher an seinen Anleger an den St. Pauli Landungsbrücken zu bringen.

Rückblick: Fährverbindung Hamburg – Harwich

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Aufnahme vom Deck des Fährschiffs aus Harwich: Hamburger Landungsbrücken während der Feierlichkeiten zum 800. Hafengeburtstag im Sommer 1989 (fotos: chris)

1989: Blick vom Deck der „England-Fähre“ auf die Landungsbrücken, auf die Jugendherberge, Bismarck, den Fernsehturm, den alten Elbtunnel und das Hotel Hafen Hamburg.  Regelmäßig  verkehren die Schiffe der Reederei DFDS zwischen der Hansestadt Hamburg und der englischen Hafenstadt Harwich. Die Fährverbindung  ist eine Institution.  Die Fahrt dauert 22 Stunden, der Reisende verbringt somit fast einen Tag und eine Nacht auf See.

Das Schiff verfügt über Mehrbettkabinen unterhalb der Wasserlinie (günstig, aber nur für klaustrophobie – freie Seefahrer geeignet), Innen- und Außenkabinen mit zwei oder vier Betten und ganz oben befindet sich ein Raum mit Flugzeugsesseln. Letztere verursachen die geringsten Kosten, erlauben aber nur den sehr erschöpften Reisenden eine Portion Schlaf. Es ist kein Traumschiff, dennoch ähnelt diese Reise einer kleinen Kreuzfahrt.

Diese Schiffsreise bietet viel Zeit zum Reden, Lesen, Lachen, Denken und bei ruhiger See auch zum Essen und Trinken. Es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die selbst bei starkem Wellengang noch richtig zulangen können. Ja, die gibt es.

Am schönsten ist die Fahrt auf der Elbe

Von Harwich kommend fahren die ‚Admiral of Scandinavia‘ oder die ‚Prinz Hamlet‘ mehr oder weniger gemächlich über die Nordsee. Rund vier Stunden vor der Ankunft in Hamburg erreicht die Fähre bei Cuxhaven die Elbe. Das raue Meer verlassend, tuckert das Schiff nun den Fluss hinauf, an Deichen, Schafen, Kernkraftwerken, Dörfern, Höfen und Apfelplantagen vorbei.

Die Einfahrt nach Hamburg ist stets spektakulär. Vom Deck aus blicken die Reisenden auf Blankenese,  Teufelsbrück, Övelgönne und den Hafen. Vom Fischmarkt  fährt der Ankömmling an den bunten Häusern der Hafenstraße vorbei und abschließend dreht das große Schiff langsam auf der Elbe um an den Landungsbrücken anzulegen. Es bleibt genügend Zeit für Fotos.

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England-Fähre legt an den St. Pauli - Landungsbrücken an

Das Ende des langsamen Reisens

Diese kleine Kreuzfahrt war ein Erlebnis, und die Welt berichtete 2002 wehmütig vom Ende einer Institution: Die Kosten wären zu hoch, die Fahrgastzahlen zu niedrig. Die Linie DFDS sparte die Fahrt durch die Elbe ein und verlegte den Anleger nach Cuxhaven.

Das Jahr 2005 markierte endgültig das Ende der Strecke Cuxhaven – Harwich. Die Verbindung wurde eingestellt und damit verschwand die letzte Fährverbindung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien. Grund war, so der Spiegel,  die Konkurrenz durch Billigfluglinien. Das langsame Reisen passte einfach nicht mehr in unsere beschleunigte Zeit.