Wie überwintern die Weinbergschnecken eigentlich?

Die Sonne scheint, es ist noch feucht vom Regen in der Nacht. Die Weinbergschnecken kommen aus ihren Verstecken. (foto: zoom)

Endlich hat der Regen aufgehört. Die Sonne scheint. Ich zupfe Grünzeug aus den Ritzen zwischen den Platten auf dem Balkon. „Du hast Besuch!“, mein Nachbar zeigt auf eine Weinbergschnecke, die sich den Weg hinauf raspelt.

„Weißt du, dass das Zwitter sind?“, rufe ich voller Begeisterung. „Den Liebespfeil mussten wir im zoologischen Praktikum herauspräparieren.“

Weinbergschnecken sind Zwitter, das heißt, jedes Tier produziert männliche und weibliche Keimzellen. Die Schnecken können sich jedoch nicht selbst befruchten. Es kommt vielmehr zu einem Liebesspiel zwischen zwei Tieren, bei dem sich beide Schnecken – Fuß an Fuß – gemeinsam aufrichten und sich gegenseitig etwa elf Millimeter lange so genannte Liebespfeile in ihre Körper treiben, die, mit einem stimulierenden Sekret bedeckt, den Paarungserfolg steigern. Gleichzeitig erfolgt die nicht immer wechselseitige Begattung.

Der Nachbar ist wenig beeindruckt. Ihn treibt eine andere Frage um: „Wie überwintern die Viecher eigentlich?“

„Ja, ähhh… erwischt. Da gucke ich noch mal genauer nach.“

Also hier kommt die Auflösung:

Den Winter verbringen die Weinbergschnecken in einer Kältestarre. Nachdem sie sich einen Nahrungsvorrat angefressen haben, verkriechen sie sich in der Erde und ziehen sich in ihr Gehäuse zurück. Die Schalenöffnung verschließt die Schnecke mit einem Kalkdeckel, der im Frühjahr beim Ausschlüpfen wieder abgestoßen wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Weinbergschnecke

Eigentlich sind Weinbergschnecken als wärmeliebende Art in Mittel- und Südeuropa zuhause. Die Art gilt bei uns als Kulturfolger. Durch Verschleppung sind sie auch auf kalkärmeren Böden zu finden. Die Tiere können in der Natur fünf bis acht Jahre alt werden, in Gefangenschaft bis zu 30 Jahren (Kosmos Tierführer, 1996, S. 248).

Zu Speisezwecken werden sie schon seit der Römerzeit genutzt. Helix pomatia, so der wissenschaftliche Name, wird fast ausschließlich im Freiland gesammelt, da eine Massenzucht bislang nicht gelungen ist (ebda.).

Glücklicherweise lebe ich vegetarisch und teile mir mit den Schnecken das essbare Grünzeug im Garten. Wir leben in friedlicher Koexistenz.

Sonntagsbild: Stairway to Heaven oder Bedürfnisanstalt?

Wohin führen diese Stufen? (foto: zoom)

Die Stufen sind ganz hübsch anzuschauen. Sie führen hinauf in die Altstadt von Marburg. Wir haben sie statt des Aufzugs genutzt, um an der frischen Luft zu bleiben.

Frische Luft? Der Aufgang roch stellenweise recht streng nach Urin, ein scharfer Kontrast zur LGBTQIA+-Treppe. Das Aroma hat wahrscheinlich folgendes Graffito im selben Treppenaufgang oder Abgang – die Richtung bestimmt den Begriff – inspiriert:

Entschuldige, deine Toilette ist in einem anderen Schloss (foto: zoom)

Ein paar hundert Meter weiter kann man/frau es sich auf der Unisex-Toilette des Cafés Roter Stern neben der Buchhandlung gemütlich machen und sich nebenbei politisch bilden. Ach diese Sticker-Kultur!

„great place to make a wish“ (foto: zoom)

Einen schönen Sonntag wünsche ich noch. Möge euch der Regen verschonen. Meine Blumen brauchen ihn allerdings.

Bloggen in den Ferien? Es ist einfach zu viel los.

Auf dem Weg zum LWL-Museum für Naturkunde am Aasee in Münster (foto: zoom)

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in der Urlaubszeit etwas mehr und konzentrierter zu bloggen. Aber leider macht mir das Leben einen Strich durch die Rechnung: es passieren zu viele interessante Dinge, so dass mir kaum Zeit bleibt, das Blog zu betreuen, geschweige denn Artikel zu schreiben. Der Stoff ist da, aber die Zeit ist knapp.

Die Bücher, die ich gerade lese – keine Muße für eine Rezension. Museen und Austellungen, gelungene, mittelmäßige und schlechte – wo bleiben die Stunden für einen Artikel? Der Wald im Sauerlandmuseum, die Kanzler*innen-Karikaturen im Hallenberger Kump, die Klimakrise im Naturkundemuseum Münster, Radtouren, Bahnfahrten, Spaziergänge und was beim Reisen selbst – der Weg ist das Ziel – noch geschieht, bleibt vorerst ungeschrieben.

Wenn nichts passieren würde, hätte ich Zeit zum Schreiben.

Weitere Litanei erspare ich euch. Den ein oder anderen Satz hinterlasse ich im Fedivers bei Mastodon, aber auch dort immer weniger.

Irgendwann ist der schönste Urlaub zuende. Bis dahin…

Der Rest vom #FensterFreitag

Die Brüder Grimm als Wandbild auf einer Hausfassade (foto: zoom)

Wahlen in Spanien, Waldbrände auf Rhodos und Friedrich Merz reicht der AfD die Hand – ich habe schlechte Laune.

Das Bild habe ich vor ein paar Tagen für den #FensterFreitag auf Mastodon in Kassel aufgenommen. Es zeigt auf einem überdimensionalen Wandbild die Brüder Grimm.

Was haben die Grimms mit Kassel zu tun?

Jacob und Wilhelm zogen 1798 nach Kassel. Hier besuchten sie das Gymnasium, das damals „Lyceum Fridericianum“ hieß. Die Mutter und die übrigen vier Geschwister blieben in Steinau. Nach dem Ende ihrer Schulzeit gingen Jacob und Wilhelm nach Marburg, um dort Rechtswissenschaft zu studieren.

In Marburg begannen sich Jacob und Wilhelm für die deutsche Sprache und Literatur zu interessieren. Sie wohnten zusammen in einem Haus in der Barfüßerstraße, das heute noch steht. 1806 kehrten sie nach Kassel zurück.

http://www.grimms.de/de/content/wer-waren-die-br%C3%BCder-grimm

Alles weitere auf der oben verlinkten Seite der Brüder Grimm-Gesellschaft.

Was haben Jacob und Wilhelm Grimm mit meiner schlechten Laune zu tun? Eigentlich nichts. Ich versuche mich nur ein wenig abzulenken, indem ich Bilder aus der vergangenen Woche sortiere.

Mal schauen, wie die Welt morgen aussieht.

Mit dem schlechtesten Objektiv auf Vogeljagd

Es ist dann doch nicht der Rotmilan geworden. (foto: zoom)

Gestern habe ich mich durch die Blogs und Websites geklickt, um zu lernen, wie man am besten Vögel fotografiert. Ich möchte auch mal einen Eisvogel präsentieren können.

Der erste Gedanke war, dass ich mir stante pede ein schönes neues Teleobjektiv kaufen sollte. Der zweite Gedanke lautete: Quatsch! Erreiche doch erst einmal die Grenzen deiner momentanen Ausrüstung! Deine Hardware kann schon heute zehn Mal mehr als du selbst.

Also habe ich in der Fotokiste gekramt, ein altes Tamron 18 – 200 mm gefunden und auf die Kamera geschraubt. Die Verschlusszeit habe ich auf 1/500 vorgewählt, die Brennweite bei 200 mm, Blende offen und ISO, wie das Rauschen kommt. Schluss mit dem Materialfetischismus!

Das Wetter war schlecht, meine Erwartungen niedrig, aber letztendlich hat das Fotografieren Spaß gemacht, obwohl sich weder Eisvogel noch Rotmilan, geschweige denn eine Blau- oder Kohlmeise, sehen ließen.

Am Ende des Spaziergangs kam ich mit einem Schmetterlingsfoto nach Hause: Grünader-Weißling – Pieris napi, Imago. Das Geschlecht kenne ich nicht. Sie oder er hockt auf einem Wald-Storchschnabel. Der ist momentan überall zu sehen.

Die Vögel werde ich auch noch finden.

Damit habe ich nicht gerechnet: FCK NZS aus dem Kaugummiautomaten

Sieht aus wie die Vierlingsausgabe eine Kaugummiautomaten meiner Kindheit (foto: zoom)

Manchmal entdecke ich auf meinen Bildern Details, die mir bei der Aufnahme des Fotos nicht aufgefallen sind, weil ich etwas völlig anderes im Sinn hatte. Ein vierfacher Kaugummi-Automat in Rosarot – Barbie und Ken lassen grüßen.

Schnell das Smartphone gezückt, ein hastiger Druck auf die Kamera-App und dann schnell die Gruppe einholen.

Gerade habe ich mir das pixelige Bild genauer angeschaut. Was kann man sich wirklich für einen Euro aus der Maschine drehen? Keine Kaugummis, sondern Buttons („Kassel ist schön“), Perlenarmbänder, Stickies und noch mal einen Button: FCK NZS.

Dabei hatte ich gestern ein paar Euro-Münzen in der Hosentasche. Ich hätte mir also etwas Passendes aussuchen können. Nun gut lieber Automat, ich weiß, wo du stehst. Ich komme wieder.

Abschied… und was ich noch vergessen hatte

Auf dem Nachhauseweg… (foto: zoom)

Ein paar Tage auf der Insel, ein verpixeltes Bild vom letzten Abend in Cambridge mit indisch-scharfen – nur nichts anmerken lassen – Gerichten.

Eine weitere Beobachtung hatte ich im letzten Beitrag vergessen: die Anzahl der Essenslieferant*innen auf zwei Rädern hat sich seit meinem letzten Besuch exponentiell vermehrt. Der Großteil der Lieferfahrzeuge sind dabei E-Bikes (also Mopeds ähnlich), die fast unhörbar und abends meist unbeleuchtet, durch die Straßen sausen. Ein riesiger Bienenschwarm. Schlecht bezahlt, immer unter Druck.

Viele Menschen lassen sich selbst kleinere Einkäufe, wie bspw. eine Tüte Milch, nach Hause liefern, statt selbst ein paar Schritte um die nächste Ecke zu gehen.

Gewöhnungsbedürftig, aber auch bei uns zu erwarten. Die Folgen? Demnächst auch in ihrem Theater.

Später mehr.

Mein Tag in vier Bildern

Im Garten frühstücken (fotos: zoom)

Der Tag beginnt. Noch steht der Gartenzwerg im Schatten. Ich liebe wilde englische Gärten.

Nach dem Frühstück mit heißem Kaffee und kaltem Müsli geht es hinunter zum Freibad Jesus Green Lido, gleich neben der Cam. Das Bad hatte fast einhundert Jahre Zeit, um in Würde zu altern. Ich liebe die 100 Yard langen Bahnen.

Nach dem Schwimmen auf der Bank ruhen und das Foto machen…

Eigentlich wollte ich nur 1000 Meter schwimmen, aber irgendwie ist mir die Berechnung der dafür nötigen Zahl an Bahnen entglitten. Statt 5,5 Doppelbahnen bin ich 11 mal 2 Bahnen geschwommen. Das sind 22*100 Yard und damit bin ich nach knapp über 2000 Metern aus dem Wasser gestiegen. Es lag also weder an den vielen Blättern im Wasser, noch an den Wellen, dass mir die tausend Meter in Cambridge länger vorkamen als in Siedlinghausen.

Nach dem Schwimmen ging es ab in die Stadt, und ich versichere euch: Die Innenstadt von Cambridge ist voller Menschen, Fahrräder, PKW und Autobussen. Das Bild gibt die Dramatik leider nicht wieder.

Hier ist alles noch entspannt.

Ich bin schnell in die Wiesen der Cam entflohen. Das meiste Land scheint den Colleges zu gehören. Sie sind eine eigene, mächtige Industrie, eine Wissensvermittlungsmaschine mit Distinktion, die man bezahlen muss.

Die Meadows mit grasenden Kühen.

Hat sich Cambridge in den letzten Jahren oder Jahrzehnten verändert? Was ich erinnere ist, dass der Zugang zum Gelände der Colleges nichts kostete. Heute muss man für jeden Zutritt mindestens eine handvoll Pfund zahlen.

Die Erinnerung kann mir niemand nehmen, also behalte ich sie für umsonst. Von Jahr zu Jahr scheint sich die Zahl der Menschen, insbesondere der Student*innen zu vergrößeren. Chines*innen, Spanier*innen, Italiener*innen … Das Sprachgewirr ist groß, der öffentliche Platz in der Innenstadt ist klein.

Öffentliche Parks, Friedhöfe und der Swimming Pool bieten aber immer noch Raum für die kleinen Fluchten aus der alltäglichen Hektik

Verlängerung: Pausenbild II

Blick vom Ruhrbalkon in Fröndenberg ruhrabwärts (foto: zoom)

Die Blogpause geht in die Verlängerung. Es ist einfach zu viel los, die Gedanken schwirren herum, das Leben da draußen, jenseits der sozialen Medien, verlangt meine Aufmerksamkeit.

Ein paar aktuelle Beiträge bleiben ungeschrieben. Das lässt sich leider nicht ändern.

Kein Grund übrigens zur Sorge. Mir geht es gut. Außerdem wird das Wetter schlechter. Dann ist das Freibad nicht mehr voller Menschen, und man kann in Ruhe ein paar Bahnen schwimmen. Purer Egoismus im antizyklischen Lebensrhythmus.

Bis bald.