Zwischen Dinslaken und Voerde: Nette Weihnachtsgrüße im und aus dem Wohnungswald. Danke :-)

Aus der Hüfte geknippst: beim Joggen im Wohnungswald. (foto: zoom)
Aus der Hüfte geknippst: beim Joggen im Wohnungswald. (foto: zoom)

Der Wohnungswald zwischen Dinslaken und Voerde am Niederrhein beherbergt auf einem Hektar Waldfläche zu jeder beliebigen Zeit im Jahr mehr Joggerinnen und Jogger als die Gesamtheit der Fichtenwälder Winterbergs, Olsbergs, und Hallenbergs im Hochsauerland im späten Mai.

Weihnachtsbäume im Wohnungswald.
Weihnachtsbäume im Wohnungswald.

Aus der Diaspora kommend machen mich diese gefühlten Massenaufläufe von sportsüchtigen Städtern stets nervös, wobei  dieses Unwohlsein nach kurzer Aufwärmphase einem heimeligen Gefühl weicht.

Ist doch schön, anonym in der Masse zu schwimmen. Na ja – zu joggen.

Die Wohnungswaldjogger sind auch gar nicht so kalt und abweisend, wie ich vermutet habe, jedenfalls nicht zur Weihnachtszeit.

Liebe Grüße der Läuferinnen und Läufer aus dem Wohnungswald.
Liebe Grüße der Läuferinnen und Läufer aus dem Wohnungswald.

Ich finde es toll, auf dem Weg zum Rhein laufend von Ursel, Heinz, Sabine und all den anderen gegrüßt zu werden. Ehrlich! Nächstes Jahr versuche ich, erneut vorbeizukommen –  vorbeizulaufen 😉

Cafe Lueg

Es ist spät am Abend. Gestern habe ich meine Eltern in Dinslaken besucht. Vorher jedoch bin ich, wie in letzter Zeit immer häufiger, durch die Einkaufsstraßen meiner alten Heimatstadt geschlendert und habe einen Milchkaffee bei Cafe Lueg getrunken.

Diese Streifzüge haben mit großer Wahrscheinlichkeit ihre Ursache im Alterungsprozess. Meinen Vater hat es zeitweise auch immer wieder nach Gelsenkirchen gezogen. Gut so. Da habe ich dann auch etwas von gelernt. Das ist aber nicht mein Thema, sondern Cafe Lueg. Das „e“ in Lueg ist ein Dehnungs-„e“. Bitte also „Luhg“ aussprechen.

Cafe Lueg befindet sich heute in der Duisburger Straße:

Cafe Lueg in der Duisburger Straße
Cafe Lueg in der Duisburger Straße

Früher befand sich das Cafe in der Neustraße. Die Irrwege wie es zum Umzug kam lasse ich aus. Das kann jemand anderes erzählen. Das Cafe Lueg in der Neustraße wurde im Volksmund mit halb verunglückter Ironie „Cafe Lügen“ genannt.

Es war der Platz, an und in dem ich viele meiner Freistunden verbrachte. Und dann waren da noch die anderen Schülerinnen und Schüler, die bei Cafe Lueg ihre Auszeiten nahmen.

Wir saßen in großen Trauben um kleine Tische herum und diskutierten über die Fragen der Zeit. Ich erinnere mich noch an monatelange Diskussionen über Sinn und Nutzen der Atomkraft. Es waren alle Positionen vertreten. Paul (was macht der eigentlich heute) spielte oder war der Advocatus diaboli: „Pro!!!“ – „Ich als Physiker, meine … !“

Damals habe ich gelernt, dass Streiten Spaß macht und es kein persönlicher Angriff ist, wenn jemand eine entgegengesetzte Meinung hat.

Bei Cafe Lueg hingen viele Zeitungen an vielen Haken. Ich habe nur noch „Die Zeit“ in Erinnerung , die damals einen linksliberalen Schwenk vollzogen hatte und äußerst informativ war (dann kam irgendwann leider das Gesülze von Theo Sommer, aber das ist wieder ein anderes Thema).

Es waren gute und schlechte Zeiten, aber wir haben solcherart gelernt.

Das Schöne am Cafe Lueg in der Duisburger Straße ist immer noch: Es hängen viele Zeitungen an vielen Haken.

Lesen im Cafe Lueg
Lesen im Cafe Lueg

Gesehen und angeschaut habe ich: WAZ, NRZ, RP, SZ, FAZ, Rheinischer Merkur, Die Zeit.

Ich habe festgestellt, dass die NRZ nicht mehr „Neue Ruhr Zeitung“, sondern „Neue Rhein Zeitung“ heißt.

Alles andere erzähle ich bei späterer Gelegenheit, denn es ist der 24. Dezember und ich sollte im Bett liegen und das neues Buch von John le Carré (hoho: Weihnachtsgeschenk!) lesen: A most wanted man.

Aber das ist ein anderes Thema.

Bildung nur noch gegen Cash?!

Als ich heute morgen mit dem Auto Richtung Dinslaken

Die Neustraße in Dinslaken am Sonntag
Die Neustraße in Dinslaken am Sonntag

donnerte, begeisterte mich ab 11.05 auf WDR5 ein gut gemachtes Feature:

„In Düsseldorf erteilt ein Unternehmen Englisch-Unterricht per Telefon und Internet. Deren Lehrkräfte sitzen in den USA, in Kanada und im Billiglohnland Philippinen. In Bad Honnef kaufen deutsche Finanzinvestoren eine private Fachhochschule. Sie vermarktet weltweit Studiengänge für Hotel-, Luftverkehrs- und Eventmanagement. Von Gelsenkirchen aus steuert die Schülerhilfe GmbH rund 1.100 private Nachhilfe-Schulen. Die Nachhilfe ist als Franchise-System organisiert, wie bei McDonald’s oder den Kamps-Bäckereien. Auch in Nordrhein-Westfalen sind private Bildungsanbieter auf dem Vormarsch. Ihr Ziel: Rendite. Ihr Kalkül: Das öffentliche Bildungswesen ist unterfinanziert und wird den Anforderungen der Zukunft nicht gerecht. Also beste Aussichten für kommerzielle Anbieter. Gibt es hochwertige Bildung bald nur noch gegen Cash? Welche Chancen und Risiken sind damit verbunden? Das fragen wir Investoren und Wissenschaftler. Wir besuchen private Bildungseinrichtungen und sprechen mit Studierenden, Schülern und Eltern…“

Lest(Pdf-Datei)!

Und Dinslaken ist doch schön…

Auch so kann man einen Sonntag in Götterswickerham verbringen. Zugegebenermaßen gehört der Ort inzwischen zu Voerde, aber für die radelnde DinslakenerIn ist das immer noch eines der schönsten Ziele für einen Sonntagsausflug.

Herbstfarben am alten Vater Rhein:

Das Ausflugslokal "Arche" am Rhein in Götterwickerham
Die Arche am Rhein

und ein idyllisches Kohlekraftwerk, der Himmel strahlend blau.

Das Kohlekraftwerk Möllen
Das Kohlekraftwerk am Rhein

Erinnert sich noch irgendjemand an „SMOG“, ein Film von Wolfgang Menge (1973)? Der Film zeigt vier aufeinanderfolgende Tage in einer Art Semidokumentation und wurde in Duisburg gedreht. Der Dreck in der Luft war echt. Schau ich mir den Film heute an, dann merke ich, wieviel sich gebessert hat. Ausgestrahlt wurde der Film zu einer Zeit als die Autos zwar sonntags stehen bleiben mußten, dies aber nur wegen der Ölkrise und nicht wegen der schlechten Luft. Umweltverschmutzung existierte als Problem nicht im Bewußtsein der Allgemeinheit. Viele Flüsse waren damals reine Kloaken. In den industriellen Ballungszentren herrschte eine Luftverschmutzung, die wir heutzutage unter den Straftatbestand der schweren Körperverletzung stellen würden.

Das alte Hallenbad Dinslaken verschwindet

Nach dem Freibad verschwindet nun auch das alte Hallenbad am Volkspark in Dinslaken.

Der Eingang zum Hallenbad in Dinslaken
Der Eingang zum Hallenbad in Dinslaken

Dem Schwimmbecken weine ich keine Träne nach: Zu klein, das Wasser zu unruhig und immer stark gechlort. Vermisst habe ich schon lange das Freibad. In dem wunderbaren 50m Überlaufbecken hatte ich den überschüssigen Zorn meiner Jugendjahre in tägliche 1000m Schwimmlagen umgewandelt. Doch was kommt nun?

Ein bisschen Dinslaken

Eigentlich wollten wir eine ganze Fotostrecke über Dinslaken machen, aber dann fielen diese guten Vorsätze den Verwandtenbesuchen zum Opfer.

Abends wummerten lockend die Bässe der DIN-Tage aus der Kernstadt in die Wohnsiedlung am Bassfeldshof. Doch wir mussten zurück ins Sauerland. Bei Lukas Heinser wird die Festivität gebührend beachtet.

Größere Kuchenmengen lassen sich im Freibad Hiesfeld abtrainieren. Das ist nicht mehr „Das Alte“ mit 50-Meter Becken und Sprungturm, hat aber einen Vorteil gegenüber dem Freibad am Volkspark: Es existiert noch! Ich habe das Bad nicht fotografiert, um die vielen übergewichtigen Menschen, die sich dort zum Schwimmen und Bräunen aufhielten, nicht bloßzustellen. Hätte ich aber doch mal machen sollen, denn im Internet existiert keine vernünftige Site über das Freibad.

Von der Brücke über den Rotbach sieht man nahe dem Freibad die Hiesfelder Mühle:

Die Hiesfelder Mühle

Es gibt aber noch andere schöne Bauwerke wie den Plus-Markt am Bassfeldshof:

Der Plus Markt am Bassfeldshof
Der Plus Markt am Bassfeldshof

Vom 60+ Ufer des Niederrheins, wo sich Möllen und Götterwickerham überlappen, hatten wir einen schönen Blick auf die andere Rheinseite:

Die westliche Rheinseite von Götterswickerham aus gesehen.

Zwei Kugel Eis mit Sahne kosteten im Gartenrestaurant „Rheinwacht“ 3,50 Euro. Ein Weizenbier hätte, ja hätte, 3,80 Euro gekostet.