„Den bisherigen Erfahrungen entsprechend muß damit gerechnet werden, daß das Standesamt Niederhagen jährlich mindestens etwa 800 Sterbefälle – im Jahre 1942 = 884 Fälle – zu beurkunden hat.“
Das schrieb der Bürgermeister von Büren am 4.3.1943 über den Landrat an den Regierungspräsidenten in Minden. Das „Standesamt Niederhagen“ war zum 1.1.1943 ausschließlich für die Gefangenen des „Konzentrationslagers Niederhagen“ in Wewelsburg bei Paderborn eingerichtet worden, wo seit November 1942 die Toten im extra gebauten lagereigenen Krematorium verbrannt wurden [2] (vorher in Dortmund, Bielefeld, Bochum und Berlin [3]).
Warum schrieb Bürens Bürgermeister von „jährlich mindestens etwa 800 Sterbefälle – im Jahre 1942 = 884 Fälle“?
Die Teilnehmer werden geschichtsträchtige Orte wie die Wewelsburg bei Paderborn und das Sauerland-Museum in Arnsberg besuchen und die Vergangenheit und die Gegenwart des jüdischen Lebens im Sauerland unter die Lupe nehmen.
In diesem Zusammenhang werden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch mit den Themen Rechtsextremismus und Diskriminierung beschäftigen. Dabei wird der Spaßfaktor wird natürlich nicht zu kurz kommen. Bei Outdoorspielen, im Escaperoom oder bei einem geplanten Lagerfeuer können sich die Jugendlichen austauschen und anfreunden.
Übernachtet wird in der Jugendherberge direkt am Sorpesee. Die Teilnahme am Ferienprogramm kostet 220 Euro pro Person: Essen, Trinken und alle Aktionen inklusive. Anmeldung und weitere Informationen unter Jugendfoerderung@hochsauerlandkreis.de, Telefon: 0291/945949 oder www.young-hsk.de.
Am 24. Dezember 1926 geboren, wuchs Günter Ransenberg als drittes von sechs Kindern im kleinen sauerländischen Dorf Wennemen bei Meschede auf. Sein Vater Jakob musste den eigenen Metzgereibetrieb aufgrund der judenfeindlichen Nürnberger Rassegesetze aufgeben.
Am 15. April 1942 wurde der gerade fünfzehnjährige Günter im Konzentrationslager Niederhagen in Wewelsburg getötet. „Erhängen auf Anordnung des Reichsführers-SS” heißt es im Sterbebuch.
Günter war eigens zur Hinrichtung nach Wewelsburg gebracht worden. Sein „Verbrechen”?
Bereits als 14-jähriger begann Günter bei einem Tiefbauunternehmen zu arbeiten – der Schulbesuch war jüdischen Kindern seit 1938 untersagt. Günter musste den gelben Stern tragen, der ihn überall als Juden, Staatenlosen und Menschen ohne Rechte brandmarkte.
Anfang März 1942 arbeitete Günter „in einer Arbeitskolonne im Eisenbahnoberbau in der Nähe von Bestwig im Sauerland. In einer Frühstückspause warf er anscheinend in einer Gruppe von etwa gleichaltrigen Arbeitskollegen mit Schneebällen auf vorübergehende Mädchen.”*
Ein kleiner Vorfall, nicht jedoch während der Nazi-Diktatur: noch am gleichen Tag wurde Günter durch die Gestapo verhaftet und anschließend zur Hinrichtung nach Wewelsburg gebracht. Harmlose Schneeballwürfe waren in der Zeit eifriger Gestapo-, SS-Verbrecher eine „Rassenschande”, wenn dabei sogenannte „arische” Mädchen getroffen wurden.
Zwei Wochen nach Günters gewaltsamer Ermordung starb die Mutter an „Herzversagen“. Das Grab von Sohn und Mutter befindet sich auf dem kleinen Friedhof in Wennemen.
Vater Ransenberg wurde wenige Wochen später mit den drei jüngeren Kindern nach Theresienstadt abtransportiert. Die Geburtsurkunden tragen den Vermerk: „Gestorben in Theresienstadt am 1. August 1942.“
Der älteste Sohn Rolf wanderte in die USA aus, der zweitgeborene Friedel überlebte die Nazi-Herrschaft trotz früher Einlieferung ins Konzentrationslager.
* Dr. Karl Hüser, Wewelsburg 1933-1945, Kult- und Terrorstätte der SS, Paderborn S. 26.
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