Man kann sich das Auswanderer-Museum auf der Veddel bei einem Hamburg Besuch ruhig einmal anschauen. Für drei Erwachsene plus Kind muss man mindestens, mit Vergünstigung, 34 Euro bezahlen, im Zweifel mehr.
Das Museum ist informativ, aber den Preis habe ich als zu hoch empfunden.
Drei Kleinigkeiten sind mir aufgefallen.
Mit Ausnahme der jüdischen Auswanderer, waren die meisten europäischen Emmigranten Menschen, die wir heute gemeinhin „Wirtschaftsflüchtlinge“ nennen würden.
Als Begriff für Menschen, die heute aus wirtschaftlichen Gründen beispielsweise nach Deutschland immigrieren wollen, benutzen wir abwertend den Begriff „Wirtschaftsasylanten“, Menschen, deren Asylantrag als nicht politisch angesehen wird. Wir implizieren, dass sie eigentlich kein Recht auf Asyl haben.
Eine üble Rabulistik, wenn man bedenkt, dass Wanderungsbewegungen und Emmigration überwiegend direkte oder indirekte (Krieg) wirtschaftliche Gründe haben und wir Deutschen aus keinen anderen Gründen uns das Recht und die Moral der „guten“ Auswanderung in die USA zugestehen.
An der Kasse berieten uns zwei aufgeschlossene junge Mitarbeiter des Museums, die offensichtlich (Namensschild) einen Migrationshintergrund hatten. Die Veddel, der Standort des Museums, ist im übrigen sehr stark von Immigration geprägt. Einer der Mitarbeiter, Deutscher, erzählte mir, wie sein Vater aus der Türkei nach Mannheim und dann nach Hamburg gekommen wäre und er selbst jetzt als Deutscher mit einer interessanten Familiengeschichte im Museum für Auswanderung arbeite.
Ich fragte ihn, ob es denn für die vielen interessanten Einwanderergeschichten nach Hamburg ebenfalls ein Museum gäbe.
Die Antwort: Gäbe es nicht, noch nicht mal ein Projekt in diese Richtung.
Bitte baut also auch ein Einwanderer-Museum, vielleicht als Erweiterung der BallinStadt. Dann würden die vielen Menschen, die aus aller Herren Länder nach Hamburg gekommen sind, Gesichter, Geschichten, Geschichte sowie Respekt bekommen.
Als letztes fiel mir eine kleine Kritzelei, ein Ausrufezeichen, auf einer Info-Tafel auf. Ich fragte und frage mich, was uns der Kritzler damit sagen will.
Eine vorläufige Antwort habe ich mir gegeben: der Kritzler ist ein übler Antisemit. Er berauscht sich an dem Bild der in Massen ankommenden osteuropäischen Juden. Und was tat diese jüdische Masse? Sie übernahm die Wohnungen der Deutschen, die wegen eines tragischen Schicksals aus der deutschen Stadt wegzogen.
Die Vorlage liefert aber leider der nicht minder üble Satz auf der Info-Tafel. Wer eine Vielzahl von Menschen als Masse bezeichnet, entmenschlicht sie und bereitet Angriffe auf die so geschaffenen „Nichtmenschen“ vor.
Der Angriff besteht in diesem Fall aus einem daneben gekritzelten Ausrufezeichen.