Umleitung: Medien, WEB 2.0, Kreative, Krise, schlappe Waden und Kirmes

Medien I: Digitaler Kulturkampf … nzz

Medien II: Wenn der Abmahner zweimal klingelt … Stefan Niggemeier

Medien III: Springer will Online kassieren … FAZ

Kreative Selbstausbeutung: Bochum vs. Berlin … ruhrbarone

Wirtschaftskrise: Bankenretter im Zwielicht … freitag

schlappe Waden: Elektro-Fahrräder in Winterberg … winterberg

Winterberg feiert: Kirmes eröffnet … wpWinterberg

Kommunalwahlen 2009. Zum Beispiel Winterberg: keine Trennschärfe

Alles im Rahmen:  Amtsinhaber Werner Eickler
Trotz Licht und Schatten alles im Rahmen: Amtsinhaber Werner Eickler

Jetzt hängen sie wieder an den Masten, sauber, ordentlich und unerreichbar hoch für spontane oder geplante Verfremdungsaktionen wie sie in größeren Städten ab und an üblich sind.

Ich wollte mich dieses Jahr ganz besonders um die Kommunalwahlen vor Ort kümmern, mich den Details und den großen Linien widmen. Es geht nicht. Ich scheitere schon am den Wahlkampfmaterialien. Um das zu erklären, schiebe ich noch eben das Plakat des Herausforderers für das Bürgermeisteramt der Stadt Winterberg ein:

Will er wirklich Bürgermeister werden? Der Herausforderer: Richard Gamm
Will er wirklich Bürgermeister werden? Der Herausforderer: Richard Gamm

Der eine sagt: „Weiter. In guten Händern„, der andere „Kompetenz durch Erfahrung„. Was jetzt?

Ich habe mal herum gefragt und am interessantesten fand ich folgende sinngemäße Aussage: Bin überhaupt nicht CDU, aber warum soll ich den Eickeler nicht wieder wählen. Der Mann hat keine großen Fehler gemacht. Wenn er Schwächen hat, werden die durch ein gutes Team aufgefangen.

Kürzlich lag ein  Flyer der SPD Winterberg(pdf) in meinem Briefkasten. Der Bürgermeisterkandidat, der Herausforderer, Richard Gamm stellt sich vor:

1. Seite: Bild, Slogan und Internet-Adresse.

2. Seite: Zur Person

3. Seite: Engagement in Vereinen und Verbänden

4. Seite: Buntgemischtes

5. Seite: Politische Aktivitäten (Rat, Ausschüsse etc.)

6. Seite, obere Hälfte:

„Für Winterberg kann ich ein guter Bürgermeister sein …

  • weil ich gut zuhören kann
  • weil ich kooperativ und teamfähig bin
  • weil ich lamgjährige kommunalpolitische Erfahrungen habe
  • weil ich Kompetenz und Erfahrung aufgrund meiner vielfältigen Aktivitäten und Tätigkeiten besitze
  • weil ich beharrlich und ausdauernd Ziele verfolge.“

Das sind schon tolle Qualifikationen, für zum Beispiel den Kundenberater der Sparkasse. Der Amtsinhaber Werner Eickler wird nicht beunruhigt sein.

6. Seite, untere Hälfte:

„Meine politischen Ziele für Winterberg

  1. Erhalt und Ausbau der schulischen, touristischen, sportlichen, kulturellen und medizinischen Infrastruktur
  2. Schaffung von qualifizierten Ausbisldungs- und Arbeitsplätzen z.B. durch kostenlose Bereitstellung von Gewerbeflächen
  3. Gleiche Unterstützung aller Aktivitäten in der Kernstadt und den Dörfern
  4. Förderung junger Familien, die leerstehende Häuser besetzen erwerben
  5. Keine „Vermögensumwandlung“ im Sinne von Waldverkauf
  6. Keine Neuverschuldung

Das kann Werner Eickler auch fast alles locker unterschreiben und danach gut schlafen.

Ich aber möchte doch wissen, wie sich der Herausforderer vom Amtsinhaber unterscheidet, was er anders machen wird, was er für falsch hält an der Politik des amtierenden Bürgermeisters und der Mehrheitspartei CDU.

Es ist doch Wahlkampfzeit. Da sind die Menschen aufmerksamer, politischer.

Wo ist die Trennschärfe?

Das ist kein Wahlkampf, sondern Verwaltung von Opposition, die anscheinend keine ist. Kein Original, nicht originell. Schon verloren.

Zum Thema SPD-Niedergang: Das Ende der Ära Schröder … sprengsatz

… gründe einen Arbeitskreis.

Die Debatte kommt "vor Ort": Bald auch im Hochsauerland?
NachDenkSeiten – Die Debatte kommt „vor Ort“: Bald auch im Hochsauerland?

Nachdem ich vor Kurzem hier über die Absichten der NachdenkSeiten geschrieben hatte, Gesprächskreise für Leserinnen und Leser dieser großen politischen Website links von Andrea Nahles zu initieren, habe ich mich heute entschlossen, meine 5 Cent bei Helmut G. Schmidt einzuwerfen.

Wer weiß? Vielleicht bin ich der 1003. Leser, der sich aus dem Hochsauerland meldet oder der erste, zweite, dritte.

Es ist auf jeden Fall ein Experiment, das beweisen muss, ob eine lokale Debattenkultur entlang der NachDenkSeiten möglich ist. Ausgang ungewiss. Ich hege viele Zweifel.

Hotel Claassen: Versteigerung gescheitert

Die Versteigerung des Hotel Claassen in Winterberg, über die ich hier vor ein paar Tagen geschrieben habe, ist gescheitert:

„In Immobilien anlegen!“, das raten einem viele Experten angesichts der Krise. Warum dann nicht in ein Grundstück in bester Lage am Winterberger Waltenberg? Obwohl es 2 Mio. Euro wert sein soll und für 1 Mio. frei versteigert werden sollte, wollte das „Hotel Claassen“ gestern auf diesem Wege keiner haben. Dabei waren rund 250 Schaulustige gekommen. „Lass dich registrieren, Josef!“, raunte einer dem anderen augenzwinkernd zu. … weiter Westfalenpost

Aus den Details der Berichterstattung in der örtlichen Presse bin ich nicht klug geworden. Anscheinend soll, dem oben zitierten Artikel nach, der Betonklotz noch in diesem Jahr abgerissen werden. Aber das halte ich genauso wie alle weiteren Aussagen zum Thema Hotel Claassen für reine Spekulation.

Winterberg: Hotel Claassen – Hau weg den Sch…

Hotel Claassen Winterberg - ein häßlicher Quader aus Beton
Hotel Claassen Winterberg – ein häßlicher Quader aus Beton

Seit weit über zehn Jahren wohne ich in der Stadt Winterberg. Vom ersten Tag an ist mir der häßliche, leerstehende, nutzlose Betonklotz des ehemaligen Hotel Claassen am „Oberen Waltenberg“ aufgefallen.

Die Geschichten über das Hotel sind Legion: Bumms- und Clubhotel, Saufen, Vögeln, Cha, Cha, Cha … Beton kennt keine Scham.

Heute befriedigen die Kegelclubs et alii ihre Bedürfnisse in anderen Etablissements.

Die barocken Zeiten des Hotel Claassen sind endgültig vorbei.

Als ich vor zwölf Jahren nach Winterberg zog und diesen überlebten Steinhaufen sah, dachte ich bei mir, dass eine solche Bausünde nicht das nächste Jahr überleben würde können.

Naiv gedacht, denn auch Hässlich, Nutzlos und Leerstehend kann Privateigentum sein.

Die Touristenhochburg Winterberg hat es bislang nicht vermocht, den Quader zu beseitigen.

Jetzt soll das Hotel wieder einmal den Besitzer wechseln, so ein Bericht in der örtlichen Presse.

Am kommenden Freitag um 17 Uhr wird das Haus vielleicht versteigert. Mindestgebot eine Millionen Euro.

Wanderer kommst du nach Winterberg, gönne dir einen Augenblick vor dem Hotel Claassen. Vielleicht denkst du dann das Gleiche wie ich:

Hau weg den Schei…!

Winterberg: Leserladen der Westfalenpost wird Ende März geschlossen.

Aus für den WP-Leserladen
Das Aus für den WP-Leserladen kommt in wenigen Wochen

Die Bemerkung von Dr. Faust im Protestblog der Gewerkschaften (Hervorhebung von mir)

…Trotz aller Schließungen im redaktionellen und kaufmännischen Betrieb (Leserladen Winterberg ist ja nun auch zum Abschuß freigegeben) will man verstärkten Dienst am Kunden und Leser betreiben…

hat sich als bittere Wahrheit herausgestellt.

Der Leserladen der WP in Winterberg wird zum 31. März 2009 geschlossen.

Der jetzige Kundenbetreuer war erst vor anderthalb Jahren aus Bad Berleburg nach Winterberg versetzt worden. Jetzt gehe es erst einmal weiter in den Leserladen nach Siegen, aber dort sei die Zukunft auch ungewiss. Schlafen könne er, von Existenzängsten geplagt, schon lange nicht mehr gut, und wie die Odysse weitergehe, wisse er auch nicht. Ich frage, ob die Redaktion nebenan zumindest sicher sei, hier in der Touristenhochburg des Sauerlandes.

„Ich glaube, auch die sitzen auch auf einem Pulverfass“, meint ein nachdenklicher Kundenberater, „das ist hier wie Dynamit“.

Huren, Saufen, Antisemitismus

Zum Frühstück gab es heute in der Frankfurter Rundschau den Papst.

Zum Frühstück der Papst

Zum Frühstück der Papst

Dieser Katholizismus, der alte Schlingel, lässt schon mal die Sau raus mit Karneval und Lebenslust. Das war alles ganz toll: raus aus dem evangelikalen prüden, trockenen Texas rüber ins katholisch, feuchte, brodelnde New Orleans. Das hatten schon die Jungs in „Easy Rider“ vorgemacht. Leider mit nachteiligen Konsequenzen auf der Rückfahrt.

Jetzt aber unser Benedikt. Professor „Wir sind Papst“ fischt im rechten Sumpf.

Neu ist das alles nicht und eigentlich ist der Antisemitismus eine alte Geschichte, gleich hier um die Ecke, in Winterberg.

„Huren, Saufen, Antisemitismus“ weiterlesen

Winterberg: Der jüdische Friedhof

Heute habe ich zum ersten Mal seit ich im Hochsauerland wohne den jüdischen Friedhof in Winterberg besichtigt.

Gegenüber dem Aufgang zum Friedhof
Gegenüber dem Aufgang zum Friedhof

Der Aufgang zum Friedhof befindet sich am Ende der Wernsdorfer Straße, gegenüber dem ehemaligen „Müttergenesungsheim“, jetzt „Landhaus Fernblick“, in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt(AWO).

Aufgang zum Friedhof
Aufgang zum Friedhof

Als ich die Treppen hochstieg war der Schnee noch ohne Trittspuren von Besuchern. Ich habe das Tor geöffnet und sah als erstes den Gedenkstein.

Die Gedenktafel
Die Gedenktafel

Ich habe versucht, einen Überblick zu gewinnen.

Zahl der Gräber: Sieben
Zahl der Gräber:Acht

In dem Moment als ich das Foto aufnahm, fuhr eine Pferdekutsche mit Touristen vorbei. Sie nahmen mich wahr. Daraufhin ging der Kutscher auf den historischen Ort ein: „Das da rechts ist der Judenfriedhof“, hörte ich mit halbem Ohr und die beiden Pferde klapperten samt Kutsche weiter über den Straßenasphalt Richtung Schmantel-Rundweg.

Schmantel: Blick Richtung Dumel
Schmantel: Blick Richtung Dumel

Es gibt nach meinem Eindruck keine hinreichende Geschichtsschreibung über die (ehemalige) jüdische Bevölkerung Winterbergs.

Daher zitiere ich hier einen Auszug aus dem Wikipedia-Eintrag zu Winterberg:

Der Beginn der Diktatur 1933 brachte das Ende der Demokratie und der kommunalen Selbstverwaltung sowie die Verfolgung der Juden in Winterberg. Erstmalig lässt sich eine jüdische Familie in Winterberg für das Jahr 1672 nachweisen. Sie ernährte sich von Schlachterei und vom Handel, nichts Ungewöhnliches in dieser Stadt. 1808 zwangen die Hessen die Juden, erbliche Familiennamen anzunehmen. Seit der Zeit war der übliche Name „Winterberger“. Im 19. Jahrhundert teilte sich die Familie in mehrere kinderreiche Zweige auf, von denen viele erfolgreiche Kaufleute waren.

Unter dem Druck der Nazis wurde 1937 der Verkauf der „Winterberger – Branntwein- und Liquörfabrik“ durchgeführt. Während der Sohn der Eigentümer in die USA auswandern konnte, wurden die Eltern im 2. Weltkrieg in Riga und im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig ermordet. Von einer zweiten Familie, die sich von einem Textilgeschäft ernährte, konnten die beiden Kinder vor Kriegsausbruch in der Schweiz und in Großbritannien in Sicherheit gebracht werden. Die Eltern jedoch wurden 1943 in Auschwitz umgebracht. Das Vermögen der Familie wurde „beschlagnahmt“ und „versteigert“. Eine dritte Familie, eine Jüdin und ihre halbjüdische Tochter, beide katholischen Glaubens, wurden 1944 in ein Arbeitslager verschleppt und haben den Krieg und die Verfolgungen überlebt. Von den überlebenden Juden „Winterberger“ ist keiner mehr zurückgekehrt.[14] Weitgehend verborgen liegt der jüdische Friedhof im Ostteil der Kernstadt.

Umbenannt
Umbenannt: seit 1808 „Winterberger

An dem oben zitierten Text fällt mir der fast durchgängige Gebrauch des Passivs auf.

Beispiel:

„Unter dem Druck der Nazis wurde 1937 der Verkauf der „Winterberger – Branntwein- und Liquörfabrik“ durchgeführt.“

Hier frage ich mich, wie dieser Druck in Winterberg ausgeübt wurde. Geschichte wird von Menschen gemacht.

Wer hat die Fabrik gekauft?

Auch der Ausdruck „durchgeführt“, der heute noch in der Beamtensprache quicklebendig ist, vernebelt die Wirklichkeit anstatt sie zu durchleuchten.

Wer führte, was, wann, aus welchem Grunde durch?

Alte, verwitterte Grabsteine
Alte, verwitterte Grabsteine

Statt Passiva können auch Gruppenzuschreibungen die Zusammenhänge verdunkeln.

Beispiel:

„1808 zwangen die Hessen die Juden, erbliche Familiennamen anzunehmen.“

Alle Hessen? Wie das?

Neue Grabsteine auf alten Gräbern
Neue Grabsteine auf alten Gräbern

Weiter mit den Passiva:

„Das Vermögen der Familie wurde „beschlagnahmt“ und „versteigert“.“

Wer beschlagnahmte und welche Personen versteigerten und ersteigerten die Vermögen?

Inschrift im Detail
Inschrift im Detail

„Von den überlebenden Juden „Winterberger“ ist keiner mehr zurückgekehrt.“

Sind ihre Spuren abgeschnitten? Gibt es sie noch? Wo leben sie oder ihre Nachfahren?

weitere Quellen bei der Universität Heidelberg:

 

Stadt Winterberg, Hochsauerlandkreis
ADRESSE: Wernsdorfer Strasse, am Berghang
BELEGUNGSZEIT: 2. Hälfte 19. Jahrhundert – 1935
GRABSTEINE: 8
DOKUMENTATION:
– 1994 durch Michael Senger (Belegungsliste, Belegungsplan)
– 2000 durch Dieter Peters (7 Fotos: Grabsteine und Friedhofsansichten)
VERÖFFENTLICHUNGEN:

– Geschichte in Westfalen-Lippe 1987, S. 77.
– Belegungsliste, Belegungsplan in Senger 1994, S. 383 – 384.

Sowie:

Nikolaus Schäfer: Juden in Winterberg, in: De Fitterkiste 4 (1992)

Winterberger Abiturjahrgang ohne Orientierungskrise

Es kann nicht schlecht um die Hochsauerländer Bildungselite des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Winterberg bestellt sein, wenn sie sich bei ihrem O-Fest an markigen Organisationen orientiert.

Ob rechts, ob links, ob nachgedacht: Hauptsache Party!

Geistiger Pate ist die GSG 9
Geistiger (Party-)Pate ist die GSG 9