Bürgerreporter bei der WAZ-Gruppe: Chance für braune Schreiber?

In unserem BriefkastenIserlohn. (nrwrechtsaußen) Timo Pradel ist als Landesorganisationsleiter Mitglied des NPD-Vorstands in NRW, Kreistagsmitglied seiner Partei im Märkischen Kreis und Stadtrat in Iserlohn. Und seit Neuestem ist er auch als „Bürgerreporter“ unterwegs.

„Bürgerreporter“ zu finden, darum bemüht sich die Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft (WVW), eine Tochter der WAZ-Gruppe, die unter dem Dach der WVW zahlreiche Anzeigenblätter vom Niederrhein bis ins Sauerland bündelt. Die Hobby-Autoren sollen als „Bürger Community“ eine eigens eingerichtete Internetseite kostengünstig mit lokalen Inhalten füllen. Die besten Beiträge werden dann – für den Verlag ebenso kostengünstig – auch im jeweiligen Anzeigenblatt nachgedruckt.

Kreistags- und Stadtratsmitglied Pradel hat sich prompt als einer jener â€žBürgerreporter“ angemeldet und gleich seinen ersten Beitrag veröffentlicht. Pradel beschäftigt sich darin mit Graffiti, die das Stadtbild im heimischen Letmathe verunzieren. Ein Thema, das er auch schon in seiner Funktion als Ratsmitglied aufgegriffen hatte – und eines, mit dem der NPD-Funktionär so etwas wie Bürgernähe suggerieren möchte.

Bürgernah stellt er sich auch in seinem Profil dar: kinder- und tierlieb ist er, heimat- und naturverbunden, fährt gerne Motorrad und Mountainbike, wandert, kocht, sauniert etc. pp.. Und was nennt er als bevorzugte Lektüre? Das Grundgesetz an erster Stelle. Die Antwort mag überraschen – wird dann aber doch dadurch relativiert, dass er an dritter Stelle „Evolution und Wissen“ anführt. Autor dieses Mitte der 90er Jahre erschienenen Buchs ist der österreichische Altnazi Herbert Schweiger, einst Mitglied der Leibstandarte-SS Adolf Hitler, der in seiner Heimat mehrmals wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt worden ist.

WAZ-Werbeblätter locken Bürgerblogger

Das Internetportal der WAZ-Werbezeitungen wirbt offensiv um sogenannte Bürgerreporter. Wie das Lokalblog Hattingen Eins berichtet, können Bürgerreporter jetzt für die Community Lokalkompass.de der Westdeutschen Verlags- und Werbegesellschaft (WVW) schreiben, die zur WAZ Mediengruppe gehört.

Die Anzeigenblätter starten mit den Ausgaben Wesel, Xanten, Menden und Fröndenberg, die übrigen 57 Titel sollen bis zum Jahresende folgen.

„Nun wird’s schwer für Blogger vor Ort: WAZ-Anzeigenblätter starten Bürgerblogs“, kommentiert der Journalist Karlheinz Stannies diese Entwicklung bei Twitter, dem Internet-Zwitscherdienst für die 140 Zeichen-Nachricht.

Hat Stannies recht? Wird der WAZ-Konzern die Bloggerei aufmischen?

Um zu einem Urteil zu kommen, betrachte ich im Folgenden die Situation im Hochsauerlandkreis, genauer Winterberg, Olsberg, Brilon, da ich hier über ein paar Erfahrungen verfüge.

Unbezahlte Bürgerreporter sind für uns keine neue Erfindung, denn traditionsgemäß sind viele Artikel in der lokalen Monopolzeitung Westfalenpost wie auch in den kostenlosen Reklameblättern Sauerlandkurier und Briloner Anzeiger von Beauftragten der Vereine und Verbände ohne Entgelt geschrieben. Manche Vereine legen sogar großen Wert darauf, dass nur die von ihnen selbst geschriebenen Artikel abgedruckt werden, da sie sonst die Deutungshoheit über ihr Schaffen verlieren würden.

Weiterhin werden jetzt schon viele Verlautbarungen von PR-Agenturen unverändert in die Blätter gehoben, dazu kommen die Pressemitteilungen der privaten und öffentlichen Institutionen und Parteien

Auch Lokalpolitiker schreiben ihre Artikel gern selbst, eingereichte Fotos plus Text werden problemlos abgedruckt.

Als Nächstes kommt hinzu, dass der WAZ-Konzern mit seinen Anzeigenblättern zwar schon bis Arnsberg gekommen ist, aber hier in Winterberg noch nicht etabliert ist.

Und wenn? Dann müssten sich solche lokalen Internetportale Sorgen machen, die sich wie der Print den Content umsonst saugen und über die Reklame die Kohle machen, in unserem Fall wären dies beispielsweise Olsberg Mittendrin als Ableger des Briloner Anzeigers und das Dorfinfo.

Die Blogger-Szene ist im HSK recht übersichtlich. Die sauerlandthemen habe vor einem Jahr im Zusammenhang mit der Schließung der Westfälischen Rundschau in Meschede ihr Leben leider ausgehaucht.

ruhrtalcruising plus angeschlossene Sites muckt manchmal auf.

Als einzige politische Gruppierung unterhält die Sauerländer Bürgerliste ein thematisch spannendes Blog.

Darüber hinaus gibt es noch die persönlich-politisch geprägten Blogs des kleinen Ruhrtal Ortes Wiemeringhausen bieseveih und wiemeringhausen.blog.

Zum Schluss sei noch unser eigenes kleines Blog „zoom – das Sauerland und mehr“ erwähnt, welches Sie gerade lesen oder ihr gerade lest.

Werden wir aufgemischt?

Quatsch! Wir warten, wir fiebern, dass hier endlich mehr und vielfältiger berichtet wird. Sollen Wazzens doch kommen und Bürgerreporter rekrutieren. Ich würde denen sogar noch Tipps geben – umsonst! Denn nichts ist schlimmer als Monokultur 😉

Auf medienmoral wird der Vorgang meiner Meinung nach sehr realistisch gesehen:

„… Verlegerherz, was willst Du mehr, da ist er endlich der der free content für Deine Printmedien ohne jegliche Nebenkosten. Für die Bürgerreporter ist die Teilnahme immerhin kostenlos und es entsteht “keinerlei Verpflichtung”

In Wesel, wo es eine Veranstaltung für die angehenden Bürgerjournalisten stattfand,
http://www.derwesten.de/nachrichten/im-westen/Lokalkompass-de-Buerger-berichten-aus-ihrem-Ort-id2799094.html kommentierte ein User diese neue Entwicklung so:

Schon erstaunlich. Den Bürgerfunk in den NRW Lokalradios hat man fast den Garaus gemacht. Begründung seinerzeit : Unprofessionell. Dabei hatten die meisten Hobbyfunker eine journalistische, wenn auch verkürzte, Ausbildung. Jetzt diese neue Konstruktion von echten Laien. Ich staune …“

Umleitung: Krise in Athen, Wüst feuert, WAZ verschenkt, WP spült weich und mehr …

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Zensur bei der WAZ? Das gibt es doch nicht! Oder?

Ein lesenwerter Artikel zum Thema „WAZ, DerWesten und die Zensur“ findet sich auf der Website nachrichten.net.

Zitat:

Der Fall der Kündigungen der Eheleute Lochthofen, ehemals Chefredakteur und seine Stellvertreterin, bei der Thüringer Allgemeine, durch die WAZ-Mediengruppe hat mittlerweile ein mediales Ausmaß angenommen, so dass sich die Herren in der Zentrale in Essen nur noch mit öffentlicher Zensur zu helfen wissen. Wenn es möglich wäre, würden sie die unliebsamen Berichte im Netz vollständig und sofort löschen, wie sie dieses in ihrem Online-Portal „DerWesten.de“ im dortigen Forum tun.

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