Das Internetportal der WAZ-Werbezeitungen wirbt offensiv um sogenannte Bürgerreporter. Wie das Lokalblog Hattingen Eins berichtet, können Bürgerreporter jetzt für die Community Lokalkompass.de der Westdeutschen Verlags- und Werbegesellschaft (WVW) schreiben, die zur WAZ Mediengruppe gehört.
Die Anzeigenblätter starten mit den Ausgaben Wesel, Xanten, Menden und Fröndenberg, die übrigen 57 Titel sollen bis zum Jahresende folgen.
„Nun wird’s schwer für Blogger vor Ort: WAZ-Anzeigenblätter starten Bürgerblogs“, kommentiert der Journalist Karlheinz Stannies diese Entwicklung bei Twitter, dem Internet-Zwitscherdienst für die 140 Zeichen-Nachricht.
Hat Stannies recht? Wird der WAZ-Konzern die Bloggerei aufmischen?
Um zu einem Urteil zu kommen, betrachte ich im Folgenden die Situation im Hochsauerlandkreis, genauer Winterberg, Olsberg, Brilon, da ich hier über ein paar Erfahrungen verfüge.
Unbezahlte Bürgerreporter sind für uns keine neue Erfindung, denn traditionsgemäß sind viele Artikel in der lokalen Monopolzeitung Westfalenpost wie auch in den kostenlosen Reklameblättern Sauerlandkurier und Briloner Anzeiger von Beauftragten der Vereine und Verbände ohne Entgelt geschrieben. Manche Vereine legen sogar großen Wert darauf, dass nur die von ihnen selbst geschriebenen Artikel abgedruckt werden, da sie sonst die Deutungshoheit über ihr Schaffen verlieren würden.
Weiterhin werden jetzt schon viele Verlautbarungen von PR-Agenturen unverändert in die Blätter gehoben, dazu kommen die Pressemitteilungen der privaten und öffentlichen Institutionen und Parteien
Auch Lokalpolitiker schreiben ihre Artikel gern selbst, eingereichte Fotos plus Text werden problemlos abgedruckt.
Als Nächstes kommt hinzu, dass der WAZ-Konzern mit seinen Anzeigenblättern zwar schon bis Arnsberg gekommen ist, aber hier in Winterberg noch nicht etabliert ist.
Und wenn? Dann müssten sich solche lokalen Internetportale Sorgen machen, die sich wie der Print den Content umsonst saugen und über die Reklame die Kohle machen, in unserem Fall wären dies beispielsweise Olsberg Mittendrin als Ableger des Briloner Anzeigers und das Dorfinfo.
Die Blogger-Szene ist im HSK recht übersichtlich. Die sauerlandthemen habe vor einem Jahr im Zusammenhang mit der Schließung der Westfälischen Rundschau in Meschede ihr Leben leider ausgehaucht.
ruhrtalcruising plus angeschlossene Sites muckt manchmal auf.
Als einzige politische Gruppierung unterhält die Sauerländer Bürgerliste ein thematisch spannendes Blog.
Darüber hinaus gibt es noch die persönlich-politisch geprägten Blogs des kleinen Ruhrtal Ortes Wiemeringhausen bieseveih und wiemeringhausen.blog.
Zum Schluss sei noch unser eigenes kleines Blog „zoom – das Sauerland und mehr“ erwähnt, welches Sie gerade lesen oder ihr gerade lest.
Werden wir aufgemischt?
Quatsch! Wir warten, wir fiebern, dass hier endlich mehr und vielfältiger berichtet wird. Sollen Wazzens doch kommen und Bürgerreporter rekrutieren. Ich würde denen sogar noch Tipps geben – umsonst! Denn nichts ist schlimmer als Monokultur 😉
Auf medienmoral wird der Vorgang meiner Meinung nach sehr realistisch gesehen:
„… Verlegerherz, was willst Du mehr, da ist er endlich der der free content für Deine Printmedien ohne jegliche Nebenkosten. Für die Bürgerreporter ist die Teilnahme immerhin kostenlos und es entsteht “keinerlei Verpflichtungâ€
In Wesel, wo es eine Veranstaltung für die angehenden Bürgerjournalisten stattfand,
http://www.derwesten.de/nachrichten/im-westen/Lokalkompass-de-Buerger-berichten-aus-ihrem-Ort-id2799094.html kommentierte ein User diese neue Entwicklung so:
Schon erstaunlich. Den Bürgerfunk in den NRW Lokalradios hat man fast den Garaus gemacht. Begründung seinerzeit : Unprofessionell. Dabei hatten die meisten Hobbyfunker eine journalistische, wenn auch verkürzte, Ausbildung. Jetzt diese neue Konstruktion von echten Laien. Ich staune …“
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