In drei Stunden erledigt: Baden im Baggerloch, Verwandte auf dem Friedhof gefunden und dem Rad eine 70 Lux-Lampe gegönnt.

Baggersee am Tenderingsweg
Der Baggersee am Tenderingsweg. Heute Morgen alles meins. (fotos: zoom)

Am Niederrhein scheinen sich mancher Dinge flotter zu erledigen als im Hochsauerland.

Das muss damit zusammenhängen, dass die Wege mit dem Rad keiner besonderen Anstrengung bedürfen. Wie viele Stunden müsste ich in Winterberg aufwenden, um nacheinander im See zu schwimmen, auf dem Friedhof alte Verwandte aufzustöbern (nebst Gespräch mit der Verwaltung) und bei einer kompetenten Fahrradwerkstatt die Lichtanlage repariert zu bekommen?

Hier am Niederrhein war alles in gut drei Stunden geschafft und zwischendrin, konnte ich noch kleinere Dinge, wie Kaffee-Trinken bei lebenden Verwandten, erledigen.

Schwimmbad wegen Pfusch am Bau geschlossen
Beim Frühstück hatte ich in der NRZ gelesen, dass das „Dinamare“, das neu gebaute Bad am Volkspark, geschlossen sei. Grund: die Fliesen lösten sich, obwohl sie erst vor Kurzem angebracht worden wären.

Es war Pfusch und die Pfuschfirma kann nicht mehr in Regress genommen werden, denn sie ist längst insolvent.

Ich fühlte mich sofort heimisch 😉

Der Baggersee am Tenderingsweg ist für mich bei entsprechendem Wetter ein absolutes Muss. Öffnungszeit in den Ferien 9 -21 Uhr. Um kurz nach Neun zog ich meine eine Runde. Mehr als diese eine Runde braucht man dort nicht, um auf 1000 Meter zu kommen.

Friedhofsplan
Wer nicht regelmäßig seine Zeit auf dem Friedhof verbringt, für den ist die Gräbersuche recht aufwändig.

Gräbersuche: die letzten Toten
Im Wasser reifte mein Aktionsplan das letzte Verwandtengrab auf dem Friedhof zu finden und damit die Reihe der Gräber aller toten Verwandten zu vervollständigen.

DinGrab20130726
Gefunden: jetzt habe ich die tote Verwandtschaft auf diesem Friedhof zusammen. Wem nützt es?

Einen Friedhofsplan gibt es leider nicht im Internet, aber die Verwaltung hatte gerade heute Morgen geöffnet. Dort konnte ich die beiden Verwandten Ruckzuck auf einem riesigen Plan an der Wand des Büros lokalisierten: Gräberfeld, Grabnummer – so lautet das Adressformat.

Mehr Licht – die Lampe ist kaputt
Der Himmel hatte sich  inzwischen bedrohlich zugezogen. Es wurde dunkel und donnerte in der Ferne. Mein Licht hatte sich zwischen Bad Ems und Koblenz verabschiedet. Die Birnchen waren es nicht, denn sonst hätte wenigstens das Rücklicht leuchten müssen.

Ich bin bei einem Fahrradhändler vorbeigeradelt, den mir ein netter „Niederrheiner“ auf Twitter oder G+ (genau weiß ich es nicht mehr) empfohlen hatte. Danke von hier aus dafür 🙂

Nellessen
Der Fahrradladen und mein Rad: Chef, Geschäft und Mitarbeiter haben mir sehr gut geholfen.

So schnell bin ich selten bedient worden. Während ich mir die feinen Tourenräder mit Rohloff-Nabenschaltung anschaute (Gudereit LC R 1999,99 €), wechselte der Chef persönlich die komplette Lampe aus. Platine kaputt. Reparatur unmöglich.

Ich habe an den dunklen Arbeitsweg im Hochsauerland gedacht und mir das Luxusmodell mit 70 LUX gegönnt. Bin dann -Preis für Ware+Dienstleitung- um 70 Euro leichter aus dem Geschäft gegangen. War in Ordnung. Das Fahrradgeschäft bekommt bei mir ein dickes Plus mit Sternchen.

Hitze! Türen und Fenster verschließen, Rolläden runterlassen und das Baggersee-Bild angucken.

Bitte heute nur angucken und morgen früh hingehen: Baggersee am Tenderingsweg. (foto: zoom)
Bitte heute nur das Bild angucken und morgen früh zum Schwimmen hingehen: Baggersee am Tenderingsweg. (foto: zoom)

Draußen ist es fünf Grad wärmer als drinnen. Da bleibe ich lieber „in der Bude“ hocken, bis das Wetter sich beruhigt 😉

Türen und Fenster verschließen, Rolläden runterlassen und das Baggersee-Bild angucken. Schwimmen nur früh morgens oder kurz vor Kassenschluss, wenn alle einpacken.

Über den oben abgebildeten Baggersee am Tenderingsweg stand vor zwei Jahren ein Artikel im Blog, der heute noch gilt:

Badetipp: Baggersee am Tenderingsweg

Badetipp: Baggersee am Tenderingsweg

Das Strandbad am Baggersee, Tenderingsweg.(foto: zoom)
Das Strandbad am Baggersee, Tenderingsweg. (foto: zoom)

Hünxe/Voerde.  Meine schwimmende Kindheit bestand aus Bädern mit 50-Meter-Becken, manchmal sogar gleich zwei auf einmal für Nichtschwimmer und Schwimmer. Heute sind viele dieser Kindheitsparadiese geschlossen oder auf 25-Meter-Wannen zurückgebaut worden.

Das eigentliche Wasser-Abenteuer meiner Jugend verbrachte ich allerdings in den niederrheinischen Baggerseen.

Das Baden im Baggersee war zumeist verboten und unsere Eltern steuerten zur Tabuisierung allerlei Horrorgeschichten bei. Grundtenor: Wie gestern, vorgestern, letzte Woche, letztes Jahr ein Schwimmer plötzlich, ohne dass es die anderen Hunderte von „Illegalen“ an der Baggerkuhle merkten, urplötzlich  in den unermesslichen Tiefen verschwand.

Baggersee Tenderingsweg: Öffnungszeiten und Eintritt (foto: zoom)
Baggersee Tenderingsweg: Öffnungszeiten und Eintritt (foto: zoom)

Den Erzählungen zufolge starben einige der besten Schwimmer des westlichen Ruhrgebiets in plötzlich auftretenden kalten Strömungen an Herzinfarkten oder unter nie geklärten Umständen.

Schwächeanfälle, Hitzetod, schlingendes Algengeflechte, rutschende Sandmassen und Meningitis-Viren ohne Ende – eigentlich hätte  niemand von uns das fortpflanzungsfähige Alter erreichen dürfen.

Stattdessen haben wir schwimmen gelernt und überlebt.

Ich empfehle heute das kultivierte und weitläufige Baggersee-Strandbad am Tenderingsweg in Hünxe. Klar es kostet Eintritt. Klar es ist an heißen Tagen voll.

Aber sobald man zwei Meter vom Ufer, wo sich 98 Prozent der Wasserratten tummeln, wegschwimmt, ist es fast wie früher in der Illegalität: in den Untiefen lauern Kraken, Schlingpflanzen und mörderisch beißende Piranhas.

Kurz gesagt: Schwimmen pur – einfach geil!!!