Ein Tag ohne Blog-Eintrag und die Welt wäre nicht untergegangen.
In den lokalen Printmedien und Internetportalen finde ich partout keine politischen Nachrichten und selbst habe ich auch nichts Politisches erlebt.
Zum Beobachten, geschweige denn Recherchieren hat es heute wieder einmal nicht gereicht, und so muss ich denn aus dem Hochsauerland vermelden: Über allen Wipfeln ist Ruh‘.
Schlägt denn hier keiner eine Schneise durch das Gestrüpp von Nichtigkeiten? Hallo Presse, hallo Welt … wir schweigen zwischen den Fichtenwäldern und vermelden eine Autounfall auf der B236 zwischen Hallenberg und Züschen. Auch Frieda Braun scheint immer noch politikfreies Kabaret zu gestalten.
Trotz alledem: Wir stehen vor der Rückkehr des Politischen in den Alltag. Die achtziger Jahre sind vorbei!
Jeder lese, solange es für ihn kurzweilig bleibt; ansonsten hat er auch nichts verpasst im Leben. (Sprüche und Wendungen eines alten chinesischen Meisters)
Freitag, der 6. Februar 2009
Blick vom westlichen Rand des Zentrums in den Westen der Stadt
La Ciudad de México D.F. hat eine ganz und gar ungewöhnliche Physiognomie durch seine Höhenlage im Talkessel zweier Bergmassive. Die Stadt hat sich im Laufe ihrer Evolution an den Bergflanken emporgerankt und kleinere Ausläufer assimiliert. Deshalb sind die Straßen zum Teil bestimmt steiler als die San Franciscos und die Architektur wahrlich abenteuerlich. In den Berghängen kleben Neu- und Altbauten, Straßen nehmen wüste Wendungen und Kehren und Nadelösenwenden zurück. Dieses Prinzip Chaos setzt sich im Antlitz der Stadt fort, wo Bauten im Kolonialstil neben Modernismen des letzten Schreis stehen und der Stadt immer wieder ein überraschendes Gesicht verleihen wie ein plötzlich auftauchendes Dreieckshaus, das die Fahrbahn zerschneidet und wo in seinem Bugfahrwasser die Wellen wieder zusammenschwappen. Oder die Avenida Amsterdam, die eine ehemalige Trapprennbahn war und dann zu einem Wohnviertel umfunktioniert wurde. Die Avenida hat eine ovale Form und man kann auch noch immer im Kreis bzw. Oval herumfahren und in der Mitte der Straße ist ein Grünstreifen, sodass man dort auch entlangjoggen, besser traben kann. Das typische lateinamerikanische Schachbrettmuster, das die Plaza de las Armas oder halt den Zócalo vergittert, hat Mexiko-Stadt zum Glück nur im Centro Histórico, okay, vielleicht auch noch ab und an woanders, aber eigentlich dominieren im Gegenteil die abenteuerlich mäandernden Straßen. „Mexico City – Siebter Tag: Stadtevolution, Geografie und ein neues Auto“ weiterlesen
Jeder lese, solange es für ihn kurzweilig bleibt; ansonsten hat er auch nichts verpasst im Leben. (Sprüche und Wendungen eines alten chinesischen Meisters)
Donnerstag, der 5. Februar 2009
Über der Joggingstrecke im Chapultepecpark
Die Heuschrecke steckt phonetisch irgendwie in Chapultepec, aber wie genau, dazu reicht natürlich mein náhuatl nicht. Heuschrecken aßen die Azteken und danach Mexikos Volk schon immer, bevor es in großstädtischen Szenen hip wurde, Insekten wegen ihrer Proteine als Leckerbissen zu verspeisen. So ist es auch in D.F., wobei diese Speise eher als eine der ärmeren Schichten gilt. Die Heuschrecke begegnet einem recht oft im und außerhalb des Stadtbezirkes Miguel Hidalgo, der eben den Chapultepecpark mit einfasst und dessen Logo, die Heuschrecke, auf zig Verwaltungs- Klein-Lkws prangt. Liebe zum Barrio geht eben doch durch den Magen.
Heute bei der Telefongesellschaft Telcel, wo ich mein neues Handy gekauft habe – ein politisch inkorrektes Nokia, wie mir jetzt gerade beim Schreiben dieser Zeilen auffällt – war im Gebäude neben dem Treppenhaus eine Tafel angebracht, wie man sich bei Erdbeben verhalten soll: also, erstens, Ruhe bewahren, zweitens, nicht ans Fenster gehen und sich von Gegenständen entfernen, drittens, … Die Tafel mit den Symbolen erinnert mich an die Verkehrsschilder in Lota bei Concepción im Süden Chiles, wo auf gelbem Grund in schwarzer Zeichnung mit einer über einem fliehenden Männchen zusammenbrechenden Welle vor Tsunamis gewarnt wurde. – Ein ähnliches Männchen taucht hier bei den Ampeln auf: Wenn es grün wird, rennt es und wird von einer Sekundenzifferntafeln daneben angezählt, sodass man weiß, wie lange der Verkehr noch gebändigt ist.
Alle Metrostationen haben ein eigenes Symbol, um Fremden die Orientierung zu erleichtern und wohl auch wegen des Analphabetismus, damit sich diese gewiß nicht ganz zu vernachlässigende Bevölkerungsgruppe wie alle andern des Segens des öffentlichen Verkehrs ungezwungen bedienen kann. Oberhalb der Erde ist es nämlich zu den Stoßzeiten, so 7.30 bis 10.00 Uhr und 17.00 bis 20.00 Uhr freilich kein Zuckerschlecken. „Mexico City – Sechster Tag: Heuschrecken, Verkehr und der Guru spricht“ weiterlesen
Jeder lese, solange es für ihn kurzweilig bleibt; ansonsten hat er auch nichts verpasst im Leben. (Sprüche und Wendungen eines alten chinesischen Meisters)
Mittwoch, der 4. Februar 2009
Blick vom Castillo de Chapultepec
Ihre Einwohner bilden eine Stadt und ihre Geschichten wiederum die Einwohner: 1955 wurde der damals 35-jährige Vater der Maklerin, deren Großeltern 1929 aus Deutschland einwanderten, am Ohr operiert. Dem Mann war als Kind das Trommelfell geplatzt und seitdem suppte ihm ’mal mehr, ’mal weniger Eiter aus dem Ohr, da die Verletzung nie verheilte und die Entzündung chronisch wurde. Ein Ärgernis, sicherlich, eigentlich mehr als eines, mit dem man immerhin leidlich leben konnte, bis der Mann mit 35 Jahren hoffte, von seiner Malaise geheilt zu werden. Eben 1955 riet ihm ein Arzt, den Gehörausgang, aus dem der Eiter immer abfloß, zu schließen und nähte die Ausgangsröhre zu. Natürlich mit fatalen Folgen, denn nicht lange danach gärte im Innern der Eiterherd und drückte die Entzündung durch den Gehörgang zwischen Gehirn und Schädel, wodurch sich die Gehirnhaut entzündete. „Mexico City – Fünfter Tag: Eiterfluss, Geld und Macht“ weiterlesen
Jeder lese, solange es für ihn kurzweilig bleibt; ansonsten hat er auch nichts verpasst im Leben. (Sprüche und Wendungen eines alten chinesischen Meisters)
Dienstag, der 3. Februar 2009
Die Innenstadtautobahn
Heute ging es nachmittags wieder durch die begehrten Stadtviertel Polanco und La Condesa, die beide um den Chapultepec-Park gelegen sind, auch bis nach Cuauhtémoc, das aber nördlicher gelegen vom Circuito Interior, dem Innenring der Stadtautobahn, eingefasst ist und damit weniger attraktiv.
Cuauthémoc erinnerte mich stark an Asunción bzw. entsprechende ganze Städte in Südamerika: Die Häuser recht niedrig, ein- oder zweistöckig, zum Teil im spanischen Kolonialstil, um der Armseligkeit Etikette zu verleihen. Meine Maklerin allerdings meinte, dass ein Viertel wie Cuauhtémoc früher tatsächlich schöner als heutzutage war und nur heruntergekommen sei. Außerdem warnte sie vor diesem Barrio wie auch vor der Zona Rosa, da dort Erdplatten zusammenstießen, was im Falle eine Erdbebens besonders gravierend sei – jede Stadt hat ihr kollektives Ventil bei frei flottierenden Ängsten – hier der omnipräsenten vor Unsicherheit im privaten und wirtschaftlichen Leben.
In La Condesa
Die Arbeit einer Maklerin spielt sich zwischen Straßenschluchten und Handygesprächen beim Fahren ab, was übrigens alle Autofahrer ebenso praktizieren. Nach dem langen Wochenende, der Montag war Nationalfeiertag, tobte der Verkehr ab fünf Uhr abends und man brauchte von einem zum andern Stadtteil ziemlich lange, wofür wir sonst am Feiertag fünf oder zehn Minuten unterwegs waren. „Mexico City – Vierter Tag: Diana nackt im Brunnen“ weiterlesen
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