WAZ: Protest mit Herz, Seele und Verstand

Lieber Leser, Liebe Leserin dieses Blogs,

wenn du dich bisher zwar für die Auseinandersetzungen um den Stellenabbau im WAZ-Konzern interessiert hast, aber so keine rechte Meinung dazu hattest, weil es doch nur um 900 minus X gut bezahlte Redakteure ging und nicht um Tausende von Industriearbeitern, dann sage ich Dir:

Gerade hat jemand im WAZ-Protestblog einen Beitrag veröffentlicht, der zum Besten zählt, was ich von den „blog-protestierenden“ Redakteuren bislang gelesen habe.

Mit Herz, Seele und Verstand bringt „Neues von Mahlzeit“ den Stand der Auseinandersetzung auf den Punkt. Kein Gejammer, kein Zynismus, kein hohler Widerstandspathos, sondern Feuer und analytische Schärfe. So muss es sein.

Fünfzig Prozent davon in der realen Zeitung und ich hätte schon morgen den Print eines WAZ-Produktes wieder im ABO.

Jetzt aber ab zum Beitrag – hier liest du wie ein guter Lokaljournalist ticken muss.

Cetero Censeo: Trotz alledem, trotz der Häme, trotz der Polemik, der berechtigten und unberechtigten:  WAZler, fahrt nach Soest!

Pannen bei Lernstandstests

Von peinlichen Pannen bei den Lernstandserhebungen für alle achten Klassen berichtet Rudi Pistilli in der Westfalenpost.

Die Prüfungsunterlagen aller beteiligten Fächer enthalten zum Teil schwer wiegende Fehler.

Schuld ist das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) aus Berlin.

Viele Lehrerinnen und Lehrer können sich noch an die Zeit erinnern, als sie selbst die Abituraufgaben erstellen mussten und wegen wesentlich geringfügiger Abweichungen den Aufgabenentwurf von der Behörde beanstandet bekamen und zur Überarbeitung oder gar Neufassung „nachsitzen“ mussten. Hätten sie damals derartig fehlerhafte Aufgaben zur Genehmigung vorgelegt, so wären ihnen diese „um die Ohren gehauen“ worden.

Jetzt müssen die damals geschuriegelten Lehrer lernen, dass die Bedeutung der Fehler, die eine Behörde macht bzw. machen lässt, umgekehrt proportional zur Höhe der Hierarchie-Ebene ist.

Macht macht keine Fehler!

Nordrhein-Westfalen hat allein 216.000 Euro für die zentralen Überprüfungen des Schülerwissens ausgegeben.

Die Prüfungen im Fach Deutsch fanden am Dienstag statt, Donnerstag folgen Englisch und Französisch, am 11. März Mathematik.

In Großbritannien, neben den USA eines der Mutterländer der Schülertesterei, scheint seit längerem ein Umdenken begonnen zu haben:

Children are fed a limited educational diet focused on getting them through the tests rather than improving their knowledge and understanding, the Commons children, schools and family select committee says … heißt es in einem Artikel im Guardian vom Mai 2008.

und weiter:

… The committee heard evidence from educationists, exam regulators and ministers and concluded that English schoolchildren are among the most tested in the world, and the government is isolated in its support for the current system …

Ich habe inzwischen aus einer Quelle erfahren, dass in GB einer der Tests für die 13-jährigen gänzlich abgeschafft worden sei, konnte allerdings diese Aussage noch nicht durch andere Quellen belegen.

Das Thema bleibt heiß.

Zwischen Regen und Schnee: ein Hauch von Frühling

Jens vom Pottblog hat pünktlich am Sonntag mit einem Strauß bunter Olfener Krokusse den meteorologischen Frühlingsbeginn erblühen lassen. Ob meteorologisch oder kalendarisch, der Frühling beginnt bei mir erst an dem Tag, an dem ich das Auto stehen lasse und mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre.

15 Kilometer zum großen Teil das Negertal bergab zur Ruhr hin, ein „bisschen Raboti“ und dann 15 km erst leicht, dann steil bergauf zurück geradelt.

Und das war heute am 3. März. Mein persönlicher Frühlingsbeginn.

Hinten zwischen den Bergrücken liegt das Negertal
3. März: hinten zwischen den Bergrücken verläuft das Negertal

Der Bauernhof geradeaus liegt auf einem kleinen Bergrücken hoch über dem dahinterliegenden Negertal. Der Blick geht gen Norden Richtung Olsberg. Links vor dem Bauernhof ist eine Fichtenplantage zu sehen. Dort wachsen zukünftige Weihnachtsbäume. Die Bahnlinie von Winterberg nach Dortmund kann man als dünnen Strich am unteren Bildrand erahnen.

Irgendwo weit hinten im Bild ist der Zusammenfluß von Neger und Ruhr. Wenn man sich an Mündung der Ruhr in den Rhein noch ein wenig rheinabwärts wendet, landet man irgendwann zwischen Eppinghoven und Götterwickerhamm. Dort sah es am Sonntag, pünktlich zum meteorologischen Frühlingsbeginn, so aus:

Der Niederrhein bei Götterswickerhamm, unterhalb des Strandhaus Ahr
Der Niederrhein bei Götterswickerhamm, unterhalb des Strandhaus Ahr am 1. März 2009

Der 1. März am Niederrhein war warm, aber bis auf den gestrandeten Stuhl noch reichlich grau und ohne Frühlingsfarben.

Übermorgen soll es laut Wettervorhersage im Hochsauerland wieder schneien. Ist es eine dieser „politischen“ Wettervorhersagen, die das touristisch interessante Wort „Schnee“ enthalten?

Dann kommen am Wochenende viele Niederländer und Ruhrpöttler ins Hochsauerland und mildern die Finanzkrise.

Was wollte ich nun eigentlich gesagt haben?

Vielleicht: Schaut her, ich arbeite und wohne da, wo andere Urlaub machen und so eine Art Frühling haben wir auch.

Umleitung

Verzockt: Keine Träne für Frau Schaeffler meint Uwe Vorkötter … fr

Oberschichten von Wirtschaftskrise erfasst: Krebs statt Languste … faz

Pimp my Zeugnis: KMK bastelt an wertlosem Abschluss für Sonderschüler … taz

Pimp my Party: Linker Lack für CDU … NachDenkSeiten

Augehypet: Cross-Border-Wahn bringt Kommunen in Bedrängnis … ruhrbarone

WAZ lässt Hosen runter: schlüpfrige Parteienwerbung … taz

Meschede: RWE-Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze … wp

Jetzt auch noch Bodo Zapp

Ich wollte eigentlich heute, morgen, übermorgen und bis Samstag nichts mehr über den WAZ-Konzern schreiben, nichts bis Samstag,  nichts bis zur Demonstration in Soest.

Gestern Abend hatte ich den Bodo Zapp schon  auf dem Kieker, aber ich wollte nix dazu schreiben.

Ein Tag ist vergangen und ich habe auch nirgendwo anders darüber gelesen, außer bei der WP:

Bodo Zapp hat in Bigge, das ist der andere Ortsteil neben Olsberg an der Ruhr, beim Unternehmerfrühstück vor 70 geladenen Gästen in der Sparkasse Hochsauerland referiert:

„Zeitungen im Umbruch: Wie Printmedien auf geänderte Marktbedingungen reagieren – auch in Südwestfalen”.

So Zapps Thema vor 70 Unternehmern. Zapps Zeitung, die WP, berichtet durch Zapp himself über die Schließungen  der Westfälischen Rundschau Meschede.

Aber Zapp spricht zu den Lesern durch die Blume, durch siebzig Unternehmer.

Kein guter Start.

Solange Bodo Zapp so hinterrücks zu mir spricht, werde ich die WP nicht abonnieren.

Möge er glücklich werden mit seiner Heimatzeitung und seinen Unternehmern.

Siedlinghausen, Bahnhof – Sif

Mensch kann nicht alles haben: hohe Berge, tiefe Täler, weite Wälder, nette Menschen … Manchmal hat man auch einen Bahnhof:

Teilweise Bahnhof Siedlinghausen
Teilweise Bahnhof Siedlinghausen

Obwohl, so könnte man sagen, ist das nicht ein ironisches Augenzwinkern der Architektur? Ein Mehdorn’sches Meisterwerk: Mein Leben. Was bleibt?

Bahnhof Siedlinghausen - Sif
Bahnhof Siedlinghausen – Sif

Es gibt trotz alledem noch ein Bahnhofsgebäude mit so ziemlich vier Wänden. Die Bahn hat vorsichtshalber auf die Vorderwand „Sif“ draufgeschrieben.

Für das zweite „f“ hat das Geld gefehlt.

Nun – schlimm ist das aber alles noch nicht. Vor Jahren bin ich mit dem Fahrrad im Bahnhof „Schwerte“ umgestiegen. Wer schon einmal dort war, der weiß, wovon ich spreche … Ich bin dort nie wieder umgestiegen.

Hasta la Vista Mexico City

Vielen Dank, lieber Christopher, für die farbigen und tollen Berichte aus Mexico-City.

Ich hoffe, dass du irgendwann noch einmal Zeit findest, das ein oder andere „Update“ zu liefern.

Wer die insgesamt neun Teile hintereinander lesen will, braucht bei der Suchfunktion oben rechts nur das Stichwort „Mexico City“ einzugeben und schwupps sind alle neun Episoden in der Archivansicht auf dem Bildschirm.

Um dann jeweils den einzelnen Artikel komplett zu sehen und zu lesen, muss man lediglich die Überschrift anklicken.

Mexico City – Neunter Tag: man gönnt sich ja sonst nichts …

Jeder lese, solange es für ihn kurzweilig bleibt; ansonsten hat er auch nichts verpasst im Leben.
(Sprüche und Wendungen eines alten chinesischen Meisters)

Sonntag, der 8. Februar 2009

Um die Ecke ...
Um die Ecke …

Der andere Portier heißt Sergio und der hat mir heute erstmal erklärt, wie die Kabelglotze geht. – „Ich habe zu früh Tage gemacht!“, könnte ich mit Emila Galottis Prinzen Hettore Gonzaga zum Hofmaler Conti ausrufen, denn mein Wecker zeigte mir eine Stunde früher an, als es tatsächlich war. Zuerst, klar, dachte ich, ich hätte mich gestern Abend beim Stellen vertan. Aber bei genauerer Hinsicht stellte sich heraus, dass mein aus Deutschland mitgebrachter Wecker den Strom nicht ohne Weiteres schluckt, sondern bei ca. 110 Volt mexikanischen Gleichstroms schneller zu ticken beginnt. Nun ja, beim „Superama“-Supermarkt um die Ecke gibt’s einen Heizradiator für 17 Euro, da wird’s auch einen Wecker geben. Einen Heizradiator werde ich mir zulegen, da in México D.F. alpines Klima ist: Morgens kann es empfindlich kalt bei so 5 bis 8 Grad sein, mittags dann mediterrane 25 bis 30 Grad. – Ich habe mir vom gestrigen Wandern im Chapultepecpark einen Sonnenbrand an der Stirn geholt.

Meine neue Bleibe (im Hinterhof – schön ruhig) – Mein neues Auto: BMW 735 i - man gönnt sich ja sonst nichts
Meine neue Bleibe (im Hinterhof – schön ruhig) – Mein neues Auto: BMW 735 i – man gönnt sich ja sonst nichts

Heute also der erste Tag nach dem Umzug – nachts habe ich nichts geträumt, was denn in Erfüllung gehen könnte – am ersten Tag also durchstreifte ich natürlich meinen Barrio und stellte fest, es ist goldrichtig hier. Es ist wie dieses verwunschene Stück Berlin zwischen Wilmersdorfer Str., Bismarckstr., Hardenbergstr. und Zoologischem Garten und zurück über die Kantstr. oder südlich über den Ku’damm, also ein Charlottenburg zwischen Einkaufsmeile westlichen FuZo-Zuschnitts mit C&A, Herthie, Deichmann etc., „Mexico City – Neunter Tag: man gönnt sich ja sonst nichts …“ weiterlesen

Westfälische Rundschau Meschede: Klappe – die Letzte …

Was ist von einer Zeitung bzw. einem Zeitungsverlag zu halten, der es nicht für nötig hält, seine Leserinnen und Leser über die Einstellung eines Zeitschriftentitels zu informieren? Welche Glaubwürdigkeit haben Nachrichten und Artikel, die in Zeitschriften eines solchen Verlages gedruckt werden?

Es blieb heute einem Leser überlassen, in der Internetausgabe den allerletzten Artikel der WR-Meschede entsprechend zu kommentieren:

Screenshot vom 28. Februar 2009
Screenshot vom 28. Februar 2009

Das ist ein unwürdiger Abgang und ich frage mich, ob die Redakteure der WR-Meschede nicht die Möglichkeit gehabt hätten, ihre Leser selbst zu informieren. Falls ja, liegt der Verdacht nahe, dass die Schließung berechtigt ist.

Immerhin macht noch die Sauerländer Bürgerliste auf das „Ableben“ der WR-Meschede aufmerksam und bemerkt:

Die Leser der WR haben das nicht aus ihrer Zeitung erfahren. Auch in der heutigen Samstags-Ausgabe findet sich kein eigener Beitrag zu diesem Thema. Anscheinend hat die Lokalredaktion einen Maulkorb auferlegt bekommen. Aber ein bißchen wußte man sich zu helfen: Der Landrat hatte in der gestrigen Kreistagssitzung die Vorgehensweise der WAZ-Zeitungsgruppe deutlich kritisiert. Und das findet sich als wörtliches Zitat im heutigen Bericht über die Sitzung des Kreistags… weiter zum Artikel

Dass es auch anders geht zeigt die WR-Olpe heute hier.

Während sich im WAZ-Protestblog der Gewerkschaften die Gemüter noch über den Veranstaltungsort (Soest) der Demonstration am 7. März 2009 fernab der Konzernzentrale (Essen) erhitzen, setzt die Geschäftsführung nahezu unbehelligt seit Dezember ihre Pläne um, womit die Zahl der zu erwartenden Demonstrationsteilnehmer auf „natürliche Weise“ vemindert wird.

Wenn jetzt noch Fatalismus bei den „verbliebenen Demonstranten“ aufkommt, ist die Strategie und Taktik von Hombach, Reitz und Nienhaus, die von einigen Redakteuren auch schon im November 2008 (siehe z.B. hier im Blog) erkannt und benannt worden war, ziemlich genau aufgegangen, wobei ich nicht weiß, wer von dem Dreigestirn die taktischen Pläne austüfftelt.

Mexico City – Achter Tag: Nackthunde, Zählen und ein angenehmer Stadtteil

Jeder lese, solange es für ihn kurzweilig bleibt; ansonsten hat er auch nichts verpasst im Leben.
(Sprüche und Wendungen eines alten chinesischen Meisters)

Samstag, der 7. Februar 2009

Der City-Teil des Chapultepecparks
Der City-Teil des Chapultepecparks

Dem peruanischen Nackthund bin ich bei Trujillo im Juli 2005 über den Weg gelaufen, am Eingang einer Pyramidenanlage der Chimú-Kultur, die ich besuchen wollte. Zuerst dachte ich, ich hätte es mit einem mit der Leishmaniose infizierten Exemplar reudigen Köters zu tun, bei derm eben auch die Haare nach und nach komplett ausfallen. Diese Krankheit wird durch zum Glück recht flugunfähige Sandmücken übertragen, und die Virennester rund um die Einstichstelle zerstört die Haut in hässliche Pockenflatschen und bei schweren Arten der Leishmaniose bluten auch die inneren Organe. Übrigens hat diese Krankheit laut Wikipedia-Seite 42% der Hunde in Andalusien infiziert – da habe ich im Herbst 2008 Urlaub gemacht! Die Peruaner belehrten mich jedoch eines besseren, dass diese Hunde für die Küstenwüste Perus ganz typisch seien.

In Mexiko sind die Nackthunde ebenfalls verbreitet; die Azteken nannten sie Xoloitzcuintle. Im Palacio Nacional, dem Parlamentsgebäude am Zócalo, befinden sich Diego Riveras Murallas und auf zweien von ihnen sieht man eben auch die Nackthunde: Einmal knurrt einer einen spanischen Konquistadorenhund an, während Hernán Cortés nach der Landung in Vera Cruz Geld von den Unterworfenen eintreibt und ein andermal trinken zwei Nackthunde aus einem Tümpel, in dem Azteken ein bestimmte Baumrinde präparierend einweichen, um aus ihren Streifen später Papyrus zu walzen. „Mexico City – Achter Tag: Nackthunde, Zählen und ein angenehmer Stadtteil“ weiterlesen