Papst reingelegt? – NRZ strickt Legende

Papst-nicht lebensecht (Foto: junicks flickr)
Papst-nicht lebensecht (Foto: junicks flickr)

Während die Zweifel an der Amtsführung des Papstes wachsen, hilft die NRZ einen neuen Mythos zu erschaffen:

Der Papst ist unschuldig! Er wurde hereingelegt!

Oder in Worten der Tageszeitung selbst (Hervorhebungen von mir):

„Der Papst ist unschuldig. Man hat ihn hereingelegt.” Das ist der gemeinsame Nenner, auf den sich journalistische Nachforschungen, Indiskretionen und halbamtliche Stellungnahmen aus dem Vatikan bringen lassen – nach einer Woche Streit um die Rehabilitierung ultrakonservativer Bischöfe.

Liebe NRZ-Journalisten,

natürlich könnte es so sein, dass der Papst im Dunkel des Vatikans etwas nicht mitbekommen hat. Könnte! Konjunktiv. Aber Sie schreiben: Das ist der gemeinsame Nenner auf den sich journalistische Nachforschungen …. bringen lassen.

Sie verwenden den Indikativ. Sie sagen dem Leser, das es so ist, mit den höheren Weihen der „journalistischen Nachforschungen“ versehen.

Den Schuldigen präsentieren Sie dann auch noch, diesen 80-jährigen kolumbianischen Schlamper Castrillón Hoyos.

Jene Katholiken, die an die Unfehlbarkeit des Papstes glauben wollen, müssen, werden diese Botschaft des Artikels wie Honig aufsaugen und der NRZ auf ewig(?) dankbar sein. Der journalistischen Sorgfalt und Wahrhaftkeit haben sie keinen Dienst erwiesen.

Da titelt der Spiegel treffender: „Vatikan-Diplomaten kehren Benedikts Scherben zusammen„.

Huren, Saufen, Antisemitismus

Zum Frühstück gab es heute in der Frankfurter Rundschau den Papst.

Zum Frühstück der Papst

Zum Frühstück der Papst

Dieser Katholizismus, der alte Schlingel, lässt schon mal die Sau raus mit Karneval und Lebenslust. Das war alles ganz toll: raus aus dem evangelikalen prüden, trockenen Texas rüber ins katholisch, feuchte, brodelnde New Orleans. Das hatten schon die Jungs in „Easy Rider“ vorgemacht. Leider mit nachteiligen Konsequenzen auf der Rückfahrt.

Jetzt aber unser Benedikt. Professor „Wir sind Papst“ fischt im rechten Sumpf.

Neu ist das alles nicht und eigentlich ist der Antisemitismus eine alte Geschichte, gleich hier um die Ecke, in Winterberg.

„Huren, Saufen, Antisemitismus“ weiterlesen

„Gott existiert wahrscheinlich nicht. Genießt das Leben“

Die Welt habe ich Zeit meines Lebens eher mit spitzen Fingern angefasst. Hier bekommt sie trotz alledem ein kleines Zitatenplätzchen in meinem Blog:
Ute Müller am 7. Januar 2009:

Atheisten in Spanien starten Werbefeldzug und provozieren die Bischöfe – Katholische Kirche fühlt sich von der Regierung verraten

Madrid – Schon seit Jahrzehnten gibt es T-Shirts mit dem berühmten Nietzsche-Ausspruch „Gott ist tot“. Doch ausgerechnet im katholischen Spanien wollen die Atheisten des Landes nun einen Schritt weitergehen. „Gott existiert wahrscheinlich nicht, hört auf, euch Sorgen zu machen, und genießt das Leben“, so der hedonistische Slogan, mit dem noch in diesem Monat eine Kampagne in Spaniens großen Städten gestartet werden soll… weiter bei Welt Online

NRW. Gefangen in der Religion – befangen im Streit

Sowohl beim WDR als auch in der Süddeutschen Zeitung berichtet Johannes Nitschmann über einen Streit zwischen NRW Hochschulminister Andreas Pinkwart(FDP) und dem CDU-Landtagsfraktionsvorsitzenden Helmut Stahl:

Islam Professor Kalisch entzweit Regierung in NRW

Düsseldorf – Die aufgekündigte Zusammenarbeit des Münsteraner Islamprofessors Muhammad Sven Kalisch und des Koordinationsrates der Muslime bei der Lehrerausbildung hat zwischen den Spitzen der nordrhein-westfälischen Regierungsparteien einen Grundsatzstreit ausgelöst. In einem der Süddeutschen Zeitung bekannt gewordenen Briefwechsel werfen sich NRW-Hochschulminister Andreas Pinkwart (FDP) und der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Helmut Stahl, vor, im Fall Kalisch die Landesverfassung zu missachten. Während Pinkwart, der zugleich FDP-Landesvorsitzender ist, den muslimischen Verbänden – wie allen Religionsgemeinschaften – ein Mitsprachrecht bei der Besetzung des Lehrstuhls für die Ausbildung von Islamkunde-Lehrern einräumen will, pocht der CDU-Fraktionschef auf die Freiheit der Wissenschaft: „Einen Kotau vor den islamischen Verbänden darf es nicht geben.“ … weiter in der SZ

Diese Auseinandersetzung ist die Rache der fehlenden Trennung von Staat und Kirche im Bildungssystem von Nordrhein-Westfalen.

Es ist nicht „Islam-Professor Kalisch“(Nitschmann in der SZ), der die Regierung in NRW entzweit(ebenda), sondern die religiöse Grundlage der NRW-Verfassung. In Artikel 7[Grundsätze der Erziehung] heißt es in Absatz 1 (Hervorhebungen von mir):

Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung.

Artikel 12[Schularten] Absatz 3:

Grundschulen sind Gemeinschaftsschulen, Bekenntnisschulen oder Weltanschauungsschulen….

Absatz 6:

In Bekenntnisschulen werden Kinder des katholischen oder des evangelischen Glaubens oder einer anderen Religionsgemeinschaft nach den Grundsätzen des betreffenden Bekenntnisses unterrichtet und erzogen….

Artikel 14[Religionsunterricht]

(1) Der Religionsunterricht ist ordentliches Lehrfach an allen Schulen, mit Ausnahme der Weltanschauungsschulen (bekenntnisfreien Schulen). Für die religiöse Unterweisung bedarf der Lehrer der Bevollmächtigung durch die Kirche oder durch die Religionsgemeinschaft. Kein Lehrer darf gezwungen werden, Religionsunterricht zu erteilen.

(2) Lehrpläne und Lehrbücher für den Religionsunterricht sind im Einvernehmen mit der Kirche oder Religionsgemeinschaft zu bestimmen.

(3) Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes haben die Kirchen oder die Religionsgemeinschaften das Recht, nach einem mit der Unterrichtsverwaltung vereinbarten Verfahren sich durch Einsichtnahme zu vergewissern, daß der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit ihren Lehren und Anforderungen erteilt wird.

(4) Die Befreiung vom Religionsunterricht ist abhängig von einer schriftlichen Willenserklärung der Erziehungsberechtigten oder des religionsmündigen Schülers.

… und so weiter und so fort.

Das Arrangement zwischen Staat und katholischer bzw. protestantischer Kirche ging so lange gut, wie diese beiden Religionsgemeinschaften das öffentliche Leben eindeutig dominierten. Doch jetzt wollen die Muslime rein ins Boot.

Hat es bisher einen Aufschrei gegeben, wenn zum Beispiel katholischen Lehrerinnen und Lehrern an staatlichen(!) Schulen die Lehrerlaubnis entzogen wurde, weil sie geschieden waren und erneut heirateten? Da fuckelt die Kirche an den bürgerlichen Existenzen herum und es wird von der Gesellschaft akzeptiert, wenn auch hier und da mit einem privaten Protestgemurmel.

Wir werden in einer zunehmend multireligiösen Gesellschaft nicht ohne eine konsequente Säkularisierung auskommen, es sei denn die bisherigen Nutznießer legen es auf einen „Clash der Religionen“ an.

Update (Paul Scheffer Interview): Seit 3 Tagen habe ich diesen Link im Köcher.

PZ Myers: Pharyngula

Durch diesen Aufsatz im „hpd“ bin ich auf das Weblog von PZ Myers gestossen. Wünsche viel Spaß beim Stöbern für diejenigen, die es vertragen können 😉

Motto von Myers:

„Evolution, development, and random biological ejaculations from a godless liberal“

Wer ist Myers:

„PZ Myers ist Evolutionsbiologe an der Universität von Minnesota und bekannt als Vertreter der Neuen Atheisten. Sein Blog Pharyngula ist einer der erfolgreichsten Wissenschaftsblogs der Welt.“(hpd)

Kirche und Kapital

Peter Bürger in Telepolis:

Das kapitalismuskritische Profil der katholischen Kirche hat im letzten Jahrzehnt merklich gelitten. Im deutschen Protestantismus nimmt der Streit um die „neoliberale“ Anpassung neue Formen an

Vor 2000 Jahren hatte der mittellose Wanderprediger Jesus aus Nazareth seinen Zuhörern verraten: „Eher kommt ein Kamel (bzw. Tauseil) durch ein Nadelöhr als ein Reicher ins Himmelreich.“ Die frühen Kirchenväter haben sich dann den Kopf darüber zerbrochen, wie man den Reichen doch noch einen Ausweg aus dieser heillosen Lage weisen könnte. Die Lösung bestand stets darin, die Güter einer ungerechten bzw. sozial unverträglichen Reichtumsanhäufung den Armen zukommen zu lassen. Aber auch das liegt nun schon wieder mehr als 1500 Jahre zurück…. weiter hier.

Vor 455 Jahren: Wieder mal einer verbrannt…

Am 27. Oktober 1553 wurde Michael Servetus, eigentlich Miguel Serveto y Reves, geb. 1511 in Tudela, im calvinistischen(!) Genf als Ketzer verbrannt.

Hier gibt es Holz und der Katholizismus ist auch nicht von schlechten Eltern

Er war ein spanischer Arzt, Gelehrter, Humanist, Theologe und Antitrinitarier…weiter

Durch Mega-Rechenfehler zur Kreditkrise?

Schön, dass es Querdenker gibt! Ich habe Gunter Duecks Gedanken zur Finanz- und Kreditkrise goutiert;-) Mit Mathematik, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Kybernetik stochert der Cheftechnologe von IBM in unserem gesunden Menschenverstand herum.

„Wir haben uns verrechnet.“ So sagen sie doch alle, wenn sie sich verzockt haben? Ich aber werde die Vermutung nicht los, dass sie sich wirklich und wahrhaftig verrechnet haben. Ich habe auch eine Vorstellung, worin der Fehler bestehen könnte. Wenn ich Recht habe, bleibt mir aber ein bisschen der Atem stehen. Dann sind wir von Milchmädchen umgeben…weiter

Der Autor Gunter Dueck hat den Artikel auch auf seiner eigenen Website veröffentlicht.