Darwin ab Mai: Veranstaltungsreihe an der TU Dortmund

Prof. Dr. Claus Leggewie
Prof. Dr. Claus Leggewie

Unter dem Titel „Darwins (r)evolutionäre Gedanken“ veranstaltet die Fachgruppe Biologie und Didaktik an der Technischen Universität Dortmund in Kooperation mit der Giordano Bruno Stiftung, der Max Traeger Stiftung und der Gesellschaft der Freunde der Universität e.V. das Kolloquium „Biologie und Gesellschaft“.

Zum Auftakt der interdisziplinären Veranstaltungsreihe hält der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Claus Leggewie am Montag, dem 04. Mai 09, den Vortrag „Die Religiöse Rechte und die Wissenschaft“. Veranstaltungsort: Technische Universität Dortmund, HS 2, Gebäude II, Beginn: 16.45 Uhr, Eintritt frei

Vor 200 Jahren: Charles Darwin geboren

Charles Darwin (Bildquelle: hpd)
Charles Darwin (Bildquelle: hpd)

Heute vor 200 Jahren wurde im englischen Shrewsbury der spätere Naturforscher Charles Darwin geboren. Wer es bis heute verpasst hat, sich mit der Evolutionstheorie auseinander zu setzen, könnte beispielsweise im Dossier der Süddeutschen Zeitung stöbern. Das Sammelsurium auf Wikipedia kann man als Einstieg ruhig meiden. Der Humanistische Pressedienst hat wie jeden Tag einen Agnostiker gefunden. Heute heißt er Charles Darwin.

Wer nicht klicken will, kann in eines seiner alten Biologiebücher schauen. Auch die etwas älteren Bücher ab Klasse 9 oder 10 sind dem Wissensstand der Durchschnittsbevölkerung weit voraus.

Eine der „Lieblingsfragen“, die mir ab und an gestellt werden lautet: „Glauben Sie etwa an Evolution?“ Eine der (falschen) „Lieblingsaussagen“, die ich mir manchmal anhören muß, lautet: „Der Mensch stammt vom Affen ab!“

Ich empfehle darüber hinaus das interessante Interview von Stefan Laurin(„Ruhrbarone“) mit Christoph Lammers (Fachgruppe Biologie an der TU Dortmund).

Bertrand Russell vor 38 Jahren gestorben

Bertrand Russel, A History of Western Philosophy, 1945

Am 2. Februar 1970 ist Bertrand Russell 97-jährig in Penrhyndeudraeth, Wales gestorben.

Ab und zu habe ich die Geschichte der westlichen Philosophie(1945) in der Hand gehabt und manchmal längere Kapitel, aber auch öfter kreuz und quer kürzere Abschnitte gelesen.

Mein Tipp:

Das Buch ein paar Wochen auf den Nachttisch legen und lesen, was gerade gefällt. Russell war ein scharfer, logischer Denker. Es macht auch 64 Jahre nach Erscheinen des Buches Spaß, sich mit Russells Gedanken auseinanderzusetzen.

Als Beifutter zur aktuellen „Papst-Debatte“, empfehle ich das schmale Bändchen „Warum ich kein Christ bin“ (1927, erweitert 1957).

Zu Person und Werk hier ein bisschen auf Englisch. Schadet nix in unserer „globalisierten Welt“ 😉

Bertrand Arthur William Russell (b.1872 – d.1970) was a British philosopher, logician, essayist, and social critic, best known for his work in mathematical logic and analytic philosophy. His most influential contributions include his defense of logicism (the view that mathematics is in some important sense reducible to logic), and his theories of definite descriptions and logical atomism. Along with G.E. Moore, Russell is generally recognized as one of the founders of analytic philosophy. Along with Kurt Gödel, he is also regularly credited with being one of the two most important logicians of the twentieth century.

Over the course of his long career, Russell made significant contributions, not just to logic and philosophy, but to a broad range of other subjects including education, history, political theory and religious studies. In addition, many of his writings on a wide variety of topics in both the sciences and the humanities have influenced generations of general readers. After a life marked by controversy (including dismissals from both Trinity College, Cambridge, and City College, New York), Russell was awarded the Order of Merit in 1949 and the Nobel Prize for Literature in 1950. Also noted for his many spirited anti-war and anti-nuclear protests, Russell remained a prominent public figure until his death at the age of 97….weiter

Papst reingelegt? – NRZ strickt Legende

Papst-nicht lebensecht (Foto: junicks flickr)
Papst-nicht lebensecht (Foto: junicks flickr)

Während die Zweifel an der Amtsführung des Papstes wachsen, hilft die NRZ einen neuen Mythos zu erschaffen:

Der Papst ist unschuldig! Er wurde hereingelegt!

Oder in Worten der Tageszeitung selbst (Hervorhebungen von mir):

„Der Papst ist unschuldig. Man hat ihn hereingelegt.” Das ist der gemeinsame Nenner, auf den sich journalistische Nachforschungen, Indiskretionen und halbamtliche Stellungnahmen aus dem Vatikan bringen lassen – nach einer Woche Streit um die Rehabilitierung ultrakonservativer Bischöfe.

Liebe NRZ-Journalisten,

natürlich könnte es so sein, dass der Papst im Dunkel des Vatikans etwas nicht mitbekommen hat. Könnte! Konjunktiv. Aber Sie schreiben: Das ist der gemeinsame Nenner auf den sich journalistische Nachforschungen …. bringen lassen.

Sie verwenden den Indikativ. Sie sagen dem Leser, das es so ist, mit den höheren Weihen der „journalistischen Nachforschungen“ versehen.

Den Schuldigen präsentieren Sie dann auch noch, diesen 80-jährigen kolumbianischen Schlamper Castrillón Hoyos.

Jene Katholiken, die an die Unfehlbarkeit des Papstes glauben wollen, müssen, werden diese Botschaft des Artikels wie Honig aufsaugen und der NRZ auf ewig(?) dankbar sein. Der journalistischen Sorgfalt und Wahrhaftkeit haben sie keinen Dienst erwiesen.

Da titelt der Spiegel treffender: „Vatikan-Diplomaten kehren Benedikts Scherben zusammen„.

Huren, Saufen, Antisemitismus

Zum Frühstück gab es heute in der Frankfurter Rundschau den Papst.

Zum Frühstück der Papst

Zum Frühstück der Papst

Dieser Katholizismus, der alte Schlingel, lässt schon mal die Sau raus mit Karneval und Lebenslust. Das war alles ganz toll: raus aus dem evangelikalen prüden, trockenen Texas rüber ins katholisch, feuchte, brodelnde New Orleans. Das hatten schon die Jungs in „Easy Rider“ vorgemacht. Leider mit nachteiligen Konsequenzen auf der Rückfahrt.

Jetzt aber unser Benedikt. Professor „Wir sind Papst“ fischt im rechten Sumpf.

Neu ist das alles nicht und eigentlich ist der Antisemitismus eine alte Geschichte, gleich hier um die Ecke, in Winterberg.

„Huren, Saufen, Antisemitismus“ weiterlesen

„Gott existiert wahrscheinlich nicht. Genießt das Leben“

Die Welt habe ich Zeit meines Lebens eher mit spitzen Fingern angefasst. Hier bekommt sie trotz alledem ein kleines Zitatenplätzchen in meinem Blog:
Ute Müller am 7. Januar 2009:

Atheisten in Spanien starten Werbefeldzug und provozieren die Bischöfe – Katholische Kirche fühlt sich von der Regierung verraten

Madrid – Schon seit Jahrzehnten gibt es T-Shirts mit dem berühmten Nietzsche-Ausspruch „Gott ist tot“. Doch ausgerechnet im katholischen Spanien wollen die Atheisten des Landes nun einen Schritt weitergehen. „Gott existiert wahrscheinlich nicht, hört auf, euch Sorgen zu machen, und genießt das Leben“, so der hedonistische Slogan, mit dem noch in diesem Monat eine Kampagne in Spaniens großen Städten gestartet werden soll… weiter bei Welt Online

NRW. Gefangen in der Religion – befangen im Streit

Sowohl beim WDR als auch in der Süddeutschen Zeitung berichtet Johannes Nitschmann über einen Streit zwischen NRW Hochschulminister Andreas Pinkwart(FDP) und dem CDU-Landtagsfraktionsvorsitzenden Helmut Stahl:

Islam Professor Kalisch entzweit Regierung in NRW

Düsseldorf – Die aufgekündigte Zusammenarbeit des Münsteraner Islamprofessors Muhammad Sven Kalisch und des Koordinationsrates der Muslime bei der Lehrerausbildung hat zwischen den Spitzen der nordrhein-westfälischen Regierungsparteien einen Grundsatzstreit ausgelöst. In einem der Süddeutschen Zeitung bekannt gewordenen Briefwechsel werfen sich NRW-Hochschulminister Andreas Pinkwart (FDP) und der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Helmut Stahl, vor, im Fall Kalisch die Landesverfassung zu missachten. Während Pinkwart, der zugleich FDP-Landesvorsitzender ist, den muslimischen Verbänden – wie allen Religionsgemeinschaften – ein Mitsprachrecht bei der Besetzung des Lehrstuhls für die Ausbildung von Islamkunde-Lehrern einräumen will, pocht der CDU-Fraktionschef auf die Freiheit der Wissenschaft: „Einen Kotau vor den islamischen Verbänden darf es nicht geben.“ … weiter in der SZ

Diese Auseinandersetzung ist die Rache der fehlenden Trennung von Staat und Kirche im Bildungssystem von Nordrhein-Westfalen.

Es ist nicht „Islam-Professor Kalisch“(Nitschmann in der SZ), der die Regierung in NRW entzweit(ebenda), sondern die religiöse Grundlage der NRW-Verfassung. In Artikel 7[Grundsätze der Erziehung] heißt es in Absatz 1 (Hervorhebungen von mir):

Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung.

Artikel 12[Schularten] Absatz 3:

Grundschulen sind Gemeinschaftsschulen, Bekenntnisschulen oder Weltanschauungsschulen….

Absatz 6:

In Bekenntnisschulen werden Kinder des katholischen oder des evangelischen Glaubens oder einer anderen Religionsgemeinschaft nach den Grundsätzen des betreffenden Bekenntnisses unterrichtet und erzogen….

Artikel 14[Religionsunterricht]

(1) Der Religionsunterricht ist ordentliches Lehrfach an allen Schulen, mit Ausnahme der Weltanschauungsschulen (bekenntnisfreien Schulen). Für die religiöse Unterweisung bedarf der Lehrer der Bevollmächtigung durch die Kirche oder durch die Religionsgemeinschaft. Kein Lehrer darf gezwungen werden, Religionsunterricht zu erteilen.

(2) Lehrpläne und Lehrbücher für den Religionsunterricht sind im Einvernehmen mit der Kirche oder Religionsgemeinschaft zu bestimmen.

(3) Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes haben die Kirchen oder die Religionsgemeinschaften das Recht, nach einem mit der Unterrichtsverwaltung vereinbarten Verfahren sich durch Einsichtnahme zu vergewissern, daß der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit ihren Lehren und Anforderungen erteilt wird.

(4) Die Befreiung vom Religionsunterricht ist abhängig von einer schriftlichen Willenserklärung der Erziehungsberechtigten oder des religionsmündigen Schülers.

… und so weiter und so fort.

Das Arrangement zwischen Staat und katholischer bzw. protestantischer Kirche ging so lange gut, wie diese beiden Religionsgemeinschaften das öffentliche Leben eindeutig dominierten. Doch jetzt wollen die Muslime rein ins Boot.

Hat es bisher einen Aufschrei gegeben, wenn zum Beispiel katholischen Lehrerinnen und Lehrern an staatlichen(!) Schulen die Lehrerlaubnis entzogen wurde, weil sie geschieden waren und erneut heirateten? Da fuckelt die Kirche an den bürgerlichen Existenzen herum und es wird von der Gesellschaft akzeptiert, wenn auch hier und da mit einem privaten Protestgemurmel.

Wir werden in einer zunehmend multireligiösen Gesellschaft nicht ohne eine konsequente Säkularisierung auskommen, es sei denn die bisherigen Nutznießer legen es auf einen „Clash der Religionen“ an.

Update (Paul Scheffer Interview): Seit 3 Tagen habe ich diesen Link im Köcher.