Meschede und eine „undemokratische“ Petition. Der Bürgermeister ist empört (Wir auch!). Eine Sonntagssatire.

In unserem BriefkastenBürgermeister von Meschede ist empört (Wir auch!)

Woher wir das (vom Bürgermeister) wissen: Na klar, aus der heimischen Tageszeitung!

Der Anlass der Empörung:
Die Petition einer Bürgerinitiative aus Meschede (angeblich die erste in der langen Geschichte Meschedes)

Ein Hauptärgernis: Der Schlichter

Der Sachverhalt in groben Zügen:
In Meschede soll das Gewerbegebiet Enste-Nord entstehen. Der Stadtrat segnete das Vorhaben 2009 ab. Bürgerinnen und Bürger aus Meschede-Enste fühlen sich bei der Planung des Gewerbegebietes übergangen. Sie stellten im März 2010 einen Petitionsantrag beim Landtag. Aus der WP (Artikel vom 22.03.2011) erfahren wir, der Pressesprecher der Stadt Meschede hätte gesagt, das sei in einem Bauleitverfahren erst seit Stuttgart 21 möglich!

Der Schlichtungstermin war vor ein paar Tagen. Zitat aus der WP (vom 22.03.2011): Das Gremium kam zum Entschluss, dass juristisch alles korrekt abgelaufen sei. „Jedoch hat uns ein Abgeordneter gesagt, dass nicht richtig mit uns umgegangen wurde.“

Was positiv auffällt: Die WP informiert am 22.03.2011 strukturiert und neutral über Petition und Schlichtung.

Laut WP-Artikel (vom 26.03.2011) erhielten Petenten und Stadt eine Antwort des Petitionsausschusses. Aus dem Schreiben gehe hervor, die Stadt Meschede hätte im Verfahren Enste-Nord rechtlich einwandfrei gearbeitet. In einem weiteren Absatz sei den Parteien jedoch geraten worden, sich um einen von beiden Seiten akzeptierten Schlichter zu bemühen.

Die WP nennt den Namen des Schlichters: Es ist der Landtagsabgeordnete Gordon Dudas, ein SPD-Mitglied aus dem Märkischen Kreis.

Im Gegensatz zum Bericht vom 22.03. erscheint der WP-Artikel vom 26.03. tendenziös.
Dem Leser wird klar gemacht: Der Bürgermeister hat Recht! Petition und Schlichtung waren überflüssig! Der Schlichter bemüßigt sich falscher Gepflogenheiten! Denn schließlich handelt es sich um eine (unwiderrufliche) Entscheidung des Stadtrates, und, Zitat (mit Zitat des Bürgermeisters): „Was gibt es da noch zu schlichten?  Hierbei handelt es sich um eine Entscheidung des Mescheder Stadtrates. Was ist so eine Entscheidung denn noch wert, wenn jetzt jemand kommt und meint, das wieder aufrollen zu müssen. Pikanterweise soll es sich um einen Alleingang Dudas‘ gehandelt haben. Ohne Absprache mit dem Petitionsausschuss habe er den Satz eingefügt: „Seit Stuttgart 21 gibt es eben eine andere Form von Bürgerbeteiligung“, sagt Hess. Er vermutet, dass der zeitliche Abstand zwischen den eskalierten Bürgerprotesten in Stuttgart und dem Brief aus Düsseldorf kein Zufall war.“

Auch interessant: Der Kommentar der WP zum eigenen Bericht.

Er trägt die Überschrift:
„Keine Hoffnungen wecken“

Die Kommentatorin teilt mit, es wäre nicht in Ordnung, wenn ein Mitglied des Petitionsausschusses suggeriert, dass an einem Ratsbeschluss noch etwas zu rütteln sei. Sie schreibt weiter von dem Ratsbeschluss aus dem Jahr 2009, der von gewählten Vertretern des Volkes und nach den Prinzipien einer parlamentarischen Demokratie usw. usw. ….

Und was will man/Frau uns armen Bürgerlein damit sagen?

Etwa das:
Empörung, die gebührt bestenfalls einem Bürgermeister, nicht dem Volke?

Oder:
Die Presse ist nur so lange frei, so lange der Bürgermeister sich nicht (über dieselbige und/oder andere) empört?

Oder auch:
Ihr lästigen Mescheder Bevölkerungsinitiativen, kommt ja nicht auf die Idee, noch eine Petition zu stellen. Ihr werdet hoffnungslos scheitern?

Petitionen gibt es doch nur bei Wikipedia und nicht im wahren Leben?

Dazu passend:
Alle demokratischen Rechte liegen (fast nur) beim Bürgermeister und (nachgelagert) bei den demokratisch gewählten Vertretern des Volkes?

Und:
Traue keinem Abgeordneten der nicht von der größten Sauerländer Volkspartei gestellt ist?

Wem fällt noch was ein?

Vielleicht:
Niemand hat vor, eine Mauer zu bauen ….
Die Rente ist sicher ….
Deutsche Atommeiler auch …
Das Wasser ist nass und die Banane krumm ….

IPPNW: Kein Zweifel – Super-GAU in Fukushima

Luftbild (quelle: ippnw)
Luftbild (quelle: ippnw)

Berlin. (ippnw) Beim Atomunfall in Fukushima handelt es sich laut dem Leiter des Münchener Otto Hug Strahleninstituts, Prof. Dr. Edmund Lengfelder, zweifellos „um einen Super-GAU mit massiven Freisetzungen von Radioaktivität aus vermutlich mehreren Kraftwerksblöcken. Wegen der großflächigen Ausbreitung der Radioaktivität sind inzwischen nur noch Maßnahmen zur Eingrenzung der Strahlenbelastung möglich, aber nicht zur völligen Vermeidung.“

Die IAEA-Angaben mit erschreckend hohen Kontaminationswerten zwischen 200.000 und 900.000 Becquerel pro Quadratmeter in der Region um Fukushima zeigen, dass Japan ganz offensichtlich die Dimension von Tschernobyl erreicht hat. Nach Tschernobyl wurden Gebiete mit einer Kontaminationen von mehr als 555.000 Becquerel pro Quadratmeter (Cäsium-137) in der Ukraine, Russland und Weißrussland zu „Zonen strikter Kontrolle“ erklärt.

Insgesamt war davon eine Fläche von 10.000 Quadratkilometern betroffen. Bei einer etwa 15fach geringeren Bevölkerungsdichte als in Japan waren in der dünn besiedelten Tschernobyl-Region bereits 270.000 Menschen in rund 800 Siedlungen betroffen.

Reinhold Thiel, Vorstandsmitglied der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, sorgt sich insbesondere auch um die Gefahren, die aus dem Block 3 drohen. „Dort gibt es plutoniumhaltige MOX-Brennelemente und dort steigt immer wieder schwarzer Rauch auf. Meine Sorge ist, dass dort längst größere Mengen Plutonium freigesetzt sein könnten.“ Die IPPNW fordert die Bundesregierung auf, sich für eine umgehende Veröffentlichung der sicher schon vorhanden Plutonium-Messdaten einzusetzen. „Aber möglicherweise liegen Frau Merkel auch längst entsprechende Informationen vor“, so Thiel.

Plutonium ist ein hochgiftiger, hochgefährlicher Alphastrahler. Bei gleicher Dosis hat Plutonium eine rund 20fach höhere biologische Wirksamkeit als gammastrahlende Nuklide wie etwa Cäsium-137. Das Einatmen führt sehr leicht zu Bronchial- und Lungenkrebs. Über die Nahrung aufgenommen lagert sich Plutonium in Leber und Knochen ab und wird bei einer biologischen Halbwertszeit von 40 Jahren in der Leber bzw. 100 Jahren in den Knochen praktisch nicht mehr zu Lebzeiten ausgeschieden.

Weitere Informationen: Angaben der IAEA zu Radioaktivitätsmessungen um Fukushima: http://www.iaea.org/newscenter/news/2011/fukushima210311.html

Weitere Infos: auf die Grafik klicken.
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Erdgasprobebohrungen im Hochsauerlandkreis. Eine Anfrage zur Beantwortung in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten sowie im Kreistag.

In unserem BriefkastenAufgrund von Presseberichten über die Erschließung von Schiefergasstätten in NRW stellte ich am 30.11.2010 den Antrag „Sachstandsbericht zu Erdgasprobebohrungen im Hochsauerlandkreis“. Da der Antrag nicht auf die Tagesordnung der Sitzungen genommen wurde, antworteten Sie mir stattdessen schriftlich: „ Es bestehen aktuell keine Erkenntnisse.“

Jetzt veröffentlichte die Bezirksregierung unter dem Link:

http://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/themen/e/erdgas_rechtlicher_rahmen/index.php

u.a. eine Karte über die „Lage der erteilten Erlaubnisfelder zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen in NRW“. Da ist ersichtlich, dass auch für große Gebiete im HSK sogenannte Erlaubnisse erteilt worden sind. Das gilt offenbar für das gesamte Stadtgebiet von Arnsberg und Sundern so wie für Randbereiche von Eslohe und Meschede.

Über die Presse wurde zudem bekannt, dass sich im Hochsauerlandkreis der Konzern Wintershall Holding GmbH die Konzession gesichert hat.

Nach Angaben der Bezirksregierung Arnsberg liegen derzeit zuzüglich zu bereits 20 für NRW erteilten Aufsucherlaubnissen 9 weitere Anträge auf Erteilung einer Aufsuchungserlaubnis vor. Bei 6 Anträgen würden verschiedene Unternehmen um vergleichbare Aufsuchungsfelder konkurrieren. Folglich ist der Run auf das Gas groß. Es ist zu anzunehmen, dass auch im Hochsauerland nach Schiefergas gebohrt werden soll.

In einigen Nachbarregionen wie im Münsterland wurden Befürchtungen laut, die Gasförderung, das sogenannte Fracking, sei mit großen Umweltschäden verbunden. Bürgerinnen und Bürger wehren sich und gründeten Bürgerinitiativen gegen die Förderung von „unkonventionellem Erdgas“. Der Regierungspräsident versprach indes, seine Entscheidungen zum Thema „Erdgas“ öffentlich zu machen.

Der Informations- und Diskussionsstand im Hochsauerlandkreis in Sachen „Schiefergasprobebohrungen“ ist bisher unzureichend. Daher bitte ich erneut um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Ist Ihnen offiziell bekannt, ob im Hochsauerlandkreis Genehmigungen für „Schiefergas-Probebohrungen“ erteilt worden sind oder erteilt werden sollen, bzw. ob Anträge auf Genehmigungen gestellt worden sind?
2. Wenn ja, wo genau sollen die Bohrungen erfolgen?
3. Wer sind die Antragsteller?

Mit freundlichen Grüßen für die Richtigkeit

Reinhard Loos (SBL-Kreistagsmitglied) und  Gabriele Joch-Eren (Mitarbeiterin des KT-Mitglieds Loos)
Bemerkung der Redaktion: Interessant auch der Artikel in den Ruhr Nachrichten, der darüber informiert, dass Fracking schon Mitte der 90-er Jahre in NRW eingesetzt worden sei -> zum Artikel.

„Wir liefern Essen frei Haus.“ Pressemitteilung der Senioren-Hilfe-Meschede e. V.

seniorenhilfeDie plötzliche Einstellung des Menü-Service des Bernhard-Salzmann-Hauses in Meschede hat zu erheblicher Unsicherheit bei dem bisher belieferten Personenkreis geführt.

Vermehrte Anfragen an unsere Senioren-Hilfe-Meschede e.V., ob wir Essen liefern, veranlasst uns heute, die Angebote unseres Vereins der Öffentlichkeit noch einmal vorzustellen.

Wir treten als gemeinnütziger Verein dafür ein, dass viele Menschen so lange wie möglich in ihrem eigenen Haus oder ihrer eigenen Wohnung bleiben können, aber in alltäglichen Dingen wie Einkaufsdienste, Wege zum Arzt oder zur Apotheke, Reinigung der Wohnung und vieles mehr Unterstützung benötigen.

Unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bieten professionelle Hilfe an und stehen je nach Bedarf zur Verfügung“, so Mechthild Thoridt, die 1. Vorsitzende des Vereins: “ Wir liefern frisch gekochtes und hochwertiges Essen von montags bis freitags warm zur Mittagszeit an.“

„Täglich stehen sechs Gerichte zur Wahl – auch für Diabetiker. Zu jedem Menü gibt’s ein leckeres Dessert.
Die Wochenend-Menüs werden bereits am Freitag geliefert.
Jede Woche wird ein neuer Menüplan vorgelegt.
Die Lieferung erfolgt frei Haus – und alles ohne jegliche Vertragsbindung.
Das Gericht kostet 4,95 Euro.“

Zum Flyer -> seniorenhilfe-flyer

Für Rückfragen sind wir unter der Telefon-Nr. 0291-95 28 99 11 oder per E-Mail: unter senioren-hilfe@t-online.de erreichbar.

Auch kleine Katastrophen haben große Ausmaße: Keine Produkte aus Kinderarbeit kaufen

Brilon. (rlo) Die unbeschreibliche Katastrophe in Japan darf nicht vergessen machen, dass sich in vielen Ländern unseres Globus‘ tagtäglich kleine Katastrophen abspielen. Nach Angaben von UNICEF arbeiten heute fast 191 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren. In Ländern in denen Armut herrscht werden vielfach Kinder zu niedrigsten Löhnen zur Arbeit heran gezogen. Sie sind meist großen Gesundheitsgefahren ausgesetzt und werden am Schulbesuch gehindert. Ihre Armut und ihren Mangel an Bildung vererben sie der nächsten Generation.

Dieser Kreislauf muss unbedingt gestoppt werden! Wir alle können dazu beitragen, indem wir keine Produkte mehr kaufen, die mit Kinderarbeit hergestellt werden. Behörden und Verwaltungen sollten mit gutem Beispiel voran gehen. Viele Kommunen haben sich dazu bereits entschlossen, so beispielsweise alle Ruhrgebietsstädte.

Auch die Kreistagsabgeordneten im Hochsauerlandkreis hatten am 26. Februar 2010 einstimmig den Beschluss gefasst, eine internationale Konvention zu unterstützen, die sich für ein Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung schlimmster Folgen der Kinderarbeit ausspricht. Der Kreistag beauftragte die Verwaltung, entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung zu ergreifen.

Vor kurzem fragte Kreistagsmitglied Reinhard Loos von der Sauerländer Bürgerliste (SBL) per schriftlicher Anfrage mit Datum 15.03.2011 bei der Kreisverwaltung nach, welche konkreten Maßnahmen seitdem seitens des HSK zur Umsetzung dieser Konvention ergriffen worden sind.

Leserbrief zu: Biosprit „E10“

Nachfolgend veröffentlichen wir einen Leserbrief zum „Thema Biosprit ‚E10′“:

Die Einführung der neuen Benzinsorte E 10 soll nach Meinung von EU und Bundesregierung zum Klimaschutz beitragen. Doch solche wohlklingenden Beteuerungen erweisen sich bei näherer Betrachtung als gigantischer Etikettenschwindel. Denn mit der Bezeichnung „Erneuerbare Energien“, welche man unter diesem Label eigentlich vermuten könnte, hat jene allein auf Raubbau basierende Form der Energieerzeugung wahrlich nichts zu tun.

Da der bei uns erzeugte „Biosprit“ durch den Anbau von Weizen, Mais, Gerste und Zuckerrüben für die Ethanolgewinnung bei weitem nicht ausreicht, den Bedarf zu decken und die Produktionskosten hierzulande hoch sind, ist man zunehmend auf Importe aus Drittländern angewiesen, um die Beimischungsziele der EU von zehn Prozent Ethanol zu erreichen!

Betroffen von diesem Wahnsinn sind vor allem die Menschen in den armen Ländern Südamerikas, Afrikas und Indien, wo immer mehr riesige Flächen für den Anbau von Energiepflanzen freigegeben werden, denen nicht nur unersetzliche Ökosysteme, wie Savannen und Regenwälder weichen müssen, sondern die auch wertvolles Land für die heimische Nahrungsmittelproduktion in gewaltigem Ausmaß in Anspruch nehmen. Dadurch verschärfen sich die Hunger- und Armutsprobleme dramatisch.

Aufgrund explodierender Lebensmittelpreise können die Menschen nicht mehr genügend zu essen kaufen.

Nach Berechnungen von Wissenschaftlern müssen für die zehnprozentige Agrospritbeimischung etwa 4,1 bis 6,9 Mio. Hektar Land zusätzlich geopfert werden. Das führt einerseits zu schweren Landkonflikten; andererseits hätte das auch verheerende Konsequenzen für unser Weltklima! Sehr viel mehr vom Treibhausgas Kohlendioxid würde auch hierzulande infolge Umwandlung von naturnahen Lebensräumen (Wälder, Weide- und Brachland) in Monokulturen freigesetzt, als hernach durch Agrosprit vermieden werden kann, etwa 27 bis zu 56 Millionen Tonnen zusätzlich pro Jahr EU-weit! Darüber hinaus beraubt man diese Ökosysteme ihrer Fähigkeit, von sich aus beträchtliche Mengen an Klimagasen zu binden und so als CO²-Senken zu fungieren.

Der exzessive Anbau von Nutzpflanzen zur Energieerzeugung, so katastrophal er sich in ökologischer, ökonomischer, sozialer und – nicht zu vergessen – moralischer Hinsicht ohnehin schon ausnimmt, wird bisher von keiner Regierung, inklusive unseres Umweltministers“ Röttgen, in Frage gestellt. Und darin sehe ich die eigentliche Katastrophe.

Außerdem ist der Bioethanoleinsatz ein gutes Deckmäntelchen für die Autoindustrie. Es nimmt den Druck von ihren Schultern, wirkliche Maßnahmen zu ergreifen, um im Verkehrsbereich Treibhausgase zu senken, die auf Sparsamkeit, Effizienz und Innovation gerichtet sind! Und noch ein erfreulicher Nebeneffekt für die Kfz-Hersteller: Sie können mehr neue Autos verkaufen, falls die alten den Bioethanol-Sprit doch nicht verkraften.

Das deprimierende Fazit lautet daher: Teurer tanken, Ethanol-Schäden an Autos beheben, mit dem „Biosprit“ die Landwirtschaft subventionieren, dazu den Umsatz der Autokonzerne ankurbeln. Und das alles, ohne dabei das Klima im geringsten zu schützen!

Karl Josef Knoppik, Meschede-Stockhausen

Korrespondentenbericht: In Taiwan hat die Atomkraft-Diskussion gerade erst begonnen

Rhein-Neckar/Taiwan, 17. März 2011. (kor) Seit zwei Jahren berichtet Klaus Bardenhagen als freier Reporter für deutsche Medien aus Taiwan. Von dort verfolgt der Journalist zur Zeit auch die Ereignisse im Nachbarland Japan. Taiwan hat ungefähr die Größe Baden-Württembergs. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch liegt 50 Prozent über dem der Deutschen. Drei Atomkraftwerke hat das Land – weitere sind in Planung. Es gibt auch eine “grüne Bewegung” – doch die hat bislang keinen nennenswerten Einfluss.

Von Klaus Bardenhagen

Natürlich ist die Katastrophe in Japan Thema Nummer Eins in Taiwans Medien. Auf der Insel von der Größe Baden-Württembergs gibt es viele Erdbeben und drei Atomkraftwerke, zu denen bald noch ein viertes kommen soll.

Große Betroffenheit in Taiwan.

Die Frage, wie sicher oder unsicher Atomkraft ist, steht hier aber längst nicht so im Mittelpunkt wie in Deutschland. Die Menschen beschäftigt vor allem das Schicksal der Opfer und die Frage, wie sie helfen können.

Demo von taiwanesischen Umweltaktivisten am 17. März 2011. (Klicken Sie auf das Bild für eine größere Darstellung.) Foto: Klaus Bardenhagen

Taiwan war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie. Viele Taiwaner fühlen sich dem Land besonders verbunden, eifern seinem Aufstieg nach, lernen Japanisch als zweite Fremdsprache oder übernehmen angesagte Moden und Trends. Umso größer die Betroffenheit angesichts der Verwüstungen.

Zwischen Taiwans Nordspitze und dem Kernkraftwerk Fukushima liegen 2300 Kilometer. Zum Vergleich: Von Stuttgart nach Tschernobyl sind es 800 Kilometer weniger.

Der Wind weht günstig, es wurden noch keine erhöhten Strahlenwerte gemessen, und die allermeisten Taiwaner fühlen sich nicht unmittelbar bedroht. Da mich einige Anfragen von besorgten Deutschen erreichten, habe ich dazu in meinem Blog gepostet. Es ist dort einer der meist angeklickten Einträge.

Taiwan blieb verschont.

In Taipeh war es Freitag Nachmittag, als ich übers Internet zuerst von dem Erdbeben in Japan erfuhr und kurz darauf von der Tsunami-Warnung, die auch für Taiwan galt. Fast auf die Minute genau wurde vorhergesagt, wann die Welle unsere Nordküste erreicht – in etwa zwei Stunden.

Wir in der Hauptstadt würden nicht betroffen sein, das war sicher. Aber in Küstennähe räumten die Behörden Strände, sperrten Straßen und schickten Schüler nach Hause. In Deutschland war es kurz nach neun Uhr morgens, da klingelte das Telefon und eine Kollegin vom NDR bat mich, für den Fall der Fälle bereit zu stehen, wahrscheinlich gebe es am Abend eine ARD-„Brennpunkt“-Sendung.

Für Journalisten bedeuten Katastrophen ja leider Hochkonjunktur. Ich alarmierte eine Video-Produktionsfirma, mit der ich ab und zu zusammenarbeite, packte Notizblock, Kamera und Handy-Ladegerät ein und machte mich auf den Weg zur U-Bahn.

Wie sicher sind die Atommeiler in Taiwan?

Als ich bei den Kollegen ankam, war schon klar, dass Taiwan zum Glück von Schäden verschont blieb. Es war gerade Niedrigwasser, und statt der erwarteten Ein-Meter-Wellen stieg das Meer nur zwölf Zentimeter höher als üblich. Sofort liefen auf allen Nachrichtensendern wieder die Bilder aus Japan, wir mussten nicht aufbrechen, und die ARD-Kollegen haben ihr Programm ohne mich bestritten. Natürlich hätten wir uns nicht selbst in Gefahr begeben.

Noch ist die Umweltbewegung in Taiwan nicht sehr groß – die Umweltprobleme hingegen wachsen. Foto: Klaus Bardenhagen

Am Samstag ereignete sich dann die Explosion im AKW Fukushima, und damit stellte sich auch für Taiwan die Frage: Wie sicher sind die hiesigen Kernkraftwerke?

Schließlich zittert hier die Erde fast so oft wie in Japan. Erst 1999 gab es bei einem schweren Beben mehr als 2300 Tote. Drei Atomkraftwerke sind in Taiwan am Netz, ein viertes ist fast fertig. Alle stehen an der Küste, wo auch die Tsunami-Warnung galt.

Atomstrom hält Taiwans energiehungrige Industrien in Gang. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch ist hier 50% höher als in Deutschland, die Regierung hält die Preise künstlich niedrig. Die Anti-Atombewegung hat kaum Einfluss.

Das liege auch an den oberflächlichen Medien, erklärte mir der Chef der hiesigen Grünen. Seine Partei ist nicht im Parlament vertreten. Schade, dass immer erst das Kind in den Brunnen fallen muss, damit sich etwas ändert, sagte er: „Was wir in Taiwan erreichen können, hängt leider davon ab, wie schlimm es in Japan wird.“ Diese Aussage landete natürlich in meinem Text für die Nachrichtenagentur dapd, den ich noch am Samstag absetzte.

Am nächsten Tag sah ich meinen Gesprächspartner mit einigen Mitstreitern auf einer belebten Einkaufsstraße. Mit „Atomkraft – Willst Du das noch immer?“- Schildern und einem Megaphon wandten sie sich an die Passanten, doch die meisten gingen uninteressiert vorbei.

Später fragte ich eine Taiwanerin, ob die Ereignisse in Japan ihr Sorgen machen. Ja, sagte sie: Die armen Menschen. Und: Ob Taiwan bald wohl kein Obst und Gemüse mehr aus Japan importieren kann?

Würde in Taiwan eine Katastrophe passieren, wäre eine Evakuation nicht möglich.

Am Donnerstag dann hatten die Atomkraftgegner einige hundert Unterstützer zusammengetrommelt und protestierten lautstark vor dem Regierungssitz in der Innenstadt. Viele Anwohner aus Gongliao waren darunter, dem Ort an der Nordküste, wo demnächst das vierte Atomkraftwerk den Betrieb aufnehmen soll.

Eine Kette von Polizisten bewachte den Zugang zum Regierungsgebäude, doch alles blieb friedlich. „Überall auf der Welt sorgen sich die Regierungen um die Sicherheit der Kraftwerke“, sagte mir eine Professorin, die seit 15 Jahren in der Umweltbewegung dabei ist. „Nur in Taiwan heißt es immer, kein Grund zur Sorge.“

Mittlerweile aber hat die Diskussion auch Taiwans Politik erreicht. Parlamentsabgeordnete bohrten den zuständigen Minister mit unangenehmen Fragen, bis der einräumen musste: Sollte eine Katastrophe wie in Fukushima in einem der weniger als 30 Kilometer von Taipeh entfernten Kraftwerken ereignen, gibt es keine Pläne, um die sieben Millionen Einwohner des Großraums rund um die Hauptstadt zu evakuieren.

Und auch die Zuständigkeiten der Behörden bei einem kombinierten Erdbeben-Kernkraft-Unglück seien ungeklärt. Da in weniger als einem Jahr wichtige Wahlen anstehen, wird die Kernkraft-Diskussion uns in Taiwan wohl noch eine Weile begleiten.

Reißerische Meldungen in Deutschland vs. ausgewogene Berichterstattung.

Auf dem Laufenden über die Lage in Japan halte ich mich vor allem über Online-Medien und Twitter, das mehr und mehr zur unverzichtbaren und vor allem blitzschnellen Info-Quelle für Journalisten wird.

Gutes setzt sich dabei durch, so meine Erfahrung. Kaum veröffentlichte etwa die britische Zeitung Guardian einen besonnenen Text, der Strahlungswerte ins Verhältnis setzt, leiteten verschiedene Twitter-Kontakte den Link kommentiert weiter.

Während ich und andere im Ausland tätige Kollegen den Eindruck haben, dass einige deutsche Medien bevorzugt reißerisch berichten und ständig neue Katastrophenmeldungen produzieren müssen, heben sich etwa der Guardian oder die New York Times durch unaufgeregte und fundierte Berichte positiv ab.

Info:

Taiwan-Reporter Klaus Bardenhagen. Foto: KB

Klaus Bardenhagen berichtet als taiwanreporter.de aus Taiwan und anderen Ländern der Region. Er schreibt für Print- und Onlinemedien, arbeitet für Radiosender und dreht Fernsehbeiträge als Videojournalist.

Aus Taiwan berichtet er über Menschen, die Chinesisch sprechen und demokratisch wählen, über eine Gesellschaft, die vor vielen ähnlichen Herausforderungen steht wie Deutschland, und über ein Land, das vom Westen noch zu entdecken ist.

Klaus Bardenhagen, Jahrgang 1976, hat beim Norddeutschen Rundfunk volontiert. Danach war er Autor und Reporter in der Wirtschaftsredaktion des NDR-Fernsehens sowie Nachrichtenredakteur beim ZDF.

Dieser Text ist uns vom http://rheinneckarblog.de zur Verfügung gestellt worden, das wie unser redaktionelles Angebot zum Netzwerk http://istlokal.de gehört.

Dürftige Schullandschaft im Hochsauerland: Konferenz gibt wenig Hoffnung auf Änderung.

In unserem BriefkastenMeschede. (rlo) “Die Konferenz der Hauptverwaltungsbeamten im Hochsauerlandkreis, bestehend aus dem Landrat und den Bürgermeistern der zwölf Städte und Gemeinden … befürwortet, dass die Schulentwicklungsplanung in den Städten und Gemeinden wie bisher vom Schulamt für den HSK begleitet werden soll“, heißt es in einer Pressemitteilung des Hochsauerlandkreises vom 15. März 2011.

Das ist der Widerspruch in sich.

Entweder hält sich das Schulamt “wie bisher” aus der Schulentwicklungsplanung heraus, und jede Gemeinde plant nur für sich. Oder es gelingt endlich – wie seit Jahren beispielsweise von der Sauerländer Bürgerliste (SBL) gefordert -, auch im HSK eine ortsübergreifende Schulentwicklungsplanung zu installieren. In vielen anderen Kreisen ist dies längst üblich. Im HSK wäre es wegen des besonders drastischen Rückgangs der Schülerzahl und der dünnen Siedlungsdichte dringend erforderlich.

Die Vielfalt der Schullandschaft im Kreisgebiet ist dürftig:

Der HSK ist einer von nur vier Kreisen in NRW, in denen es keine einzige Gesamtschule gibt. Und der HSK ist der einzige Kreis in Südwestfalen, in dem zum nächsten Schuljahr keine Gemeinschaftsschule eingerichtet wird.

NRW: 14 Gemeinschaftsschulen gehen an den Start.

In unserem BriefkastenDas Ministerium für Schule und Weiterbildung teilt mit:

Die Anmeldeverfahren für die Gemeinschaftsschulen sind weitgehend abgeschlossen. Das Ergebnis: 14 Gemeinschaftsschulen mit mehr als 1.300 Schülerinnen und Schülern gehen zum nächsten Schuljahr 2011/12 an den Start.

Schulministerin Sylvia Löhrmann erklärte: „Ich freue mich, dass die Gemeinschaftsschule von den Kommunen so gut angenommen wird. An vielen Standorten wurden deutlich mehr Kinder angemeldet als ursprünglich erwartet. Das ist der Lohn für den unermüdlichen Einsatz und den guten Willen der Beteiligten vor Ort, die die besten Bildungschancen für ihre Kinder wollen.

Über Parteigrenzen hinweg wird die Gemeinschaftsschule von einem breiten regionalen Konsens getragen. Sie ist die Antwort auf aktuelle Herausforderungen: Bei zurückgehenden Schülerzahlen und drohenden Schulschließungen sichert die Gemeinschaftsschule ein wohnortnahes, umfassendes Schulangebot. Und sie wird dem Wunsch der Eltern gerecht, die für ihre Kinder den Bildungsweg länger offen halten wollen.“

Die einzelnen Standorte: Ascheberg, Billerbeck, Blankenheim/Nettersheim, Bochum, Burbach, Finnentrop, Kalletal, Köln (Ferdinandstraße), Köln (Wuppertaler Straße), Langenberg, Lippetal, Morsbach, Neuenrade, Rheinberg.

Die in Bornheim und Sprockhövel geplanten Gemeinschaftsschulen erreichen nicht die erforderliche Zahl von Anmeldungen. Daher können diese beiden Schulen zum kommenden Schuljahr nicht errichtet werden. Ob die Gemeinschaftsschule Bad Honnef die erforderliche Anmeldezahl erreichen wird, ist nicht sicher; das Anmeldeverfahren endet am Freitag, den 11. März 2011. In Bad Honnef konnte schon im vergangenen Jahr eine Verbundschule nicht eingerichtet werden.

Dem Schulministerium liegen über vierzig weitere Interessenbekunden von Schulträgern für eine Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2012/13 vor. Ziel der Landesregierung ist es deshalb, die Gemeinschaftsschule auf eine schulgesetzliche Grundlage zu stellen. Die dafür notwendigen Gespräche werden mit allen im nordrhein-westfälischen Landtag vertretenen Parteien und auch im Rahmen der Bildungskonferenz geführt. Sollte es nicht gelingen, hier eine gemeinsame Lösung zu finden, wird das Schulministerium die Obergrenze für das Modellvorhaben von 50 Schulen ausschöpfen.

Schulentwicklung: Stadt Olsberg lädt Bürger zu Info-Abend mit dem Institut „Bildung und Region“ ein – „Wir hinterlassen niemals einen Scherbenhaufen.“

Realschule in Olsberg/HSK (archiv: meier)
Realschule in Olsberg/HSK (archiv: meier)

Stärken verknüpfen, Angebote erweitern. Die Hauptschule und die Realschule Olsberg stehen vor einer Ausweitung ihrer Zusammenarbeit. Die Stadt Olsberg lädt deshalb alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu einer Info-Veranstaltung mit dem Thema „Schulentwicklungsplanung für die Hauptschule und Realschule Olsberg“ ein.

Im Mittelpunkt dabei: Die Modelle von Gemeinschaftsschule und Verbundschule. Was zeichnet die Schulformen aus? Wie unterscheiden sie sich? Wo liegen die Stärken und Besonderheiten? Hubertus Schober vom Institut „Bildung und Region“ aus Bad Godesberg wird im Rahmen des Info-Abends Antworten auf diese Fragen geben. Im Anschluss steht er dem Publikum für Fragen zur Verfügung.

Die Veranstaltung beginnt am Mittwoch, 23. Februar, um 19.00 Uhr im Haus des Gastes. Die Teilnahme ist kostenlos, alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen.

In der Selbsbeschreibung des Instituts heißt es unter anderem (Hervorhebung von uns):

„Wir erheben akribisch alle Daten an Ort und Stelle. Wer wissen will, wie sich in einem Ort oder einem Kreis die Schülerzahlen entwickeln, kann nicht einfach mit Daten aus dem Bund oder Land arbeiten. Denn in Ihrer Gemeinde gehorcht die Demographie vielleicht ganz anderen Gesetzen.

Wir gehen umsichtig vor, behalten alle Eventualitäten im Auge und schauen auch, was rechts und links passiert – in anderen Gemeinden und bei anderen Schulträgern.

Wir bemühen uns um konsensfähige Lösungen und diskutieren geduldig mit allen Beteiligten.

Und: Wir hinterlassen niemals einen Scherbenhaufen.