„Marodierende russische Zwangsarbeiter“ – ein wenig Vorgeschichte.

Ein dunstiger Juni-Morgen: Eversberg mit der St.-Johannes-Evangelist-Pfarrkirche
Ein dunstiger Juni-Morgen: Blick vom Bergfried der Burgruine auf Eversberg mit der St.-Johannes-Evangelist-Pfarrkirche

In der katholischen Pfarrkirche des kleinen Ortes Eversberg im Hochsauerland bin ich vor ein paar Tagen auf die Geschichte der Zwangsarbeiter in Meschede gestoßen (siehe hier).

Üble Geschichten von Mord und Totschlag werden noch heute in den Orten des Hochsauerlandes über die „marodierenden russischen Zwangsarbeiter“ tradiert, doch die Vorgeschichte wird manchmal vergessen zu erzählen oder nur hinter vorgehaltener Hand weitergegeben, weil die an eventuellen Verbrechen Beteiligten und ihre Kinder und Kindeskinder noch leben.

Einen ersten Einstieg in die Geschichte der Zwangsarbeiter in und um Meschede im Hochsauerlandkreis bietet die Broschüre „Kriegsende – Die Stunde Null“ des Stadtarchivs Meschede.

Ich zitiere im Folgenden einige Abschnitte. Vielleicht interessiert sich der ein oder die andere Leserin für das Thema, liest die ganze Broschüre und forscht weiter.

Zwei Monate vor der Befreiung durch die Alliierten:

Nach gerichtlichen Untersuchungen sind die 80 Russen und Polen
unter dem Vorwand, sie seien Plünderer, erschossen worden. Am Abend
des 22. März 1945 wurden sie zu einem angeblichen Arbeitseinsatz
in drei oder vier Transporten zum Exekutionsplatz gefahren. Mit Hilfe
von Sprengmunition war am Nachmittag eine 30 x 6 m große und 1,50
m tiefe Grube unweit der heutigen Kriegsgräberstätte ausgehoben
worden. Dort angekommen, mussten die Männer Mäntel, Decken,
Brotbeutel und Ausweispapiere ablegen.
„Jetzt erkannten sie, was ihnen für ein Schicksal bevorstand. Sie
wurden unruhig, ließen sich aber in die Grube hineinführen und mit
dem Gesicht zur Wand aufstellen“, erinnerte sich später ein Zeuge vor
Gericht. „Die Soldaten traten jeweils hinter einen Arbeiter und …“
Nachdem die Leichen notdürftig mit Erde zugeschaufelt waren,
ging das Kommando zur Straße zurück und wartete auf den nächsten
Transport. „Bei einem Schub versuchte ein Mann zu fliehen, wurde
aber mit einem Feuerstoß niedergestreckt. Die anderen jammerten
und weinten“ ( ebenda, S. 25).

Aus welchen Gründen waren die ganzen „Fremden“ in Meschede und Umgebung? Sie wurden beispielsweise in den Honsel-Werken gebraucht:

Die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse während der ersten
Kriegsjahre verlief für die Stadt Meschede recht günstig.
Da Industrie, Handwerk und Gewerbe ihre Kapazität voll ausnutzen
mussten und einheimische Arbeitskräfte zum Wehrdienst eingezogen
wurden, holte man ausländische Arbeiter, Kriegsgefangene und Zivilarbeiter.

Die Zwangsarbeiter, Russen, Franzosen und Polen wurden in
Lagern untergebracht.

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang, vor allem im Hinblick auf
den späteren Luftkrieg, ist die beachtliche Industrie in dieser Zeit. Eine
bedeutende Rolle spielten die Honsel-Werke / Leichtmetallwerke.

Schon in den Jahren vor der Mobilmachung war die Umstellung von
Friedenserzeugnissen auf Rüstungsindustrie eingeleitet worden. Die
Honsel-Werke konnten sich dadurch ungeheuer vergrößern und erlang-
ten für die Rüstung zunehmende Bedeutung. Die normale Beschäftig-
tenzahl steigerte sich in den letzten Kriegsmonaten auf 3.500 …

2400 Ausländer sollen zeitweise im Lager der Honsel-Werke gelebt
haben (S. 2 – 4).

Die Lebensbedingungen waren unmenschlich:

Als Zwangsarbeiter mussten sie das Rad der gigantischen Hitler-
schen Rüstungsindustrie mit in Schwung halten, in Zechen und Gie-
ßereien, auf Bauernhöfen und in Hydrierwerken schuften. Oft unter
menschenunwürdigen Umständen, schamlos ausgenutzt, eingepfercht
in Lagerbaracken. Tausende waren den unmenschlichen Belastungen
nicht gewachsen, sahen ihre Heimat nie wieder. Da z. B. die Lebens-
mittelzuteilungen an die ausländischen Arbeiter meist weit unter denen
der deutschen Bevölkerung lagen, erreichte die Sterblichkeitsziffer unter
den Ostarbeitern eine erschreckende Höhe (S. 8 )

Ich höre an dieser Stelle auf zu zitieren.

Sollte jemand weitere über die Informationen in der Broschüre hinausgehende glaubwürdige Berichte kennen, wäre ich für einen Hinweis dankbar.

Meschede, Hochsauerland: Marodierende russische Zwangsarbeiter?

Eversberg, Hochsauerland: Gedenkstein - Mörder unbekannt

Eversberg, Hochsauerland: Gedenkstein – Mörder unbekannt

Als ich gestern zum ersten Mal in der katholischen Kirche von Eversberg, einem Ortsteil von Meschede, saß und in der Kirchenchronik blätterte, fiel mir das oben abgebildete Photo auf.

Das Datum des Mordes schien mir auffällig nah am Kriegsende zu liegen.

Deswegen versuchte ich in kurzer Zeit etwas mehr herauszufinden.

Das Heimatmuseum war leider geschlossen, der Experte für die Ortsgeschichte, den mir einen Einheimische genannt hatte, war nicht zu Hause.

So blieb mir heute ein Blick in dieses 55-seitige  PDF Dokument des Stadtarchivs Meschede (S. 52 ff.):

Vermutlich von „Fremdarbeitern“, freigelassenen Zwangsarbei-
tern, wurde auch Klosterpförtner Bruder Virgil Wilhelm (56),
Kloster Königsmünster, am 8. Juni 1945 im Arnsberger Wald an
der B 55, Abzweig Hirschberg, durch einen Kopfschuss ermordet.
Bruder Virgil war nach der Vertreibung durch die Nationalsozialis-
ten als erster seines Klosters im April 1945 wieder nach Meschede
zurückgekehrt.
Was sich dann an jenem 8. Juni genau ereignet hat, konnte in den
Nachkriegswirren nicht mehr exakt festgestellt werden; dennoch
gibt es viele Fakten: Am frühen Morgen des 8. Juni 1945 lieh
sich Bruder Virgil Wilhelm ein Fahrrad. Trotz Warnungen wollte
er über den Stimm-Stamm nach Kallenhardt fahren, um dort das
Herz-Jesu-Fest mitzufeiern. Er kam niemals an. In der Höhe der
Abzweigung nach Hirschberg wurde er überfallen; vermutlich
wollte man ihm sein Fahrrad stehlen. Virgil Wilhelm muss sich
gewehrt haben. Er streifte sich den Ring seines Klausurschlüssels
über den rechten Zeigefinger und benutzte den Bart des Schlüs-
sels als Schlagwaffe. Bevor er getötet wurde, war erausgeraubt,
an einen Baum gefesselt und gefoltert worden.
Erst ein Jahr später fand man die verscharrte Leiche des Ermorde-
ten. Ob die mit Reisig bedeckte Leiche am 26. September 1946,
wie erzählt wird, von Pilzsuchern oder von Forstleuten gefunden
wurde, kann im Kloster niemand mehr genau sagen. Der fest
umklammerte Klausurschlüssel und Wäschereste ermöglichten
die Identifizierung.
Virgil Wilhelm wurde zunächst auf dem Südfriedhof der Stadt
Meschede beerdigt, am 29. September 1964 aber auf den Klos-
terfriedhof umgebettet.
Die Frage nach dem oder den Tätern konnte nie zweifelsfrei
geklärt werden…

Wer die Geschichte der russischen Zwangsarbeiter im Hochsauerland besser einordnen will, sollte sich die Broschüre von Beginn an durchlesen.

Denn die erste Frage lautet doch:

Wieso gab es hier überhaupt russische Zwangsarbeiter? Wo arbeiteten sie? Wie wurden sie behandelt?

Fortsetzung folgt, sobald ich Zeit habe, denn:

„Die Arbeit versaut einem die ganze Bloggerei 🙁 “ (Selbstzitat, noch nicht mit Google zu finden)

Heimatmuseum Holthausen: Nix wie hin!

Allegorie im Heimatmuseum Schmallenberg-Holthausen: Die Mechanisierung der Landwirtschaft
Allegorie im Heimatmuseum Schmallenberg-Holthausen: Die Mechanisierung der Landwirtschaft

Das Westfälische Schieferbergbau- und Heimatmuseum in Schmallenberg-Holthausen hat mich heute überrascht. Auf den vier Etagen Ausstellungsfläche habe ich interessante Bilder, Skulpturen und Gegenstände des heimischen Handwerks gesehen, die ich in einem „Heimatmuseum“ nicht erwartet hätte.

Eugen Senge-Platten: Sterbender Krieger
Eugen Senge-Platten: Sterbender Krieger

Den Begriff „Heimatmuseum“ habe ich bislang mit „viel Gedöns auf kleinstem Raum“ assoziiert.

Seit heute nicht mehr.

Wir sind wegen Eugen Senge-Platten nach Holthausen gefahren und haben mehr entdeckt als diesen einen wichtigen Siedlinghäuser Künstler. Über dessen Geschichte werde ich demnächst mehr berichten.

Streitsüchtige Frauen am Pranger
Streitsüchtige Frauen am Pranger

Das Museumskonzept ist mir völlig unklar. Ich weiß nicht, wie es den Ausstellungsmachern gelungen ist, das „viele Zeugs“ so in eine ansehnliche Ordnung zu packen, dass es selbst mir gefällt 😉

Durch die Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Ausstellungsstücke – Bilder, Skulpturen, historische Realgegenstände – ist zwar „für jeden etwas dabei“, aber die Austellung wirkt nicht beliebig, sondern repräsentativ.

Die Öffnungszeiten sind knapp bemessen. Die zwei Stunden sollte man schon einplanen.

Die Öffnungszeiten auf einer Schiefertafel.
Die Öffnungszeiten auf einer Schiefertafel.

Die doppelten Deutschen: Otto Köhler im neuen „Freitag“

Im neuen „Freitag“ ist auf der ersten Seite der Printausgabe ein Artikel von Otto Köhler erschienen, der sich ausgehend von der alten Präambel(vor 1989) des Grundgesetzes mitsamt Artikel 146, Gedanken darüber macht, ob beim „Beitritt“ der ehemaligen DDR nicht allzusehr getrickst worden ist.

Artikel 146

Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist. Das ganze GG hier

Haben wir nun in freier Entscheidung beschlossen oder haben wir nicht?

Köhler meint:

Das ist bis heute nicht geschehen. Aber das war die Gefahr 1989/90. Im Osten arbeitete der Runde Tisch bereits an einer neuen Verfassung für die DDR und bald auch für den Fall einer Vereinigung. Allerdings wurde der Runde Tisch während des Anschlussprozesses so gründlich geschreddert, dass von der Bürgerbewegung nur ideologisch einwandfreie Schnipsel übrig blieben, die sich in Westparteien integrieren ließen. Der Rest ist längst verbrannt.

Zu dem Artikel habe ich drei Dinge zu sagen:

  1. Ich finde es gut, dass er im Freitag erschienen ist. Die Gedanken, die Otto Köhler äußert, sind mir auch durch den Kopf gegangen.
  2. Ich fände es aber noch besser, wenn in einem Medium wie dem Freitag, welches sich eine starke Online Präsenz geben will, innerhalb eines solchen Artikels hinweisträchtige Stellen verlinkt würden. Hier zum Beispiel die Fundstellen für die Entwicklung des Grundgesetzes alt/neu/Änderungen.
  3. Die Kommentare in der Online-Ausgabe finde ich dem Artikel nicht angemessen, nämlich äußerst schwach. Es finden sich unter den bis heute elf Kommentaren wenig erhellende Argumentationen.

Kostprobe:

Absolut richtig! Ich habe den alten Freitag manchmal gelesen und war froh, dass dieser Köhler im neuen Freitag nicht mehr schreibt. Ich hatte gedacht, die Zeiten dieses Karl-Eduard-Schnitzler-Tons seien endgültig vorüber. Oje!

Umleitung: von A wie Antisemitismus bis W wie Wirre 68er

Nach dem „Vatertags-Nonsense“ folgen hier einige ernst gemeinte Verweise:

Schulgutachten(NRW) von Wirtschaftsmanagern: Sage niemand, er habe es nicht gewusst … Partner für Schule PDF 1,8 MB

Wer dreht da an der Meinungsschraube? Mohn/Bertelsmann verkauft die Manipulation des Internets … duckhome

Kapitalismus: reif für die Post-Wachstums-Ökonomie?… weissgarnix/faz

Wirre 68er: Benno Ohnesorgs Todesschütze war IM … die zeit

Blick nach Rechts: „Es ist in Dortmund nicht unwahrscheinlich Opfer neonazistischer Gewalt zu werden“ … ruhrbarone

Antisemitismus in sozialen Netzwerken: Ist sVZwatch die Antwort? … svzwatch

Maifeiertage: Demonstrieren oder Privatisieren

Schilderbaum am Parkplatz "Großes Bildchen"
Schilderbaum Parkplatz „Großes Bildchen“ am Kreuzungspunkt zwischen Altastenberg, Rehsiepen und Siedlinghausen.

So ist das mit den Maifeiertagen – die einen protestieren und die anderen privatisieren:

Es fanden keine Mai-Demonstrationen im Hochsauerlandkreis statt. Die wuchtige Faust der Arbeiterklasse schloss sich um Bratwürste und Bierflaschen. Hier gibt es keine Latsch-Demos, hier wird gewandert.

Ich frage mich, wie lange das noch so bleiben wird, denn auch in der heilen Welt rund um den Kahlen Asten müssen viele Kollegen „kurzarbeiten“, viele Betriebe hängen am Tropf der Autoindustrie.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir alle eine Ahnung von dem haben, was auf uns zukommen kann. Na, ja … eine Ahnung vielleicht, aber …

… eigentlich könnte man wieder erleichtert denken: „Och, vielleicht wird es ja doch nicht so schlimm. Bei der Schweinegrippe scheint es auch noch mal gut zu gehen. Es sterben meist nur Mexikaner im besten Mannesalter …“

Update:

Von 140 Mitarbeitern will sich die Firma in Meschede trennen – und zwar schnell. Bis zum 15. Juni sollen die betroffenen Mitarbeiter eines der Abfindungsangebote annehmen. Mitarbeiter, die sich bis zum 15. Mai entschließen, können eine doppelt so hohe Abfindung erwarten wie derjenigen, die noch bis zum Ende der Frist warten wollen. Das ist einer Mitarbeiter-Information vom 30. April zu entnehmen. Alles weitere bei den Sauerlandthemen


Ganz nett ist es abseits der sozialen Verwerfungen und konjunkturellen Dellen auf den Wanderwegen rund um das „Große Bildchen“ (siehe Bildunterschrift oben) zu schweifen:

Hunau und Hundegrab, Nasse Wiese und Rauer Bruch: Übersichtskarte am "Großen Bildchen"
Hunau und Hundegrab, Nasse Wiese und Rauer Bruch: Übersichtskarte am „Großen Bildchen“

Um über die Probleme dieser Welt nachzudenken, kann man vom Parkplatz „Großes Bildchen“ (roter Kreis!) , den dicken gelben Wanderweg über die Negerquelle zum Hundgrab mit den Wanderstiefeln, Laufschuhen oder dem Mountaibike, begehen, belaufen oder befahren.

Die Negerquelle liefert, wie hoffentlich dem Leser oder der Leserin bekannt(ganz am Ende des Artikels ), einen guten Teil Wasser aus 800 Meter Höhe via Namenlose und Ruhr ins Ruhrgebiet.

Auf 811 Meter Höhe über Normal Null liegt idyllisch das Grab der Schweisshündin Isolde von der Hunau, deren Loblied dortselbst in Stein gemeißelt nachzulesen ist:

Hier ruht auf 811 Metern ü. NN: Schweißhündin Isolde von der Hunau
Hier ruht auf 811 Metern ü. NN: Schweißhündin Isolde von der Hunau

Wir legen hier nach 2,6 Schweiß treibenden Kilometern eine Pause ein, da es recht lange dauert den Grabstein zu entziffern.

Aber schon nach dieser kurzen Strecke im raunenden deutschen Denkerwald gewinnt der Wanderer oder Jogger rund um den 1. Mai Erkenntnisse, die sich selbst in verdünnter Form zur Anfachung mindestens der Weltrevolution, aber höchstens zur Verbesserung an einigen Ecken und Enden dieses Planeten eignen.

Wir verlassen das Hundegrab und die Mai-Revolution und gelangen zur „Nassen Wiese“, aber das ist ein völlig anderes Thema, und außerdem muß morgen gearbeitet werden.

Von der Nutzlosigkeit Interviews zu führen

Florentine Fritzen hat für die FAZ ein Interview geführt:

14. April 2009 1985 erschien „Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden“, die fiktive Autobiographie des 30 Jahre alten Mathias Grewe, der Germanistik studiert hat, viel demonstriert und sich selbst bespiegelt. Die Autoren Georg Heinzen und Uwe Koch waren damals WG-Kollegen in Düsseldorf. Nun ist Koch Scheidungsanwalt in Hamburg, Heinzen macht Spielfilme und lehrt an einer Filmakademie. In Heinzens Düsseldorfer Wohnung haben sie sich wiedergetroffen … weiter

Das ist auch weiter nicht schlimm. Das Interview ist platt, nichtssagend und lügt durch Auslassung des politischen Umfeldes in dem das Buch entstand und rezipiert wurde.

Heinzen und Koch sind nicht nur einfach „die kleinen Brüder der 68er“. Zumindest einer von beiden hat mit dem Buch einen persönlichen politischen Befreiungsschlag gegen die damalige „Partei der bundesdeutschen Arbeiterklasse“, der DKP, gemacht und stand, soweit ich das erinnere, der sogenannten „Erneuerer“-bewegung nahe. Siehe auch hier im Blog.

Ich will nicht mit Steinen werfen, aber denke, dass derjenige, welcher sich derart von der FAZ auf den flachen Schild heben lässt und nach den Jahren der Irrungen und Wirrungen noch einmal in der medialen Sonne bräunt, diese Details nicht aus der Vita ausblenden (lassen) sollte.

Dann hätte das Interview unter Umständen an Gehalt gewonnen und müsste nicht als

„Peinliches Gelaber pseudo-intellektueller Greise“ (so ein Kommentar)

abgehakt werden.

Schade FAZ. Reich-Ranicki hätte das anders gehandhabt. Oder?

Neuerscheinung: Dieter Beckmann über die Varusschlacht

Beckmanns Erstling: Geheimnis der Heiligen Steine
Beckmanns Erstling: Geheimnis der Heiligen Steine

Der Arnsberger Autor Dieter Beckmann hat sein erstes Buch veröffentlicht. Titel: „Geheimnis der heiligen Steine“. Der Roman basiert auf den historischen Ereignissen der Germanenkriege.

Ich selbst habe das Buch noch nicht gelesen, werde dies aber nachholen, sobald es mir in die Hand fällt. Aufmerksam gemacht hat mich Gerd Pater von Ruhrtal-Cruising. Dieter Beckmann: Geheimnis der Heiligen Steine – Ein Erzählung der Varusschlacht, ISBN: 978-3-9810166-9-7) ist im Buchhandel zum Preis von 12,80 erhältlich.

Der Autor selbst beschreibt die Handlung folgendermaßen:

Germanien im Jahre 9 n. Chr. Der in römischen Diensten stehende, junge Cheruskerfürst Arminius, plant einen Aufstand gegen Rom. Er versucht die germanischen Stämme zu einen. Doch einer der größten Stämme, die Brukterer, versagen ihm ihre Unterstützung. Ohne das Amulett des Wodan, ein seit 20 Jahren verschollenes, uraltes Heiligtum, wollen sie nicht gegen die Römer kämpfen. Dankward, den man den Reisenden nennt, ist der letzte der das Amulett gesehen hat. Er holte es Jahre zuvor zusammen mit der Seherin Blitgard, aus den heiligen Steinen, um es vor dem Zugriff von Marada, ebenfalls eine mächtige Seherin der Brukterer, zu schützen. Als sich Blitgard in einen Römer verliebt, wird sie aus dem Dorf verstoßen. Im Römerlager Fenestela bringt Blitgard einen Sohn zur Welt. In den Wirren der Aufstände gegen Tiberius verliert sich ihre Spur und das Amulett scheint verloren.

Jetzt habe ich aber schon mehr Reklame gemacht als ich nach meinen eigenen Statuten dürfte und der Grund liegt zur Zeit noch außerhalb der Literatur: Dieter Beckmann wohnt nicht weit entfernt in einem Ort an der Ruhr, er ist Familienvater und er macht Musik. Er kann kein gänzlich schlechter Mensch sein 😉

Über eine erste unabhängige Rezension würde ich mich freuen und sie auch hier veröffentlichen.

Hamburg-Winterhude: Eklat bei feierlicher Veranstaltung

Der Gemeindesaal der evangelischen Ephiphanienkirche war restlos belegt. Mehr als 70 Winterhuder, angefangen vom interessierten Schüler bis zum Zeitzeugen, saßen dicht gedrängt um die gedeckten Tische.

Die Epiphaniengemeinde, das Jarrestadt-Archiv und die AnwohnerInnen-Initiative Jarrestadt hatten zur Vorstellung der Stolperstein-Broschüre mit einer Lesung aus den Biographien der Opfer und einer Beamer-Show mit musikalischer Begleitung eingeladen.

Die 322 Seiten starke Broschüre, Stolpersteine in Winterhude – eine biographische Spurensuche beinhaltet das beeindruckende Ergebnis jahrelanger Recherchen von über 200 Personen. Dadurch entstanden mehr als 100 biographischen Beiträgen.

Die Begrüßungsworte sprach Pastorin Melanie Kirschstein. Andrea Krieger von der Anwohnerini moderierte die Veranstaltung.

Diese fand im Rahmen der Woche des Gedenkens anläßlich der Befreiung der Gefangenen des Vernichtungslagers Ausschwitz statt. In Hamburg hat sich diese Woche inzwischen zu einem ganzen „Monat des Gedenkens“ erweitert.

Die Autoren Björn Eggert und Ulrike Sparr stellten die Biografien von Paul Löwenthal und dem Ehepaar Werner und Erika Etter ausführlich vor.

Peter Hess, der das Projekt Stolpersteine in Hamburg koordiniert, gab Einblick in die Arbeit: von den ersten Recherchen bis zur Verlegung der Steine.

Der Künstler Gunter Demnig legt Wert darauf, dass er jeden Stein selber anfertigt und feierlich verlegt. Bei dieser Einsetzung der Steine sind die Angehörigen der Opfer, wenn möglich dabei. Sie reisen sogar aus Israel und den USA an. Die tiefe Bewegung der Angehörigen ist ein Hauptgrund, für Demnig weiterzumachen.

Für Peter Hess und Gunter Demnig, der das Projekt Stolpersteine ins Leben rief, hebt sich die Stadt Hamburg gegenüber anderen Städten heraus:

Das Interesse und die Anteilnahme der Hamburger am Schicksal, der Opfer sei groß. So sammeln Hausgemeinschaften Geld um den 95,-€ teuren Stoplerstein vor Ihrem Haus zu finanzieren, Angehörige wurden in die Wohnung gebeten um zu sehen wo ihre Verwandten gelebt hatten. Der Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion Hamburg, Michael Neumann, verpflichtet seine Genossen dazu, eine Patenschaft zum Gedenken an während der NS-Zeit verfolgte Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten zu übernehmen. Die Fraktionsabgeordneten stiften 45 Stolpersteine.

Nach dem Bericht von Peter Hess hatte das Publikum die Möglichkeit Fragen zu stellen. Hierbei bekam es ein Lehrstück der besonderen Art zu sehen.

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