Ich erinnere mich noch an die Aufnahmesituation. Ungeduldig wartete ich darauf, dass der Angler im richtigen Moment seinen Platz verlässt.
Das Lied der Gruppe Abwärts ist mein ständiger Begleiter geworden. Ein Fluss, ein Schiff und schon höre ich das Echo in meinen Erinnerungen.
Zehn Jahre sind eine lange Zeit und vergehen doch wie im Fluge. Viele Freund*innen, Bekannte und Verwandte von damals sind nicht mehr da, neue sind hinzu gekommen.
Ich habe beschlossen, diejenigen, die gegangen sind, nicht mehr (nur) zu betrauern. Wie im magischem Realismus leben sie weiterhin in meiner Welt, die damit skurriler, aber auch größer geworden ist.
Die Sonne scheint hinter dem Horizont und die blaue Stunde beginnt (foto: zoom)
Gestern Abend bin ich während des Sonnenuntergangs die Strand-Promenade in Travemünde entlanggeschlendert. Meine Simmung melancholisch, die Fotos auf der dunklen Seite.
Die Mondphase bewegte sich auf Vollmond zu. Es fehlte lediglich ein halber Tag.
Nicht wackeln. ISO 1000 und kurz die Luft anhalten (foto: zoom)
Als sich Schiff und Mond am Leuchtturm trafen, habe ich ein letztes Foto geknipst.
Danach ging es zurück zur Ferienlektüre: Scott Alexander Howard, Das andere Tal. Ich bin zur Hälfte der über 400 Seiten durch, mein Urteil steht noch aus.
Ob ich heute den Vollmond zu sehen bekomme? Meine DWD-Wetter-App sagt: Wolken, keine Sonne, 3 mm Niederschlag. Meine Erfahrung: am Meer kann es immer anders kommen.
Blick über den Steg nach Mecklenburg-Vorpommern (foto: zoom)
Keine Sonne, viele Wolken, Wind und sporadische Regenschauer. Ungemütliches Wetter, und doch macht es Spaß am Meer entlang zu laufen.
Den Mövenstein (auch Möwenstein), in dessen Nähe sich in Thomas Manns Roman Buddenbrooks Tony und Morten die Ehe versprachen, gibt es auch in der Wirklichkeit. Ein kleiner Spaziergang und schon sehe ich den Findling aus Hammergranit am Übergang der Travemünder Strandpromenade zum Brodtener Ufer.
Das Versprechen von Tony ist flüchtig wie die Gischt und sie wird nach der Reise nicht Morten, sondern den ungeliebten Herrn Grünlich heiraten.
Ein großer Teil des Mövensteins liegt bereits unter dem Strand. In 30 Jahren könnte der Koloss komplett versunken sein. (foto: zoom)
Der Charakter von Tony Buddenbrooks, später Grünlich und Permaneder, ändert sich im Verlaufe des Romans nicht. Sie stolziert durch die Seiten und bleibt stets von hochnäsiger Oberflächlichkeit geprägt.
Wenn ich mich recht erinnere, sind auch die zahlreichen anderen Figuren der Erzählung recht statisch. Sie bleiben sich im Guten wie im Schlechten treu. Die Dynamik erhält der Roman durch den wirtschaftlichen Niedergang der Familie vor dem Hintergrund der gesellschaftspolitischen Entwicklung des 19. Jahrhunderts.
Nehmt meine Gedanken nicht für bare Münze, sie sind mir spontan beim Anblick des Möwensteins in den Sinn gekommen. Ein Buddenbrooks-Kenner bin ich nicht.
Ich wünsche allen Leser*innen einen entspannten Ostermontag. Vor allem jenen, die in sozialen Berufen arbeiten müssen, während wir anderen die Sonne (tatsächlich) genießen, ein dickes Dankeschön!
Auf der Emscher-Radtour vor ein paar Tagen habe ich mich mit einer Pflegenden aus dem Krankenhausbereich unterhalten. Die Kolleg*innen seien ziemlich ausgepowert. Manche notwendige Tätigkeit – ich belasse es bei diesem Allgemeinplatz – bleibe unerledigt. Das hörte sich nicht gut an. Hängen im Schacht.
Was würde helfen? Starke Gewerkschaften, Arbeitskämpfe für gute Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. Weitere Ideen?
Vom Skandinavienkai raus auf die Ostsee (foto: zoom)
Von der Emscher haben mich binnen eines Tages erratisch anmutende Bewegungen über die Landkarte an die Ostsee geschleudert.
Ich bin dort nicht allein. Gefühlt zehn Millionen Menschen drängeln sich auf der Promenade in Travemünde. In Wirklichkeit muss man sich nur ein paar Meter vom Zentrum des Geschehens wegbewegen und der Osteransturm löst sich ruckzuck auf.
Sinnbild für deutsche (?) Ordnung (foto: zoom)
Keine Sonne, grauer Himmel und feuchtkalt – so habe ich mir den Frühling an der See nicht vorgestellt, aber die Welt existiert manchmal auch außerhalb von Wille und Vorstellung. Wir passen uns an und trinken den Tee 3 Grad heißer. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Strandkorb gemietet, aber fotografieren mag ich sie schon, wie sie so ordentlich am Strand aufgereiht sind. Strandgebühren werden erst ab 15. Mai fällig.
Diese plexigläsernen (?) Halbkugeln habe ich heute zum ersten Mal gesehen.
„Virenhüllen“ verhindern in der Outdoor-Gastronomie das Verwehen der Aerosole (foto: zoom)
In der Pan- oder Endemie, die gerade mal wieder beim Abwassermonitoring einen Aufwärtstrend zeigt, setze ich mich gewiss nicht unter eine solche Virushülle.
Putins Tisch ist hinlänglich bekannt. Heute habe ich Putins Sitzbank gefunden.
Ein prima Plätzchen für zerstrittene Politiker*innen und andere Paare, die sich überworfen haben. (foto: zoom)
Ok, war ein spontaner Flach-Scherz, der mir auf der Meeresbrücke einfiel, und dumme Witzchen sollte man – so die Regel – immer, unbedingt und unüberlegt hinausposaunen.
Den gefährlichen Egomanen Putin beiseite gelassen, habe ich am Ende des Tages auf das Meer zurückgeblickt und eine bunte Installation samt Fahnen im grau-kalten Travemünde betrachtet und geknipst.
Grau, grün, bunt und der Spaziergang war zuende. (foto: zoom)
Enspannt in einem Tourismus-Hotspot die Menschen meiden. So ereignislos kann ein Ostersamstag am Meer verlaufen.
Die Nils Holgersson verlässt den Hafen. (foto: zoom)
Am Strand von Travemünde habe ich mein Abschiedsfoto von 2021 geknipst. Im Moment der Aufnahme wusste ich noch nicht, dass gerade dieses Bild auf dem Blog stranden würde.
Je länger ich es betrachte, desto mehr lädt es sich metaphorisch auf. Der kleine grüne Leuchtturm auf der Brücke, scheinbar bedroht vom Bug der riesigen Fähre, die dunkle Abgase ausstoßend den Hafen verlässt: Hoffnung, Bedrohung, Klima-Krise.
Ok, ok, alles halb so wild. Die dunkle Fahne am Schornstein ist gewiss harmlos:
Sie ist mit zwei diesel-elektrischen POD-Antriebssystemen und einem Hybrid-Scrubber zur Abluftreinigung ausgestattet. In Übereinstimmung mit den strengen Vorschriften für Fähren, die in der Ostsee verkehren, entfernt das Hybrid-Nass-Scubber-System auf Nils Holgersson Schwefeloxide und Partikel aus den Abgasen.
Das Jahr 2021 war zwar von der Corona-Krise überschattet, aber nicht alles war schlecht: Spaziergänge, Ausfahrten mit dem Rad, die epischen 50-m Bahnen im Mescheder Freibad. Kafkas Schloss und überhaupt die Bücher. Gestern habe ich sogar einen Bestseller zuende gelesen, Benedict Wells, Vom Ende der Einsamkeit. Der Schallplattenladen in Kassel (Scheibenbeißer) und der neue Plattenspieler samt Verstärker. Kleine Fluchten aus dem Sauerland, Köln, die Demo im Braunkohlegebiet mit FFP2-Maske und dem Gefühl von Hoffnung, das Lager Bergen Belsen und der jüdische Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf mit dem frischen Grab von Esther Bejarano. Die Stabilisierung meiner Gesundheit, am Ende des Jahres ein Ferienhaus an der Ostsee, die komplette Familie geboostert und getestet. Lange Strandspaziergänge. Brettspiele. Zurück im Sauerland ein Silvester-Spaziergang bei milden Temperaturen und Sonnenschein.
In meinem Kopf summt Peter Hammill Spring came far too early this year. Ich mag die brüchige Stimme, schwer sie wieder loszuwerden.
2022 kann kommen. Um 24.00/00.00 Uhr werden wir einen Berliner essen.
Einfach schlechte Menschen am Ostseestrand – sollte man vor den Wahlen kennen (foto: zoom)
Ich miste gerade meine Festplatte aus. Drei Bilder aus dem Urlaub an der Lübecker Bucht haben mir spontan gefallen.
Die einfach schlechten Menschen tauchten am Strand bei einer Radtour durch Mecklenburg-Vorpommern auf.
Unter einer Brücke zwischen Travemünde und Lübeck habe ich das große Graffito entdeckt; selbstverständlich mit dem Rad und nicht mit dem Auto.
Graffiti unter einer Brücke zwischen Travemünde und Lübeck. (foto: zoom)
Die Abende sahen meistens so aus wie auf dem folgenden Bild. Die Szene hätte eigentlich ein Stativ und ein lichtstarkes Objektiv erfordert. Das hatte ich nicht dabei.
Abends an der Hafenpromenade in Travemünde (foto: zoom)
Es hat einen weiteren trüben Tag mit einigen Regenschauern gedauert, bis die Sonne kurz vor dem Untergang wenigstens einen kleinen Teil des Himmels erhellte.
So wie ich die Sicht interpretiere, ist ein Tiefdruckgebiet nach Osten abgezogen und das schöne Wetter rückt nach – hoffentlich.
Im Trüben habe ich lediglich ein paar Bilder mit schwarz-weiß Kontrasten knipsen können. Der umgestürzte Baum ragt am Brodtener Steilufer zwischen Travemüde und Niendorf in die Luft.
Am Brodtener Steilufer (foto: zoom)
Eigentlich hatte ich schon alle Hoffnung auf Licht und Schatten aufgegeben und mich den Schaufenstern in der Travemünder Vorderreihe zugewandt.
Buenos Dias am Abend im Schaufenster (foto: zoom)
Dieses Bild voller Kunstlicht sollte das letzte des Tages sein, aber dann … siehe oben.
¡Buenas Noches!
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