Großstädtischer Artenreichtum landflüchtiger Tiere ist das Gegenteil von Hoffnung auf eine gesundende Natur

Ein Brief an den NABU, die Antwort und ein Fazit

Im Sturzflug erreicht der Wanderfalke, schnellster Vogel der Welt, Geschwindigkeiten von bis zu 320 km/h – Er horstet heute – neben seinen ursprünglichen Habitaten auch an Kraftwerken, Industriebauten, Autobahnbrücken und Sendetürmen. (Foto: Hans Glader_Piclease, Bildarchiv Nationalparkverwaltung Berchtesgaden)

Originaltext des Briefs vom 30.1. 2025 an den NABU (Naturschutzbund Deutschland):

Von Naturschutzverbänden oder auch von einzelnen Wissenschaftlern (Zoologen) wird des öfteren auf die reiche Artenvielfalt in Großstädten hingewiesen und diese seit Jahrzehnten im Gang befindliche Entwicklung als Erfolg für den Artenschutz gewertet.

Beispiel Wanderfalke:

Dank intensiver Schutzmaßnahmen und dem Verbot bestimmter Biozide in der Landwirtschaft sowie Wegfall anderer Rückgangsursachen (Aushorstung für Falknerei, Störungen am Horst durch Kletterer und Fotografen) hat sich die einst vom Aussterben bedrohte Greifvogelart seit den 80er Jahren langsam erholt, so daß die Bestandsentwicklung spätestens seit den 1990er Jahren wieder einen deutlich positiven Trend anzeigt. Der Wanderfalke, schnellster Vogel der Welt ist zwar nach wie vor allgemein selten, aber aktuell nicht mehr gefährdet. Eine Ausnahme bildet nach gegenwärtigem Stand die Schweiz, wo diese Greifvogelart erneut als gefährdet eingestuft wurde.

Allerdings hält sich meine Freude über die Zunahme der Population insofern in Grenzen, als ich einfach keinen Spaß daran habe, Wanderfalken auf Industrieschloten brütend zu sehen, in einer Umgebung also, die keiner mit dem Begriff Lebensqualität verbindet. Ein Labyrinth aus Häuserschluchten, Hochspannungsleitungen, Fabrikschornsteinen, Kraftwerken, städtischen Betonwüsten und Gewerbegebieten, auch Windkraftanlagen – von Verkehrswegen durchzogen – sind Orte, wo sich weder Menschen noch Tiere auf Dauer wohlfühlen können! Übrigens kommt es vermehrt vor, daß Jungfalken an Glasfassaden tödlich verunglücken.

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Großstadtstress oder Ruhe

Auf dem Mühlenkampkanal (foto: zoom)

Der Besuch einer Großstadt kann sehr entspannend, aber auch sehr stressig sein. Das habe ich jetzt wieder in Hamburg gemerkt.

Mit vielen Termine und starren Plänen muss ich gegen den Rhythmus der Stadt ankämpfen. Ruhe finde ich, wenn ich mich treiben lasse, ein Luxus, den sich nur Vorübergehende, Gäste und Besucher:innen leisten können.

Zu Fuß, in Bus oder Bahn, mit dem Boot, aber auf keinen Fall mit dem eigenen Auto. Meist habe ich mein Schwimmzeug für den „Stress-Notfall“ dabei. Tausend Meter in einen beliebigen Schwimmbad wirken wie ein Katapult aus den Häuserschluchten und Menschenmassen. Rückkehr mit Fallschirm garantiert.

Nicht vergessen: Flanieren, zielvergessen umherschweifen. Menschen beobachten, Parkluft einatmen, sich nicht über den Autoverkehr aufregen. Noch ein Tipp: Friedhöfe haben häufig einen vielfältigen Baumbestand. Gerade im Frühjahr zwitschern die Vögel wie verrückt über den Gräbern. Morbide? Nein, Kultur. Wie aufwändig die Grabsteine geworden sind!

Herrschte nicht noch die Pandemie, würde ich Theater und Kinos vorschlagen. So bleiben Straßencafés. Die Schauspieler:innen gibt es gratis dazu.

Das Smartphone ermöglicht es, schamlos die privatesten Telefongespräche in aller Öffentlichkeit zu führen. Will ich das alles hören? Satzfetzen werden zu einer Collage. So geht es.

Noch ein letztes Mal umschauen und in den Zug steigen, den Kopf voller Eindrücke.

Wieder auf dem Weg. Wohin?

In der Stadt „Spazieren gehen“ hieße im Sauerland „Wandern“

Auf der Brücke über den Goldbekkanal in Winterhude mit Blick auf das Goldbekhaus (foto: zoom)

Ich spaziere zur Zeit durch meine alte zweite Heimat und wundere mich, welch große Strecken ich dabei zurücklege, ohne dass es mir langweilig wird.

Im Sauerland würde ich mir Wanderschuhe anziehen und Outdoor-Kleidung überstreifen sowie einen Rucksack mit Überlebensmitteln packen. In der Stadt drifte ich von Ort zu Ort, ohne dass klar ist, wo Weg und wo Ziel sind. Spannend.

Wenn ich ans andere Ende der Stadt fahren muss oder will, kann ich mit der Tageskarte Bus, Bahn und Schiff benutzen und den ganzen Tag lang kreuz und quer durch die Stadt juckeln.

Für 6,40 Euro (soviel kostet die Tageskarte) dürfte ich zusätzlich drei Kinder zwischen 6 und 14 Jahren mitnehmen.

Für 6,40 komme ich im Sauerland noch nicht einmal von Siedlinghausen nach Winterberg und zurück.

Aber während ich hier in Hamburg durch die Straßen streife, fällt mir auf, wie sehr es selbst in den wohlhabenden Vierteln nach Auto-Abgasen stinkt. Die Stadt stinkt.

Ich weiß nicht, ob ich in eine stinkende Stadt zurück ziehen will, wenn es denn überhaupt möglich ist, denn die Mieten sind fast unbezahlbar geworden. Es sei denn, man zieht an den Rand, in die öden Vorortsiedlungen.

Dann kann ich auch gleich in Siedlinghausen wohnen bleiben, mir ab und zu die Wanderschuhe anziehen und den Überlebensrucksack packen.

Es ist nicht leicht.