Umleitung: Zemmour-Kandidatur, Paragraf 219a, Niederlande in harten Lockdown, Abschied vom Schuldprinzip, Kunst als Bedeutungs-Container und staunen mit der Stadtteilzeitung.

Vermisst jemand seine Insel? (foto: zoom)

Die Zemmour-Kandidatur: Konkurrenz von Rechts für Marine Le Pen … blicknachrechts

Paragraf 219a: „Ein Schaden, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann“ … rnd

Kunst als Bedeutungs-Container: Menschsein bedeutet, über die Funktionen der Lebenserhaltung und Reproduktion hinaus, Erkenntnis zu generieren … endoplast

Gegen Omikron-Variante: Niederlande umgehend in harten Lockdown … scilogs

Auch in meinem Staat: Das Schuldprinzip wird verabschiedet. Es wird ersetzt durch ein mechanisches Prinzip der Äquivalenz: Auf solche Untat folgt solche Strafe … prinzessinnenreporter

Katze im Sack und ein früher Weihnachtsbaum: Lerne staunen mit der Stadtteilzeitung! … revierpassagen

Wahlen in Nicaragua und der wandlungsfähige Daniel Ortega

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Häuserwand mit "Comandante" Daniel. Nicaragua 1991 (foto: chris)

Heute wird die Nicaraguanische Bevölkerung – so die Prognosen – erneut Daniel Ortega zum Präsidenten wählen. Nach der Verfassung ist dies nicht zulässig,  das ficht den amtierenden  Staatschef jedoch nicht an.

Daniel Ortega gehört der Oberschicht an. Man kennt sich in diesem kleinen Land mit rund 5 Millionen Einwohnern. Unter den Ortegas, Chamorros und einigen anderen Familien werden politische Ämter, Zeitungen und Positionen in der Wirtschaft aufgeteilt.

Die Mittelschicht  ist zahlenmäßig sehr klein und daher wirtschaftlich und politisch schwach. Die Mehrheit der nicaraguanischen Bevölkerung ist arm bis bettelarm. Die Arbeitslosigkeit beträgt rund 30-50%, viele Nicaraguaner versuchen im informellen Sektor, durch Landflucht oder Auswanderung ihre Lage zu verbessern.

„Comandante“ Daniel

Daniel Ortega war in den 80er Jahren Hoffnungsträger, ein Comandante der Sandinisten. Diesen gelang 1979 der Sturz des despotischen und verhassten Diktators Somoza. Die USA sahen ihre Interessen bedroht und initiierten und unterstützten den Contra-Krieg, dem zahlreiche nicaraguanische Soldaten und Zivilisten zum Opfer fielen. Der Krieg band Ressourcen, die an anderer Stelle fehlten.

Kriegsmüde wählte die Bevölkerung Daniel Ortega und die sandinistische FSLN 1990 ab.

Präsident revisited

Im Jahr 2006 stellte sich Daniel Ortega erneut erfolgreich zur Wahl. Internationale Wahlbeobachter warfen den Organisatoren Unregelmäßigkeiten und Betrügereien vor. Ortega wurde mit einer einfachen Mehrheit von 38% der Stimmen Präsident eines der ärmsten Länder Lateinamerikas.

Die Katholische Kirche, der Präsident und die Frauen

Die Katholische Kirche spielt in dem kleinen mittelamerikanischen Land eine zentrale Rolle. Nach dem Sturz Somozas wurde der katholische Priester Ernesto Cardenal Kulturminister in der sandinistischen Regierung. 1985 suspendierte Papst Johannes Paul II den eigensinnigen Kirchenmann  von seinem Priesteramt.

Der Erzbischof von Managua Miguel Obando Bravo galt als konsequenter Gegner der Sandinisten und befand sich in steter Konfrontation zur Sandinistischen Regierung. Nun unterstützt Obando Bravo – inzwischen im Ruhestand –  den wandlungsfähigen Politiker. Der Preis: Reumütige Entschuldigungen Ortegas für seine frühere kirchenfeindliche Politik und im Jahr 2004 Ortegas Zustimmung zu einem generellen Abtreibungsverbot .

Noch immer gilt in Nicaragua ein grundsätzliches Abtreibungsverbot.  Selbst bei Vergewaltigungen oder Gefahr für das Leben der Mutter ist eine Abtreibung ausgeschlossen. Der Machismo prägt dieses Land und die Bedeutung des Mannes misst sich an seinen Eroberungen. Männer, die etwas auf sich halten, sind untreu.

Vor diesem Hintergrund ist ein generelles Abtreibungsverbot doppelt zynisch und hat einem Bericht von amnesty international zufolge im ersten Halbjahr des Jahres 2009 allein 30 Mädchen und Frauen das Leben gekostet. Der Preis für das Wohlwollen eines alten emeritierten Erzbischofs? Der Preis der Macht?