Ich wollte mich diese Woche ein wenig zurückhalten. Ein Hinweis noch: Wer inzwischen durch die vielen Kommentare des WAZ-Protest-Blogs nicht auf Anhieb durchsteigt, dem sei vor der morgigen Betriebsversammlung der Betriebsräte von WAZ, NRZ, WR und WP eine gute Zusammenfassung im Pottblog empfohlen. „WAZ wird Pampe“, meint Boris Rosenkranz in der taz.
Von Totgesagten und Markt-Atheisten
Wie lang leben Totgesagte? Josef Stiglitz vergleicht in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau die Finanzkrise mit dem Fall der Mauer:
„Abgesehen von einigen unbelehrbaren Hardlinern wird jeder sagen, dass dies das Ende des Markt-Fundamentalismus ist. Der Fall der Wall Street ist für den Markt-Fundamentalismus das, was der Fall der Mauer für den Kommunismus war. Es zeigt, dass der Weg dieser Wirtschaftsordnung nicht gangbar ist. Nun sind die Regierungen gefragt.“ weiter fr
In der Taz räsonniert Sibylle Tönnies:
„Von den selbstheilenden Kräften des Marktes ist jetzt keine Rede mehr. Aber warum konnte diese Auffassung überhaupt so viele Anhänger gewinnen? Der Liberalismus ist ja keine Religion, an der man auf Gedeih und Verderb festhalten muss. Oder doch?“ weiter taz
Neunter November – Pause
Heute ist der erste gefühlte Novembertag.
Abgesehen von den ganzen politischen Morden, Revolutionen und Putschen der Vergangenheit: Regen, trübes Licht, obgleich noch bunte Blätter an den Laubbäumen zappeln. Am Kahlenberg liegen die großen Fichten, eingewickelt, für die Weihnachtsmärkte der Metropolen – abholbereit. Die Kamera hatte ich diesmal nicht dabei.
Das Naturgesetz: Gehe ich laufen und habe den Fotoapparat dabei, passiert nichts – absolut nichts. Lasse ich die Kamera zuhause, sehe ich Hirsche mit riesigen Geweihen, Gruppen von Rehen und rasende Muffel-Herden. Das ungelöste Rätsel: Woher wissen die Viecher und Fichten, wann ich meine Kamera mitnehme?
Was bringt die neue Woche? Als „zoon politikon“ bin ich gespannt, ob von der Betriebsversammlung der WAZ-Mitarbeiter neue Ideen und Impulse ausgehen. Im Protest-Blog scheint das Meiste gesagt. Um Erfolgsaussichten zu haben, müssten sie es schaffen, gemeinsam eine einheitliche Position zu tragen und sich nicht entsolidarisieren zu lassen. Darüber hinaus sollten sie die Öffentlichkeit insgesamt und als Teilmenge die Leser(innen)schaft informieren und mobilisieren. Das aber ist graue politische Theorie; ob ihnen des Lebens Baum grünt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Do you remember: Ästhetik des Widerstands
Kurz vor dem 9. November bemerkt: Heute vor 92 Jahren wurde Peter Weiss geboren. Alles weitere hier.
Tom from Texas
I guess I like Brooks better since he has responded to the recent dogma as
I think is appropriate. At any rate, I agree with most of this, not all,
but I specifically believe if we are going to retain the supposed
accountability in No Child Left Behind, it would be wise first to address
and include the responsibility of the parents, which is totally absent in
the program. I have read it in it's entirety and there is no mention, not
one, of the people most responsible for a student's attitude toward and
success in the educational process. That pandering, to the parental voting
block, needs to be corrected.
Tom
Chefbloggerin schreibt „nicht wirklich“ ;-)
Katharina Borchert, Chefbloggerin des Westens, und somit verantwortlich für das Gegen-Blog hat sich im WAZ-Protest Blog mit einem Kommentar zu Wort gemeldet:
“Gegenblog†trifft es zumindest meiner Meinung nach nicht wirklich (welches anständige Gegenblog würde das “Gegen-†in die Blogroll aufnehmen?). Darin sollen eher möglichst viele der intern herausgegebenen und verfügbaren Informationen öffentlich gemacht werden, um einen Beitrag zu einer Diskussion zu leisten, die zurecht weit über das eigene Haus hinaus viele Menschen interessiert und bewegt.
Vorbemerkung: Jeder und jede professionelle Journalist(in), der oder die „nicht wirklich“ sagt, schreibt oder irgendwie anders weiterverbreitet, wird in den Redaktionskeller geschickt und darf erst wieder herauskommen, wenn er/sie den Duden, Karl Kraus oder das örtliche Telefonbuch aufsagen kann 😉
Hauptbemerkung: Ich habe die Situation vorgestern hier im Blog grafisch dargestellt. Frau Borcherts Blog nannte ich darin „Gegner“. Das stimmt immer noch.
Nachbemerkung: Frau Borchert hat recht. Die Bezeichnung „Gegenblog“ trifft es wirklich nicht. Um diesen stolzen Titel für sich zu beanspruchen, müsste das Blog des mächtigen WAZ-Konzerns mehr als zwei jämmer- und kümmerliche, weil auf der Schleimspur kriechende, Kommentare vorweisen können.
Hunger und Eisbein
Da meine Hamburg-Redaktion gerade das Weblog bestreikt, muss ich hier, allein gelassen am Newsdesk im Hochsauerland, den Blick in den hohen Norden richten. Ich frage mich: „Was fressen die Pfeffersäcke Eisbein, während ein Geschäftsmann auf dem Flughafen(Hannover) fast verhungert. Die Vielfalt der Hamburger Presselandschaft auf einen Blick:
Abendblatt = Zeitung der Pfeffersäcke
Morgenpost = Zeitung der hungernden Geschäftsleute
PZ Myers: Pharyngula
Durch diesen Aufsatz im „hpd“ bin ich auf das Weblog von PZ Myers gestossen. Wünsche viel Spaß beim Stöbern für diejenigen, die es vertragen können 😉
Motto von Myers:
„Evolution, development, and random biological ejaculations from a godless liberal“
Wer ist Myers:
„PZ Myers ist Evolutionsbiologe an der Universität von Minnesota und bekannt als Vertreter der Neuen Atheisten. Sein Blog Pharyngula ist einer der erfolgreichsten Wissenschaftsblogs der Welt.“(hpd)
Thema: Lokaljournalismus und WAZ
Barbara Sommer in Medebach
So sieht eine verpasste Chance im Lokaljournalismus aus. Eine umstrittene Ministerin sondert Plattitüden ab. Sämtliche Widersprüche, die es gegen den im Bericht genannten Schulverband auf lokaler Ebene gegeben hat, werden ausgeblendet. Auf dem Bild in der Print-Ausgabe: Die lokalen Politik- und Bildungsbullen mit Blondine. Online: Nur die Blondine. Ist die Redakteurin schuld? Nein, denn solch ein opportunistisches Geschwafel ist Programm. Erste Hintergründe liefert das WAZ Protest-Blog. Dort dieser ideologisch polemisierende Kommentar:
@Immer munter: Und das geschieht nicht allein aus wirtschaftlichen Gründen. Das “Konzept†(würg), das vermtlich schon lange in der Schublade gelegen hat, bedeutet doch nicht weniger als die Gleichschaltung der wichtigsten Regionalzeitungen in NRW. Es ist ja offensichtlichlich, dass CDU-Reitz unter CDU-Springer-Nienhaus jetzt die volle Kontrolle über die ehemals eher sozialdemokratisch orientierten Blätter des Hauses übernimmt, während die konservative WP das “Sondermodell eine Heimatzeitung für Südwestfalen†erarbeiten und deshalb natürlich auch ihre eigene Mantelproduktion (wieso eigentlich?) behalten darf.
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Da passt nun auch der erstaunliche Wechsel in der CR der WR vor Jahresfrist bestens ins Bild.
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Rüttgers und Konsorten werden wegen des neuen Meinungsmonopols im größten Bundesland, so schön passend vor der Kommunalwahl, wahrscheinlich tüchtig die Sektkorken knallen lassen. Die SPD-Politiker im Land dagegen schlafen inzwischen den Schlaf der Gerechten. Die haben noch gar nicht gemerkt, welches Unwetter sich da aufbaut.
Näher an der Praxis vor Ort bewegt sich der Kommentar von rosebud:
Zuletzt: Es zeugt von wenig Innensicht, wenn hier von “langweiligen†Lokalredaktionen geredet wird. In Wirklichkeit arbeiten viele dieser Redaktionen seit Jahren am Limit. Die tariflichen Arbeitszeiten einzuhalten kann sich dort schon lange niemand mehr leisten. Wenn es “langweilige†Ausgaben gibt, dann vor allem, weil die Redaktionen mit ihrer schmalen Personalausstattung und nach dauerndem Druck auf die Honoraretats nur noch das unbedingt Nötige machen können. Mir wären in meiner Lokalausgabe auch mehr gut recherchierte, eigene Geschichten lieber. Dafür reicht aber immer öfter die Zeit nicht.
Tote Hose herrscht hingegegen beim Verlags-Blog, der doch bei den Ruhrbaronen so hochgelobt wurde(siehe auch meinen Beitrag hier). Bis auf bislang zwei anschleimende Kommentare nix los. Urteil: Ein Verlautbarungsblog der Geschäftsleitung.
Gipfelbuch Kahlenberg: Servicepack 3 installiert
Nach 10 Tagen Sportpause wg. Grippe bin ich heute endlich, bei schönstem Spätherbstwetter, auf den Kahlenberg gelaufen.
Dort oben erwartet mich eine Überraschung:
Beim Zurücklaufen setzt schon die Dämmerung ein: Politik vergessen, Stress verflogen, zwei Rehe gesehen.






