WAZ-Protest: zurück aus Soest …

Vor einer Stunde bin ich aus Soest zurückgekehrt. Mein erster Eindruck. Es war in Ordnung. Die beiden besten Redner kamen zum Schluss. Der Bürgermeister von Soest und der Chefredakteur der Westfalenpost Soest der Betriebsratsvorsitzende der WP.

Da ich mich während der Demonstration auch um die Familie kümmern musste, war ich mental nicht 100 % im Geschehen, aber physisch voll anwesend.

Aufschreiben konnte ich nichts. Aber es waren so viele Reporter, Fotografen und Kameraleute dabei, dass kein Detail verloren gegangen sein wird 😉

Daher hoffe ich darauf, dass irgendwer ein lesbares Transkript der beiden oben genannten Redebeiträge für zum Beispiel einen Bericht im Protest-Blog hingezaubert bekommt.

Ein paar erste Fotos (meine Spiegelreflex war die Kleinste 😉 ) zum Schluss dieses Kurzberichts:

Bei der Auftaktveranstaltung
Teilnehmer bei der Auftaktveranstaltung
Eines der meist fotografiertesten Motive
Eines der meist fotografierten Motive
Durch die Gassen der Soester Innenstadt zur WP
Durch die Gassen der Soester Innenstadt zur Westfalenpost
Am Rande des Zuges
Am Rande des Zuges
Der Bürgermeister von Soest
Eine engagierte Rede: Der Bürgermeister von Soest
Fand deutliche und bewegende Worte: Der Betriebsratsvorsitzende der WP
Fand deutliche und bewegende Worte: Der BR der WP

WAZ: Protest mit Herz, Seele und Verstand

Lieber Leser, Liebe Leserin dieses Blogs,

wenn du dich bisher zwar für die Auseinandersetzungen um den Stellenabbau im WAZ-Konzern interessiert hast, aber so keine rechte Meinung dazu hattest, weil es doch nur um 900 minus X gut bezahlte Redakteure ging und nicht um Tausende von Industriearbeitern, dann sage ich Dir:

Gerade hat jemand im WAZ-Protestblog einen Beitrag veröffentlicht, der zum Besten zählt, was ich von den „blog-protestierenden“ Redakteuren bislang gelesen habe.

Mit Herz, Seele und Verstand bringt „Neues von Mahlzeit“ den Stand der Auseinandersetzung auf den Punkt. Kein Gejammer, kein Zynismus, kein hohler Widerstandspathos, sondern Feuer und analytische Schärfe. So muss es sein.

Fünfzig Prozent davon in der realen Zeitung und ich hätte schon morgen den Print eines WAZ-Produktes wieder im ABO.

Jetzt aber ab zum Beitrag – hier liest du wie ein guter Lokaljournalist ticken muss.

Cetero Censeo: Trotz alledem, trotz der Häme, trotz der Polemik, der berechtigten und unberechtigten:  WAZler, fahrt nach Soest!

Jetzt auch noch Bodo Zapp

Ich wollte eigentlich heute, morgen, übermorgen und bis Samstag nichts mehr über den WAZ-Konzern schreiben, nichts bis Samstag,  nichts bis zur Demonstration in Soest.

Gestern Abend hatte ich den Bodo Zapp schon  auf dem Kieker, aber ich wollte nix dazu schreiben.

Ein Tag ist vergangen und ich habe auch nirgendwo anders darüber gelesen, außer bei der WP:

Bodo Zapp hat in Bigge, das ist der andere Ortsteil neben Olsberg an der Ruhr, beim Unternehmerfrühstück vor 70 geladenen Gästen in der Sparkasse Hochsauerland referiert:

„Zeitungen im Umbruch: Wie Printmedien auf geänderte Marktbedingungen reagieren – auch in Südwestfalen”.

So Zapps Thema vor 70 Unternehmern. Zapps Zeitung, die WP, berichtet durch Zapp himself über die Schließungen  der Westfälischen Rundschau Meschede.

Aber Zapp spricht zu den Lesern durch die Blume, durch siebzig Unternehmer.

Kein guter Start.

Solange Bodo Zapp so hinterrücks zu mir spricht, werde ich die WP nicht abonnieren.

Möge er glücklich werden mit seiner Heimatzeitung und seinen Unternehmern.

Westfälische Rundschau Meschede: Klappe – die Letzte …

Was ist von einer Zeitung bzw. einem Zeitungsverlag zu halten, der es nicht für nötig hält, seine Leserinnen und Leser über die Einstellung eines Zeitschriftentitels zu informieren? Welche Glaubwürdigkeit haben Nachrichten und Artikel, die in Zeitschriften eines solchen Verlages gedruckt werden?

Es blieb heute einem Leser überlassen, in der Internetausgabe den allerletzten Artikel der WR-Meschede entsprechend zu kommentieren:

Screenshot vom 28. Februar 2009
Screenshot vom 28. Februar 2009

Das ist ein unwürdiger Abgang und ich frage mich, ob die Redakteure der WR-Meschede nicht die Möglichkeit gehabt hätten, ihre Leser selbst zu informieren. Falls ja, liegt der Verdacht nahe, dass die Schließung berechtigt ist.

Immerhin macht noch die Sauerländer Bürgerliste auf das „Ableben“ der WR-Meschede aufmerksam und bemerkt:

Die Leser der WR haben das nicht aus ihrer Zeitung erfahren. Auch in der heutigen Samstags-Ausgabe findet sich kein eigener Beitrag zu diesem Thema. Anscheinend hat die Lokalredaktion einen Maulkorb auferlegt bekommen. Aber ein bißchen wußte man sich zu helfen: Der Landrat hatte in der gestrigen Kreistagssitzung die Vorgehensweise der WAZ-Zeitungsgruppe deutlich kritisiert. Und das findet sich als wörtliches Zitat im heutigen Bericht über die Sitzung des Kreistags… weiter zum Artikel

Dass es auch anders geht zeigt die WR-Olpe heute hier.

Während sich im WAZ-Protestblog der Gewerkschaften die Gemüter noch über den Veranstaltungsort (Soest) der Demonstration am 7. März 2009 fernab der Konzernzentrale (Essen) erhitzen, setzt die Geschäftsführung nahezu unbehelligt seit Dezember ihre Pläne um, womit die Zahl der zu erwartenden Demonstrationsteilnehmer auf „natürliche Weise“ vemindert wird.

Wenn jetzt noch Fatalismus bei den „verbliebenen Demonstranten“ aufkommt, ist die Strategie und Taktik von Hombach, Reitz und Nienhaus, die von einigen Redakteuren auch schon im November 2008 (siehe z.B. hier im Blog) erkannt und benannt worden war, ziemlich genau aufgegangen, wobei ich nicht weiß, wer von dem Dreigestirn die taktischen Pläne austüfftelt.

DerWesten bricht Schweigen

DerWesten goes Journalismus
DerWesten goes Journalismus

Im Internetportal der WAZ-Gruppe wird über die Pressekonferenz der Betriebsräte berichtet. Bislang haben sich die WAZ-Medien recht stark mit der Berichterstattung über die „WAZ-Krise“ zurückgehalten und die „Hausmitteilungen“ via SZ, Fr, FAZ usw. kommuniziert. Ich bin gespannt, ob es bei dieser einmaligen journalistischen Pflichübung bleibt. Als weiterführender Link wird dem Leser das „halbtote“ (selbst das noch ein Euphemismus) Verlagsblog, sowie ein alter Jubelartikel angeboten. Den Link zum Gewerkschaftsblog liefere ich hier nach.

WAZ Redaktionen: Selbstbedienung im Internet!?

In der NDR 3 Sendung ZAPP wurde gestern Abend über den den „Verzicht des WAZ Konzerns“ auf den Bezug der Nachrichtenagentur dpa berichtet (Link zur Sendung). Danke an medienmoral für den Hinweis.

WAZ-Konzern: Reich und gierig      Foto: ZAPP
WAZ-Konzern: Reich und gierig      Foto: ZAPP

Wie die Zeitungen der WAZ Titel (WAZ, WR, NRZ, WP) trotzdem an die Meldungen der unabhängigen Nachrichtenagentur herankommen – und dann noch umsonst – erklärt WAZ-Geschäftsführer Ulrich Reitz mit bemerkenswerter Offenheit.

Ich zitiere im Folgenden den letzten Abschnitt des Beitragstextes (Hervorhebungen und Bild von mir):

Selbstbedienung im Internet

Diverse Online-Dienste liefern im Internet Anregungen für Geschichten. Sie liefern Meldungen, die man nur etwas umschreiben muss. Darunter natürlich auch Geschichten von „dpa“. Das alles finden auch die Redakteure der „WAZ“ kostenlos im Internet. Michael Segbers: „Naja, das kann man in etwa damit vergleichen, dass man sagt, Strom kommt aus der Steckdose, warum soll ich dafür bezahlen? Tatsächlich aber haben wir irgendwo ein Kraftwerk stehen, das die Steckdose versorgt. In diesem Fall die Agentur. Wenn ich das Kraftwerk nicht mehr bezahle, wenn es keine Leute mehr gibt, die das Kraftwerk bezahlen, gibt es auch keinen Strom mehr in der Steckdose. Wenn ich keine Leute mehr habe, die für Nachrichten bezahlen, gibt es keine Nachrichten mehr.“ Geradezu verblüffend, wie offen sich die „WAZ“ dazu bekennt, weiter „dpa“-Inhalte zu nutzen, ohne sie zu bezahlen.

Alles nur geklaut?
Alles nur geklaut?      Foto: zoom

Ulrich Reiz: „Und so, wie wir Informationen von „dpa“ benutzen oder weiter daran arbeiten, so machen wir es aber auch mit anderen Informationsquellen, ohne für diese Informationsquellen zu bezahlen. Vielleicht ist das ein Stück weit die neue Welt. Die Zahl der Quellen hat sich ja auch dramatisch vermehrt. Wir haben aber inzwischen, auf die Initiative der Chefredakteure hin, haben wir uns verständigt, auf eine Regelung, die eben für die Zukunft ganz klar festlegt, wie wir das machen. Wir werden jede Information, die wir von „dpa“ haben, als „dpa“-Information kenntlich machen.“ Michael Segbers: „Eine Selbstbedienung aus dem Internet kann natürlich nur so lange funktionieren, wie es Medien gibt, die dafür bezahlen. Wenn jeder sich selbst bedient, ohne zu bezahlen, dann bricht das System zusammen. Dann ist das das Ende einer verlässlichen Nachrichtenversorgung.“

Post vom Journalisten-Verband: 10 cm Rundzeitung

Vorbemerkung:

Dies ist kein politischer Artikel, sondern ein naiver Erlebnisbericht.

Interessant wird die Aktion für mich nur dann, wenn ich Rückmeldung aus der Bevölkerung bekomme.

Heute habe ich kurz vor 16 Uhr ein Paket vom Deutschen Journalisten-Verband NRW bekommen:

Zehn Zentimeter Protestzeitungen
Zehn Zentimeter Protestzeitungen

Ich habe die Exemplare der „Rundzeitung“ nicht gezählt, sondern nur schnell die Höhe des Stapels gemessen. Es waren zehn Zentimeter.

Kurz ein Exemplar begutachtet:

Titel und Rückseite der Rundzeitung.
Titel und Rückseite der Rundzeitung.

Es war, wie erwartet, die Protestzeitung der Betriebsräte der WAZ-Gruppe, herausgegeben von den Journalisten-Gewerkschaften DJV-NRW und dju(verdi).

Die Leseprobe war positiv: Die Zeitung scheint mir kompatibel mit dem Bewußtsein der hiesigen Bevölkerung. Wissen werde ich das aber erst, wenn ich Rückmeldungen erhalte.

Ein paar Minuten später, um Punkt 16 Uhr, ging es los:

Der erste Einwurf
Der erste Einwurf

Wer die Orte des Hochsauerlandes kennt, weiß, dass es pro Haus auch meist nur einen Briefkasten gibt.

Zickzack wie ein Hase klapperte ich die Briefkästen der nahen und fernen Nachbarschaft ab.

Um 16.50 lagen dann noch acht Exemplare in meiner Tragetüte.

Wenn es ein Höheres Wesen gibt, so belohnte es mich zum Schluss mit einem richtigen Mietshaus:

Das Finale: Endlich ein Mietshaus
Das Finale: Endlich ein Mietshaus

Um 17 Uhr war ich wieder zu Hause.

26 Zeitungen habe ich zurückbehalten, um sie gezielt auszulegen oder persönlich an Bekannte zu verteilen.

Subversive Aktion läuft weiter: DerWesten wird kaputt geschrieben

Ist es nicht der Traum eines jeden Journalisten, dass seine Artikel an den Küchentischen der Städte und Dörfer landauf und landab diskutiert werden. Heute ist es mir in meiner eigenen Küche passiert. Terminus technicus: „Der Küchenzuruf“.

Ruft meine Frau: „Hast du gelesen, dass Trainer an den Schulen unterrichten sollen?“

Nee, hatte ich nicht. Aber dann. Klick, Klack:

Zidane im Physiklabor - Da macht Schule Spaß ;-)
Zidane im Physiklabor – Da macht Schule Spaß 😉

Ich schreibe mal nichts zum Inhalt, denn das hätte Peter Szymaniak als Autor des Artikels leisten müssen.

Stattdessen ein Bild aus der Grabbelkiste: „Ha’m wa da nich‘ irgendwo was mit einem Lehrer.“

Die Einleitung: „… sollen nach WAZ-Informationen …“

Meine Güte! Wer hat da wen bei welcher Gelegenheit aus welchem Grunde wann informiert?

Weiter: „Auf Druck der CDU-Regierungsfraktion werden …“

Wer hat da wen gedrückt? Die ganze Fraktion? Hau ruck – und alle Mann noch mal – Hau ruck …

Gab es Gegendruck? Von wem? Wenn nicht, warum musste dann überhaupt gedrückt werden? Die Regierungsfraktion ihre eigene Regierung? Die SPD-Fraktion im Sitzstreik?

Nach diesem alles und jedes vernebelnden Einstieg beleuchtet der Autor den Sachverhalt von allen Seiten. Ach was, von ungefähr zwei Seiten:

„CDU-Fraktionsvize Bernhard Recker“

„CDU-Bildungspolitiker Klaus Kaiser“

Kennt der Autor den niemanden sonst, den er hätte anrufen können? „Herr Schulleiter Müller, können sie mir bitte …“ Oder einen von der Uni, oder einen von der SPD, oder von den Eltern, oder von den Lehrern, oder, oder, oder ….

Damit wäre ich jetzt am Ende, wenn da nicht noch ein zusätzliches Detail hinzu käme:

Der Autor kommentiert seinen eigenen Artikel!

Wenn ich so etwas in der Zeitung sehe, dann weiß ich: Das ist 08/15, Wühltisch bei C&A, Grabbelkiste bei Woolworth. Billig!

Aber die Schlagzeile: Whough! Das klickt!

„Fußballprofis!?“, habe ich meiner Frau geantwortet. „Lass man gut sein. Das werden 400 Euro-Kräfte. Die sind billiger.“

WAZ: Es geht vielleicht gar nicht mehr um Journalismus!

Ich muss gestehen, dass ich täglich mindestens einmal das WAZ Protestblog „anclicke“. Trotz der Anonymität der Beiträge ist das Diskussionsniveau auf dieser Website sehr hoch. Merkwürdige Schreiber wie Tenrix sind gemessen am Gesamtaufkommen der Einträge recht selten. Hatten bislang die Betriebsversammlungen die Diskussionen fokussiert, scheint zur Zeit unter den Diskutanten keine rechte Zielrichtung erkennbar. Die Geschäftsleitung wird diese Tatsache mit Interesse wahrnehmen.

Das Protestblog hat drei mögliche und teilweise tatsächliche Funktionen:

  1. Veröffentlichung von Fakten
  2. Organisation des Widerstands
  3. Seismograph der Stimmungen für jeden, der es wissen will

Zu den drei Punkten:

  1. Es werden viele Fakten, Details und Gedanken von einzelnen exzellenten Schreibern wie Hans Plagwitz, Zeilenschinder und Hans Lassmann veröffentlicht, aber es fehlt der Gesamtzusammenhalt. Hier schreibt mal einer was, dort der nächste, unterbrochen von irgendwelchem dummen Zeugs, aber niemand fasst die Details und Perspektiven zu einem Gesamtbild zusammen. Müsste doch mal die Gewerkschaft machen, oder?
  2. Der schwierigste Punkt. Redakteure arbeiten hoch individualisiert. Sie treffen sich nicht in einem kollektiven Arbeitsprozeß um zwischen den „Handgriffen“ zu kommunizieren und Vertrauen zueinander aufzubauen. Vereinfacht: Wer nicht gemeinsam arbeitet, hat es auch schwer sich gemeinsam zu wehren.
  3. Diesen Punkt erfüllt das Blog am Besten. Reicht aber nicht. Siehe 1 und 2.

Neu in die Diskussion gekommen ist ein Gedanke von Zeilenschinder, der dann von Dr. Faust ausführlicher aufgenommen wird:

Es geht vielleicht gar nicht mehr um Journalismus!

„ich muss Zeilenschinder rechtgeben, dieser Gedanke spukt mir auch schon die ganze Zeit im Kopf rum. Wer sagt denn, dass die WAZ Mediengruppe nicht für Montgomery und Konsorten aufgehübscht wird? Die Inhaberfamilien haben Großes geleistet, sind aber in die Jahre gekommen? Was kommt dann? Die Nachfahren zeichnen sich auch nicht als die Verleger mit der überragenden Kenne aus. Also wieso die WMG nicht für 5-7 Mrd. Euro+X verkaufen und das Sümmchen schön gleichmäßig verteilen? Dann sind die Familien Brost und Funke ihre Sorgen und Streitigkeiten los .“

Dieser Gedanke müsste aber noch recherchiert werden!

Verschwörungstheorie ausräumen oder bestätigen: Gibt es eine Zusammenhang zwischen der an anderer Stelle genannten Orientierung von „DerWesten“ nach Norden und dem Standort von Schickler (HH)?

Nach diesen mit der heißen Nadel gestrickten Sätzen nun erst einmal „Gute Nacht“.