Umleitung: Endlich mal wieder Blogs besuchen …

Der Eiserne Steg über den Main: „Segelnd auf weindunklem Meer hin zu Menschen anderer Sprache“ (foto: zoom)

Paramilitärische braune Kundgebung: Rund 60 Anhänger des „III. Wegs“ sind am Samstag durch Mettmann im niederbergischen Land marschiert … bnr

Mark Hollis: Die Kunst des Weglassens und des Verschwindens … endoplast

Eine Kernfrage für Europas Zukunft: Wie viele Klosorten braucht Deutschland? … postvonhorn

Des Kaiser neue Kleider: Wehret den Lügen in der Klimadebatte … scilogs

#FridaysForFuture – Wir haben nichts zu verlieren, außer unsere Zukunft! „Vergangenen Freitag, am 15. März, demonstrierten in Neheim über 300 Schüler als Teil der Fridays for Future-Bewegung für mehr Klimaschutz und ein Ende der Stillstands-Politik der Bundesregierung. Folgende Worte richtete ich an die jungen Demonstranten, die an diesem Tag gemeinsam mit etwa 1, 4 Millionen Schülern in über 100 Nationen ein deutliches Zeichen setzten.“ … demokraTIEFsinn

Restitution und historische Urteilskraft: Vor einigen Tagen übergab in einer feierlichen Zeremonie die baden-württembergische Kultusministerin die bisher im Stuttgarter Linden-Museum aufbewahrte Bibel und Peitsche Hendrik Witboois an den Staat Namibia … publicHistory

Die radikale Linke in Harburg-Wilhelmsburg: Nachdem der erste Teil des Nachtrags zum Buch „Die radikale Linke…“ neue Aktenfunde zur Revolutionszeit 1918-1923 beleuchtete und der zweite Teil sich der inneren (organisatorischen und ideologischen) Weiterentwicklung der Harburg-Wilhelmsburger KPD widmete, soll der abschließende dritte Teil nun das Verhältnis der KPD zur SPD in den Blick nehmen … harbuch

Geschichte Geschichte von Marko Demantowsky: Geschichtspropaganda und Aktivistenbewegung in der SBZ und frühen DDR … paralipomena

Klassischer Journalismus von Egon Erwin Kisch: Es ist einfach eine schöne und interessante Sammlung an Texten: Egon Erwin Kisch hat im Jahr 1923 das Buch „Klassischer Journalismus – die Meisterwerke der Zeitung“ herausgegeben … schmalenstroer

Das Problem Verfassungsschutz hat eine lange Geschichte: Der Verfassungsschutz hat eine lange Tradition, rechte Gewalt zu vertuschen und zu verharmlosen. Doch das Problem sind nicht die vielen Skandale, sondern der Geheimdienst selbst … netzpolitik

Zeitungskrise: Mit Edelfedern gekitzelt … charly&friends

Ob die RP das ernst meint? Ich habe vor einer Weile aufgegeben, die Rheinische Post regelmäßig zu lesen … unkreativ

„Kein Wunder“: ein enttäuschender Roman von Frank Goosen .. revierpassagen

Hagen: Kersting schließt Ende März. Buchhandlung gibt nach 130 Jahren auf … doppelwacholder

Politikerverdienste – nicht immer transparent: Was erzielen Landräte an “Nebeneinnahmen”? … sbl

Kurz notiert – das hat mich berührt: „Die Erfindung DER Ostdeutschen“

Durch einen Tweet von Jürgen Hermes bin ich auf die persönliche Website von Marko Demantowsky gestoßen.


Jürgen Hermes hat Recht. Ich habe „Die Erfindung DER Ostdeutschen“ gelesen und war berührt.

Auch wenn ich gelernter Wessi bin und Marko Demantowsky seine Jugend von mir aus gesehen auf der anderen Seite der „Zonengrenze“ verbracht hat, habe ich ein paar Schnittpunkte entdeckt.

„Es gab auch wenig Gelegenheiten, eine solche Kategorie als Fremdzuschreibung zu erfahren, Ausnahmen waren vielleicht Besuche in Prag oder Budapest, wo die einheimischen Geschäftsinteressent_innen ihr Interesse sehr genau danach unterschiedlich adressierten, ob D-Mark zu erwarten war oder nicht. Es waren das also Situationen, wo Gruppen von Deutschen aus der DDR und der BRD zusammentrafen, in denen zuerst so etwas, alle internen Differenzen überbrückendes und durch Fremdzuschreibung erzwungenes Gruppenbewusstsein als „DDR-Bürger“ sich bemerkbar machte. Ex negatione, die Ohne-D-Mark.“

Ich weiß noch genau, wie ich auf einer Radtour durch Ungarn zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrtausends auf einem Campingplatz im Matra-Gebirge auf dem Weg nach Eger die ersten „DDRler“ außerhalb der DDR traf. Wir, die Taschen voller Forinth, gaben den Wein aus, die aus der DDR haben diskutiert. Durch das Matra-Gebirge schnauften derweil die Trabis mit Campingwagen. Wie haben die das nur geschafft? Ich höre und rieche sie heute noch hinauf zum Gipfel.

„Über die langfristigen kulturellen Auswirkungen der „Abwicklung“ an den ostdeutschen Universitäten 1992 habe ich schon hie und da eine Andeutung gemacht. Für mich und viele andere Studierende war es damals, um diese eine subjektive Beobachtung zu ergänzen, durchaus auch befremdlich, dass manche der neu berufenen Professoren (sic) „aus dem Westen“ die Zeit dringend gekommen sahen, nun endlich mit der Reeducation zu beginnen (was sei nicht alles versäumt worden seit 1990!), die Literaturlisten unserer Seminararbeiten politisch zu zensieren („Was hat der Soboul hier zu suchen??!“ [eine Geschichte für sich …]) und keine Gelegenheit verstreichen zu lassen, uns die Vorteile von Freiheit und Demokratie geduldig auseinanderzusetzen. Offenbar standen wir im Verdacht, die Diktatur zu bevorzugen.“

Ha! Walter Markov/Albert Soboul: 1789 Die große Revolution der Franzosen. 480 S., Akademie-Verlag, Berlin 1977, ging nicht mehr. Dogmatisch. Unwissenschaftlich. Nun ja, und wer ging alles „nach drüben“? Aus dem Nichts geborene „Unternehmensberater“, die der DDR die Marktwirtschaft beibringen wollten oder sollten. Das Geld floss in Strömen in die ehemalige DDR und einen Teil haben sich „die Wessis“ zurückgeholt. Goldgräberstimmung für uns im Westen. Was ist eigentlich aus Albert Soboul geworden? Auch wenn er schon seit 1982 tot war. Darf sein Buch über die „Große Französische Revolution“ wieder in die Seminare oder haben Furet und Richet „gewonnen“?

„Wer erinnert sich noch an den massenhaften Subventionsbetrug und die spekulativen Insolvenzen? Die begleitenden Massenentlassungen? „Die Ostdeutschen“ tun es, sie und ihre eigene kleine bürgerliche Ordnung waren betroffen.“

Die einen haben betrogen und die anderen wollten betrogen werden: „Kommt die DM bleiben wir kommt sie nicht geh’n wir zu ihr!

Oder war es doch alles ganz anders. Ich erinnere mich an einen Besuch bei einem Freund in Kreuzberg – damals – die Mauer stand noch, aber die Grenzer ließen uns schon an vielen inoffizielleen Übergängen durch. Wir waren auf dem Weg zum Palast der Republik. Alternative Theatergruppen hatten sich dort etabliert. Wir sahen ein Stück aus dem „Untergrund“, der Alternativszene der DDR. Es herrschte Aufbruchstimmung. Nach dem Abend war ich von der großen Kraft einer demokratischen Erneuerung euphorisiert.

Die Euphorie ist verflogen, der Palast der Republik ist geschliffen. Vielleicht muss das so sein, wenn Mächte untergehen.

Am 9. Januar 1990 hat der 19-jährige Marko Demantowsky in seinem Tagebuch notiert:

„Die neue Freiheit möchte ich geniessen – nicht nur indem ich die Reisezeile verändere, sondern vor allem indem ich denke – ohne Schablonen und Zensuren.“

Heute lehrt Marko Demantowsky als Professor für Neuere/Neueste Geschichte und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule FHNW (Leiter der Professur für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften und ihre Disziplinen) an der Universität Basel.

Ein interessanter Mann.

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Marko Demantowsky bei Twitter: https://twitter.com/mdemanto

Public History, sein „Kind“: https://public-history-weekly.degruyter.com/

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