„Rattenfänger“ auf Schulhöfen? Workshop der Sauerländer Bürgerliste lud zum Diskutieren ein

Dr. Ahmet Arslan: Wie gehen wir mit rechten und rassistischen Parolen/Symbolen/Positionen um? (foto: sbl)

Meschede. “Woran erkennen wir rechtsextremistische Parolen, Symbole und Positionen und wie gehen wir damit um?” war das Thema der beiden Workshops der Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2018.

(Der Artikel ist zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Dr. Ahmet Arslan diskutierte im Kreishaus mit 20 Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulformen sowie mehreren Lehrkräften über fremdenfeindliche Hetze und Vorurteile. Er gab den Teilnehmern Argumente und Tipps an die Hand, wie sie mit diesem „Krawall“ umgehen können.

„Rechtsextremistische Jugendliche, das sind doch die mit den kurz geschorenen Haaren, den Springerstiefeln und Bomberjacken, oder?“ fragte Dr. Arslan nach einer Einführung in die Thematik in die Runde. Weit gefehlt (!), waren sich die Besucher einig. Bomberjacken z. B. seien heute doch „in“. Doch wie erkennt man die rechte „Szene“ eigentlich?

Die Szene ist sehr stark in Bewegung

Einerseits sind es die Parolen und Symbole mit denen sich die Rechtsextremisten outen, andererseits versuchen sie – wie Rattenfänger – mit Aktionen und Angeboten Schülerinnen und Schüler zu locken. „Die Szene ist sehr stark in Bewegung, sie verändert sich“, so Dr. Arslan. Diese Organisationen bemühen sich z. B. auf Schulhöfen um junge Erwachsene. „Vorwiegend wird dabei mit Musik gearbeitet“, weiß Dr. Arslan. Beispielsweise versuche die NPD über CDs Schüler zu ködern – denn das Gehör sei immer aktiv, Lesen sei „ausgelutscht“. Auch sei Musik ein Ausdruck des Lebensgefühls. „Konzerte stärken das Gemeinschaftsgefühl und sollen Kraft, Macht und Solidarität vermitteln. Im NS Black Metall sind Rassismus und Antisemitismus allgegenwärtig“, schilderte der Moderator, dem es wichtig ist, eine Sensibilität für rechtsradikales Gedankengut zu entwickeln und dieses zu erkennen.

Strafbare Symbole gibt es viele. Während der Hitler-Gruß oder die Hakenkreuz-Varianten den interessierten Teilnehmern bekannt waren, so waren für sie auch viele Symbole neu. Wie das Keltenkreuz. Erinnerte es doch einen Logistik-Auszubildenden an das Lastschwerpunktsymbol. Große Augen machten die aufmerksamen Gäste auch bei Klamottenmarken, welche die rechte Szene für sich einnimmt.

Radiobeitrag „Ausländer raus“ sorgt für Diskussion

Abgerundet wurde der Workshop mit einem Radiobeitrag von HR1. Was passiert, wenn nichts Ausländisches mehr im Land ist? Der Beitrag „Ausländer raus“ lieferte Argumente zum Diskutieren. Schließlich nahmen die interessierten Gäste eine Lektion mit nach Hause: „Wir müssen schnell wieder zur Besinnung kommen und die Verbindung zur Außenwelt hegen und pflegen“, war die einhellige Meinung. Im Anschluss an die Veranstaltung wurde noch weiter diskutiert. Es ging dabei um Integration und Inklusion allgemein – nicht nur von Ausländern.

Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler wollen die Thematik nun im Religionsunterricht aufgreifen, um das neu erworbene Wissen weiterzugeben.

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus sind Teil bundesweiter Aktionswochen, die rund um den 21. März, den Internationalen UN-Gedenktag gegen Rassismus, veranstaltet werden.

12. bis 25. März 2018: Internationale Wochen gegen Rassismus

An zwei Tagen (14.03. und 21.03.) beteiligen sich auch Meschede und die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) an den Internationale Wochen gegen Rassismus.

(Der Artikel ist in ähnlicher Form auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Wann genau?
Am Mittwoch dem 14.03. und am Mittwoch dem 21.03., jeweils in der Zeit von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr

Wo genau?
Im Kreishaus in Meschede, Raum 253 (am 14.03.) und Raum 653 (am 21.03.)

Mit welchem Thema, welchem Projekt?
“Woran erkennen wir rechtsextremistische Symbole und wie gehen wir damit um?”
So nennen wir unsere beiden Workshops in Meschede.
Dr. Ahmet Arslan diskutiert mit Schülerinnen und Schülern aller Schulformen über fremdenfeindliche Hetze und Vorurteile und bietet Argumente und Tipps an, wie wir mit dem „Krawall“ umgehen können.
Ahmet Arslan und die SBL/FW-Kreistagsfraktion freuen sich auf spannende und vielleicht auch kontroverse Gespräche!

Anmeldungen/Kontakt:
Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW), Steinstraße 27, 59872 Meschede,
Fon: 0291/94-2104 und/oder 02903/449700, Email: gjoch-sbl-2018@gmx.de

INTERNATIONALE WOCHEN GEGEN RASSISMUS – 12. – 25. März 2018

Die Veranstaltungsreihe wird koordiniert von der Stiftung für die Internationale Wochen gegen Rassismus
Geschäftsstelle
Goebelstraße 21 a
64293 Darmstadt
Telefon 06151-339971
Telefax 06151-3919740
info@stiftung-gegen-rassismus.de
http://internationale-wochen-gegen-rassismus.de/

Veranstalter, Themen und Projekte der Aktionswochen sind beispielsweise:

  • VHS Aachen; Demokratiekonferenz
  • UG Vielfalt in Tannenbusch, Bonn; Thema: Umgang mit Vielfalt
  • Amt für Jugend und Familie Bielefeld; Thema: vorurteilsbewusster Umgang mit Sprache in Kitas
  • Kommunales Integrationszentrum Bielefeld; Thema: Alltagsrassismus und gewaltloser Widerstand
  • VHS Castrop-Rauxel; Thema: „Das wird man wohl noch sagen dürfen!“
  • Stadt Hanau; Thema: 50 Städte – 50 Spuren · Eine Welt ohne Atomwaffen
  • Jugendzentrum Stadt Kierspe; Elefanten im Haus – ein Projekt zum Thema Vorurteile
  • Kreisintegrationszentrum Mettmann; Wettbewerb: Kreativ gegen Rassismus
  • Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste, Meschede; Thema: Wie gehen wir mit rechten und rassistischen Parolen um?
  • SV Marienschule Münster; Karikaturen gegen Rassismus
  • KAB Bezirksverband Olpe-Siegen; Bühnenaufführung „Franz-Hitze-Lebensrevue“
  • Caritasverband Remscheid; Argumentationstraining gegen Stammtischparolen

… und ganz viele und vieles mehr in Berlin, in Frankfurt, in München, in Rostock, in Stuttgart, zwischen Norden und Süden, Osten und Westen im gesamten Land.

Klick:
http://internationale-wochen-gegen-rassismus.de/events/

Reaktion auf einen Leserbrief bei DerWesten: „Ein banaler Versuch, die Mescheder Moschee über den Beinamen zu stigmatisieren.“

Vorgestern ist ein Leserbrief bei DerWesten erschienen, in dem der Autor Andreas Frick die Mescheder Muslime bezichtigt, mit dem Namen ihrer Moschee möglicherweise „eine unerhörte Provokation“ zu begehen. Der Leserbrief bezog sich (wahrscheinlich) auf den Artikel „In Moschee die Muslime in deutsche Gesellschaft einbinden„.

Dr. Ahmet Arslan, Dialogbeauftragter der Moschee in  Meschede, hat uns zu diesem Leserbrief eine kurze Stellungnahme (siehe unten) zugesandt.

1. Vorwurf des Leserbrief-Autors:

„Fatih Camii“ sei, so Andreas Frick, mit „Eroberer Moschee“ „ziemlich treffend“ übersetzt. Eine Übersetzung mit „Offene Moschee“, wie sie der Dialogbeauftragte der Moschee Dr. Ahmet Arslan bevorzuge, sei dagegen grob sinnentstellend, denn die Namensgebung orientiere sich an der gleichnamigen Moschee im heutigen Istanbul, benannt nach Sultan Mehmed II., dem Eroberer Konstantinopels, das nach der Eroberung durch die Türken in Istanbul umbenannt wurde. Dem Sultan sei der Ehrentitel Fatih, d. h. Eroberer, verliehen worden. Er liege neben der nach ihm benannten Moschee begraben. Die Eroberung wäre sehr blutig gewesen, die christlichen Männer wären größtenteils ermordet, Frauen und Kinder versklavt und zwangsverheiratet worden

2. Vorwurf zu paralleler illegaler islamischer Gerichtsbarkeit in Deutschland :

Im Islam gebe es generell keine Trennung zwischen Staat und Religion, denn im Koran seien sehr viele rechtliche Vorschriften, wie z. B. die Stellung der Frau genau geregelt. Da der Koran als Allahs immerwährender und absoluter Wille angesehen werde, seien solche Regelungen bindend und könnten nicht durch staatliches Recht aufgehoben werden.

Zusammen mit der Überlieferung des Lebens und der Aussprüche Mohammeds, des letzten Propheten und perfekten Menschen, sei der Koran daher Grundlage des islamischen Rechtes, der Scharia. In sehr vielen Punkten widerspreche dieses Recht dem durch die Aufklärung geprägten hiesigen Rechtssystem. Für die Muslime sei die Scharia jedoch bindend. Dies sei einer der Gründe für das Aufkommen paralleler illegaler islamischer Gerichtsbarkeit in Deutschland.

Der Autor fordert weiterhin die Umbenennung der Moschee und eine kritischere Berichterstattung der Zeitung (Westfalenpost).

Stellungnahme Dr. Ahmet Arslan
In einer kurzen Stellungnahme gegenüber unserem Blog erläutert Dr. Ahmet Arslan seine Position als Muslim und Dialogbeauftragter:

Die Scharia bezieht sich auf die Glaubenspraxis. Sprich auf die „Fünf Säulen“, an denen ich mich als praktizierender Muslim orientiere. Das Grundgesetz dagegen ist eine Aufforderung zur aktiven Mitgestaltung des Gemeinwesens. Also ein Angebot für die Bürger, wie es mal Gustav Heinemann formuliert hat. Insofern ist der Vergleich zwischen Scharia und Grundgesetz keineswegs legitim. Schließlich bin ich einerseits Muslim und andererseits Bürger. Ich kann beides gleichzeitig sein, ohne dass ich das eine dem anderen gegenüberstelle.

Der amtlich eingetragene Name unserer Moschee lautet seit 1984 „Türkisch-Islamische Gemeinde zu Meschede“. Der Beiname der Mescheder Moschee lautet F.A.T.I.H. Diese Initialien stehen für folgende Wörter FEDERAL ALMANYADAKI TÜRK ISCILERI HAYRATI, was auf deutsch soviel bedeutet wie; Gutes Werk der in der Bundesrepublik Deutschland tätigen türkischen Arbeiter. Das arabische Wort Fatih bedeutet zugleich offen. Auf diese Tatsache hatten wir vor Jahren per Leserbrief hingewiesen. Doch es gibt immer wieder die banalen Versuche, die Mescheder Moschee über den Beinamen zu stigmatisieren.

Manchmal frage ich mich, wie diese skeptischen Typen reagieren würden, wenn die Mescheder Moschee den Beinamen Adolf hätte? ;-)))