Funke lässt Freie im Regen stehen. Verspätete und fehlende Honorarzahlungen.

Frank Stach, Landesvorsitzender DJV-NRW
(Bild: DJV-NRW/Uwe Völkner)

Es ist ein Trauerspiel: Ohne ein Wort der Vorwarnung lässt die Funke Mediengruppe freie Mitarbeiter*innen aufs wohlverdiente Honorar warten. „Ausgerechnet diejenigen, die unter den Auswirkungen der Pandemie am meisten zu leiden hatten, haben jetzt auch noch in Sachen Entlohnung das Nachsehen“, empört sich Frank Stach, Landesvorsitzender des DJV-NRW.

(Pressemitteilung DJV-NRW)

Die Auswirkungen, wenn plötzlich zum erwarteten Termin das Konto leer bleibt, kann sich wohl jeder lebhaft vorstellen. Und das gilt für viele freie Mitarbeitende der hauseigenen Zeitungstitel und Lokalfunksender mitunter schon den zweiten Monat in Folge. Was ist passiert: Seit dem großangelegten Hackerangriff Ende vergangenen Jahres haben freie Kolleg*innen sowohl die Dezember als auch die Januarhonorare nicht, verspätet oder nur anteilig bekommen.

Hatten die Honorarkräfte zunächst noch Verständnis, dass nach dem großen Hackerangriff die Dinge zum Jahreswechsel nicht ganz rund liefen, bleibt nach der neuerlichen Flaute auf dem Konto nur noch Kopfschütteln. „Neben dem fehlenden Geld war es vor allem die Art und Weise wie mit den Kolleg*innen umgegangen wird“, sagt Stach. „Es gab von den Verantwortlichen wohl nicht ein Wort der Warnung oder Erklärung. Aber bei ihren Leser*innen, die ihre Abogebühren brav weiter gezahlt haben, hat Funke auf Solidarität gesetzt. Wo bleibt die Solidarität mit den eigenen Leuten“, ärgert sich auch der DJV-Landesvorsitzende.

Mit einem Brief hat sich nun ein Teil der Betroffenen an die Geschäftsführung in Person von Axel Schindler (Westfunk) gewandt: „Eine erneute Enttäuschung“, heißt es darin und „schwerer allerdings wiegt einmal mehr der Frust über keinerlei Kommunikation des Umstands Ihrerseits. So gab es Informationen über eine verspätete Auszahlung der Honorare erst, nachdem wir in den Redaktionen nachgefragt hatten, die wiederum sich bemühten Informationen aus Ihrer Kostenstelle zu bekommen.“ Normalerweise landen die Gelder bis zum achten des Monates auf den entsprechenden Konten.

Betroffen sind neben Kolleg*innen des Lokalfunks auch Fotograf*innen und schreibende Mitarbeiter*innen. Dabei ist der Umgang mit den Kolleg*innen wohl unterschiedlich: Zum Teil habe es Abschlagszahlungen gegeben, einige hätten die Dezemberhonorare, andere die Januarhonorare erhalten. Eine nachvollziehbare Erklärung für das Tohuwabohu blieben die Verantwortlichen allerdings bislang schuldig. Mit dem Finger wurde wohl in verschiedene Richtungen gezeigt: Schuld seien der Hackerangriff, die Mehrwertsteuer-Änderung, der Jahresabschluss…

Der DJV-NRW fordert die Funke Mediengruppe daher nachdrücklich auf, allen freien Kolleg*innen unverzüglich ihre ausstehenden Honorare zu überweisen. „Und ein klärendes Wort wäre nun auch angebracht“, findet Frank Stach.

Für alle freien Mitarbeiter*innen der Funke Mediengruppe – unabhängig von einer DJV-Mitgliedschaft – bietet der DJV-NRW am Mittwoch, 24. Februar, ab 19 Uhr eine Online-Beratung via Zoom an. Im Zentrum steht die Frage, was zu tun ist, wenn das Geld weiter ausbleibt. Details gibt nach Anmeldung an silke.diekmann@djv-nrw.de.

Journalistentag NRW 2017 Teil III – was bleibt? Datenjournalismus, Podcasts und Fake News

Kalt, rostig und windig: Blick vom Hochofen im Duisburger Landschaftspark Nord (foto: zoom)

Meine ersten subjektiven Eindrücke vom Journalistentag 2017 des DJV-NRW in der Gießerei der alten Hütte im Landschaftspark Duisburg-Nord hatte ich hier und hier geschildert.

Mein persönliches Protokoll möchte ich heute mit den Notizen zu den Workshops „Daten suchen im Lokalen“, „Podcast“ und „Fake News“ abschließen.

Daten suchen im Lokalen

Von diesem Workshop („Werkstattgespräch“) hatte ich mir Impulse für das Bloggen vor Ort und mehr versprochen. Leider spielte die Technik nicht mit. Weder der Beamer noch das WLAN funktionierten. Bei allem Verständnis für eine Großveranstaltung, bin ich der Meinung, dass solche Schnitzer nicht passieren dürften.

In der Ankündigung hieß es: „Die Arbeit mit Daten eröffnet neue Geschichten und Erzählweisen – gerade auch im Lokaljournalismus! Egal ob Servicekarte oder investigative Recherche, am Anfang steht die Frage: Welche Daten beantworten meine Frage? Wo finde ich sie? Und wie verlässlich sind sie? Strategien und Tipps für Dateneinsteiger.“

Sophie Rotgeri (Journocode, TU Dortmund) hat dann mit viel Charme und ohne Medien vorgetragen, aber letztendlich blieb am Ende nur der Hinweis, dass die Materialien bei der „LfM – Stiftung vor Ort NRW“ hochgeladen würden: https://www.vor-ort.nrw/

Und da gucke ich jetzt nach und finde:

https://www.vor-ort.nrw/2017/11/22/daten-suchen-im-lokalen/

Leider funktionieren bei mir die in die PDF eingebetteten Links nicht. Der Nutzwert des Workshops ist mit dem Stand heute immer noch gering. Meine Erwartungen sind nicht erfüllt worden.

Podcast

Auch bei diesem Workshop gab es zunächst Probleme mit dem Beamer. Die Referenten Thorsten Runte (Podcastverein) und Stanley Vitte (freier Journalist) konnten sie relativ schnell lösen.

Stanley Vitte hat den Beamer des Veranstalters doch noch gestartet bekommen. (foto zoom)

„Podcast – Das vernachlässigte Format? Was es kann und wie man es richtig nutzt“, hieß es im Programmheft.

Thorsten und Stanley gaben einen kleinen Überblick über die Szene und Technik der Podcasts („kleine Radiosendung für’s Internet“).

Ich werde mich im Nachlauf zuerst einmal auf der Website des Podcast-Vereins umschauen:
http://www.podcastverein.de/

Außerdem zum Einstieg empfohlen:

http://www.vierohren.de/

Als Software zur Tonbearbeitung werde ich weiterhin das kostenlose audacity verwenden. Alle anderen kostenpflichtigen Programme, von denen einige (Hindenburg) ebenfalls vorgestellt wurden, bleiben erst einmal außen vor.

Die weiteren nützlichen Infos des Workshops habe ich auf Papier notiert. Ich werde sie bei meinen eigenen Podcastversuchen zu verwerten suchen.

Fake News

Für diesen Workshop war als Referent Peter Welchering, den ich von Twitter kenne, angekündigt. Ich hatte mich auf ihn gefreut, weil er viele kluge Tweets und darüber hinaus in seinem Blog interessante Artikel veröffentlicht.

Leider wurde er als krank entschuldigt. Für ihn sprang Hektor Haarkötter, Professor an der HMKW Köln, ein.

Haarkötter hielt einen sehr mitreißenden Vortrag über:

„Fake News erkennen. Digitale Recherche zur Quellenprüfung nutzen und mehr.“

Hinweise für die LeserInnen und User (foto: zoom)

Für mich war es eine sehr gute Zusammenfassung über die Geschichte, Entwicklung und den heutigen Stand in Sachen Fake News.

Den Vortrag kann man hier nachvollziehen:

„Im Rahmen des NRW-Journalistentages des Deutschen Journalisten Verbands (DJV) habe ich in der pittoresken Industrieumgebung des Landschaftsparks Duisburg Nord einen Vortrag über „Fake News“ gehalten. Darin ging es nicht nur um Definitionen und Daten aus der Medienforschung zu „Fake News“, sondern auch die rechtliche Einordnung und eine Diskussion des neuen Netzwerkdurchsetzungs-Gesetzes, das nicht zuletzt von den Journalistenverbänden heftig kritisiert wurde. Am Ende des Vortrags gibt es auch noch ein paar Tipps, was sowohl professionelle Kommunikatoren als auch Ottilie Normalnutzerin tun können. Hier ist die Prezi zum Nachlesen:

http://www.kunstderrecherche.de/vortrag-zu-fake-news/

Weitere nützliche Websites:

Initiative für Nachrichtenaufklärung

Mimikama

Hoax-Info

Tagesschau Faktenfinder

Politifact

Kunst der Recherche

Bundeszentrale für politische Bildung – Fake News

Stimmt das?

Schlussbetrachtung

Der Journalistentag des DJV ist zwar nicht im engeren Sinne gewerkschaftlich (Arbeitsbedingungen, Bezahlung, Strukturen, Streiks, Medienmoral, Verleger) orientiert, aber inhaltlich gibt es für mich persönlich immer etwas zu lernen. Dabei sind nicht die großen Foren interessant, sondern die kleinen 45-minütigen „Werkstattgespräche“.

Journalistentag NRW 2017 Teil II – am Ende enttäuscht. Trotz alledem: Free Deniz!

Steffen Küßner liest die letzte Kolumne von Deniz Yücel in der taz vom 30. März 2015. (foto: zoom)

Ich werde in den nächsten Tagen noch einen weiteren Artikel über den Journalistentag 2017 schreiben, irgendwas mit Podcast, Fake News und „Daten suchen im Lokalen“.

Vorher muss ich aber noch meine große Enttäuschung loswerden, die mir seit Samstagabend quer sitzt:

Die Free-Deniz-Lesung zum Abschluss der Veranstaltung wurde von nur wenigen Journalistinnen und Journalisten besucht. Stühle, nein ganze Stuhlreihen blieben leer. Die Besucher strömten nach Hause.

Reinhard Baumgarten (SWR), Frank Stach (Vorsitzender DJV-NRW), Dr. Sascha Lehnhartz (WeltN24) und Stefan Küßner (Freundeskreis #FreeDeniz) lasen wunderbare Texte des Kollegen Deniz Yücel.

„Klagt mich endlich an“, fordert der jetzige Welt-Korrespondent Deniz Yücel, der ohne Anklageschrift seit über 9 Monaten in der Türkei in Haft ist. „Er hat eine Einzelzelle, muss allein Fußball spielen und seinen Strom selber zahlen“, schreibt die taz.

Das Foyer hat sich geleert. Einige Uninteressierte stehen an der Kaffeetheke und palavern laut.

Ich schäme mich, obwohl ich nur ein Blogger bin.

Reinhard Baumgarten und Frank Stach teilen sich einen langen fast lyrischen Text „Damit wir die Wolken nicht berühren“, Sascha Lehnartz trägt kurz und knackig Yücels Liebe zum Autokorso vor und Steffen Küßner liest die Abschiedskolumne „Mach’s gut, taz!“ vom 30. März 2015.

Die Teilnehmer der Free-Deniz-Lesung (foto: zoom)

Der Kollege Deniz Yücel sitzt in der Türkei im Knast, während die Zukunft des deutschen Journalismus im Auto oder in der Bahn nach Hause fährt.

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Freiheit für Deniz!

„Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“

(Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10.12.1948)

Für die Freiheit von Information, Meinung, Wort und Kunst. Gemeinsam für und mit Deniz Yücel und allen zur Zeit in der Türkei inhaftierten Kolleginnen und Kollegen.

http://freedeniz.de/

Journalistentag NRW 2017 Teil I – kurz und persönlich.

Bevor ich im Duisburger Landschaftspark irgendein Gebäude betrete, steige ich auf den Hochofen und schaue mich um. (foto: zoom)

Gestern hat im Landschaftspark Duisburg-Nord der Journalistentag 2017 des DJV-NRW stattgefunden.

Letztes Jahr hatte ich auch schon teilgenommen und zuvor im Dortmunder U, und überhaupt besuche ich als (Hobby-)Blog-Herausgeber gerne die Veranstaltungen der Profis.

Wichtig ist in Duisburg stets, dass ich rechtzeitig vor Ort bin, um noch schnell auf den Hochofen mit dem traumhaften Rundumblick über das Ruhrgebiet zu klettern, denn von 11 Uhr bis 16.30 ist für mich Programm ohne Pause.

Meine Programmpunkte hatte ich mir vorher markiert. Die Free Deniz-Lesung (ohne Kreuz) habe ich am Schluss selbstverständlich auch noch besucht. (foto: zoom)

Bei der Impulsdiskussion im Foyer habe ich nichts Neues erfahren. Journalistinnen müssen entweder Eier legende Wollmilchsäue sein oder wenigstens eins von allem. Gut ist es, wenn sie jung, neugierig, abenteuerlustig, experimentell und flexibel sind, dabei stets einsatzbereit. 7/24. Die Details reiche ich eventuell später nach.

Die „Krise des Journalismus“ war kein Thema, der Akzent lag auf den Chancen. Es diskutierten Sophie Burkhardt (funk), Florian Gregorzyk (FloVloggt) und Marie Illner (freie Journalistin). Moderation Andrea Hansen.

Mein erstes angekreuztes Forum fand im Kompressorenraum statt: „Wie macht man eine gute Lokalzeitung?“ Es diskutierten Stefan Bergmann (Emder Zeitung), Benjamin Piel (Elbe-Jeetzel-Zeitung) und Martina Möller (Marler Zeitung), Moderation Katrin Kroemer.

Im Publikum ein ganzes Studienseminar Journalistik, welches mit Zukunftschancen gefüttert werden wollte/sollte.

Ich habe herausgehört, dass Print besser sei als der Ruf. Die Krise sei nicht so schlimm. Ein Journalist könne auch heute eine Familie ernähren. Die Branche habe sich nur selbst schlecht geredet. Die Verlage bildeten zu wenig aus. Wer sich in abseitigen Lokalredaktionen engagiere und profiliere, habe mit den dort erworbenen Fähigkeiten alle Chancen auf eine Stadtredaktion.

Der 33-jährige Benjamin Piel, über dessen Elbe-Jetzel-Zeitung als erfolgreiches Printprodukt in den Medien (Medien berichten über Medien) geschrieben wurde, wird demnächst Chefredakteur des Mindener Tageblatts. Oder habe ich mich da verhört?

Optimismus also auch im Kompressorenraum.

Ich bin danach zum Hüttenmagazin gehastet, denn zwischen den einzelnen Sessions lagen wie im letzten Jahr nur 5 Minuten Pause.

Dort habe ich dann fast bis zum Ende der Veranstaltung am Werkstattgespräch „Daten suchen im Lokalen“, am Workshop „Podcast“, sowie „Fake News“ teilgenommen und in kleineren Runden etwas dazu gelernt.

Davon ausführlicher im nächsten Beitrag.

Gewerkschaftstag des DJV-NRW in Münster: Meinungsvielfalt geht in NRW den Bach runter

Landesvorsitzender Frank Stach bei seiner Eröffnungsrede im Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) in Münster. Foto: DJV-NRW/Arne Pöhnert
Landesvorsitzender Frank Stach bei seiner Eröffnungsrede im Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) in Münster. Foto: DJV-NRW/Arne Pöhnert

Münster. (djv_pm) In Münster hat heute um 10 Uhr Landesvorsitzender Frank Stach den Gewerkschaftstag des DJV-NRW eröffnet. Mehr als einhundert Journalistinnen und Journalisten sprechen im Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) über drängende Probleme und Fehlentwicklungen in der Medienbranche.

Der professionell betriebene Journalismus gerät in NRW zunehmend in Schieflage. „Im Zeitungsmarkt hat Nordrhein-Westfalen im Zeitraffer einen Konzentrationsprozess durchgemacht, für den andere Bundesländer Jahrzehnte gebraucht haben“, mahnte Frank Stach zu Beginn seiner Eröffnungsrede. Er zitierte dabei aus dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Medienkonzentrationsbericht der Landesanstalt für Medien (LfM).

In vielen Städten und Kreisen gibt es demnach nur noch eine Zeitung und weder der öffentlich-rechtliche, noch der private Rundfunk können die Einschnitte bei der Pressevielfalt auffangen. „Denn was ich auf allen Ebenen in NRW wahrnehme, sind Sparorgien“, sagte Stach und führte als Beispiel das Eindampfen des regionalen WDR-Fernsehprogramms an.

„Die Meinungsvielfalt geht in Nordrhein-Westfalen langsam, aber sicher den Bach runter“, warnte der Landesvorsitzende. „Und am Ende der Spar-Fahnenstange wird dann in Sonntagsreden beklagt, dass die journalistische Qualität zurückgeht.“ Dazu passe, dass sich in der aktuellen Tarifauseinandersetzung mit den Tageszeitungsverlegern nichts bewege. Stach: „Echte Wertschätzung gegenüber dem journalistischen Beruf sollte mit echter harter Währung im Portemonnaie belohnt werden – und zwar bei Festen und Freien

Eine weitere beängstigende Fehlentwicklung wird im Netz und auf der Straße sichtbar: Gewalttätige Übergriffe auf Journalisten sind keine Ausnahme mehr. Frank Stach: „Neonazis in Dortmund und an anderen Orten bedrohen unsere Kolleginnen und Kollegen. Das darf nicht sein!“

Der Landesvorsitzende bedankte sich beim DJV-Bundesvorsitzenden Frank Überall für sein großes Engagement und das schnelle Einrichten einer gemeinsamen Plattform. Auf dem DJV-Blog augenzeugen.info können Journalistinnen und Journalisten ihre Erfahrungen einer breiten Öffentlichkeit mitteilen.