Bald Pause? in Halberstadt

Am Reformationstag, einen Tag vor Allerheiligen, mitten in einer dicken Erkältung, muss ich es langsamer angehen lassen. Wäre ich nicht so malade, könnte ich es bis zum 5. November noch zu Fuß nach Halberstadt schaffen – zur Pause für das eingestrichene c. Oder lese ich die Partitur falsch?

Klangwechsel

John Cage ORGAN2/ASLSP, 639 Jahre, Teil 1
K = Klang Anfang, P = Pause / Klang Ende

Impuls 1: P: 5. 09. 2001
Impuls 2: K: gis‘, h‘, gis“ 5. 02. 2003
Impuls 3: K: e, e‘ 5. 07. 2004
Impuls 4: P: gis‘, h‘ 5. 07. 2005
Impuls 5: K: a‘, c“, fis“ 5. 01. 2006
Impuls 6: P: e, e‘ 5. 05. 2006
Impuls 7: K: c‘, as‘ 5. 07. 2008
Impuls 8: P: c‘ 5. 11. 2008
Impuls 9: K: d‘, e“ 5. 02. 2009

Unsere kleine Kulturküche: Die Lokalzeitung berichtet über Top-Events & Die Rauschzeit der Wildschweine naht ;-)

Auch in diesen Tage finden wieder Top-Events oder auch Top-Highlights genannte¹, kulturell hervorragende Veranstaltungen in unserer lieblichen Region statt. Zu Dokumentationszwecken hier ein Hardcopy aus der lokalen Monopolpresse, deren Glanz und Elend ich an anderer Stelle Beachtung geschenkt hatte:

Es ist was los im Hochsauerland!

Es ist was los im Hochsauerland!

Den Fahneneid-Artikel gibts in ganzer Pracht hier zu lesen.

Ab hier verlasse ich die Niederungen der Medienpolitik und schreit zur Klimax des Schwarzwildes:

Der Höhepunkt des Herbstes ist für mich dann, wenn Halloween überstanden ist, die Rauschzeit der Wildschweine. Ja – im November paaren sich Bache und Keiler, und im April kreuzen dann viele süße, kleine Frischlinge des Joggers Pfad: Alarm On! Die Bache ist nicht weit! Aber dazu mehr in vier bis 5 Monaten. Während ich im November entspannt durch den nebelverhangenen Fichtenwald laufe, fragen sich die fleißigen Jäger grübelnd im Lenin’schen Sprachduktus: „Der Keiler rauscht – was tun?

1) i. e. Politikersprech

No Time To Think! – WAZ: Dessous und Volksbibeln? Entlassungen!

Der Artikel besteht eigentlich aus zwei Artikeln. Ich bin da irgendwie aus der Bahn getragen worden, halte aber im Nachhinein beide Teile für wichtig. Teil 1 ist international und Teil 2 vordergründig lokal.

Teil 1 USA

Die beiden Journalisten Howard Rosenberg und Charles Feldman malen in ihrem neuen Buch „No Time To Think – The Menace of Media Speed and the 24-hour News Cycle“ ein düsteres Bild über die Medien in den USA. Die Berichterstattung über die bevorstehende Präsidentschaftswahl bezeichnen sie als die schlechteste, die es ja gegeben habe. Derweil geht es für die Presseerzeugnisse des WAZ Konzerns Richtung Dessous und Volksbibeln. Für viele Mitarbeiter leider Richtung Arbeitsamt.

„Früher waren Nachrichten all das, was neu war. Es konnte Britney Spears sein, die sich den Zeh stößt. Das ist eine banale Nachricht, aber es ist neu. Aufgabe des Journalisten war es, Prioritäten zu setzen, zu entscheiden, was gesendet oder geschrieben wird und was nicht. Jetzt läuft alles unter dem Begriff Nachrichten…Im CNN-Studio spekulierten vor den Präsidentschafts-Debatten zeitweise mehr als zehn Gäste gleichzeitig live im Studio darüber, was die Kandidaten sagen werden, sagen müssen und auf keinen Fall sagen dürfen. Während der Debatten konnten CNN-Zuschauer via bunter Linien und Grafiken verfolgen, wie unentschiedene Wähler und die sogenannten Experten im Studio den Auftritt der Kandidaten bewerteten.“

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Teil 2 Lokal

Der neue WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus spricht in der Süddeutschen über den neuen Sparkurs für die vier WAZ-Blätter rund ums Ruhrgebiet. Bei der Bild-Zeitung hat er gelernt,

„dass man mit starken Marken eine ordentliche Rendite erwirtschaften kann. Und ich habe gelernt, dass man eine aggressive Marketingstrategie und Markenpflege betreiben muss. Bei Bild haben wir Dessous, Volksbibeln und Handytarife vermarktet. Diese Zeitung ist in Wahrheit eine Marketingmaschine. Da muss man schauen, was davon übernommen werden kann. Erfolg kann man nicht genug haben.“

Tschüs heißt es für viele Mitarbeiter, die dann den Konzern leider Richtung Arbeitsagentur werden verlassen müssen. Die betriebsbedingten Kündigungen sind anscheinend beschlossene Sache. Weitere Informationen finden sich im Kölner Stadtanzeiger sowie im Spiegel.

Fleißig zum Niedergang gebloggt wurde und wird im „Pottblog“ sowie bei Coffee and TV. In Iserlohn regt sich ebenfalls die zarte Pflanze der Aufklärung.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass sich die Westfalenpost auf ihr Kerngeschäft beschränken sollte. Dafür wird sie doch gekauft! Damit ich heute abend weiß, warum heute mittag so viele schwarz gekleidete Menschen durch den Dorfkern gelaufen sind. Ist doch peinlich, wenn der dritte Mann beim Skat fehlt und du weißt nicht, warum.

Zurück zum Ernst der Lage. Ich denke allerdings, dass sich eine Zeitung in der Qualität, wie sie hier im Hochsauerland als „Westfalenpost“ ausgeliefert wird, durchaus mit verdünnter Mann- und Frauschaft betreiben lässt. Die Lokalseiten sind schlecht! Die Redakteure redigieren, aber recherchieren kaum. Die Zeitung frisst entweder der Lokalprominenz aus den Händern oder druckt lieber gleich die Verlautbarungen der Parteien, Verbände und Vereine ab.

Die Lokalseiten sind schlechter als schlecht! Ja! Aber ich habe einige JournalistInnen kennen gelernt, die ihr Handwerk beherrschen. Gute Leute! Die sitzen dann in den Redaktionen und schieben den lieben langen Tag den Müll, den sie von den Parteien, Verbänden und Vereinen erhalten, opportunistisch in den Satz, machen nebenher noch die ganze Büroarbeit und laden zum guten Schluss noch ihre Elaborate auf die unsägliche „Click-Clack-Pop-Up-Website“ hoch. Die werden einfach zugemüllt. Und niemand rettet sie. Vor allen Dingen nicht die Geschäftsführung der WAZ und deren Unteroffiziere. Alle scheinen, nein sind, gefangen zwischen Anzeigenkunden und dem Druck und Terror der lokalen Politik- und Wirtschaftskasper. Ich bin sicher: In jeder Redaktion sitzt einer oder eine, die jede Woche ein journalistisches Bravourstück hinlegen könnte. Im WAZ Konzern verrotten die Talente. Und bald werden sie entlassen. Die fr von heute.

Blick auf Siedlinghausen

Es ist doch noch sonnig, wenn auch kühl, geworden. Ich schaue gerade aus dem Fenster auf das Dach des Nachbarhauses. Eine Krähe spaziert auf dem First entlang. Es ist nicht viel los im Ort. Jetzt hüpft sie auf die Kaminabdeckung. Ein Auto fährt unten durchs Tal. Die Krähe ist weg. Ein Blick über den Ort:

<small>Blick von oberhalb der der Kunstdüngerhütte auf Siedlinghausen.</small>
Blick auf Siedlinghausen.

Aufregendes gibt es leider auch nicht in der Lokalpresse zu finden. Wenn ich mich auf die Seiten des Internetauftritts unseres Nachrichtenmonopolisten begebe, begrüßt mich zumeist Julia:

Auf welche Stadt ich auch klicke, Julia wohnt schon dort und will mich treffen. Ach, diese Werbe-Pop-Ups werden mich bald ganz aus dem Westen vertreiben. Da knitter und knüddel ich doch lieber meine Süddeutsche am Frühstückstisch.

22. Oktober: Cogito ergo sum.

1797: Über dem Pariser Parc Monceau absolviert André-Jacques Garnerin einen ersten Fallschirmsprung von einem Heißluftballon.
1811: Franz Liszt, Pianist und Komponist, geboren.
1844: Die von der Miller-Bewegung erwartete Wiederkehr von Jesus Christus bleibt aus. Enttäuschte Anhänger gründen die Siebenten-Tags-Adventisten.
1881: Clinton Davisson, US-amerikanischer Physiker (Physiknobelpreis 1937), geboren.
1883: Die Metropolitan Opera in New York City wird mit der Oper Faust (dt. Titel Margarete) von Charles Gounod eröffnet.
1901: Charles Huggins, kanadisch-US-amerikanischer Arzt und Physiologe, Nobelpreis 1966, geboren.
1919: Doris Lessing, englische Schriftstellerin, Literaturnobelpreis 2007, geboren.
1920: Timothy Leary, US-amerikanischer Psychologe, LSD-Propagandist und esoterischer Spinner, geboren.
1929: Lew Jaschin, sowjetischer Fussballer, angeblich bester Tormann aller Länder und Zeiten, geboren.
1938: Die erste Herstellung einer Fotokopie einer Schriftvorlage gelingt Chester Carlson in einem Labor in der Nähe von New York.
1956: Ich erblicke das Licht der Welt.
1959: Der Antikriegsfilm Die Brücke von Bernhard Wicki wird uraufgeführt.
1964: Jean-Paul Sartre lehnt den ihm zuerkannten Literaturnobelpreis ab.
1986: Albert von Szent-Györgyi Nagyrapolt, ungarischer Biochemiker (Medizinnobelpreis 1937), gestorben.
1998: Eric Ambler, exquisiter englischer Krimi- und Abenteuerschriftsteller, gestorben.

Quelle: Österreich?

Und Dinslaken ist doch schön…

Auch so kann man einen Sonntag in Götterswickerham verbringen. Zugegebenermaßen gehört der Ort inzwischen zu Voerde, aber für die radelnde DinslakenerIn ist das immer noch eines der schönsten Ziele für einen Sonntagsausflug.

Herbstfarben am alten Vater Rhein:

Das Ausflugslokal "Arche" am Rhein in Götterwickerham
Die Arche am Rhein

und ein idyllisches Kohlekraftwerk, der Himmel strahlend blau.

Das Kohlekraftwerk Möllen
Das Kohlekraftwerk am Rhein

Erinnert sich noch irgendjemand an „SMOG“, ein Film von Wolfgang Menge (1973)? Der Film zeigt vier aufeinanderfolgende Tage in einer Art Semidokumentation und wurde in Duisburg gedreht. Der Dreck in der Luft war echt. Schau ich mir den Film heute an, dann merke ich, wieviel sich gebessert hat. Ausgestrahlt wurde der Film zu einer Zeit als die Autos zwar sonntags stehen bleiben mußten, dies aber nur wegen der Ölkrise und nicht wegen der schlechten Luft. Umweltverschmutzung existierte als Problem nicht im Bewußtsein der Allgemeinheit. Viele Flüsse waren damals reine Kloaken. In den industriellen Ballungszentren herrschte eine Luftverschmutzung, die wir heutzutage unter den Straftatbestand der schweren Körperverletzung stellen würden.

Aquarium stillgelegt – Fische im Asyl

Das tropfende Aquarium ließ sich für mich an jenem Abend nicht mehr reparieren. Ich musste es stilllegen. Die Fische haben in der Realschule Asyl gefunden. Nun bleibt mir zur Kontemplation noch der Blick auf den Kahlenberg.

<small>Blick auf das Negertal Richtung Olsberg mit Kahlenberg rechts</small>
Blick auf den Kahlenberg mit Wolke

Der letzte schöne Herbsttag für diese Woche, mutmaßen die Meteorologen.

Das Aquarium tropft

Ein trüber, grauer Tag. Die Wolken hängen zwischen den Bergen und das Aquarium ist undicht. Unablässig tropft das Wasser in einen kleinen Eimer. Warum heute, da ich nicht aus dem Haus kann?

Ein Kühlschrank soll angeliefert werden, dessen Barzahlung schon jetzt, Mitte des Monats ein tiefes rotes Loch, in mein Giro-Konto reißt. Der Oktober hat 31 Tage. Der Zahltag ist in weiter Ferne.

Ökologische Krise, Finanzkrise und was soll ich mit den Fischen machen? Das Leck scheint sich im oberen Bereich des Glasbehälters zu befinden. Ich kann die Absaugglocke nicht finden. Ich werde das Wasser in den kleinen roten Eimer tropfen lassen und hoffen, dass irgendwer irgendwann wieder nach Hause kommt. Irgendwer hat aufgeräumt. Wo ist der ganze Plunder? Es ist ein sehr trüber Tag und ich frage mich, woher plötzlich all die finsteren anonymen Mächte in mein Leben getreten sind. Das Bankensystem – wer ist das überhaupt? Das Finanzsystem? Die Finanzkrise? Die jahrelang Ahnungslosen wissen plötzlich ganz genau, dass „der Staat“ 500.000.000.000 € in „das Finanzsystem“ pumpen muss, um „die Finanzkrise“ aufzuhalten. Rucki-Zucki soll das gehen, von gleich auf jetzt. Warum ging das nicht bei „der Bildungskrise“ und „der Arbeitslosenkrise“? Und dann diese ganzen Wirtschaften. Die „Finanzwirtschaft“ und die „reale Wirtschaft“. Ja verflucht – ist die Finanzwirtschafft denn nicht real? Das verflixte Aquarium tropft immer noch. Ich muss mich da mal irgendwie drum kümmern. Ich habe es geahnt, dass es irgendwann einmal passieren könnte. Oder müsste? Oder wird?

Das Gipfelbuch auf dem Kahlenberg

Der Kahlenberg nordöstlich von Siedlinghausen ist nicht sehr leicht zu finden. Er misst über 700 Meter. In der Aushöhlung eines Felsens verborgen liegt das Gipfelbuch. Wanderer, Läufer und Mountainbike-Fahrer können sich eintragen.

Der Zugang zum Gipfelbuch
Der Zugang zum Gipfelbuch

Das Gipfelbuch ist ein kleines DIN-A6 Heftchen mit karierten Blättern. Wenn es voll ist, wird es ausgetauscht.

Das Gipfelbuch plus Behälter
Das Gipfelbuch plus Behälter

Vor Wind und Regen schützt es eine Plastikflasche – Marke „Isostar“. In der Flasche befinden sich aufgerollt das genannte Heftchen sowie einige Bleistifte.

Die Einträge bestehen meist aus Datum, Uhrzeit und ein paar ernsten bis launigen Bemerkungen.