Schülerticket: Antrag der SBL

Wie ich schon berichtete, spricht sich die Sauerländer Bürgerliste(SBL) gegen die Einführung eines Schülertickets aus.

Vorgestern fand ich in meinem E-Mail Briefkasten folgende Pressemitteilung der SBL, die ich hier in großen Teilen wiedergebe (Hervorhebungen von mir):

„…die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste beantragte kurzfristig
beim Landrat für die Kreistagssitzung am 12.12. folgenden
Tagesordnungspunkt aufzunehmen:

„Keine Einführung eines „SchülerTicket plus“ mit verpflichtender Eigenbeteiligung

Den Knackpunkt sieht die Fraktion in der Eigenbeteiligung an den Fahrkosten, die mit ca. 100,- Euro pro Jahr zu Buche schlagen.

Daher brachte die SBL gleichzeitig mit dem Antrag einen Beschlussvorschlag ein der darauf abzielt, dass der Hochsauerlandkreis als Schulträger kein „SchülerTicket plus“ einführt, durch das Eltern und Schüler zu einer Eigenbeteiligung an den Schülerfahrkosten gezwungen werden. Statt dessen sollten, lt. Vorschlag der SBL, die bereits in 3 Versionen vorhandenen „FunTickets“ weiterentwickelt und mit den im „SchülerTicket plus“ vorgesehenen zusätzlichen Leistungen als freiwillig zu erwerbendes Zusatzticket angeboten werden…“

Die generelle Argumentation finde ich durchaus plausibel. Mir ist allerdings noch nicht klar, wen die SBL ansprechen will:

Schulträger sind in der Regel die Gemeinden. Die Kreise und kreisfreien Städte sind Träger der Berufskollegs. Die Landschaftsverbände sind Träger von Förderschulen. Daher könnte es sein, dass der Antrag ins Leere zielt, es sei denn, es geht der SBL ausdrücklich nur um die Berufskollegs.

Schulen in NRW: „fit für die Wirtschaft“

Mit allerlei Kinkerlitzchen wie dem beliebten Börsenspiel(„25 Jahre Erfolgsgeschichte“) wirken die Wirtschaftsverbände und Unternehmen ohne überzeugende didaktische Grundlegung munter in das Schulwesen hinein. Auf eine „7-jährige Erfolgsgeschichte“ schaut das Projekt „fit für die Wirtschaft“ zurück. Kein Wunder, denn „seit der Pilotphase 2002 konnten über 30.000 Schüler von der lebendigen Vermittlung von wirtschaftlichen Zusammenhängen durch Mitarbeiter der Citibank profitieren“, so das Schulministerium NRW auf seiner Website.

"fit für die Wirtschaft"
„Fit für die Wirtschaft“

Die Citibank gehörte bis vor wenigen Monaten zur Citigroup. Die Filialen wurden von einem französischen Konsortium aufgekauft. Die Citigroup wird mit 300 Milliarden Dollar als „Finanzschirm“ gestützt, 20 Milliarden Dollar werden, wie der Spiegel berichtet, direkt in den maroden Finanzkonzern hineingepumpt.

Die Citibank in Deutschland hat, nach Worten der heutigen Wirtschaftswoche ein „Schmuddelimage“ und bei Verbraucherschützern einen zweifelhaften Ruf.

Willkommen liebe Citibank Mitarbeiter auch in diesem Jahr in und an den Schulen Nordrhein-Westfalens.

Die sind fit für die Wirtschaft.
Die sind fit für die Wirtschaft.

Mein Gott – schon wieder PISA! Wann beginnt der Unterricht?

Abendblatt! Gemein! Verhunzt man so seine PISA Gegner?
Abendblatt! Gemein! Verhunzt man so seine PISA Gegner?

Anstatt Politikerinnen blöde Nasen zu malen schulen wir unsere Lesekompetenz bei der taz:

…In einem Radiointerview hat Tillmann das für den Laien deutlich gemacht, was Pisa heißt: Die Minister lassen ständig Röntgenaufnahmen der Schule anfertigen – aber dann lege sie die Bilder beiseite und tun, was sie immer schon tun wollten.

Ob sich daran etwas ändern wird? Das ist eher unwahrscheinlich, denn bislang war wenigstens gewährleistet, dass die Pisaforscher halbwegs unabhängig sind. Damit ist aber bald Schluss. Zumindest die Ländervergleiche nimmt künftig das „Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen“ vor. Das ist ein Institut, in dessen Vorstand praktischerweise direkt die Kultusministerkonferenz sitzt – und zwar gleich mit drei Leuten. Mit anderen Worten: Bislang mussten die Kultusminister ex post unangenehmen Pisaergebnisse auf ihre politischen Mühlen leiten. Ab sofort können sie ex ante mitbestimmen, was und zu welchem Ende so alles gefragt wird.

Nicht nur ein unabhängiger Pisaforscher berichtete der taz, wie stark der Druck bereits jetzt war. So hätten die Kultusminister immer wieder darauf gedrungen, die seltsamen sozialen Abhängigkeiten bei den Pisaergebnissen wegzulassen – oder sie unauffälliger zu präsentieren…

Sauerländer Bürgerliste kritisiert „Flatrate“ beim Schülerticket

Das Schülerticket Plus ist für Schülerinnen und Schüler im Hochsauerland auf den ersten Blick sehr attraktiv: für 8,30 Euro pro Monat beliebig in einem Großraum von Dortmund, Hagen und Paderborn die öffentlichen Verkehrmittel nutzen, prima – oder? Die Sauerländer Bürgerliste hat einige bedenkenswerte Kritikpunkte:

Der Landrat des HSK informierte kürzlich die Eltern der Schülerinnen und Schüler in den Bereichen der Verkehrsunternehmen Busverkehr Ruhr-Sieg GmbH (BRS) und Ruhr-Lippe GmbH (RLG) über die mögliche Einführung des SchülerTickets plus. Es soll das bisherige Schulwegjahresticket ersetzen. Der Vorteil der neuen Fahrscheinregelung wäre, dass das Ticket plus für beliebig viele Bus- und Bahnfahrten in den jeweiligen Netz-Bereichen gelten soll.

Allerdings wird die Dauerfahrkarte mit 8,30 Euro pro Monat (für das erste Kind) teurer als die bisherige Schulwegjahreskarte. Die Eltern sollen sich bis zum 28.11. äußern, ob sie für oder gegen die Einführung des Tickets sind.

Bedenklich ist nach Meinung der SBL-Fraktion folgender “Wichtiger Hinweis” in dem Schreiben des Landrats an die Eltern: “Für Schüler, die nicht am SchülerTicket teilnehmen, entfällt die Berechtigung zur Nutzung der Busse zwischen Wohnort und Schule.” Der Fraktionssprecher der SBL, Reinhard Loos, äußert dazu in einem Schreiben an den Landrat mit dem Datum vom 18.11.: ” Dies würde bedeuten, dass die betreffenden SchülerInnen gar nicht mehr in die Busse der RLG und des BRS einsteigen dürfen, die zu ihrer Schule fahren. Ein solcher Ausschluss von der Beförderung würde zweifelsfrei einen gravierenden Verstoß gegen die Beförderungspflicht der konzessionierten Buslinien des ÖPNV darstellen und wäre daher rechtswidrig …” weiter hier

Einen guten, informativen Überblick gibt darüber hinaus der Artikel von Thomas Winterberg in der Westfalenpost.

Lektoren entlassen, heißt Synergien schaffen

Leute seht das doch mal positiv:

Schon seit mehreren Jahren halte ich meinem Sohn die Zeitung vor die Nase und sage: „Finde die 10 Rechtschreibfehler auf dieser Seite und die vier Grammatikfehler auf den folgenden Seiten.“ Da spart man doch als Eltern die vielfältigen Schulunterstützungsbücher, wie „Grammatik perfekt für die 5. Klasse“, „Schreibe korrekt in der 6. Klasse“. Wirklichkeitsnah und die Profis verbessern, dass steigert die Motivation der Kindern und es ist doch so lebensnah. Und den Lehrermangel kann man auch ausgleichen.

Das schafft Synergien! meint nicht ganz so ernst

Tisha

Thema: Lokaljournalismus und WAZ
Barbara Sommer in Medebach

So sieht eine verpasste Chance im Lokaljournalismus aus. Eine umstrittene Ministerin sondert Plattitüden ab. Sämtliche Widersprüche, die es gegen den im Bericht genannten Schulverband auf lokaler Ebene gegeben hat, werden ausgeblendet. Auf dem Bild in der Print-Ausgabe: Die lokalen Politik- und Bildungsbullen mit Blondine. Online: Nur die Blondine. Ist die Redakteurin schuld? Nein, denn solch ein opportunistisches Geschwafel ist Programm. Erste Hintergründe liefert das WAZ Protest-Blog. Dort dieser ideologisch polemisierende Kommentar:

@Immer munter: Und das geschieht nicht allein aus wirtschaftlichen Gründen. Das “Konzept” (würg), das vermtlich schon lange in der Schublade gelegen hat, bedeutet doch nicht weniger als die Gleichschaltung der wichtigsten Regionalzeitungen in NRW. Es ist ja offensichtlichlich, dass CDU-Reitz unter CDU-Springer-Nienhaus jetzt die volle Kontrolle über die ehemals eher sozialdemokratisch orientierten Blätter des Hauses übernimmt, während die konservative WP das “Sondermodell eine Heimatzeitung für Südwestfalen” erarbeiten und deshalb natürlich auch ihre eigene Mantelproduktion (wieso eigentlich?) behalten darf.
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Da passt nun auch der erstaunliche Wechsel in der CR der WR vor Jahresfrist bestens ins Bild.
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Rüttgers und Konsorten werden wegen des neuen Meinungsmonopols im größten Bundesland, so schön passend vor der Kommunalwahl, wahrscheinlich tüchtig die Sektkorken knallen lassen. Die SPD-Politiker im Land dagegen schlafen inzwischen den Schlaf der Gerechten. Die haben noch gar nicht gemerkt, welches Unwetter sich da aufbaut.

Näher an der Praxis vor Ort bewegt sich der Kommentar von rosebud:

Zuletzt: Es zeugt von wenig Innensicht, wenn hier von “langweiligen” Lokalredaktionen geredet wird. In Wirklichkeit arbeiten viele dieser Redaktionen seit Jahren am Limit. Die tariflichen Arbeitszeiten einzuhalten kann sich dort schon lange niemand mehr leisten. Wenn es “langweilige” Ausgaben gibt, dann vor allem, weil die Redaktionen mit ihrer schmalen Personalausstattung und nach dauerndem Druck auf die Honoraretats nur noch das unbedingt Nötige machen können. Mir wären in meiner Lokalausgabe auch mehr gut recherchierte, eigene Geschichten lieber. Dafür reicht aber immer öfter die Zeit nicht.

Tote Hose herrscht hingegegen beim Verlags-Blog, der doch bei den Ruhrbaronen so hochgelobt wurde(siehe auch meinen Beitrag hier). Bis auf bislang zwei anschleimende Kommentare nix los. Urteil: Ein Verlautbarungsblog der Geschäftsleitung.

Bundeswehr und Schulen in NRW

Neue Planspiele nach dem Planspiel Börse?

Das Schulministerium und die Bundeswehr haben in NRW eine Vereinbarung geschlossen:

„…Mit dieser Vereinbarung soll die Kooperation zwischen Schulen und Jugendoffizieren bekräftigt werden. Ziel ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit im Rahmen der politischen Bildung. Jugendoffiziere der Bundeswehr besuchen wie bisher die Schulen in Nordrhein-Westfalen. Sie werden auch in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und Referendarinnen und Referendaren eingebunden. Die Bundeswehr bietet Lehrkräften und Mitgliedern der Schulverwaltung Besuche ihrer Einrichtungen und Seminare zur Sicherheitspolitik an. Angebote zur politischen Bildung sollen regelmäßig in den Medien des Schulministeriums und des Wehrbereichskommandos II veröffentlicht werden…“

weiter auf den Seiten des Schulministeriums.

Bildung nur noch gegen Cash?!

Als ich heute morgen mit dem Auto Richtung Dinslaken

Die Neustraße in Dinslaken am Sonntag
Die Neustraße in Dinslaken am Sonntag

donnerte, begeisterte mich ab 11.05 auf WDR5 ein gut gemachtes Feature:

„In Düsseldorf erteilt ein Unternehmen Englisch-Unterricht per Telefon und Internet. Deren Lehrkräfte sitzen in den USA, in Kanada und im Billiglohnland Philippinen. In Bad Honnef kaufen deutsche Finanzinvestoren eine private Fachhochschule. Sie vermarktet weltweit Studiengänge für Hotel-, Luftverkehrs- und Eventmanagement. Von Gelsenkirchen aus steuert die Schülerhilfe GmbH rund 1.100 private Nachhilfe-Schulen. Die Nachhilfe ist als Franchise-System organisiert, wie bei McDonald’s oder den Kamps-Bäckereien. Auch in Nordrhein-Westfalen sind private Bildungsanbieter auf dem Vormarsch. Ihr Ziel: Rendite. Ihr Kalkül: Das öffentliche Bildungswesen ist unterfinanziert und wird den Anforderungen der Zukunft nicht gerecht. Also beste Aussichten für kommerzielle Anbieter. Gibt es hochwertige Bildung bald nur noch gegen Cash? Welche Chancen und Risiken sind damit verbunden? Das fragen wir Investoren und Wissenschaftler. Wir besuchen private Bildungseinrichtungen und sprechen mit Studierenden, Schülern und Eltern…“

Lest(Pdf-Datei)!

Antolin schlägt zu!

Ich hatte es bereits geahnt. Antolin entwickelt sich zum Lesekontrollprogramm mit Zensurengebung. Ein Gerücht besagt, dass an einer Winterberger Schule die Lehrerinnen und Lehrer die von ihren schutzbefohlenen Schülerinnen und Schülern bei Antolin erreichten Punkte mit in die Zensur einfließen lassen. Glücklich die Gören, deren Eltern sich an ihre selbst gelesenen Kinderbücher noch erinnern und dieses Wissen dann fleißig in Antolin einhacken. Pech für die Brut, deren Erzeuger und Betreuer schon in der eigenen Kindheit ihre Zeit vor der Glotze abgehangen haben, statt Erich Kästner zu lesen.