In welcher Reihenfolge steigt die Korruptionsanfälligkeit im Inneren der Zeitungen?

Ich halte mir ja immer noch den Luxus einer Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Als Leser überlege ich mir manchmal, welchem Heft meiner Abo-Zeitung ich eigentlich trauen kann.

Heute Abend habe ich eine kleine Reihenfolge aufgestellt. Wie seht ihr das?

Ich lese NIE den Auto-Teil. Sehr niedrige Glaubwürdigkeit.

Immobilienteil: höchstens zum Ablästern.

Börse: 🙂

Reiseteil folgt auf dem Fuße. Gleiche Glaubwürdigkeit wie die letzten Seiten der Reklameblätter.

Wirtschaftsteil: nicht wie Auto-Teil, aber mit Misstrauen.

Sport: die müssen sich noch anstrengen, so’n paar „Armstrong Doping Artikel“ reichen noch nicht.

Feuilleton: lese ich mit Interesse.

Politik: Ich bin mir wirklich nicht mehr sicher. Der letzte Kommentar von Prantl zu Schavan fiel mir doch gar zu arg hinter die Diskussion zurück und die Seite 3 zum selben Thema brachte keine Erkenntnisse, die nicht auch schon in qualifizierteren Blogs zu finden waren.

Wenn ich es ehrlich beurteile, hängt das SZ-Abo an einem seidenen Faden.

Falls ich den Faden durchschneiden sollte, wird es an folgendem Artikel liegen: „Die Süddeutsche schreibt im Reiseteil über das Oversum in Winterberg – leider Reklame.“

Man kann ja zum Frühstück auch ein Buch lesen und Radio hören.

Umleitung: Maybrit Illner, Rot-Grün, Internet not killing Print, Afrika, Ikarus Guttenberg und mehr.

Spongebob (foto: zoom)
Spongebob (foto: zoom)

Maybrit Illner: Ein Atheist zwischen Kopftuch und Kruzifix … hpd

Rot-Grün in NRW: Ab jetzt wird es spannender … ruhrbarone

We thought the internet was killing print. But it isn’t: There is no clear correlation between a rise in internet traffic and a fall in newspaper circulation. Some papers are growing in both formats, others are succeeding in neither, according to new research … guardian

Afrika: Fünfzig Jahre Entkolonisierung. Gibt es wirklich irgend etwas feierlich zu gedenken, oder muss im Gegenteil alles neu angepackt werden? … spiegelfechter

Ikarus Guttenberg: Fasziniert verfolgen Politiker, Journalisten und Millionen Wähler den Höhenflug Karl Theodor zu Guttenbergs. Wann kommt Ikarus Guttenberg der Sonne so nahe, dass er abstürzt? Ist mit dem “Spiegel”-Titel (“Die fabelhaften Guttenbergs – Paarlauf ins Kanzleramt”) der Punkt erreicht, an dem das Wachs seiner Flügel zu schmelzen beginnt? … sprengsatz

Unter jüdischer Flagge: Initiatorin eines Hilfsschiffs im Zwielicht … jüdischeallgemeine

Kataster: Solardächer sollen warten … sbl

Donnerstag ist „der Freitag“ Tag: Parteispenden sind sexy. Nichts für Homophobe.

Der Freitag Titel vom 21. Januar 2010: "War ich gut? Das innige Verhältnis von Politikern und Lobbyisten gefährdet die Demokratie" (foto: zoom)
Der Freitag Titel vom 21. Januar 2010: "War ich gut? Das innige Verhältnis von Politikern und Lobbyisten gefährdet die Demokratie" (foto: zoom)

Donnerstag ist „der Freitag“ Tag, denn dann steckt die Wochenzeitung „der Freitag“ im Briefkasten.

Die Titel-Illustration von Francesco Bongiorni in der aktuellen Ausgabe mit seiner Anspielung auf die jüngsten Parteispenden gefällt mir ausgesprochen gut.

Die Online-Ausgabe habe ich zwar hier im Blog verlinkt, finde aber die Navigation immer noch zu behäbig. Mein Favorit ist, altmodisch wie ich bin, der gedruckte „Freitag“.

Nichtsdestotrotz möchte ich niemanden abschrecken den Internet-Freitag aufzusuchen und zu stöbern, welche Artikel in dieser Woche lesenswert sind.

Gibt es den „Freitag“ auch im Hochsauerland im Zeitschriftenhandel?

Diese Frage stelle ich mir in eben diesem Moment zum ersten Mal. Die Antwort kenne ich noch nicht.

Das nächste Mal mehr 😉

ComputerZeitung stellt Printausgabe ein

Nach 40 Jahren: ComputerZeitung ohne Print
Nach 40 Jahren: ComputerZeitung ohne Print

Nach gut 40 Jahren stellt die ComputerZeitung ihr wöchentliches Erscheinen ein. Allerdings „nur“ im Print, als Online Portal bleibt die Marke erhalten.

Schade, das die gedruckten Seiten verschwinden!

Anfangs habe ich fälschlicherweise die Fachzeitschrift für ein betuliches Insider-/ Werbeblatt gehalten. Auf Dauer habe ich dann montags mehr und mehr interessiert in den informativen Seiten geblättert und gelesen.

Unter der Überschrift

Qualifizierte IT-Fachinformation erfordert eine Gegenleistung

begründet Rochus Rademacher in der Ausgabe vom 28. Juli intelligent und nachdenklich den Ausstieg aus dem Print. Der Artikel enthält Passagen, die auch für nicht spezialisierte Medieninteressierte und Journalisten sehr interessant sind.

Ein Ausschnitt:

Allerdings wird die Kulturstufe des Qualitätsjournalismus schon seit Jahren unterminiert: Redaktionen sind miniaturisiert und Schreibleistung outgesourct, im Tageszeitungswesen bekommen freie Journalisten schlimmstenfalls zehn Cent pro Druckzeile – die Tagesarbeit reicht bei den Idealisten damit gerade für eine Sandlerbombe und ein Baguette.

Andererseits haben sich die Journalisten auch arrogant darauf verlassen, dass ihr Monopol auf die Bereitstellung von Information unantastbar ist. „Journalismus ist zur Massenware geworden“, kritisiert der renommierte Medienwirtschaftsprofessor Robert Picard vom Media Management and Transformation Centre der Jönköping University. „Die meisten Journalisten haben die gleichen Fähigkeiten, den gleichen Zugang zu Geschichten und Quellen, sie stellen die gleichen Fragen und produzieren im Endeffekt die gleichen Geschichten.“ Da wird also ein Brei angerührt, der IT-Professionals in ihrer Praxis nicht schmeckt. In der zeitverdichteten Arbeitswelt wird niemand mehr fürs Lesen bezahlt, sondern fürs Wissen.

Den ganzen Artikel in drei Teilen gibt es hier.