Der jetzt vorliegende 11. Band der Reihe „Sauerländische Mundart-Anthologie“, bearbeitet von Peter Bürger und Magdalene Fiebig, vereinigt plattdeutsche Prosatexte von vierzig Autor*innen, die 1919-1932 in den heimatbewegten Zeitschriften „Trutznachtigall“ und „Heimwacht“ erschienen sind.
(Buchanzeige Christine Koch-Mundartarchiv, Museum Eslohe www.sauerlandmundart.de)
Ergänzende programmatische Beiträge zeigen, dass schon direkt nach Ende des Ersten Weltkrieges von einer ungebrochenen Sprachweitergabe keine Rede mehr sein konnte. Auch in den kleineren Orten bediente sich nur noch eine Minderheit der Kinder im Alltag des plattdeutschen Idioms.
Die Vereinigung studierender Sauerländer und der aus ihr hervorgegangene Sauerländer Heimatbund boten mit ihren Organen eine wichtige Plattform an zur Veröffentlichung von Dichtungen und Sachtexten in südwestfälischer Mundart. Bisweilen gelang ein existentielles Schreiben fern der ideologischen Heimatparole. Beschworen wurde so etwas wie eine „Magie der katholischen Landschaft“. Die jetzt neu edierten Prosatexte bilden ein gewichtiges Kapitel der sauerländischen Mundartliteratur zu Weimarer Zeit.
In den Dichtungen und Sprachappellen spiegeln sich auch die politischen Kontroversen des Zeitabschnitts. Der Briloner Josef Rüther wandte sich auf Platt gegen Nationalismus, Kriegerkult und Antisemitismus. Im Zuge des Rechtsschwenks gewannen ab 1928 die völkischen Kräfte an Einfluss. Für sie war „Heimat“ kein menschlicher Beziehungsraum, sondern eine vom „Blut“ zusammengeschweißte Kampfgemeinschaft. Die wichtigsten hochdeutschen Beiträge zur Heimat- und Sprach-Debatte sind in der Edition ebenfalls nachzulesen.
Das Niederdeutsche betrachteten manche in erster Linie nicht als wandelbare Kulturerscheinung, sondern eher wie ein Naturmerkmal. 1919 galt nur als „echter Sauerländer“, wer plattdeutsch sprach. Ein Jahrzehnt später war nüchtern festzustellen, dass selbst engagierte Mitstreiter der Heimatbewegung in ihren Familien nur noch selten an der überkommenen Alltagssprache der Landschaft festhielten. Der Feldzug zur „Rettung des Platt“ wurde von manchen trotzdem noch viele Jahrzehnte lang weitergeführt.
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Sauerländische Mundart-Anthologie. Elfter Band:
Mundartprosa aus den Zeitschriften „Trutznachtigall“ und „Heimwacht“ 1919-1932.
Bearbeitet von Peter Bürger und Magdalene Fiebig. Norderstedt: BoD 2021.
ISBN: 978-3-7543-1913-0
(Paperback, 484 Seiten, Preis 16,80 Euro, überall im Handel bestellbar)
https://www.bod.de/buchshop/mundartprosa-aus-den-zeitschriften-trutznachtigall-und-heimwacht-1919-1932-9783754319130