„Mutig und stark alles erwarten“

Lesung im Sauerland-Museum über Elisabeth Erdmann-Macke

Autorin Margret Greiner bei einer Lesung im August-Macke-Haus in Bonn (Foto:
Saskia Heinemann)

Die in München lebende Autorin Margret Greiner hat eine einfühlsame Biografie über die Ehefrau des Künstlers August Macke geschrieben.

(Pressemitteilung HSK)

Elisabeth Erdmann-Macke, geb. 1888, steht immer noch im Schatten ihres ersten Mannes, August Macke. Die erzählte Biografie versucht sie in ihr eigenes Recht zu setzen, ihre Talente und Verdienste zu würdigen.

In den wenigen Jahren des gemeinsamen Lebens mit Macke war sie ihm Partnerin auf Augenhöhe, hat ihn in seinem künstlerischen Schaffen gefördert und war selbst künstlerisch tätig. 1914 fällt Macke kurz nach Kriegsausbruch.

Ihr zweiter Mann Lothar Erdmann wird 1939 von den Nazis ermordet. Trotz aller Schicksalsschläge gibt die junge Witwe nicht auf, zieht fünf Kinder groß und betreut das Werk Mackes. Ohne ihre Umsicht und Tatkraft wäre ein Großteil der Bilder verloren.

Die Autorin entwirft auf der Grundlage erstmals ausgewerteter Quellen und eingebettet in den historischen Kontext ein lebendiges Porträt dieser außergewöhnlichen Frau.

Margret Greiner studierte Germanistik und Geschichte in Freiburg und München. Viele Jahre arbeitete sie als Lehrerin und Journalistin. In ihren erzählten Biografien hat sie sich immer wieder mit außergewöhnlichen Frauenleben beschäftigt.

Die Lesung findet am Dienstag, den 7. März 2023 um 18 Uhr im Blauen Haus des Sauerland-Museums statt. Der Eintritt beträgt 6 Euro.

Weitere Informationen und Anmeldungen telefonisch unter 02931/94-4444, per E-Mail an sauerlandmuseum@hochsauerlandkreis.de oder auf der Homepage www.sauerland-museum.de

Toulu Hassani erhält den August-Macke-Preis des Hochsauerlandkreises 2022

Bekanntgabe Preisträgerin August-Macke-Preis 2022: Toulu Hassani (mit Blumen) in der Mitte der Jurymitglieder und Unterstützer. (Foto: Pressestelle HSK)

Toulu Hassani erhält den August-Macke-Preis des Hochsauerlandkreises 2022. Den Namen der Preisträgerin gab Herbert Sollich, Marketing-Direktor der Brauerei C. & A. Veltins, während eines Pressegespräches am Freitag, 9. September, bekannt.

(Pressemitteilung Hochsauerlandkreis)

Der Macke-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre verliehen. Erste Preisträgerin 2008 war Leiko Ikemura. 2011 erhielt Corinne Wasmuht die Auszeichnung. Kerstin Brätsch wurde 2014 der Preis zuerkannt und letzter Preisträger war Michael Sailstorfer 2017. Wegen der Corona-Pandemie musste von der Verleihung im Dreijahresrhythmus abgewichen werden.

Portrait Toulu Hassani (Foto: Volker Crone)

Toulu Hassani wurde 1984 in Ahwaz im Iran geboren und lebt und arbeitet heute in Hannover. Von 2005 bis 2011 studierte sie Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Hartmut Neumann, Thomas Rentmeister und Walter Dahn. In den Jahren 2008 und 2009 ging Hassani zu Auslandssemestern an die Facultad de Bellas Artes in Valencia/Spanien. 2011 und 2012 war sie Meisterschülerin von Professor Walter Dahn. 2013 erhielt Hassani den Preis des Kunstvereins Hannover, Atelierstipendium Villa Minimo, und 2016 den Sprengel-Preis für Bildende Kunst der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. Für den Kunstpreis Böttcherstraße 2020 Bremen war sie nominiert und hat in diesem Kontext in der Kunsthalle Bremen ihre Werke ausgestellt.

Die Künstlerin absolvierte bereits viele Stipendien, so beispielsweise das New York-Stipendium der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und des Landes Niedersachsen in der Künstlerresidenz am International Studio & Curatorial Program New York. Zuletzt erhielt sie das Marianne-Defet-Malerei-Stipendium in Kombination mit einer Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg.

Ohne Titel, Epoxidharz und Pigment, 65,7 x 53 cm Sammlung Ültzen, Ausstellungsansicht “Geordnete Verhältnisse” (2022), Kunsthalle Nürnberg

In der Begründung für die Verleihung des August-Macke Preises 2022 schreibt die Jury auszugsweise: „Die Bilder von Toulu Hassani sind minutiös ausgearbeitete abstrakte Werke. Die Konzentration und Ruhe, die sie beim Zeichnen und Malen dieser Werke aufbringt, vermitteln sich dem Betrachter, der angeregt wird, sich meditativ in die Oberflächen und Strukturen der Werke hineinzusehen. Toulu Hassani bereitet oft zunächst ein Raster vor, welches sie dann zeichnend und malend ausarbeitet. Dabei variiert sie die Formen und Bewegungen im Laufe der Arbeit, so dass das Ergebnis sich erst im Prozess herausbildet. Sie experimentiert auch mit Materialien, so z.B. Gips, Holz oder Stoff, so dass nicht nur die Oberfläche von Papier oder Leinwand gestaltet wird, sondern mitunter ein Bildobjekt entsteht, das von allen Seiten bearbeitet ist. Toulu Hassanis intensive Arbeiten demonstrieren die Kraft des individuellen Kunstwerks, mithin das, worum es auch August Macke wesentlich in seiner Kunst ging.“

——— Bier, Infos und Sponsoring ——-

Der August-Macke-Preis wird unterstützt von der Brauerei C. & A. Veltins, den Sparkassen im Hochsauerlandkreis, von der Annegret und Hans-Richard Meininghaus-Stiftung, dem Hochsauerlandkreis sowie vom August-Macke-Kuratorium.

August Macke wurde am 3. Januar 1887 in Meschede/Hochsauerlandkreis geboren. Er gehörte zu den bekanntesten deutschen Malern des Expressionismus und nahm an beiden Ausstellungen des Blauen Reiters 1911 und 1912 teil.

August Macke zum Zweiten: Sauerlandmuseum Arnsberg – die Kuchenvitrine

Kunst kommt von können, aber vielleicht auch von Kuchen: im Café des Sauerlandmuseums (foto: zoom)

Ich hatte schon nach dem ersten Besuch der August-Macke-Ausstellung im Sauerlandmuseum Arnsberg angedroht, noch einmal zurückzukehren.

Heute war ich in gewissermaßen professioneller Mission mit einem netten Kollegen und einer Gruppe von Jugendlichen auf den drei Etagen des Museums unterwegs – oben die Geburt des Künstlers in Meschede in der letzten unteren Etage sein Tod am 26. September 1914 im Alter von 27 Jahren als Offizierstellvertreter an der Westfront bei Perthes-lès-Hurlus in der Champagne.

90 Minuten Führung mit Frontalansprache, ohne Audioguide und digitalem Schnickschack, eigentlich Zutaten für ein pädagogisches Desaster.

Allen Erwartungen zum Trotz hatten wir keinen schwarzen Freitag im Museum, sondern einen ruhigen, entspannten Gang durch die Biografie und Kunst von August Macke.

Ob irgendetwas „hängen“ geblieben ist? Das wird der Kunstlehrer in den nächsten Wochen testen können. Ich für meinen Teil habe den unzusammenhängenden Eindruck des ersten Besuchs zu einem Narrativ verweben können.

Die Reihenfolge der Besuche – beim ersten Mal allein, danach mit Führung – passte.

So saßen wir, die Begleiter, am Ende des Besuchs im Museumscafé und unterhielten uns über August Macke. Über was sonst? Im Café war es sehr ruhig. Der Kuchen schmeckte, der Kaffee mundete. Zwei Lehrende, die etwas gelernt hatten – mehr geht nicht.

Sollte jetzt noch jemand eine inhaltliche Rezension des Ausstellung erwarten, muss ich sie oder ihn enttäuschen. Meine Kunstkenntnisse haben sich in den letzten Jahren zwar soweit entwickelt, dass ich Museen genießen kann, aber erklären kann ich sie immer noch nicht.

Guckt euch die Ausstellung selber an, und zwar schnell, denn sie schließt am 8. Dezember 2019, und 5 Euro (!) kann mensch wesentlich schlechter anlegen.

http://sauerland-museum.de/sauerlandmuseum/3_blauer_saal/aktuelles/index.php

Vielleicht werde ich einen dritten Besuch wagen, denn eine Frage vom ersten Besuch ist noch offen:

„Wenn ich in Ausstellungen lese “August Macke starb bereits 1914 im Alter von 27 Jahren.”, dann frage ich mich:

Und was hast du gemacht, in den Tagen vor deinem Tod? Wie viel Menschen hast du getötet?

Der Krieg hat ein grausames Gesicht, das ich mit den Bildern von August Macke nicht in Einklang bringen kann.“

Kurz gebloggt: Besuch im Sauerlandmuseum

Am frühen Samstagnachmittag vor dem Sauerlandmuseum in Arnsberg (foto: zoom)

Inzwischen sind hier im Blog viele Artikel über das Sauerlandmuseum veröffentlicht worden, meist im Zusammenhang mit finanziellen oder baulichen Problemen bei der Errichtung des Anbaus.

Am 1. September ist das Sauerlandmuseum offiziell eröffnet worden. Ich hatte dazu einen Artikel der Sauerländer Bürgerliste „Sauerlandmuseum Arnsberg: Trotz verregnetem Start eine sehenswerte August Macke Ausstellung“ rebloggt.

Am letzten Samstag habe ich mich spontan zu einem Besuch der Sonderausstellung „AUGUST MACKE – GANZ NAH“ entschlossen.

Macke kann man sich eigentlich immer angucken. Die Bilder sind mir noch aus meiner eigenen Schulzeit vertraut, und so taucht man in eine vergangene Welt der Revolutionen, die immer noch modern scheint, ein.

Vor dem Genuss von Macke steht die Bewältigung des Neubaus. Wenn ich richtig gezählt habe, findet die Ausstellung auf vier Etagen statt.

Durch den Altbau gelangt man über eine Brücke in den Neubautrakt. Dort ein erster Raum mit Lebensdaten und Informationen zu August Macke. Die Luft ist schlecht.

Dann geht es hinab in die Tiefe. Auf jeder Ebene jeweils ein einzelner Ausstellungsraum.

Das Treppenhaus des mehrstöckigen Neubaus (foto: zoom)

Der Beginn, die Mitte und das Ende.

Das Treppenhaus hat mich erschlagen. Es ist eine Mischung zwischen dem Dortmunder U im Bonsai-Format und dem Abstieg zum Hallenbad im Winterberger Oversum. Erdrückend.

Auf der Suche nach den Macke-Räumen.

Fotografieren verboten (foto: zoom)

„August Macke gehört zu den bedeutendsten Künstlern des deutschen Expressionismus. Geboren wurde er 1887 in Meschede im Sauerland. Die Ausstellung „August Macke – ganz nah“ beleuchtet seine Persönlichkeit in einer Vielzahl thematischer und biographischer Aspekte. Macke war ein Künstler, der seinen Weg selbstbewusst verfolgte und seine Entscheidungen auch gegen die Konventionen seiner Zeit traf.“ [1]

Macke wurde nur 27 Jahre alt. Er wurde gleich nach Beginn des Ersten Weltkriegs an der Westfront bei Perthes-lès-Hurlus in der Champagne am 26. September 1914 getötet, er starb, er fiel. Seine Leiche wurde nicht geborgen, konnte nicht geborgen werden. Macke ist auf dem Soldatenfriedhof von Souain in einem Sammelgrab begraben.

Die in Arnsberg ausgestellten Bilder (fotografieren verboten) stammen zum großen Teil aus Privatsammlungen.

Im Flyer heißt es: „Die Ausstellung zeigt nicht nur Gemälde und Zeichnungen, sondern stellt den ganzen Künstler vor als Entwerfer für das Theater in Düsseldorf oder als Gestalter von Kunsthandwerk. Die Konzeption umfasst auch die zeitgeschichtlichen Hintergründe, vor denen sein Werk entstand, und berücksichtigt seine Rolle als junger Familienvater und unermüdlicher Netzwerker. Eine große Zahl der zusammengetragenen Werke stammt aus Privatbesitz und ist nur selten oder war noch nie öffentlich zu sehen.“

Ich werde die Ausstellung auf jeden Fall in den nächsten Tagen noch einmal anschauen, denn am Samstag wurde ich zu sehr von der Architektur des Sauerlandmuseums erschlagen.

Wenn ich in Ausstellungen lese „August Macke starb bereits 1914 im Alter von 27 Jahren.“, dann frage ich mich:

Und was hast du gemacht, in den Tagen vor deinem Tod? Wie viel Menschen hast du getötet?

Der Krieg hat ein grausames Gesicht, das ich mit den Bildern von August Macke nicht in Einklang bringen kann.

Auch wegen dieser offenen Frage werde ich noch einmal ins Sauerlandmuseum zurückkehren.

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[1]Erste Informationen zu August Macke:
https://de.wikipedia.org/wiki/August_Macke

Sauerlandmuseum Arnsberg: Trotz verregnetem Start eine sehenswerte August Macke Ausstellung

Weniger als 30 Minuten nach den ersten Worten des Landrats wurde die Veranstaltung während der Rede des NRW-Ministerpräsidenten angebrochen. (foto: sbl)

Fünf Jahre nach der Schließung des Altbaus des Sauerlandmuseums im August 2014 erfolgte gestern die Einweihung des Erweiterungsbaus. Es wurden etwa 500 qm neue Ausstellungsfläche geschaffen. Der Aufwand für den Neubau und für die Sanierung des Altbaus liegt bei mehr als 17 Mio Euro. In diesem Betrag sind Mehrkosten von mehr als 1 Mio Euro ebenso enthalten wie Kosten für den Grundstückserwerb und die Personalkosten für die Begleitung des Umbaus und des Neubaus. Etwa 6 Mio Euro gab das Land als Zuschuss für dieses Regionale-Projekt.

(Der Artikel ist gestern zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Es dürfte eine der kürzesten Eröffnungsveranstaltungen gewesen sein, an denen ein NRW-Ministerpräsident jemals teilgenommen hat. Weniger als 30 Minuten nach den ersten Worten des Landrats wurde die Veranstaltung während der Rede des NRW-Ministerpräsidenten angebrochen.

Die Ansprache des Arnsberger Bürgermeisters fiel ganz aus, genauso wie der Vortrag des Architekten zum baulichen Konzept sowie zwei Fachvorträge zur Macke-Ausstellung. Viele der geladenen Gäste flüchteten – wenige Minuten nachdem der Regen begonnen hatte – von ihren Plätzen im Innenhof ins Museum oder ins benachbarte “Blaue Haus”. Erst nach etwa 1 1/2 Stunden hörte der Regen auf, aber da war draußen längst alles abgebaut.

Vielleicht hatte der heutige Ablauf Symbolcharakter. Auch die Bauplanung für das Sauerlandmuseum war viel zu risikoreich gewesen. Im Jahr 2013 hatte der Kreistag auf Vorschlag des Landrats beschlossen, direkt am Altbau 20 Meter senkrecht in den Berg zu graben und in diesem Abgrund einen Neubau zu errichten. Warnungen diverser Einheimischer und der SBL-Fraktion, dass dies bautechnisch undurchführbar sei, wurden ignoriert.

Sie erinnerten daran, dass in den letzten Jahren in einem Umkreis von fünf Kilometern drei andere Hänge bei weniger eingreifenden Baumaßnahmen abgerutscht waren und das Gestein für solche riskanten Baugruben nicht geeignet sei. Der Landrat lobte sich in seiner heutigen Ansprache dafür, dass er die ursprüngliche Planung gestoppt hätte. Das geschah aber erst nach fast 2 Jahren, viel zu spät. Bis dahin waren schon etwa 2 Mio Euro an Planungskosten verbraucht worden. Besser spät als nie, aber hier hätte etwas weniger Selbstbewusstsein des Landrats und der “GaGaGroKo” im Kreistag den Bürgerinnen und Bürgern viel Geld sparen können! Der Erweiterungsbau wurde neu geplant, in einer Treppen-Variante, die nur geringe Eingriffe in den Hang erforderlich machte.

Mit dem Neubau wurde heute auch die Macke-Ausstellung eröffnet. Sie enthält etwa 130 Werke aus der nur etwa 11 Jahre dauernden Schaffensphase des in Meschede geborenen Künstlers. Bis zu seinem Tod als 27jähriger Soldat 1914 im I. Weltkrieg hat er etwa 11.000 Werke erstellt. Zum Schicksal von August Macke und zum heutigen Tag passte es, dass Ministerpräsident Laschet in seiner Ansprache auf den 80. Jahrestag des Beginns des II. Weltkriegs einging.

Positiv: Trotz diverser Schwierigkeiten ist der Erweiterungsbau des Sauerlandmuseums rechtzeitig zur Ausstellungseröffnung fertig geworden, und die Ausstellung ist sehenswert. Besonders lohnenswert ist ein Besuch mit einer fachkundigen Führung, bei der sich viel über das Leben und Wirken des Künstlers erfahren lässt.