Die WAZ-Ecke: blutleerer Artikel mit vielen Phrasen

Die-WAZ-Ecke

Nach den Redaktionen soll nun der Rest der Verlagsgruppe sparen

Der knapp 50-zeilige Artikel über Kündigungen und Sparmaßnahmen der WAZ-Gruppe auf der Medienseite der Süddeutschen Zeitung vom heutigen Samstag ist merkwürdig blass und mit, gemessen an der Zeilenzahl, übermäßig vielen Phrasen aufgeladen:

endgültig der Deckel draufgemacht

zoom: Versteht man ja. Jetzt reicht es.

Kahlschlag war ein Kraftakt

zoom: Dafür sind, ach nein, müssen alle der Geschäftsleitung dankbar sein.

nahmen viel Geld in die Hand

zoom: und nochmals Danke

den Makel zu vermeiden

zoom: welchen Makel?

kostet die Operation(sic!)

zoom: der Patient WAZ

Nach der erfolgreichen(sic!) Operation

zoom: aber der Patient ist doch noch gar nicht aus der Narkose aufgewacht.

steht … im Fokus der Sparmaßnahmen

zoom: „im Fokus“ ist schon fast so schlecht wie „Urgestein“, aber wer dann noch schreibend darin „stehen“ lässt …!? Kalauer: Ich sitze in meinem Focus.

hochrangiger WAZ-Stratege

zoom: „graa“ kennt tolle Leute, aber er verrät uns Nix, fast investigative Verschwiegenheit.

Sparpotential offengelegt

zoom: „offengelegt“ führt elegant zurück zur „Operation“. Konnotation: die eitrige, schwärende Wunde wird offengelegt. Schickler sei Dank.

Der Verlag wird einen Großteil der einst 44 Geschäftsstellen schließen und den Leserservice in einem Agentur-Modell als eine Art „WAZ-Ecke“ etwa im Reisebüro oder Toto-Lotto-Laden anbieten. Im Ergebnis aber, heißt es im Verlag, werde man „noch häufiger und näher am Leser präsent sein“. graa

zoom: Lieber Herr „graa“, haben Sie das als Realsatire stehen lassen und deswegen nicht hinterfragt?

Wenn „Ja“, seien Ihnen alle 40 Zeilen davor verziehen.

Wenn „Nein“, wünsche ich mir: Gehen Sie bitte recherchieren, denn jede einzelne Phrase enthält mindestens eine ungeklärte Frage. Muss nicht gleich Leyendecker sein, höchstens ein bisschen.

Ich mag diese Meldung nicht. Sie ist eine Liebedienerei für die Konzernleitung der WAZ.

Den ganzen Artikel lesen

Süddeutsche Zeitung: Zehn Gründe, warum Blogs in Deutschland nicht funktionieren

Wozu Zeitung? Zehn Gründe, warum Blogs in Deutschland nicht funktionieren.
Wozu Zeitung? Zehn Gründe, warum Blogs in Deutschland nicht funktionieren.

Die heutige Ausgabe des Magazins der Süddeutschen Zeitung widmet sich komplett der Krise des Zeitungsjournalismus. Von A wie Auflage bis Z wie Zwanzigjährige wird der Verfall der klassischen Printmedien buchstabiert.

Für mich ist es das beste SZ-Magazin seit …, ja seit wann eigentlich? Ein absolutes „Muss“. Dabei hätte ich das unscheinbare Heft unter meinem Zeitungsstapel fast übersehen und ungelesen in den Papiermüll geworfen.

Interessant ist für die Blogger der Buchstabe B wie Blog. Auf Seite 5 erklärt Felix Salmon, erfolgreicher Betreiber des US-amerikanischen Finanz- und Wirtschaftsblogs portfolio.com (Entzauberung siehe Niggemeier), in zehn Absätzen, aus welchen Gründen Blogs in Deutschland nicht funktionieren.

Auszug:

2. In Deutschland zählt Qualifikation mehr als alles andere. Die Leute verbringen Jahrzehnte damit, die verschiedensten Diplome und Zeugnisse und Zertifikate zu sammeln, und wenn sie dann alles beisammenhaben, sorgen sie dafür, dass die Welt das weiß. Wenn man kein Papier hat, auf dem steht, dass man sich zu diesem oder jenem Thema äußern darf, dann darf man seine Meinung auch keinem anderen zumuten. Die Leser sind übrigens nicht viel anders, auch sie wollen zuerst wissen, ob der Schreiber qualifiziert genug ist, bevor sie sich dafür interessieren, was der Schreiber denkt. In der Blogosphäre dagegen ist es völlig egal, ob jemand ein zertifizierter Meinungsträger ist – was zählt, ist allein, ob die Meinungen stichhaltig, originell und klug sind.

4. Um ein guter Blogger zu sein, muss man ganz andere Dinge können als ein großer Ökonom oder Banker. In Deutschland denken die Menschen dauernd an ihre Karriere und kümmern sich eher um die Fähigkeiten und Voraussetzungen, die wichtig sind für ihren Beruf, als um die viel weniger wichtigen Faktoren, die sie zu einem guten Blogger machen würden.


Hervorragend Gut ist auch die Idee der SZ, bei den entsprechenden Artikeln gleich Verweise einzubauen, wo im Netz gerade dieser Eintrag diskutiert wird.

Aktuell sieht das dann so aus:

Diskutieren Sie mit anderen Lesern über diesen Artikel, auf folgenden Internetseiten ist der Beitrag diskutiert worden…
Spiegel Online | Kommentare
Stefan Niggemeier | Kommentare
Netzeitung | Kommentare
Stilstand | Kommentare
Süddeutsche Zeitung | Kommentare
taz.de | Kommentare

Da wir gerade beim Thema sind: Mein amerikanisches Lieblingsblog ist nicht dieses portfolio.dingsda sondern seit langem Pharyngula, Evolution, development, and random biological ejaculations from a godless liberal 😉

Klimakiller Google: Zweifel bestätigt

Meine Zweifel an einem Artikel auf der ersten Seite der Süddeutschen Zeitung vom 13. Januar 2009 haben sich anscheinend bestätigt.

Gestern erschien auf  Seite 22 der SZ ein Artikel mit dem Titel: „Die Klimawirkung des Internet. Zweifel an hohem Treibgas-Ausstoß bei Suchanfragen.

Aus dem Artikel wird auch deutlich, wo sich der Autor Helmut Martin-Jung seine „Fakten“ zusammengeklaubt hatte, ohne dies kenntlich zu machen: Bei der Times. Peinlich!

Die stillschweigende Korrektur des „Hinguckers auf der ersten Seite“ folgt merkwürdigerweise recht genau den Linien des von mir in der Update Zeile verlinkten meedia-Artikels von Alexander Becker.

Der Autor des nachgeschobenen Artikels von gestern in der SZ wird namentlich nicht genannt, sondern zeichnet nur mit dem Kürzel „ma“. Vielleicht hat sich „ma“ von Alexander Becker inspirieren lassen 😉

SZ-Artikel: „Klimakiller Google“ – Effekthascherei?

Update 22.30 Uhr: Die „Geschichte“ wird auch bei „meedia“ verarbeitet.

Klimakiller Google - bitte zweimal lesen!
Klimakiller Google – bitte zweimal lesen!

Als ich heute morgen am Frühstückstisch saß, brauchte ich die Süddeutsche Zeitung erst gar nicht zu entfalten. Auf der Titelseite war der echte Hingucker eingekästelt:

Klimakiller Google.

Energieverbrauch der Internet-Suchmaschinen schädigt Umwelt.

Potzblitz! schlug es in meinen Gehirnkasten ein: schon wieder nicht selbst drauf gekommen. Dabei ist es doch sozusagen selbstevident, dass diese supertollen, arbeitserleichternden Suchmaschinen irgendeinen Haken haben müssen. Jedes Aktivkonto hat ein Gegenkonto auf der Passivseite.

Zwischen Kaffee, Käsebrot und WDR5 habe ich den Artikel nebst anderen Seiten meiner Morgenzeitung konsumiert, bevor ich ins Auto sprang um zur Arbeit zu fahren.

Es war ein stressiger Tag, aber irgendwo in meinem Hinterkopf geisterte dieser Artikel umher.

Ich habe ihn jetzt, draußen ist es schon wieder dunkel, zum zweiten Mal gelesen.

Der Artikel ist schlecht, unsauber geschrieben und um des Effektes Willen zusammengekloppt.

DerText mit meinen Anmerkungen:

Man hat sich daran fast schon gewöhnt wie an den Lichtschalter. Es dauert nur einen Sekundenbruchteil, bis sich nach dem Abschicken der Anfrage an eine Suchmaschine im Internet bereits der Bildschirm füllt mit einer Trefferliste. Vielleicht liegt es an dieser schier unglaublichen Geschwindigkeit, dass sich die meisten kaum vorstellen können, welch gigantische Maschinerie sie lostreten, wenn sie über einen Internet-Suchdienst erfahren wollen, ob Britney Spears noch verheiratet ist oder doch nicht mehr.

zoom: Bis hierhin ist noch alles in Ordnung. Der Autor will mich neugierig machen.

Alexander David Wissner-Gross, Physiker und Computerexperte an der Harvard-University, hat das nun auf eine einfache Formel gebracht. Zwei Suchanfragen an www.google.com setzen 15 Gramm CO2 frei – so viel wie auch entsteht, wenn man mit einem Kocher Wasser für eine Tasse Tee siedet.

zoom: Hier muss jeder Leser sich sofort fragen, wie Wissner-Gross auf diese Formel gekommen ist und ob sie korrekt ist.

Natürlich wurden sofort Zweifel laut an der Methodik des jungen Wissenschaftlers, der 2007 promoviert hat und als eines seiner Hauptinteressensgebiete Green IT angibt, also umweltschonende Informationstechnik. In der Tat dürfte es einfach zu viele Unbekannte geben, um diese Gleichung exakt aufzudröseln. Tatsache ist aber, dass Rechenzentren immense Mengen an Energie verschlingen.

zoom: Dies ist der Schlüsselabsatz des Artikels. Der Autor hat natürlich antizipiert, dass der Leser die oben gestellten Zweifel an der Formel haben würde. Und – oh Wunder! – er bestärkt ihn scheinbar in diesen Zweifeln. Aber nicht indem er sagt: Ich, lieber Leser, habe auch diese Zweifel gehegt und bin ihnen nachgegangen, und ich bin zu folgenden Erkenntnissen gekommen. Nein, er versteckt sich im Lieblingsgestrüpp der deutschen Sprache, dem Passiv: „Natürlich wurden sofort Zweifel laut …“ Wer hat da aus welchem Grund gezweifelt? Wie sah die Methodik des Wissenschaftlers aus? Weiter: Der Wissenschaftler gibt „als eines seiner Hauptinteressengebiete Green IT“ an. Wo gibt er dies, wem gegenüber an?

Im Folgenden scheint der Autor die „Erkenntnisse“ des jungen Wissenschaftlers zu verwerfen: „In der Tat dürfte es einfach zu viele Unbekannte geben, um diese Gleichung exakt aufzudröseln.“ Er impliziert aber mit dem Adverb „exakt“, dass vielleicht doch, wenn auch ungenau, etwas an der Formel stimmen könne. Jetzt folgt der nächste Teil des Kunstgriffs:

Eine Studie im Auftrag des Prozessorherstellers AMD ergab, dass weltweit 14 Kraftwerke der 1000-Megawatt-Klasse ausschließlich dafür arbeiten, diese Rechnerfarmen mit Strom zu versorgen. 2008 verbrauchten Rechenzentren allein in Deutschland gigantische 10,1 Terawattstunden – das entspricht der Leistung vier mittelgroßer Kohlekraftwerke. Bei den Stromkosten entfällt etwa die Hälfte auf den Betrieb der Rechner, die andere Hälfte braucht man, um sie zu kühlen.

zoom: Hier wird überhaupt nicht deutlich, ob es sich bei den Rechnerfarmen um Rechnerfarmen handelt, die ausschließlich für Suchmaschinen arbeiten oder nur allgemein um Rechenzentren, deren Ressourcen genutzt werden. Der Absatz hat erst einmal keinen eindeutigen Bezug zu Google. Den Bezug stellt der Autor durch die Beifügung des Wörtchens „diese“ im Begriff „diese Rechnerfarmen“ her. Dies ist aber ein rein sprachlicher Bezug, der inhaltlich nicht genau(s.o.) begründet wird.

Nebenbei: Ich wäre dem Autor auch dankbar, wenn er mir die Quelle der AMD-Studie nennt, so dass ich sie mir selber ansehen kann. Die Links können doch seit Erfindung des WWW zumindest in der Online-Version des Artikels eingefügt werden 😉

Ab hier wird ungebremst bis zum Schluss alles durchgelesen:

Weltweit verteilte Rechnerfarmen

Ohne den Verbund aus miteinander verschalteten Computern aber wäre beispielsweise Google niemals so erfolgreich geworden, wie es heute ist. Gibt man in seinen Computer eine Anfrage ein, werden schon während des Tippens im Hintergrund mehrere Computer befragt.

Dabei werten die Suchformeln nicht bloß allgemeine Statistiken aus – was haben alle Nutzer gesucht? -, sondern in der Regel auch die Suchhistorie des konkreten Benutzers, der da vor seinem Rechner sitzt. Ein Vorgehen, für das die Suchmaschinenbetreiber aus Datenschutzgründen gerade in jüngerer Zeit immer wieder kritisiert worden sind.

Bei komplexen Suchanfragen werden sogar tausend Rechner und mehr eingespannt, um in gewohnt kurzer Zeit eine Liste mit Treffern ausgeben zu können. Zum entscheidenden Faktor wird deshalb die Methode, wie diese Rechner zusammenarbeiten.

Schon die ersten Computer, die im Uni-Wohnheimzimmer von Google-Gründer Larry Page standen, waren keine Rennmaschinen, sondern – so zumindestens die Legende – teils aus Legosteinen gebastelt und mit Klettband zusammengehalten. Das Entscheidende war die Software, die es erlaubte, mehrere Rechenvorgänge parallel ausführen zu lassen.

Das zeichnet die interne Software von Google auch heute noch aus. Die über die gesamte Welt verteilten Rechnerfarmen des Konzerns bestehen aus gewöhnlichen Computern – Schätzungen zufolge liegt ihre Zahl bei weit über einer Million. Wie in einem Ameisenstaat ist dabei nicht der einzelne Rechner wichtig, sondern das Kollektiv, das über eine hochentwickelte Software gesteuert wird.

Als Benutzer sollte man sich daher auch beim Internet-Surfen bewusst sein, dass die Annehmlichkeiten dieser Dienste ebenso ihren Preis haben wie das elektrische Licht.

zoom: In keinster Weise gelingt es dem Autor zu zeigen, welche Teil-Ressourcen Google und andere Suchmachinen an der Gesamtheit der Rechnernetze wirklich nutzen. Es sei denn, die AMD-Studie hätte nur diejenigenTeile der Rechenzentren untersucht, die für Google und Co. arbeiten. Ich vermute, dass die AMD-Studie sämtliche Rechenzentren mit ihrem Stromverbrauch betrachtet. Ich vermute auch, dass die Suchmaschinen einen Teil der Kapazitäten dieser Rechenzentren und Rechner nutzen. Ich vermute weiterhin, dass der letzte Absatz des Artikel „irgendwie“ stimmen könnte. Ich weiß aber nicht wie. Der Autor klärt diese Frage in keinster Weise. Die Aussagen der Überschrift lesen sich interessant, bleiben aber letztendlich unbewiesen.

Drei Monate umsonst: Frankfurter Rundschau

In den nächsten drei Monaten müssen wir uns in der Familie nicht mehr um die Frühstückzeitung schlagen.

Wir erhalten die Frankfurter Rundschau drei Monate lang umsonst, ohne weitere Verpflichtung. Die Verzweiflung in der Branche muss groß sein, war ich doch von früher kleine 2-Wochen Probelieferungen gewohnt. Schnell mal nachgeguckt:

Frankfurter Rundschau: abwärts
Frankfurter Rundschau: abwärts

Innerhalb der letzten 5 Jahre hat die Frankfurter Rundschau 23 Prozent ihrer Abonnenten verloren, im letzten Jahr immer noch 17 Prozent.

Die „fr“ hatte ich eine Zeit lang abonniert. Als die Qualität der Beiträge stark nachließ und sich die Rechtschreibfehler selbst in Agenturmeldungen häuften, musste ich der Lesequälerei ein Ende machen und das Abonnement kündigen.

Ich werde versuchen zu berichten, wie der Vergleich Süddeutsche Zeitung vs. Frankfurter Rundschau bei uns in der Familie ausgeht.

Bescheidenheit ist eine Zier, doch … hier kommt Sascha Lobo

Heute morgen in der Küche. Der Kaffee dampft und duftet, die Zeitung knistert und mein Blick fällt auf einen erwachsenen Mann mit Oberlippenbart. Aufnahme im Profil. Auf das glatt geschorene Haupt hat er sich einen orange-rot getönten Irikosenkamm gestylt; geschätzte Höhe des Kamms über N.N. 0,2 Meter.

Er heißt, so erfahre ich aus der SZ, Sascha Lobo.

„Der Blogger und Autor gilt als Twitter-Pionier. Für ihn ist der Mikro-Blogging-Dienst der perfekte Nachrichtenkanal.“

Beindruckend berichtet er über seine Twitter-Freunde, die „follower“:

„…als ich meine Follower, die Abonnenten meiner Kurznachrichten, zu einer Party einlud, habe ich gemerkt, dass man auf diese Art Menschen mobilisieren kann. Denn von 800 Eingeladenen kamen 120, an einem Mittwochabend um 23 Uhr.“

Toll!

Und damit nicht genug. Während ich am Abend nach getaner Arbeit, Sport und einem Weblog Eintrag, die 27 Besuche auf meiner Website goutiere und mich freue, wenn ich innerhalb einer Woche einen bis zwei Kommentare vorfinde , von denen dann mindestens die Hälfte „trackbacks“ sind, sozialisiert der „Twitter-Pionier“(SZ) in einer ganz anderen Liga:

„Zu meinen Followern gehören einige Online-Chefredakteure und Vorstandsvorsitzende von Web-Unternehmen.“

Toll!

Lieber Christian Kortmann, ich kenne Sascha Lobo, den Mann vor dem „SPD-Wallpaper“, nicht. Das Interview allerdings ist oberflächlich, nichtssagend und überflüssig.

Zeilen voller Eitelkeiten.

Bitte tiefer graben!

Blätterwald – Das Kettensägenmassaker geht weiter: Nach WAZ und SZ jetzt auch G&J

Nach den angekündigten Sparmaßnahmen bei der WAZ Verlagsgruppe (siehe Protest-Blog) und beim Süddeutschen Verlag reiht sich nun auch das Verlagshaus Gruner & Jahr in die Reihe der „Kostensenker“ ein. Zusammen mit den Kosten sollen auch 118 Stellen(= Menschen) „versenkt“ werden. Der Tagesspiegel berichtet:

„Es ist ein Querschlag durch das gesamte Portfolio, den der Hamburger Verlag Gruner + Jahr (G+J) am Mittwoch verkündete: Das People-Magazin „Park Avenue“ wird eingestellt, die in den Niederlanden erscheinende „Gala“ wird ebenso vom Markt genommen wie die in Russland erscheinde „Life & Style“. Die bisher in Köln und München erscheinenden Wirtschaftstitel „Capital“, „Impulse“ und „Börse Online“ werden am Standort in Hamburg zusammengelegt. Insgesamt werden 118 Stellen gestrichen, davon 23 bei „Park Avenue“. Grund für die Neuordnung sei die Wirtschaftskrise, die „erhebliche Kostensenkungsmaßnahmen“ notwendig mache, sagte G+J-Vorstandsmitglied Bernd Buchholz. Der Verlag spüre die Zurückhaltung der Anzeigenkunden deutlich. Das Portfolio sei deshalb überprüft worden. Dass „Park Avenue“ nicht für zukunftsfähig bewertet wurde, liege daran, dass die ambitionierten Ziele im Anzeigengeschäft nicht erreicht werden konnten….“ weiter

„Ein trauriger Tag für den deutschen Journalismus“ befindet Thomas Knüwer im Hndelsblatt-Weblog, und er fährt fort:

„…Oder besser, in aller Deutlichkeit: ein beschissener. Meine Gedanken sind derzeit in Köln, München und Hamburg, bei den Kollegen von „Impulse“, „Capital“, „Börse Online“ und der „FTD“. Viele von sind vorerst gekündigt, können sich aber neu bewerben.

Das Abstrusum, für dass sie sich bewerben dürfen nennt sich Zentralredaktion. Es ist eine Idee, die sich nur Verlagsmanager ausdenken können, denen es mit keinem Deut um inhaltliche Qualität geht, sondern allein darum, den Platz zwischen den Anzeigen einigermaßen vollzukippen…“ weiterlesen

Im Medien-Logbuch des Journalistennetzwerks „JONET“ finden sich zur Zeit weitere 17 Medienlinks zum Thema.

Nun auch die Süddeutsche Zeitung :-(

Süddeutsche zerbröckelt
Süddeutsche zerbröckelt

Krise allerwegen. Heute in der Welt gefunden:

Nun hat es auch den Branchenprimus erwischt. Das Anzeigengeschäft bricht der „Süddeutschen Zeitung (SZ)“ ein. Der Verlag will Personal abbauen. Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht ausgeschlossen. Und die geplante Sonntagszeitung wird auch nicht weiterentwickelt.

Ausgerechnet die „SZ“. Trotz Zeitungskrise steigert das Blatt fast jedes Quartal seine Auflage. Zuletzt lag sie bei rekordverdächtigen 440.000 verkauften Exemplaren. Schwarze Zahlen schreibt die Zeitung sowieso. Als erstes deutsches Blatt erzielte sie mit Nebengeschäften wie dem Verkauf von Büchern („Die Bibliothek des 20. Jahrhunderts“), CDs und DVDs nennenswerte Erlöse. Und trotzdem muss sie, kurz nach Ausbruch der Finanzkrise, radikal Kosten kürzen….

und weiter unten:

…in einer Mail der Wirtschaftsressortleiter, die WELT ONLINE vorliegt, schreiben die Verantwortlichen Marc Beise und Ulrich Schäfer, dass „aus Sicht des Verlags betriebsbedingte Kündigungen unausweichlich sind – es sei denn, die Redaktion findet einen anderen Weg, um den Personalabbau zu organisieren“. Eindringlich werden „alle festen Mitarbeiter, die ohnehin über eine andere Lebensplanung nachdenken“, gebeten, „einen freiwilligen Abschied“ ins Auge zu fassen, der mit einer „entsprechenden Abfindung“ entgolten werden solle. Ein Verlagssprecher hätte es nicht eleganter formuliert…

Blick auf Siedlinghausen

Es ist doch noch sonnig, wenn auch kühl, geworden. Ich schaue gerade aus dem Fenster auf das Dach des Nachbarhauses. Eine Krähe spaziert auf dem First entlang. Es ist nicht viel los im Ort. Jetzt hüpft sie auf die Kaminabdeckung. Ein Auto fährt unten durchs Tal. Die Krähe ist weg. Ein Blick über den Ort:

<small>Blick von oberhalb der der Kunstdüngerhütte auf Siedlinghausen.</small>
Blick auf Siedlinghausen.

Aufregendes gibt es leider auch nicht in der Lokalpresse zu finden. Wenn ich mich auf die Seiten des Internetauftritts unseres Nachrichtenmonopolisten begebe, begrüßt mich zumeist Julia:

Auf welche Stadt ich auch klicke, Julia wohnt schon dort und will mich treffen. Ach, diese Werbe-Pop-Ups werden mich bald ganz aus dem Westen vertreiben. Da knitter und knüddel ich doch lieber meine Süddeutsche am Frühstückstisch.