Die Stadt Winterberg steckt als „heilklimatischer Kurort“ in der Bredouille. Die Anerkennung als Kurort öffnete Zuschusstöpfe und bot Mehrwert bei der touristischen Vermarktung.
Durch die Privatisierung des Siedlinghäuser Freibads, sowie durch die Schließung des Hallen- und Freibads in der Kernstadt Winterberg hat sich die Stadt schon locker durch das rechte Knie geschossen. Die Insolvenz und Schließung des Ersatz-Schwimmbads im Oversum hat jetzt auch die linke Kniescheibe demoliert.
Ohne Schwimmbäder verliert Winterberg unter Umständen seinen Status als heilklimatischer Kurort. Das wissen hoffentlich die Verantwortlichen in Rat und Verwaltung der Stadt.
Das Kurortegesetz sagt in §3: „Eine der in § 2 Abs. 1 aufgeführten Artbezeichnungen [siehe dort] wird verliehen, wenn neben den jeweiligen speziellen Kriterien für die Artbezeichnung die nachfolgenden Voraussetzungen erfüllt sind: … 12. Sportanlagen im Kurgebiet sowie ein Hallenbad und/oder Freizeitbad im Kurgebiet oder in angemessener Entfernung;“
Zur Zeit gibt es in der Kernstadt von Winterberg kein Schwimmbad mehr – ein Debakel, das Oversum-PPP-Debakel.
Da es offensichtlich ist, dass die Badebucht des Hillebachsees im jetzigen Zustand kein Ersatz für die Schwimmbäder der Kernstadt ist, werden Pläne geschmiedet. Da, wo die Holzpfosten aus dem Wasser ragen, soll ein Damm gebaut werden, so dass die Badebucht vom Rest des Sees getrennt wäre und einen eigenen Zufluss bekommen könnte.
Der See liegt 544,5 Meter über NN. Wann wird das Wasser jemals wärmer als „Neopren“?
Der Hillebachsee als „Badesee“ bleibt für mich ein schönes Märchen, es sei denn, die Stadt begänne Heizstäbe zu installieren.
Daher zaubert der Bürgermeister das Freibad in Siedlinghausen und den Hillebachsee in Niedersfeld aus dem Hut, um nach außen hin zu demonstrieren: „Seht, wir haben alle Anlagen, die nötig sind, um uns als heilklimatischen Kurort auszuzeichen!“
Hat er natürlich nicht wörtlich so gesagt, denn er will ja keine schlafenden Hunde wecken.
Wer sind die schlafenden Hunde?
Die schlafenden Hunde sind andere Kommunen in NRW, die vielleicht auch „heilklimatischer Kurort“ werden wollen, ohne Schwimmbäder zu betreiben. Die könnten sich ja mit Winterberg als Präzedenzfall in diesen Status einklagen, oder Winterberg abmahnen.
Es ist schon ein Treppenwitz der Lokalgeschichte, dass ein Bad, in dem man nicht schwimmen kann (Hillebachsee), und ein Bad, welches die Stadt in die Privatisierung geworfen hat (Siedlinghausen), plötzlich zum Hoffnungsträger für die Kernstadt-Politik werden.
„Es ist schon ein Treppenwitz der Lokalgeschichte, dass ein Bad, in dem man nicht schwimmen kann (Hillebachsee), und ein Bad, welches die Stadt in die Privatisierung geworfen hat (Siedlinghausen), plötzlich zum Hoffnungsträger für die Kernstadt-Politik werden“.
Ganz genauso sehe ich das auch! Dreist finde ich das mit dem Siedlinghauser Freibad, erst hat die Stadt es abgeschoben und wollte es schließen, jetzt wird es als Freibad der Stadt Winterberg auf ihrer Homepage präsentiert.
Der Artikel von zoom zeigt sehr deutlich, dass eine Fehlentscheidung viele andere nach sich zieht. Das mit dem Hillebachsee ist genauso eine traurige Angelegenheit. Gut, wenn jetzt nicht schon morgen wieder Schnee auf dem „Kahlen Asten“ liegen würde, hätten wir jetzt nach Pfingsten schon voll die Badezeit. Da fängt man am Hillebachsee an, das Wasser abzulassen und eine Badebucht zu bauen. Das wird sich noch etwas hinziehen. Und dann die reizvolle Idee mit einer Wasserskianlage. Man zerstört dort die Idylle. (Müssen denn wirklich in Winterberg und Umgebung überall Skilifte stehen?) Aber Leon R.@ – früher war auch nicht jede Pfütze beheizt. Kaltes Wasser ist gut für die Gesundheit und die Schönheit. Ein wenig Mut und Hoffnung auf einen schönen Sommer !
Speziell zum Hillebachsee:
Bei limnologischer Expertise wäre der Verwaltung bekannt, dass Blaualgenplagen nicht etwa singuläre Phänomene sind, sondern rezidivieren. Die Nennung als Alternative zum geschlossenen Schwimmbad ist mithin eine Farce. Gleichfalls die Investition in eine Schwimmbucht bei fehlender Eruierung der Kausalitäten für das Auftreten der Blaualgen vermittels mehrjähriger Beobachtung. Die inzwischen gewohnte Eile der Verwaltung bei jeglichen Bauprojekten wird den Steuerzahler erneut viel Geld kosten.
Doch zu einer weniger bekannten Facette des Hillebachsees, die die Verwaltung verantwortet:
Es sei zunächst erinnert, dass nicht nur das Schwimmen, sondern auch das Befischen durch Angler als Attraktion für den Tourismus und als Freizeitangebot für Einheimische anzusehen ist.
Doch ein Niedersfelder Klübchen, mehrheitlich ohne Sach- und Fachkenntnis bzw. gültige Fischereischeine, pachtet seit mehreren Pachtperioden (also seit Jahrzehnten) das Fischereirecht dieses Sees für unanständig geringes Pachtgeld. Dieses Pachtgeld wird durch den Verkauf von Fischereierlaubnisscheinen über Fremdenverkehrsbüro und Parkplatzautomat um ein Vielfaches übertroffen. Der Fischbestand hingegen bewegt sich auf einem unausgewogenen, minimalen, gar tourismusfeindlichen Niveau. Dem Hören nach werden nicht einmal die durch die Untere Fischereibehörde vorgegebenen Mindestbesätze vorgenommen. Insgesamt ergibt sich so ein einträgliches da kostenvermeidendes Geschäft, welches diesem „Fischereiverein“ alljährlich eine pompöse Vereinsfahrt aus dem üppigen Einnahmenüberschuss finanziert.
Eine Vereinbarkeit mit dem Vereinsgesetz ist m.E. nicht gegeben. Ebenso wenig dient dies dem heimischen Tourismus oder den Pachteinnahmen der öffentlichen Hand. Insgesamt also eine eigentümliche, interessenverquickte Form der „Wirtschaftsförderung“.
Mehrfach wurde übrigens von fischereiberechtigten Gästen, denen ich (wohlgemerkt in gutem Glauben!) diese Angelmöglichkeit als Bereicherung ihres Urlaubs empfohlen hatte, berichtet, dass sie durch (namentlich benannte) Fischereiaufseher nicht etwa im gebotenen Maße kontrolliert, sondern regelrecht belästigt wurden. Selbige Fischereiaufseher wurden mehrfach von einheimischen Zeugen beim Fischen mit dem lebenden Köderfisch (Tierquälerei und daher gemäß Fischereirecht NRW verboten) beobachtet. Das nennt man wohl „Den Bock zum Gärtner machen“.
Auf Reaktionen des Ordnungsamts und der Unteren Fischereibehörde wartete man bisher übrigens vergeblich…
„Doch ein Niedersfelder Klübchen, mehrheitlich ohne Sach- und Fachkenntnis bzw. gültige Fischereischeine, pachtet seit mehreren Pachtperioden (also seit Jahrzehnten) das Fischereirecht dieses Sees für unanständig geringes Pachtgeld. Dieses Pachtgeld wird durch den Verkauf von Fischereierlaubnisscheinen über Fremdenverkehrsbüro und Parkplatzautomat um ein Vielfaches übertroffen“
Gibt es Zahlen? Wie hoch ist die Pacht? Wieviel kosten die Fischereierlaubnisscheine? Wie viele dieser Scheine werden pro Jahr verkauft?
Worin bestand die Belästigung durch die Fischereiaufsicht?
Bei meiner Begehung des Geländes sprang übrigens ein fetter Fisch über die Wasseroberfläche der „Bade“bucht.
Wie wird denn der Mindestbesatz kontrolliert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Angelverein KEIN Interesse an einem Mindestbesatz hat. Die wollen doch auch mal ein Fischlein angeln?
Den (wenigen) Machern in Winterberg wird es immer enger. Die Artbezeichnung ‚Heilklimatischer Kurort‘ erfordert viele stringente Anforderungen. Das gilt auch vor allem für die Luftreinheit. Ganz in der Nähe des definierten Kurgebiets wurde erst in jüngster Zeit über Nacht klammheimlich ein jetzt oft kilometerweit stinkender Industriebetrieb (Teerluft) völlig neu dimensioniert mit auch neuer breiter Auffahrt (dagegen wurden die rostigen Leitplanken bei der Renovierung L 740 belassen). Ob da nicht eine Überprüfung der Artbezeichnung nicht kräftig stinken wird? Oder ist Teerluft medizinisch angeraten? Von dem grundsätzlichen Dilemma der Politik mit dem ökologischen Umgang der stark belastenden Verkehre rund um Winterberg ganz zu schweigen. Die Aufräumarbeiten einer ‚verkorksten‘ Politik von Lobbyisten und Buchhaltern ohne Nachhalt und Weitsicht beginnen erst und enden vermutlich dann, wenn die Entscheider das Weite gesucht haben. PS Die Bäder in den Ortsteilen liegen nicht im Kurgebiet und können von daher schon nicht positiv in die Wagschaale geworfen werden. Dagegen kennt verpestete Luft, ob nun Feinstoff, Teer- oder Rußpartikel, keine Ortsteilgrenzen und könnte leicht dem Heilklima das Garaus machen.