Pausenfüller am Pfingstmontag: Puppen

Puppen
Antiquitätenladen mit – alten Puppen (foto: zoom)

„Lass uns mal dahingehen, wo die anderen Alten stehen“, sagte heute ein älterer Herr zu seiner älteren Dame. Und so klebten sie denn mit ihren Seniorennasen in einer großen Traube am Schaufenster eines Antiqitätengeschäftes in Dinslaken am Niederrhein.

Puppen spielen für ältere Menschen eine große Rolle. Das habe ich bis heute begriffen, aber das „Wie und Warum“ noch nicht endgültig verstehen und erklären können.

Viele meiner Tanten haben Puppen in ihren Wohnungen stehen, sitzen und liegen: in, auf und um das Sofa herum, aber auch in den Schlafzimmern.

Wenn sich das Leben dem Ende zuneigt, scheinen mit sehr viel Macht die  Gefühle und Gedanken der Kindheit zurückzukehren.

Als Jugendlicher findet man das lächerlich, als Erwachsener sieht man darüber weg.

Was passiert, wenn wir selber alt werden?

7 Gedanken zu „Pausenfüller am Pfingstmontag: Puppen“

  1. @Andreas Haab

    … in Formaten, die wir irgenwann selber nicht mehr lesen können und unsere Nachkommen erst Recht nicht.

    Was/wer wird dann auf unseren Sofas herum sitzen? Früher habe ich gedacht, dass die Alten einfach „infantilisieren“ (verkindlichen), aber heute bin ich mir nicht mehr so sicher.

  2. the little girl on the plane

    who turned her doll‘s head around

    to look at me

    1. He, he … den Salinger packe ich mir dann auch noch in die Satteltaschen. Dazu den Orwell und Bradbury. Ist vielleicht thematisch ein bisschen eng, aber manche Bücher sollte man alle paar Jahre neu lesen. Noch ein Tipp?

  3. Die Alten nutzen Alltagsgegenstände ihrer Kindheit und Jugend als Portale zwischen den Zeiten, als Katalysatoren der Erinnerung an eine in vielerlei Hinsicht bessere Zeit. Dass die Jüngeren das als Infantilisierung fehlinterpretieren und nicht als Teilaspekt erlangter Weisheit aus einem erfüllten Leben anerkennen, erklärt sich durch die unterbewusste Vorahnung, dass ihnen selbiges versagt sein wird:

    Wir Jüngeren befinden uns in der Spätphase der westlichen Kultur, weshalb wir unter anderem nichts Gegenständliches und Überdauerndes mehr produzieren und kaufen können. Und selbst wenn wir solche Preziosen noch besitzen, werden wir sie kaum auf die andere Seite der sich abzeichnenden gesellschaftlichen Verwerfungen hinüber retten können. Uns und insbesondere der heutigen Jugend wird folglich im Alter nichts bleiben als dunkle Erinnerung an werbeinduzierte Konsumexzesse sinnloser, überteuerter und durch geplante Obsoleszenz kompromittierter Produkte, die so präpotente und offenkundig ausbeutende Unternehmen wie Facebook, Red Bull usw. in den Markt drücken.

    Als Zeitenportal und Katalysator der Erinnerung wird uns Armseeligen bestenfalls dieses virtuelle zur Verfügung stehen:
    http://archive.org/

    1. Wir werden auch unsere „Puppen“ haben. Ich frage mich nur, welche das sein werden. Ich sehe das auch gar nicht kulturpessimistisch, sondern eher als spannende Frage.

      Sehr schön: „Portale zwischen den Zeiten, als Katalysatoren der Erinnerung“

  4. @zoom:
    „… aber manche Bücher sollte man alle paar Jahre neu lesen. Noch ein Tipp?“

    So aus dem Bauch raus:

    Joseph Weizenbaum: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft

    John Briggs & F. David Peat: Die Entdeckung des Chaos

    George Gamow: Mr. Tompkins‘ seltsame Reise durch Kosmos und Mikrokosmos

    Desmond Morris: Der nackte Affe

    Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach … und Metamagicum

    Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit

    Karel Capek(!): Krakatit und Der Krieg mit den Molchen

    Multatuli: Max Havelaar

    Richard Rhodes: Die Atombombe oder die Geschichte des 8. Schöpfungstages

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