Wofür steht der FDP-Kreisvorsitzende im HSK?

Demo-Randnotiz nach der „AfD-Wahl“ des FDPlers Kemmerich. (Foto: Reinhard Loos)

Vor zwei Tagen, am 5. Februar, hat der Thüringer Landtag den Präsidenten der Erfurter Carnelvals-Gesellschaft Thomas Kemmerich zum neuen Ministerpräsidenten (MP) gewählt. Er erhielt 45 Stimmen, sein seit fünf Jahren amtierender Amtsvorgänger Bodo Ramelow erhielt 44 Stimmen.

(Der Artikel ist heute zuerst in ähnlicher Form auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Die Partei des neuen MP, die FDP, hatte zuvor mit 5,0066 % am 27.10.2019 nur äußerst knapp den Wiedereinzug in den Landtag geschafft und hat dort jetzt 5 von 90 Sitzen. Herr Kemmerich trat erst zum dritten Wahlgang an (in dem die einfache Mehrheit ausreicht). Er ist außerdem noch Inhaber einer Friseurladen-Kette mit 20 Geschäften.

Die Wahl kam offensichtlich nur dadurch zustande, dass die AfD-Fraktion (22 Sitze) seit November 2019 mit der CDU-Fraktion (21 Sitze) und mit der FDP-Fraktion Vorbereitungen getroffen hatte und für ihren eigenen Kandidaten im 3. Wahlgang keine einzige Stimme mehr abgab. Die Thüringer AfD mit ihrem Vorsitzenden Höcke (“Flügel”) steht zudem besonders weit rechts außen.

Der Karnevals-Präsident hatte weder Kandidaten für ein Kabinett noch hätte er ohne die AfD-Stimmen im Landtag regieren können. Unmittelbar nach seiner Wahl wurde im Landtag in Erfurt bereits ein Antrag gemeinsam von AfD, CDU und FdP beschlossen.

Diese MP-Wahl stieß wegen der Kollaboration mit der AfD sogar in den Berliner Parteizentralen von CDU und FDP auf massive Kritik. Aus der CDU äußerten z.B. die Bundesvorsitzende, die Bundeskanzlerin, der Generalsekretär (bezeichnete die AfD als Nazis) und der Bundeswirtschaftsminister ihre Ablehnung ungwewohnt deutlich, ebenso wie der Parteivorsitzende der CSU. Die Bundesvorsitzenden von CDU und FDP fuhren prompt am Tag nach der Wahl nach Erfurt, um mit ihren ParteikollegInnen vor Ort zu “reden”. Das führte u.a. dazu, dass Herr Kemmerich nur 25 Stunden nach seiner Wahl seinen Rückzug ankündigte (aber noch nicht vollzog). Er gestand ein, dass seine Kandidatur und die Annahme der Wahl Fehler waren. In Erfurt gingen derweil tausende Demonstranten gegen die drohende Abhängigkeit der Landespolitik von Faschisten auf die Straße.

In Erfurt gingen tausende Demonstranten gegen die drohende Abhängigkeit der Landespolitik von Faschisten auf die Straße. (Foto: Reinhard Loos)

Dem Kurzzeit-Ministerpräsidenten winkt übrigens für seine herausfordernde Tätigkeit eine Vergütung von mindestens 93.000 Euro, wie heute auf der Titelseite der “Thüringer Allgemeine” nachzulesen war.

Was aber geschah im HSK?

Hier postete der FDP-Kreisvorsitzende, der auch dem Bundestag angehört, öffentlich einen Glückwunsch besonderer Art.

Zitat:

“Sensationell! Unser Freund @thomasl.kemmerich ist neuer Ministerpräsident des Freistaats Thüringen. Herzlichen Glückwunsch, Thomas. Das war ein mutiger und wichtiger Schritt. Ich wünsche dir für die anstehenden Verhandlungen viel Kraft und liberale Zuversicht.” Dazu ein gemeinsames Foto.

Das bedeutet im Klartext, dass der FDP-Kreisvorsitzende Carl-Julius Cronenberg aka Carlo Cronenberg diese besondere Form der Zusammenarbeit mit der AfD und der Abhängigkeit von der AfD bejubelt. Haben wir nach der Kommunalwahl im September 2020 eine ähnliche Zusammenarbeit als angeblich “mutigen und wichtigen Schritt” der HSK-FDP mit der AfD auch im HSK zu erwarten (falls sich dazu eine Gelegenheit ergeben sollte)?

Der FDP-Kreisverband im HSK sollte schleunigst klarstellen, wofür er und sein Vorsitzender stehen!

Ein Gedanke zu „Wofür steht der FDP-Kreisvorsitzende im HSK?“

  1. Bericht über Kreisparteitag der FDP am 06.02.2020 in Föckinghausen.

    Sauerlandkurier | 07.02.2020
    https://www.sauerlandkurier.de/hochsauerlandkreis/bestwig/fdp-kreisparteitag-steht-zeichen-geschehnisse-thueringer-landtag-13527759.html

    Auszug:

    „(…) Die Rückstrittsankündigung stieß bei den Freien Demokraten im HSK auf kollektive Unterstützung. „Kein liberaler Ministerpräsident ist auf die Stimmen der AfD angewiesen. Für Kemmerich war eine Zusammenarbeit mit den Rechten ausgeschlossen“, stellte Carlo Cronenberg direkt zu Beginn der Sitzung heraus, nachdem der Bundestagsabgeordnete tags zuvor unmittelbar nach der Wahl noch auf seinem Facebook-Account „unserem Freund Thomas“ zu diesem „mutigen und wichtigen Schritt“ gratuliert hatte. Ein Statement, für das ihm unter anderem der heimische SPD-MdB Dirk Wiese Rückgratlosigkeit bezüglich dieses „inakzeptablen Vorgehens“ vorgeworfen hatte.

    Nun mahnte Cronenberg in seiner Eröffnungsrede im Hinblick auf die Wahl und den wenig später erfolgten Rücktritt an, in dieser hitzigen Lage kühlen Kopf zu bewahren, da bereits öffentlich von „Dammbruch“ die Rede sei und auch die eigene Partei somit empfänglich für Parolen wäre. (…)“

    Ach ja, der Carlo C. …

    btw:

    Eine Frau Irmgard M. Alteköster hinterließ in dem im Beitrag von R. Loos unter Stichwort „Zitat“ verlinkten Zugriff auf C. Cronenbergs FB-Account folgenden Kommentar:

    „Lieber Herr Carlo Cronenberg, Ihr Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass Sie es euphorisch begrüßen, einen Ministerpräsidenten von AFDs Gnaden zu bekommen, der gerade einmal 5% der Wähler vertritt.“

    Bei dem angesprochenen Vater handelt es sich um Dieter-Julius Cronenberg.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter-Julius_Cronenberg

    Das liberale Urgestein wäre am 08.02.2020 „90“ geworden.

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