Wenn sich Winterberg in Winterberg verliebt …

Winterberg lebt in einer Wortwolke. Werbetafel am Busbahnhof. (foto: zoom)

Winterberg liebt sich. Winterberg ist überwältigt. Auch ich mag viele Seiten des Hochsauerlandes und Winterbergs:

  • Das Filmtheater Winterberg
  • Das Hallenbad
  • Den Bahntrassen-Radweg von Winterberg nach Züschen
  • Fotografieren auf dem Kahlen Asten
  • Wandern

Seit gestern weiß ich wieder, was ich seit zwei Jahrzehnten am Hochsauerland und an Winterberg hasse.

  • Den irren Verkehr auf den schmalen Straßen
  • Die fehlenden Radwege

Gestern sind ein Radfahrer und ein Motorradfahrer am Abzweig meiner Radstrecke von Siedlinghausen nach Olsberg tödlich verunglückt:

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/65847/4239158

Kurz vor dem Unfall war ich auf meiner Sonntagsradtour unweit der Stelle auf der K 46 vorbei geradelt. Auf der Landstraße 742 war die Hölle los. Autofahrer, Motorradfahrer, Tourenradler, Rennradler. Alle auf der schmalen Straße.

Diese Straße, Nr. 742,  ist auch mein Arbeitsweg. Wenn ich dort morgens und nachmittags im Berufsverkehr mit dem Rad unterwegs bin, habe ich oft Todesangst.  Autofahrer mit Geschwindigkeiten von 130 km/h und mehr. Radfahrer sind kaum mehr als ein Hindernis.

An der Situation, die ich vor sieben Jahren hier im Blog beschrieben hatte, hat sich bis heute nichts geändert.

Begegnung am Stausee zwischen Brunskappel und Siedlinghausen. (archiv: zoom)

Ab und zu verirren sich Familien mit Kindern auf Rädern in diese unwirtliche Umgebung, wahrscheinlich, weil sie glauben, man könne im Hochsauerland gemütlich auf der Straße durch die Täler radeln.

Wenn ich sie sehe, schäme ich mich jedesmal fremd – für Winterberg und das Hochsauerland.

Eigentlich wollte ich heute mit dem Rad zur Arbeit fahren, aber in der Nacht ging mir der doppelt tödliche Unfall bei Brunskappel nicht aus dem Kopf.

Ich empfand einen unendlichen Schrecken und traute mich nur mit dem Auto über die Landstraße.

Absurd.

Wir Radfahrer*innen brauchen Radwege, auch schnelle asphaltierte Wege, um zur Arbeit zu gelangen.

22 Gedanken zu „Wenn sich Winterberg in Winterberg verliebt …“

  1. Ich bin heute an der Unfallstelle vorbeigefahren. Es ist NICHT in einer Kurve passiert, sondern auf einem relativ gerade Stück. Als Laie kann ich mir keinen Reim darauf machen.

  2. Was schon helfen würde, wäre konsequent Tempo 70 im gesamten Negertal. Die Strecke ist fast überall unübersichtlich, kurvig und gefährlich und wo sie es nicht ist, wird 130 gefahren. Das gleiche gilt umso mehr für die Unfallstrecke. Hier darf 100 gefahren werden, obwohl die Strecke schmal, sehr kurvig und ebenfalls unübersichtlich ist, hier gibts nicht mal einen Mittelstreifen. Der Motorradfahrer ist offensichtlich von unten aus der Kurve auf die Gegenfahrbahn gefahren, „schneiden“ nennt man das wohl. Die Berichterstattung der WP hat mich hier maßlos aufgeregt, überall nur Verharmlosungen und Abweigeleien, statt der Forderung nach Konsequenzen. An Wochenenden mit schönem Wetter ist der Motorradlärm im Negertal nicht auszuhalten.

  3. @Christoph Peters

    Tempo 70 ist eine gute Idee. Ich meine mich zu erinnern, dass es das schon einmal gab. Dann wurden die Schilder wieder abgebaut. Muss schon länger her sein.

    In Dänemark habe ich Tempo 80 auf ALLEN Landstraßen immer für sehr entspannend gehalten. Kein Stress und man kam trotzdem ans Ziel.

    Es ist ja nicht so, dass diese 130/140-Fahrer im Negertal so viel schneller in Olsberg sind. Oft treffe ich sie an der Einmündung in die B 480 bei Steinhelle wieder.

    Ihre Erklärung des möglichen Unfallhergangs erscheint mir schlüssig.

    Ich habe wegen des tödlichen Unfalls zwei Nächte schlecht geschlafen und habe mich Montag und Dienstag nicht auf’s Rad getraut.

    Heute bin ich wieder nach Olsberg und zurück geradelt. Das Tal ist unglaublich schön.

    Bald blüht links und rechts am Straßenrand der gelbe Löwenzahn.

    1. Ja der Unfall geht mir auch seit Tagen nach und man fragt sich, was eigentlich noch passieren muss, damit hier endlich mal Konsequenzen gezogen werden. Den HSK empfinde ich was Verkehr angeht als unglaublich träge. Seit 2004 ist etwa in diversen Planungen der Stadt Olsberg am Ortseingang von Brunskappel ein Verschwenkung vorgesehen, damit die LKW und PKW nicht mit 80 oder schneller in den Ort fahren. Aber es passiert nichts… Anträge vor dem Ortschild ein 70 km/h Schild aufzustellen wurden abgebügelt, etc. etc. Die Liste ließe sich fortsetzen. Ja schön ists im Negertal 🙂 Schade, dass nicht mehr draus gemacht wird.

  4. Wenn die Zeichnungen der Polizei auf der Straße richtig sind, wovon ich ausgehe, hat der Motorradfahrer die leichte Linkskurve sauber geschnitten, und dabei den Radfahrer „abgeschossen“. Etwas unverständlich, da die Strecke samt Kurve hervorragend einzusehen ist. Der Motorradfahrer wird den Radfahrer banal und einfach übersehen haben.
    Ich fahre selber ca 7.000km pro Jahr Rennrad, und bin über 120.000km im Jahr auf den Straßen unterwegs.
    Bevor hier wieder wilder Aktionismus gefordert wird, sollten sich einige Radfahrer mal besser überlegen, was sie anziehen. Immer wieder sehe ich meine Sportkollegen in besten „Tarnfarben“: dunkelblau bis schwarz. Ich durfte dabei öfters hinterm Lenker und hinterm Lenkrad beobachten, wie sie sich damit in extrem gefährliche Situationen bringen.

    1. @Kette rechts

      Richtig, es nützt ja nichts, wenn man als Radfahrer tot ist und der Motorradfahrer im Unrecht war. Ich fahre hier im HSK immer mit einer orange-roten Warnweste, knallroten Satteltaschen und auch bei Tag mit Licht, gespeist aus dem Nabendynamo.

      Die reflektierenden Warnwesten sind im Dunkeln für Autofahrer wesentlich „sichtbarer“ als das Rücklicht.

      Kleine Nachfrage: Was sollte denn der „wilde Aktionismus“ sein?

      1. @zoom

        Als „wilden Aktionismus“ sehe ich nach solchen Unfällen überstürzte, spontane, unüberlegte, übertriebene Beschränkungen, nur um zu zeigen: „wir tun ja was“. Dinge wie übertriebene Geschwindigkeitsbeschränkungen, Motorradfahrverbote, unsägliche Hindernisse wie bspw die Quererhöhungen auf der Strecke Oberkirchen – Albrechtsplatz; oder Verengungen mitsamt Verkurvungen wie bspw vor Altenbüren oder Winkhausen, bei denen ich mit dem Lkw nicht schneller als 30km/h durchkomme und den ganzen Verkehr aufhalte.

        1. Ok, verstehe.

          Meine Gedanken kreisen darum, wie Winterberg und Umgebung fahrradfreundlicher für bspw. Familien werden könnte.

          Die zweite Welle des Radbooms, ausgelöst durch E-Bikes, erfordert imo vom Autoverkehr weitgehend getrennte asphaltierte(!) Wege. Im Schmallenberger Sauerland ist das ja schon tlw. realisiert.

        2. @ Kette rechts

          Schuld sind immer die Radfahrer …

          oder was?!? Ich fahre jeden Tag in Berlin Fahrrad, da könnte ich drei Warnwesten übereinander ziehen, und es würde NULL helfen.

          Was hilft: zu wissen, dass man als Fahrradfahrer keine Rechte hat – als Fahrradfahrer habe ich NIE Grün, als Fahrradfahrer habe ich NIE Vorfahrt …

          1. @ Andreas Lichte

            Nö, in diesem Fall war wohl eindeutig der Motorradfahrer schuld. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass jeder seinen Beitrag leisten sollte, aktiv wie passiv. Man kann an die Sache rangehen, als ob es ein Kriegsschauplatz wäre; oder eben pragmatisch im Sinne aller Beteiligten. Wie du sicher gelesen hast, bin auch reichlich mit dem Rad unterwegs – ich will also auch immer gerne unbeschadet nach hause kommen.

        3. „Wilder Aktionismus“ – wenn der mal ausbrechen würde, bei Unfällen der genannten Art. Allerdings passiert ja meisten nichts. Geschwindigkeitsbeschränkungen, etwa 80 auf Landstraßen, oder Verschwenkungen vor Dorfeinfahrten, halte ich für generell sinnvoll. Sie als LKW-Fahrer wissen sicherlich, dass ihre Kollegen, sie natürlich nicht, gerade auf der Strecke Silbach – Olsberg, mit weit mehr als 50 Kilometer pro Stunde in die Dörfer rauschen. Ich kann das leidvoll von Brunskappel berichten, wo insbesondere morgens ab 6.00 LKW durch das Dorf schießen und erst unmittelbar vor der Kurve mit unsagbar lautem Geräusch bremsen. An der Ortseinfahrt befindet sich übrigens der Ausgang vom Spielplatz, eigentlich also genug Gründe für eine Verschwenkung. Gerade bei dem extrem gestiegenen Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren ist jede Maßnahme sinnvoll, die den Verkehr begrenzt und regelt, im Sinne der Menschen die dort wohnen. Eine Einfahrt mit 30 km/h halte ich für äußerst sinnvoll, wenn LKW durch ein Dorf fahren. Die wenigen Minuten, die andere Verkehrsteilnehmer dadurch verlieren halte ich für mehr als hinnehmbar.

  5. Sind gerade Momente nach einem schweren Verkehrsunfall kurz hinter Silbach Richtung Siedlinghausen zufällig an die Unfallstelle gekommen. Auto – Baum – Crash. Kein schöner Anblick. Feuerwehren, Notarzt, Hubschrauber.

    Cetero censeo: Höchstgeschwindigkeit Tempo 80 auf Landstraßen.

    1. @ zoom zu Silbach – Siedlinghauseen

      Was hätte 80km/h Höchstgeschwindigkeit geändert? Null, narda, nichts! Der Bursche, ein ehemaliger Nachbar, 18 Jahre alt, seine 15 jährige Freundin auf dem Beifahrersitz, überholt einen Radfahrer und fährt gegen einen Baum. Ich sag es mal gerade raus: wenn jemand zu blöd (oder zu unerfahren (oder zu übermütig)) ist zum Autofahren hilft einfach nichts. #wilderAktionismus (ich hasse diesen Hashtag-Unsinn – aber hier mal so als Gag)

      1. @ Kette rechts

        strengen Sie sich doch nicht so an:

        hier in diesem Blog hat doch mittlerweile jeder verstanden, dass Sie ein Auto-Narr sind und gerne rasen – heißt dann wohl „Freiheit“ (müssen Sie nicht bestätigen)

      2. @Kette rechts

        Tempo 80 flächendeckend verhindert vielleicht nicht bestimmte einzelne Unfälle, führt imo aber zu einer entspannteren Lage, die dann wiederum zu statistisch weniger Unfällen führen könnte.

        Ich empfinde bspw. das Autofahren in Dänemark als wesentlich angenehmer, auch wenn dort ebenfalls Unfälle passieren. Müsste man mal eine Statistik heraus kramen.

        Jetzt hoffe ich aber erst einmal, dass die beiden aus der Nummer lebendig und einigermaßen unversehrt herauskommen.

        1. @ Andreas Lichte

          Sie scheinen mich ja sehr gut zu kennen.
          Auto-Narr? Raser? Köstlich.
          Ich fahre nur ca 7.000km/Jahr, meine Karre ist 15 Jahre alt, und hat nur 107PS (bei einem großen Kombi). Ich bin weder Schleicher, noch Raser – ich gehe im normalen Verkehr also völlig unauffällig unter. Es geht mir nur gehörig gegen den Strich wenn die Reglementierungswut um sich greift. In Holland bspw dürfen sogar Lkw auf der Landstraße 80 fahren, bei uns aber nur 60. Und das ist auch völlig ok so, weil Hollands Straßen, breiter und übersichtlicher sind. Hier wären 80 für Lkw auf Bundesstraßen zu schnell. Soviel also zu meiner angeblichen Raserei-Freundlichkeit.

          @ zoom
          Zu Dänemark kann ich nichts sagen; ich war da ewig nicht mehr. Vielleicht auch eh alles entspannter wegen weniger Verkehr und auch entspanntere Mentalität als der deutsche Leistungsmichel. Für mich persönlich hätte ich noch nicht mal so ein großes Problem mit den 80 auf Landstraßen. Aber ich bin nicht alleine auf der Welt, und halte 100 an sich nicht für gefährlich. Und wer sie fahren will: bitte gerne.

          1. @ Kette rechts

            „Reglementierungswut“:

            freuen Sie sich, dass das nicht mein blog ist, bei mir wären Sie schon längst rausgeflogen, zum Beispiel wegen sowas:

            „In Holland bspw dürfen sogar Lkw auf der Landstraße 80 fahren, bei uns aber nur 60. “

            Aua.

  6. @ Andreas Lichte

    Was war an dem Satz “In Holland bspw dürfen sogar Lkw auf der Landstraße 80 fahren, bei uns aber nur 60. ” faktisch falsch? Wieso sollte man aus einem Blog fliegen, wenn man die Gesetzeslage in zwei Ländern beschreibt?
    Sehr seltsam …

    1. @ Kette rechts

      habe ich jemals bezweifelt, dass es in Holland andere (Verkehrs-) Regeln gibt, als in Deutschland?

      Kauen Sie ab jetzt einfach anderen das Ohr ab. Mit Tempo was auch immer. Mit 15 Jahre alten 107PS. Und Fahrrad, das Sie angeblich fahren. Alles gegen die „Reglementierungswut“.

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