April, Mai und Juni sind im Hochsauerland sehr gute Monate, um sich die blühenden Kräuter genauer anzuschauen. Seit der Pandemie habe ich mir angewöhnt, die Blütenpflanzen entlang der Namenlose zwischen Schnickemühle und Silbach zu beobachten.
Von der Pestwurz, Primel, Buschwindröschen zu scharfem Hahnenfuß, kriechendem Günsel, Knoblauchsrauke und Spitz-Wegerich Ende Mai, Anfang Juni. Der Bärlauch ist nun schon fast verblüht und ich warte auf die Massenpaarungen der Feuerwanzen auf den Blütenständen des Wiesenkerbels.
Für die Bestimmungen im Gelände nutze ich kaum noch meine alten Bücher wie den Schmeil-Fitschen oder den BLV Pflanzenführer. Leichter, wenn auch oft nicht ganz exakt, geht es mit den Bestimmungsapps für das Smartphone: PlantNet, Flora Incognita und Obsidentify. Wo die eine App unsicher ist, hilft nicht selten die andere App weiter. Außerdem stehen zu Hause immer noch die Bücher im Regal. Da schaue ich tatsächlich manchmal hinein.
So bin ich auch einem hartnäckigen Denkfehler meinerseits auf die Spur gekommen. Jahrelang habe ich geglaubt, dass der Name Wiesen-Schaumkraut vom Anblick der weißen Blütenmeere auf den Weiden herrühre.
Hätte ich doch genauer hingeschaut und nachgedacht!
Schaumkraut heißt diese Futterpflanze der Raupe des Aurorafalters deshalb, weil an den Pflanzen oft eine weiße, schaumartige Masse, der sogenannte Kuckucksspeichel zu finden ist. Darin leben die Larven der Schaumzikade. Sie sind dort vor Austrocknung und Fressfeinden geschützt [1]. Der Schaum wird durch Einpumpen von Luftbläschen aus der Atemhöhle in eine eiweißhaltige Flüssigkeit, welche die Larven aus dem After abscheiden, erzeugt [2].
Nun, die oben genannten Pflanzen sind nicht die einzig blühenden Kräuter. Geht selber raus und schaut, bevor der August die leuchtenden Farben verdörrt.
[1] R. Düll, H. Kutzelnigg, Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 8. Auflage, Wiebelsheim 2016, S. 160