Draußen ist es fünf Grad wärmer als drinnen. Da bleibe ich lieber „in der Bude“ hocken, bis das Wetter sich beruhigt 😉
Türen und Fenster verschließen, Rolläden runterlassen und das Baggersee-Bild angucken. Schwimmen nur früh morgens oder kurz vor Kassenschluss, wenn alle einpacken.
Über den oben abgebildeten Baggersee am Tenderingsweg stand vor zwei Jahren ein Artikel im Blog, der heute noch gilt:
Die Schwimmwettbewerbe bei Olympia sind nett anzuschauen, wenn man das ganze boulevardeske Gequatsche drumherum ausblendet. Ob da nun Deutschland, die USA, Frankreich, China oder wer auch immer auf dem Treppchen stehen, ist mir wurscht. Für den Moment und den Wettkampfverlauf zählt die innere Dramaturgie. Und dann …
Den Leistungssport nehme ich als Sport schon lange nicht mehr ernst. Zuviel Doping, zu viele Funktionäre, denen oft mehr an ihrer eigene Karriere als am Wohl der einzelnen SportlerInnen gelegen zu sein scheint.
Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass „die Deutschen“ der Weltspitze hinterher schwimmen.
„Unsere Schwimmbäder sind ein Kulturgut“, hat mir ein Bademeister vor Kurzem, wir sprachen über die Privatisierungen und Schließungen von Schwimmbädern, gesagt. Opernhäuser würden doch schließlich auch subventioniert.
Ich persönlich finde es gut, dass Opernhäuser, Theater und unsere Schulen „subventioniert“ werden, denn Kultur und Bildung sind eine gesellschaftliche Funktion.
Wenn wir nicht mehr wollen, dass in Deutschland die Kinder schwimmen lernen, können wir die „Kostenstellen“ Schwimmbad schließen. Wir sollten dann während der Olympiaden auch nicht mehr jammern …
Im Zentrum von Siedlinghausen, einem Ortsteil von Winterberg, liegt das letzte klassische Freibad der Stadt Winterberg. Es ist schon lange nicht mehr das „Freibad der Stadt“, denn vor einigen Jahren wurde es privatisiert.
Hier kann mensch in dieser Saison noch bis zum 2. September für 2,70 Euro (Erwachsene) in einem wunderschönen 25-Meter-Becken seine Bahnen ziehen, mit den Kindern die Decken auf einer Wiese unter Kastanien ausbreiten und vor dem Kiosk ein Eis essen.
Die sogenannte Kernstadt Winterberg dagegen, mit ihren hochsubventionierten touristischen Highlights wie der Bobbahn und der Sprungschanze, hat sich in dieser Saison eines wunderschön gelegenen Freibades entledigt: 50-Meter-Becken, Sprungturm, großzügige Liegewiese.
Hünxe/Voerde. Meine schwimmende Kindheit bestand aus Bädern mit 50-Meter-Becken, manchmal sogar gleich zwei auf einmal für Nichtschwimmer und Schwimmer. Heute sind viele dieser Kindheitsparadiese geschlossen oder auf 25-Meter-Wannen zurückgebaut worden.
Das eigentliche Wasser-Abenteuer meiner Jugend verbrachte ich allerdings in den niederrheinischen Baggerseen.
Das Baden im Baggersee war zumeist verboten und unsere Eltern steuerten zur Tabuisierung allerlei Horrorgeschichten bei. Grundtenor: Wie gestern, vorgestern, letzte Woche, letztes Jahr ein Schwimmer plötzlich, ohne dass es die anderen Hunderte von „Illegalen“ an der Baggerkuhle merkten, urplötzlich in den unermesslichen Tiefen verschwand.
Den Erzählungen zufolge starben einige der besten Schwimmer des westlichen Ruhrgebiets in plötzlich auftretenden kalten Strömungen an Herzinfarkten oder unter nie geklärten Umständen.
Schwächeanfälle, Hitzetod, schlingendes Algengeflechte, rutschende Sandmassen und Meningitis-Viren ohne Ende – eigentlich hätte niemand von uns das fortpflanzungsfähige Alter erreichen dürfen.
Stattdessen haben wir schwimmen gelernt und überlebt.
Ich empfehle heute das kultivierte und weitläufige Baggersee-Strandbad am Tenderingsweg in Hünxe. Klar es kostet Eintritt. Klar es ist an heißen Tagen voll.
Aber sobald man zwei Meter vom Ufer, wo sich 98 Prozent der Wasserratten tummeln, wegschwimmt, ist es fast wie früher in der Illegalität: in den Untiefen lauern Kraken, Schlingpflanzen und mörderisch beißende Piranhas.
Kurz gesagt: Schwimmen pur – einfach geil!!!
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