Wenn mir vor Jahren jemand erzählt hätte, dass ich im November im Hochsauerland Blütenpflanzen bestimmen werde, hätte ich gelacht.
Da sind wir heute. Ich habe gequält gelacht. Kaum fünfhundert Schritte aus dem Haus und mal eben mehr als zwei Hände voller blühender Kräuter entdeckt und ich weiß nicht, ob das normal ist, weil ich noch nie im November im Hochsauerland spazieren gegangen bin, um Blütenpflanzen zu bestimmen.
Gänsedistel, Rot-Klee, Springkraut, Wassermiere, Kamille, Feinstrahl, Malve, Storchenschnabel, Ehrenpreis, Pippau, Hahnenfuß, Labkraut … irgendwann habe ich nicht mehr hingeschaut, sonst wäre ich vor lauter Bestimmerei nicht nach Hause gekommen.
Die Luft war drückend schwül. Derart unangenehm, dass ich meinen Plan, eine Runde mit dem Rad zu drehen, wegen Mattheit verworfen habe.
Stattdessen bin ich am Waldrand entlanggeschlichen. Mein Gefühl kann ich nicht in Worte fassen: Erstaunen, Verwunderung, Entsetzen? Von allem etwas mit einer Prise Hysterie?
Früher hätte ich das, was mich heute bewegte, schönes Wetter genannt und mich gefreut. Heute habe ich kurz aufgelacht und den Kopf geschüttelt.
Ratlos.