Urlaub ist alles, was mit einer Liste beginnt und mit einem Bilderwust endet

„Lahnungsbau ist eine Wachstumshilfe für die Salzwiesen“ (foto: zoom)

Meine Urlaube beginnen stets mit einer Liste. Auf einem leeren DIN-A-4 Blatt notiere ich mit einem Bleistift alles, was ich mitnehmen will. Wenn die Liste fertig ist, kann mit dem Packen begonnen werden. Es ist völlig egal, ob es sich um Fahrradgepäcktaschen, Rollenkoffer oder einen Rucksack handelt. Eine Liste muss sein.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass alle Fahrten, für die ich eine Liste schreibe, Urlaub sind: zwei Tage mit dem Rad nach Kassel = Urlaub; eine Woche Nordfriesland = Urlaub; drei Wochen Dänemark = Urlaub; Freunde für eine Nacht in Köln besuchen = Urlaub; eine mehrtägige Tagung in Dachau = Urlaub; usw.

Das Bild oben ist am Deich zwischen Greetsiel und Norddeich entstanden. Ein paar Tage zuvor hatte das NDR-Studio Oldenburg eine Sendung über den Küstenschutz an der Nordsee ausgestrahlt.

Im Mittelpunkt stand eben dieser Bagger auf der Schute samt der Arbeitenden, die eine Schüttsteinlahnung aus Granitsteinen bauen.

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Kuestenschutz-an-der-Nordsee-Der-Bagger-der-durchs-Watt-gleitet,watt434.html

Als wir mit dem Rad an der Baustelle vorbeifuhren, machten die Männer (Frauen habe ich nicht gesehen) gerade Mittagspause im Bauwagen.

Um zu verstehen, was dort am Deich passiert, was Lahnungen, Salzwiesen und Sturmfluten miteinander zu tun haben, lest den oben verlinkten Artikel.

Ich habe noch versucht herauszufinden, wer Deichrichter Karl Wenholt war. Aber auf die Schnelle – im Urlaub hat man ja kaum Zeit – ist dabei nicht viel herausgekommen:

Karl Wenholt war bis 1965 Leiter des Bauamtes für Küstenschutz und Landgewinnung in Norden. In dieser Funktion war er verantwortlich für Landgewinnung an der Leybucht im damaligen Kreis Norden. Anschließend hatte er bis zu seinem Tod das Ehrenamt eines Deichrichters (Vorstandsmitglieds) bei der Deichacht Norden inne.

Der Gedenkstein steht am Deich in Westermarsch II, etwa an der Stelle, an der die Deichstraße nördliche des Waterwarfer Wegs einen Knick nach Osten macht. Er wurde nach Abschluss der Deichverstärkung Ende der 1970er Jahre auf Anregung seines Nach-Nachfolgers Theodor Oldewurtel aufgestellt.

Quelle: https://blog.fiks.de/denkmale-in-ostfriesland/wenholt-karl/

Meine Angewohnheit, Listen zu erstellen, habe ich erwähnt, aber was ist mit dem Bilderwust?

Wenn ich darauf eine vernünftige Antwort wüsste, hätte ich nicht diesen ungeordneten und unbearbeiteten Haufen von Bildern auf meinen Festplatten.

Die meisten Bilder fristen ein unbeachtetes digitales Dasein, nur einige schaue ich mir genauer an und manche veröffentliche ich auf dem Blog, also hier.

Auch irgendwie Urlaub: Radtour und zweites Frühstück in(!) Norden. Das Eis kommt später dran. (foto: zoom)

Im Blog können die Bilder verschiedene Funktionen haben. Im allereinfachsten Fall sind sie reine Schmuck- oder Symbolbilder. Besser ist es, wenn sie Teil einer Geschichte sind.

Aber was ist jetzt eigentlich Urlaub? Wirklich nur Listen? Kurzantwort: ein Ausbruch aus der Freizeitroutine, sonst bräuchte ich keine Listen, denn ich lebe ja schon dort, wo andere Menschen Urlaub machen.

Oder wie es ein Nachbar gerne betont: „Siedlinghausen, Hannes, das ist das Spanien des Hochsauerlandes.“

Es rollt … über Berg und Tal

Tauberbischofsheim gilt als romantisch, mir gefällt die Pflastersteinwüste nicht. (foto: zoom)

Unsere skizzenhaft geplante Radtour hat sich zu einer Kombination von Flussauf- und -abfahrten entwickelt.

Namenlose, Orke, Eder, Fulda, Sinn, Main, Tauber … mal runter, mal hoch.

Als sich heute die Tour de France von Limoux nach Prat d’Albis bei Foix quälte, rollten wir gemütlich mit Rückenwind das Taubertal nach Bad Mergentheim hinauf. Die Windrichtung ist wichtiger als die Frage, ob es hoch oder runter geht.

Gestern mainabwärts mit Gegenwind – eine Quälerei.

Der Kompass zeigt grob Richtung Nördlingen, aber wir sind zu spontanen Planwechseln bereit, zumal, wenn wir den Wetterberichten trauen, eine neue „Horrorhitzewelle“ auf uns zurollt.

Vielleicht vegetieren wir dann tagelang in einem bayerischen oder schwäbischen Freibad vor uns hin: 1000 m schwimmen, Kaffee, 1000 m schwimmen, Eis, schwimmen, Schatten und am Ende Weißbier.

Bad Mergentheim hat uns ein wenig verstört. Wo immer wir auch saßen, unterhielten sich zwei oder drei Kurschatten über ihre körperlichen und psychischen Macken.

Der Kurpark ist riesig und lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Die Kurkapelle spielte schluchzende Weisen – „morgens Fango abends Tango“.

Wir hörten und schauten uns im Publikum um, und wir alterten binnen fünf Minuten um 20 Jahre.

Morgen früh allerdings sind wir wieder jung und treten in die Pedalen. Tauberaufwärts, der Hitze trotzen.

So peu à peu geht’s in die Blog-Sommerpause …

Der elektrische Teil unserer Familienfahrzeugflotte war in der Inspektion. (foto: zoom)

Anfang des Jahres wurde unsere Familienfahrzeugflotte um ein E-Bike ergänzt. Endlich können wir „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ gemeinsam unsere Radtourenprojekte verwirklichen.

Einer isst Kekse und Schokolade, der andere lädt seinen Akku aus der Steckdose auf. Alles kein Problem.

Den Anfang hatten wir im Frühjahr mit einer Tour von Winterberg über Marburg nach Köln gemacht.

Demnächst wollen wir diese Erfolgsgeschichte fortsetzen. Die Planungen sind angelaufen. Die grobe Richtung – irgendwie Süden – ist festgelegt, die ersten Quartiere sind gebucht.

Mehr als drei bis vier Tage planen wir nicht im voraus, der Rest entwickelt sich beim Radfahren. Dialektisch.

Was für einen Planungspedanten das Horrorszenario schlechthin wäre, ist für mich seit Jahrzehnten Standard: flexibel bleiben, Pläne umschmeißen, die Richtung ändern. Eine Radtour sieht vom heimischen Sofa völlig anders aus als nach ein paar Tagen in der Realität.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir nach ein paar Tagen im schwarzen Fulda einradeln werden, aber dann: Wasserkuppe? Würzburg? Oberpfalz? Regensburg? Main? Donau? Alpen?

Das wissen wir heute noch nicht. Alles offen. Ich bin gespannt.

Habt ihr noch Tipps für den Süden Deutschlands per Rad?