Gott ohne Diener oder mehr als 20 Prozent schwule Kandidaten?

In der Deutschland-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung ist an prominenter Stelle auf der ersten Seite gekästelt ein Artikel von Matthias Drobinski erschienen, der eine merkwürdige Zahlenangabe enthält:

Gott ohne Diener

Immer weniger junge Männer weihen ihr Leben der Kirche

Der Artikel an sich ist lesenswert für Katholiken und Nicht-Katholiken. Die einen haben was zum Nachdenken, die anderen bekommen ihre Vorurteile bestätigt. Soweit so gut.

In der letzten von vier Spalten kommt es dann aber dicke:

„Wer heute noch ins Priesterseminar geht, um ehelos Gott und der Gemeinde zu dienen, dem hängt bisweilen der Geruch eines Sonderlings an. So mehren sich die Probleme: Es gehen häufig die Überfrommen ins Seminar, die mit der Gemeinde-Wirklichkeit nicht zurechtkommen. Der Anteil homosexueller Kandidaten liegt bei 20 und mehr Prozent. Anderen fällt es schwer, tiefe Beziehungen zu knüpfen. Und diejenigen, die es können, verlieben sich und gehen.“ hier alles lesen

Zwanzig und mehr Prozent schwule Kandidaten. Mein Gott!

Aber woher hat er denn die Zahl? Woher weiß der Autor, dass 20 Prozent der Kandidaten schwul sind? Das belegt er leider nicht und somit haftet dem gesamten Artikel der Makel der Unglaubwürdigkeit an.

Leider.

Umleitung: Katholizismus in der Diskussion, Linke alte Männer, Gorbatchov zum Mauerfall und Briloner Juden

Katholizismus: Fünfteilige Diskussion der BBC …

Die Linke: Eitle, alte Männer? … ruhrbarone

Mauerfall: Wir kaufen uns eine DDR … spiegelfechter

Gorbarchev on 1989: „That is, after the Soviet elections in March 1989, the fall of the Berlin Wall was inevitable? MG: Absolutely“ … thenation

Briloner Juden: Der neue Gedenkstein für die ermordeten jüdischen Briloner ist jetzt auf dem Platz der alten Synagoge eingeweiht worden … wpBrilon

Umleitung: Wunder, Kormorane, Iran, Klima und Medien

Aus der katholischen Welt: A miracle! … wie immer brilliant: Pharyngula

Kormorane aufgepasst: In Minden überleben, im Sauerland sterben … sbl

Iran I: Information Overkill und die Medien … spiegelfechter

Iran II: Der Horror kommt in der Nacht … ruhrbarone

Klima: Warnung aus Kopenhagen – Nicht zu handeln wäre unentschuldbar … wissenslogs

Medien: Braune Schaumkronen auf der „Deutschen Welle“ … freitag

Heimatzeitung: Nix — Schade 🙁

Das Kreuz mit Irland: Kindesmissbrauch im Schoße der Katholischen Kirche

Weiden deutsche Schäfchen sicher auf den Grünen Wiesen des Glaubens?
Weiden deutsche Schäfchen sicher auf den Grünen Wiesen des Glaubens?

Während das Gewittergrollen vom Schmallenberger Land gegen die Luv-Seite des Rothaargebirges knallt, versuche ich schnell diesen einen kleine Artikel, eher eine Presseschau, los zu werden.

In einer autoritären, männlich dominierten, patriarchalisch strukturierten, auf Triebunterdrückung basierenden, weltumspannenden Organisation mit absolutem Wahrheitsanspruch, geschehen Verbrechen ungeheuren Ausmaßes.

Diese Organisation hat in Deutschland einen Freibrief als moralische Instanz, darf außer ihren eigenen Instituten auch staatliche Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen als Lehen verwalten.

Bis wir Menschen begreifen, dass unsere Moral nicht wegen der Religion und der Kirche, sondern trotzdem existiert, wird noch einiges Wasser die Ruhr hinunterfließen: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeteten Unmündigkeit.“ (Immanuel Kant)

Die pädophilen katholischen Priester in den USA waren seinerzeit ganz weit weg:

Seit Anfang der sechziger Jahre sind nach Ermittlungen der „Washington Post“ mindestens 850 Fälle bekannt geworden, in denen katholische Priester Kinder oder Jugendliche sexuell missbraucht haben. Hunderte von Geistlichen seien entlassen worden, hieß es. Die Kirche soll an Opfer rund eine Milliarde Dollar Entschädigung gezahlt haben. weiter Spiegel Online

Jetzt ist der Skandal in einer autoritären Organisation bis nach Irland vorgerückt. Ich hatte darüber am Freitag vergangener Woche ein paar Zeilen verloren. Hier noch etwas mehr aus der Österreichischen Presse:

Prügel, Hunde, Sexattacken

„Stoßen, schlagen, treten, auf die Handflächen mit einem Stock geschlagen werden, auf einem Haken hängend geschlagen werden, mit kaltem Wasser niedergespritzt und geschlagen werden, nackt verprügelt, vor die Hunde gehetzt werden“ – die Liste der Torturen findet ebenso wenig ein Ende wie jene der sexuellen Gewaltakte, denen Buben und Mädchen über Jahrzehnte ausgesetzt waren; „im Schlafsaal, in Autos, in Badezimmern, in der Kirche, in der Sakristei“. Kinder ab sieben wurden zur Zwangsarbeit, vorzugsweise dem Knüpfen von Rosenkränzen, genötigt.

Mehr als 800 Geistliche, Männer wie Frauen, werden der Verbrechen angeklagt. Dass sie straffrei davonkommen sollen, erregt die Iren genauso wie die brutalen Details des im Zeitraum von neun Jahren erstellten Berichts, für den man 1700 Zeugen befragte. Der Staat wusste – und schwieg. Die „Christian Brothers“, die das Gros der Horrorheime betrieben, hatten nämlich die Anonymisierung der Vorwürfe erzwungen. Und wie üblich steckte die Regierung angesichts einer Drohung der Kirche zurück. … alles in DiePresse

Die Frage lautet nun: Ist in Deutschland eigentlich alles klar?

In Deutschland tagt zur Zeit, auf zwei Jahre angesetzt, der „Runde Tisch“. Es geht um dasselbe Thema.

Was bedeutet der irische Bericht für die deutschen Verhältnisse?

Einerseits nicht viel, Irland ist Irland. Das Untersuchungsergebnis ist ein irisches, kein deutsches.

Andererseits sind Parallelen deutlich. Hier wie dort wird und wurde geleugnet, wurde von bedauerlichen Einzelfällen gesprochen, wurde auf zeittypische Erziehungsmethoden verwiesen. Der irische Bericht macht klar, dass das Unvorstellbare Realität gewinnen kann. Nein, nicht für die ehemaligen Heimkinder, die haben nie daran zweifeln können, sie leiden noch heute unter dieser erlebten Realität.

Realität haben die unvorstellbaren Menschenrechtsverletzungen für die irische Öffentlichkeit gewonnen, für den Staat und für die Heimträger, doch manche leugnen immer noch.

Nach den vorliegenden Berichten der ehemaligen Heimkinder ist für Deutschland kein wesentlich anderes Ergebnis zu erwarten: Misshandlungen, Missbrauch, Zwangsarbeit und durchgängige Demütigungen. … weiter hpd