Meschede. (sbl_pm) Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Diese alte Erkenntnis trifft gut auf die RWE-Aktien zu.
Freuen kann sich z.B. die Stadt Düsseldorf. Der Kämmerer der Landeshauptstadt hatte, wie wir spätestens jetzt wissen, den richtigen Riecher. Er verkaufte schon vor einigen Jahren alle im Besitz der Stadt befindlichen RWE-Aktien. Seitdem ist Düsseldorf schuldenfrei und die Kita-Plätze sind kostenlos. Die Bürgerinnen und Bürger haben allen Grund zur Freude.
Zahlreiche andere Städte wie z.B. Krefeld und Mönchengladbach folgten dem Beispiel. Auch der Kreis Mettmann trennte sich zum Wohle des Kreishaushalts von seinen RWE-Aktien.
So manche Ruhrgebietsstadt wie Dortmund und Essen und auch der Hochsauerland sahen hingegen damals und sehen offenbar auch jetzt – aus welchen Gründen auch immer – im Aktien-Verkauf keine Option.
So sitzt der HSK seelenruhig weiter auf dem großen Berg von mehr als 5,9 Millionen RWE-Aktien. Es scheint, als rutsche er mit dem (Wert-)Papier-Paket ungebremst sorglos in den Abgrund.
2009, als Düsseldorf schon fleißig verkaufte, beschloss die Mehrheit im Kreistag trotz heftiger Kritik, für 30 Mio Euro zusätzliche RWE-Aktien zu kaufen. Davon sind mittlerweile weit über 15 Mio Euro durch (absehbare) Kursverluste verloren gegangen. In der Bilanz des HSK waren die RWE-Aktien irgendwann mal mit einem Stückpreis von ca. 86 Euro bewertet. Der Kurswert am 05.11.2013, 11.04 Uhr ist bei gerade mal 27,35 Euro.
Zudem senkt die RWE seine Dividende für das laufende Geschäftsjahr auf nur noch 1 Euro je Aktie. Bisher hatte die Dividende bei 2 Euro gelegen.
Die drastische Kürzung des Aktienertrags bedeutet für den Hochsauerlandkreis eine Mindereinnahme von ca. 6 Mio Euro im Jahr. Für das Jahr 2008 betrug die Dividende noch 4,50 Euro je Aktie.
Nichts desto trotz erklärte Landrat Dr. Schneider am 11.10.2013 in seiner Rede zur Einbringung des Haushalts 2014, RWE-Aktien seien keine spekulative Anlage.
„FinanzNachrichten.de“ sieht RWE unterdessen beim Ziel von 19,- Euro und fordert auf: „Sell!“. Angesichts dessen kommt bestimmt hier und da und dort keine Freude auf.
Kreistagsmitglied Reinhard Loos von der Sauerländer Bürgerliste (SBL) stellte am 5. November 2013 diese Anfrage zu der RWE-Aktien-Beteiligung an den Landrat:
Sehr geehrter Herr Landrat,
wie Sie am 11. Oktober in Ihrer Rede zur Einbringung des Entwurfs des Kreishaushalts 2014 ausführten, hat die Beteiligung des Hochsauerlandkreises an der RWE einen historischen Hintergrund. Sie äußerten: „Unser RWE-Vermögen ist keine spekulative
Geldanlage“.
Bekanntlich ging die Erfolgsgeschichte der RWE-Beteiligung aber schon vor ca. 5 Jahren zu Ende. Etliche Kommunen haben das rechtzeitig erkannt. Z.B. die Städte Düsseldorf und Gelsenkirchen und der Kreis Mettmann trennten sich ab 2005 nach und nach von ihren RWE-Aktien.
Andere Ruhrgebietsstädte und auch der Hochsauerlandkreis folgten diesem Beispiel nicht. Im Gegenteil, die Stadt Dortmund und der HSK kauften im Jahr 2009 in erheblichem Umfang weitere RWE-Aktien an.
Zwischenzeitlich brachen bekanntlich sowohl Aktienwert wie auch Dividende drastisch ein. Die Kommunen hätten bei reeller Betrachtung also schon lange eine Wertberichtigung ihrer Bilanzen vornehmen sollen (wie es in Unternehmen selbstverständlich gewesen wäre), taten es aber nicht; denn formal waren sie dazu nicht verpflichtet und es hätte drastische Auswirkungen auf die Bilanzen. Allein für den HSK ergibt sich mittlerweile ein Wertberichtigungsbedarf von mehr als 300 Mio Euro.
Auf der „Haben-Seite“ verbleiben den Kommunen die RWE-Aufsichtsrats- und Beiratsposten für einige Kommunalpolitiker.
Daher bitte ich Sie, folgende Fragen zu beantworten:
- Mit welchem Wert sollen die vom HSK direkt oder indirekt gehaltenen RWE-Aktien im Jahr 2014 bilanziert werden?
- In welchen Gremien der RWE AG und der Gesellschaften, über die eine Beteiligung an der RWE AG erfolgt (wie z.B. KEB, RWEB, RW Holding AG), sind Kommunalpolitiker aus dem Hoch*sauerland*kreis vertreten bzw. ab dem Jahr 2000 vertreten gewesen? (Bitte um Nennung der Namen der Gesellschaften und der Namen der Vertreterinnen und Vertreter)
- Wie hoch sind jeweils die Jahresbeträge, die diese Mitglieder der Aufsichtsräte, der Beiräte und der anderen Gremien für ihre Mitwirkung (also u.a. für Kontaktpflege und den Informationsaustausch) erhalten bzw. erhalten haben?
„Für RWE ist keine Besserung in Sicht! ….“ schreibt Börseonline:
http://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/RWE-im-Tal-der-Traenen—Was-Anleger-tun-sollten-756629
Bei der RWE handelt es sich um einen mit 31 Milliarden Euro hochverschuldeten Konzern. Mit dem Wunsch vieler Aktionäre – Stadt Essen, Hochsauerlandkreis etc. – auf Auszahlung einer trefflichen Dividende kann eine wirtschaftliche Gesundung des Unternehmens nicht gelingen. Zusätzlich muss die RWE für weitere 10 Milliarden Euro in den kommenden Jahren aufkommen. Dieses Geld wird für den Rückbau der RWE-Atomanlagen benötigt und sollte in der Eigenverantwortung der AKW-Betreiber als Mittel verfügbar sein. Tatsächlich existieren diese Gelder nicht unmittelbar auf einem Bankkonto, sondern wurden in weitere Kraftwerken etwa in Großbritannien und den Niederlanden investiert.
Die Steigerung der Kohleverstromung in Deutschland hat vor allem in Holland zum Abschalten der Gaskraftwerke geführt. Die RWE macht also dem eigenen Haus Konkurrenz. Daher ist es verständlich, dass die für die Demontage und Entsorgung der RWE-Atomkraftwerke dringend notwendigen Gelder nach Willen der SPD in einen staatlich kontrollierten Fond übergehen sollen.
Alles in allem kann man für den HSK nur hoffen, dass -wie es bei Aktien üblich ist – nur ein Teil im Bereich Energie und die RWE investiert wurden. Dabei sollte die Investition in ein Unternehmen und in einem Sektor (Energie) niemals höher liegen als 1/5 der Gesamtaktienanlage. Durch die Streuung bleibt eine jährlich kalkulierbare Dividendeneinnahme.
Zu finden sind dividenstarke Aktien u.a. im Handelsblatt unter:
http://www.handelsblatt.com/finanzen/aktien/aktien-im-fokus/anlagestrategie-die-heimlichen-dividendenkoenige/8093232.html