WAZ: Von heute an wird zurück gebloggt …

Zurück im Orbit: Während sich der Protest der WAZ-Blogger langsam entwickelt hat, greift „DerWesten“ die Protest-Blogger mit deren eigenen Waffen an. Von heute an wird zurückgebloggt.

„Damit beschreitet die WAZ neue Wege in der Krisenkommunkation und überrascht mit einem extrem hohen Maß an Transparenz“

freut sich Stefan Laurin von den „Ruhrbaronen“.

Da wird im Nachhinein deutlich, welche Rolle Edel-Bloggerin Katharina Borchert in der Chefposition noch spielen kann, wird und soll.

Die Auseinandersetzungen innerhalb des WAZ-Konzerns werden meiner Meinung nach Bedeutung für die gesamte Branche haben. Ich wage die Behauptung: Sie sind historisch!

Die Konstellationen grafisch:

Die Rebellen:

Die Gegner:

Die Opportunisten:

Aus dem politischen Orbit geflogen…

Die Anlieferung eines Notebooks ohne Betriebssystem hat mich jetzt erst einmal aus dem politischen Orbit geschleudert. Die nächsten Stunden(Tage??) werde ich dem Versuch widmen, hp und Linux zu vermählen.

Die wichtigsten Büroprogramme haben die Kinder zum Laufen gebracht 😉

Der Neue - Bürosoftware läuft!
Der Neue – Bürosoftware läuft!

Ich möchte daher nur auf ein paar „Funde“ hinweisen:

Toms Berichte aus Texas in diesem Blog sind nicht gefaket, sondern 100% authentisch und 100% lesenswert.

Das WAZ-Protest-Blog modernisiert sich peu a peu. Schön, dass nun auch die letzten Kommentare in der Sidebar auftauchen. Das Blog ist damit les- und navigierbar 😉

Zum „Phänomen Obama“ verweise ich auf die Nachdenkseiten und zum „Prinzip Hoffnung“ auf den Spiegelfechter mitsamt der guten, sowie besseren und schlechteren Kommentare.

Happy today in Texas

weiter mit Tom:

„Up this AM listening to the pundits. I know the problems are huge. The
financial problem is just starting for the US… Maybe Europe too. All of
this war is „off the books.“ While sitting on the finance committee of the
Denton County Transit Authority I have seen what this spending has done
to… Texas’s ability to build roads for example. Texas sent over 880
million dollars of highway building funds back to Washington in 2007 alone,
to fund Iraq and Bush’s tax cuts. That’s just Texas and just the
transportation funds bucket of money. Just think of all the other buckets of
money, education, health, etc. Multiply that by 50 states. It is mind
boggling. Well, each journey begins with one step. Yesterday, hopefully we
took that first step.
Quote anything I say that you think worthy, my friend.
Happy today in Texas.“

News from Texas

Mein alter Freund Tom aus Texas schrieb am Morgen der Wahl:

Yes today is the day. Polls here say Obama is ahead in the states the Dems usually win and even in some of the usual Republican States. Not Texas of course, but one could hope. All my
local Republican friends have always said a large turn out or increase in voters is usually a No vote. In this case I think it would be No to more of the same old crap. Of course it could be no to a black man, but most of those are older voters and they always vote in good numbers and the
increases are too great for that to be the case in my political opinion.

Am Abend dann:

10:00 PM – They announced that things have changed. Dogma has had it’s day.
Great news and now I can go to bed, for I have work to do tomorrow…no matter who is President. Thank, God, that Americans have moved from the darkness into the light. This is a great blow to extremism. Osama ain’t going to be happy about Obama.

Jetzt antizyklisch handeln: Shut down you pc – unplug your tv!

Ein Gläschen Wein trinken, Musik hören und früh schlafen gehen. Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, steigt die Spannung dann ins schier Unerträgliche, wenn ich ganz behutsam am Radioknopf zu drehen beginne. Und dann höre ich, und dann sage ich:

„Hab‘ ich mir doch gleich gedacht …“ Ihr euch doch auch, oder?

Wunden lecken

Jetzt werden die Wunden geleckt. Das Ende der Demokratie dämmert für Albrecht Müller nach Ypsilantis Scheitern. Mitstreiter Wolfgang Lieb prophezeit einen „Schrecken ohne Ende„. In dem lesenswerten Artikel analysiert Lieb unter anderem die Glaubwürdigkeit der „Gewissensnöte“ der vier „Abtrünningen“:

Die Gewissensentscheidung in der Wahlkabine, war eher die moralische Camouflage für eine hinterhältige Verhinderung einer Politik, die von über neunzig Prozent der SPD zwei Tage zuvor beschlossen worden ist.

Sei es drum. Im selben Artikel nimmt Wolfgang Lieb als Trost Bezug zu seiner früheren Aussage:

p.s.. Der einzige Trost ist, dass ich dieses Scheitern schon nach der Wahl vorausgesagt hatte und leider Recht behalten habe, aber das ist ja gerade das Trostlose:
Die Möglichkeit einer Wahl Andrea Ypsilantis zur hessischen Ministerpräsidentin besteht nämlich gar nicht ernsthaft. Es müssten ihr ja nur zwei SPD-Fraktionäre ihre Stimme verweigern, und sie erlitte dasselbe Schicksal wie Heide Simonis in Schleswig-Holstein.

So what?

Thesen:

  • Das Projekt war von vornherein zum Scheitern verurteilt – d’accord Wolfgang Lieb
  • Von den Linken wird zu Recht eine andere Moral als von den Rechten erwartert. Deswegen nutzt es auch nichts, mit dem Finger auf Koch, Clement, Schröder zu zeigen und zu beklagen:

„Allein bei Ypsilanti gilt als Wortbruch, was anderswo – z.B. bei Schwarz-Grün in Hamburg – politische Klugheit heißt.“

  • Links tricksen ist nicht gleich rechts tricksen.
  • Mit ihrer „politischen Klugheit“ haben sich die Grünen MacherInnen in Hamburg aus der Linken verabschiedet. Sie wollten auch gar nicht dort bleiben, sondern das FDP-Plätzchen besetzen.
  • Veränderungen werden eintreten durch außerparlamentarische Bewegungen, Aufbruchstimmung, überwältigende Wahlsiege und Konstruktionen in Parlament und Koalitionen, die dies alles widerspiegeln.
  • Bis dahin darf auch Koch weiterlachen – der alter Trickser, und bis dahin wird Wolfgang Lieb in diesem Punkt Recht behalten:

„Das letzte Fenster einer Option für die SPD, Politik zu gestalten, ist in Hessen von den Rechtsabweichlern vollends zugemauert worden.“

Close to the Edge: Ypsilanti – gestoßen oder gestürzt?

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende? Andrea Ypsilanti hat machtpolitisch hart an der Kante agiert und ist gescheitert.

„Konservative Kreise haben die Kampagne zum angeblichen Wortbruch geplant und umgesetzt. Allein bei Ypsilanti gilt als Wortbruch, was anderswo – z.B. bei Schwarz-Grün in Hamburg – politische Klugheit heißt.“

meint Albrecht Müller enttäuscht in den Nachdenkseiten.

In der Welt kann man sich die Vier „von von ungeheuren Gewissensqualen“ gepeinigten SPD-Politiker Dagmar Metzger, Jürgen Walter, Silke Tesch und Carmen Everts anschauen.

„Nach Ypsilant-Schock: Jetzt kauft Abramowitsch die SPD“ titelt Stefan Laurin von den Ruhrbaronen.

Heribert Prantl urteilt: „Kehraus im Tollhaus. Die SPD in Hessen hat sich aus jeder leidlich seriösen Politik hinausgekehrt. Der Abweichler Jürgen Walter ist ein kleiner Nero der SPD und nicht nur die SPD in Hessen verbrennt. Roland Koch steigt aus der schwarzen Asche. Er regiert fortan nicht aus eigener Kraft, sondern aus roter Dummheit.“

„Nun bleibt der Hessen-SPD nur eine Wahl: Pest oder Cholera.“(taz)

Wir hingegen meinen: Bild dir eine Meinung 😉 oder besser hier beim Spiegelfechter Jens Berger, der die Entwicklungen bis hin zum „Dolchstoß der vier Renegaten“ differenziert von halblinks kommentiert.

Links wird offiziell so gedacht:

„Durch das Verhalten des rechten Parteiflügels der SPD ist die Chance auf einen Regierungs- und Politikwechsel in Hessen torpediert worden. Das ist schlimm für die Menschen in Hessen, weil jetzt die Regierung Koch ihre Politik des sozialen Abbaus fortsetzen kann. Es bedeutet, dass auch die Ausplünderung des Staatsvermögens durch Privatisierungen weiter fortgesetzt wird. Es bedeutet wahrscheinlich auch, dass die ersten Erfolge im neugewählten Landtag, wie beispielsweise die Abschaffung der Studiengebühren, in Frage gestellt sind. Leider muss man damit rechnen, dass nun Koch im Amt bleibt. De facto ist damit das zentrale Wahlversprechen der SPD, nämlich Koch abzulösen, gebrochen. Ich mache keinen Hehl daraus: Wir haben alles in den vergangenen Wochen und Monaten dafür getan, insbesondere auch unsere Freundinnen und Freunde in Hessen, dass es zu einem Politikwechsel und zur Einlösung dieses Wahlversprechens kommen kann.“

Aber mal im Ernst: Ist es nicht seltsam, dass meistens die Frauen scheitern (siehe Simonis), wenn es in der Machtpolitik um die letzten Zentimeter geht? Dem Koch oder Clement wäre das doch nie passiert.

Studs Terkel ist tot

Im Alter von 96 Jahren ist am vergangenen Freitag der Radiojournalist und Autor Studs Terkel gestorben. Born in New York in 1912, and as Studs put it: „As the Titanic went down, I came up.“ …more

Terkel gehört zu den Pionieren der „Oral History“. „Open Studs Terkel’s book to almost any page and rich memories spill out…“, heißt es auf der Rückseite des Bucheinbandes von „Hard Times“, Terkels Sammlung über die Große Depression von 1929.

Oral historian, rabble-rouser and grand old man of the American left, Studs Terkel died Friday at 96. From Robert LaFollette to Barack Obama he never pulled his punches through the chronicling of five generations of American history. Read John Nichols‘ appreciation of the life and work of a „true American hero,“ Bruce Shapiro’s tribute to the „vigilant optimist“ and Dennis Kucinich’s eulogy to the „quintessential American writer“ and… weiter Peter Rothberg in „The Nation“.

Kirche und Kapital

Peter Bürger in Telepolis:

Das kapitalismuskritische Profil der katholischen Kirche hat im letzten Jahrzehnt merklich gelitten. Im deutschen Protestantismus nimmt der Streit um die „neoliberale“ Anpassung neue Formen an

Vor 2000 Jahren hatte der mittellose Wanderprediger Jesus aus Nazareth seinen Zuhörern verraten: „Eher kommt ein Kamel (bzw. Tauseil) durch ein Nadelöhr als ein Reicher ins Himmelreich.“ Die frühen Kirchenväter haben sich dann den Kopf darüber zerbrochen, wie man den Reichen doch noch einen Ausweg aus dieser heillosen Lage weisen könnte. Die Lösung bestand stets darin, die Güter einer ungerechten bzw. sozial unverträglichen Reichtumsanhäufung den Armen zukommen zu lassen. Aber auch das liegt nun schon wieder mehr als 1500 Jahre zurück…. weiter hier.