Bevor Manu Théron, Rodin Kaufmann, Benjamin Novarino Giana, Denis Sampieri und Sébastien Spessa à la „Lo Còr de la Plana“ im Bürgerzentrum „Alte Synagoge“ in der Kampstraße ihren polyphonen Gesang anstimmten, hatten sie noch einen Auftritt beim Siedlerkarneval in der Stadthalle gleich nebenan. Daher rührten sowohl die zehn Minuten Verspätung als auch die Schals.
Pünktlich zur närrischen Saison hat der WKM-WERKKREIS KULTUR MESCHEDE im Rahmen des Klangkosmos Weltmusik in NRW die fünf Sänger der Formation „Lo Còr de la Plana“ mit ihrem Programm „Carnaval Occitian“ aus Südfrankreich eingeladen.
Anfang Januar hatte ich die Pressemitteilung des Werkkreises Kultur Meschede hier im Blog veröffentlicht und war auf Grund der Ankündigung neugierig geworden: Karten bestellt und gestern, einen knappen Monat später, das Bürgerzentrum Alte Synagoge besucht.
Ich bin nun wahrlich kein Experte für „A Capella Gesänge in der okzitanischen Tradition“, aber es war ein musikalisch überraschender, mitreißender, kurzweiliger Abend. Mit viel Humor und auch augenzwinkernden Einführungen in die einzelnen Lieder mit dem Bogen von populärer Spiritualität zu musikalischen Protestformen.
Weil ich es nicht besser schreiben kann, zitiere ich den Pressetext vom 8. Januar:
Im Herzen von Marseille liegt der Platz „La Plaine“. Er ist Namensgeber des Ensembles: Lo Còr de la Plana. „La Plana“ heißt auf Französisch „La Plaine“ was „Plateau“ oder „Fläche“ bedeutet. Dieser große Platz wurde im 13. Jahrhundert angelegt und ist aktuell im Zuge eines Stadtumbaus hoch umstritten.
In dem neuen Programm der okzitanischen Sänger nennen sie, als musikalisch-künstlerisches Sprachrohr, unverblümt soziale und politische Missstände beim Namen.
Lo Còr De La Plana haben sich den A Capella Gesängen der okzitanischen Tradition verschrieben. Auf ihrer Spurensuche entdecken sie auch ganz moderne Klangwelten. Was die fünf Sänger auf der traditionellen Spurensuchen ausgraben ist alles andere als verstaubt. Da trifft die Chortradition des westlichen Mittelmeerraums auf das Selbstverständnis einer okzitanischen Eigenständigkeit und die Weltoffenheit des internationalen Hafens: Marseille hatte schon immer ein farbigeres Kulturverständnis, auch schon vor dem Titel der Kulturhauptstadt Europas 2013.
Dazu kommt die hohe Professionalität der fünf Sänger des Chors. Anleihen an Melodien aus dem Mittelalter sind zu hören, die Verwandtschaft zu Gesängen der großen Inseln Korsika und Sardinien wird deutlich. Vielfältiger Groove und eine ausgefeilte Gesangstechnik mit Elementen Sprechtechniken der Popmusik und Beatboxing, vor allem aber eine hörbare Freude an verschlungenen Melodien und Harmonien machen dieses Konzert zu einem ansteckenden Hörerlebnis.
Der Chor spielt in folgender Besetzung: Der künstlerische Leiter Manu Théron, Rodin Kaufmann, Benjamin Novarino-Giana, Denis Sampieri, Sébastien Spessa. Alle fünf begleiten sich neben dem Gesang auch am Tamburin.
Einziger Kritikpunkt: Ein wenig Beleuchtungstechnik hätte dem Ambiente nicht geschadet.
Lange Rede kurzer Sinn. Damit die vielen Sauerländer, die gestern nicht dabei waren, einen Eindruck von der Gruppe bekommen, hier ihr Auftritt beim Weltmusik-Festival 2012 in Kroatien:
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=8YbLmkbn_Ew