Sind (Bödefelder) Windkraftgegner wirklich Naturschützer?

Windräder
Windräder am Wegesrand in Norddeutschland (foto: zoom)
Nach wie vor wollen Menschen, dass Strom aus der Steckdose kommt. Solange aber nicht offen kommuniziert wird, wie die Folgen aussehen, stehen vor allem EEG-Kosten und optische Beeinträchtigung von Windmühlen im Vordergrund.

Die tatsächlichen Schäden anderer Energieträger werden fleißig ignoriert und tauchen vor allem nicht auf der Stromrechnung auf.

Unsere Stromerzeugung verursacht Umweltschäden. Das Frauenhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe, hat diese Umweltschäden basierend auf Zahlen des Umwelt-Bundes-Amtes berechnet (UBA 2012 a,UBA 2012 b).

Die Schäden können den verschiedenen Energieträgern in Cent je kWh erzeugten Stroms zugeordnet werden. Demnach wurden im Jahr 2012 mit Braunkohle 159 Mrd. kWh Strom erzeugt, was einer Schadensumme von 17 Mrd.€ entspricht. Bei Steinkohle waren es 118 Mrd. kWh bzw. eine Schadensumme von 10,5 Mrd.€ und bei Erdgas 70 Mrd. kWh entsprechend 3,4 Mrd.€ Schadenssumme.

Die Erneuerbaren Energien waren 2012 an der Stromerzeugung mit 22 % bzw. 135 Mrd. kWh beteiligt. Die Windenergie, die davon 46 Mrd. kWh erzeugte, verursachte durch Hilfsenergien etc. nur 0,12 Mrd.€ Schadenssumme.

http://www.erneuerbare-energien.de/fileadmin/ee-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/hg_umweltschaeden_bf.pdf

Weder eine Energie-Wende-Kanzlerin noch einen Umweltminister kümmern berechenbare Kosten für Umweltschäden soweit, dass wenigstens der Stromüberschuss aus Kohlekraftwerken gestoppt wird. Stattdessen erleben wir mindestens die zweite sogenannte Jahrhundertflut in 11 Jahren und die Beteiligung des HSK an einem Kohlekraftwerkbetreiber durch den Besitz von 6 Mio. Aktien gilt als „strategische Investition“.

Demnächst werden nach dieser Logik Frackingbefürworter als Naturschützer und Betreiber von Weihnachtsbaumkulturen als Kulturschaffende anerkannt.

Für die Erzeugungskosten und die Versorgungssicherheit ist es fast egal, wo die Windräder stehen, Hauptsache sie stehen an Land. Off-Shore-Windmühlen bekommen mit 19 Cent je kWh EEG-Vergütung nicht nur deutlich mehr als neue Photovoltaikanlagen, sondern sogar doppelt soviel wie Windräder an Land. Wer als Umweltminister im knappen Kleid der Strompreisbremse andere Politiker umgarnt, lenkt davon ab, dass er tatsächlich mit Off-Shore-Windrädern doppelt so hohe EEG-Kosten befürwortet als nötig sind.

Aus diesen Gründen bin ich froh, dass sich immer mehr Bürger für Windräder an Land entscheiden, auch wenn Ihnen ein Landschaftsbild ohne Windräder besser gefällt.

5 Gedanken zu „Sind (Bödefelder) Windkraftgegner wirklich Naturschützer?“

  1. Ich wiederum wäre froh, wenn immer mehr Bürger das Thema Erneuerbare Energien und speziell Windkraftanlagen mit mehr kritischer Distanz und Rationalität betrachteten. Reale Zahlen, Gegenargumente und Konsequenzen ernüchtern nämlich abrupt und entlarven geradezu.

    Breite Bevölkerungsschichten sind ganz offenkundig der Ideologisierung opportunistischer und nicht zuletzt finanziell interessierter Kreise aufgesessen, und zwar in einem Ausmaß, das in gewisser Hinsicht an die Zwanziger- und Dreißigerjahre erinnert. Aus der Geschichte nichts gelernt, denn wohlgefällig schluckt der deutsche Michel gravierende, nicht durchgedachte politische Weichenstellungen mit der den gesunden Menschenverstand schon fast beleidigenden Begründung „alternativlos“.

    Neben dem selbstreferentiellen EU-Imperialismus mit seiner ökonomisch verheerend wirkenden und rechtsbeugend perpetuierten Gemeinschaftswährung ist insbesondere die sich dem urbanökologischen Fanatismus und der gutmenschelnden Bevormundung anbiedernde Energiewende und mithin auch der entfesselte Windkraft-Boom Paradebeispiel dieser Ideologisierung.
    Kein Wort deshalb von der massenhaften Vogel- und Fledermausschredderei, von der dramatischen Gefährdung der Netzstabilität und mithin des Industriestandorts, vom Export der Stromüberproduktion zu Niedrigstpreisen in Nachbarländer, von wettbewerbsverzerrender Subventionierung, von asozialen Strompreissteigerungen, von der parallel notwendigen Forcierung der Stromproduktion durch verschmutzende Kohlekraftwerke, von Industriebauten und Wirtschaftswegen in vormals unberührter Natur und Landschaftsschutzgebieten, vom AKW-Bauboom der Nachbarländer in unmittelbarer Grenznähe, von der staatlich gelenkten Disruption ganzer Industriezweige etc. pp. Alles nicht relevant.
    Wichtig ist nur, dass wir unsere „progressive“, gar aufgeklärte und jedenfalls dem urbanökologischen Gesinnungsterror konforme Geisteshaltung durch das Beklatschen naher Windmühlen demonstrieren.

    Um der Rationalität und distanzierteren Analyse und mithin einem besonneneren Ausbau der Windkraft eine erste Bresche zu schlagen zwei Leseempfehlungen:
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/windraeder-in-deutschland-durchs-land-der-riesen-11638103.html
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kommentar-die-energiewende-ist-nicht-alternativlos-12108604.html

  2. @ Gabi:

    Ihre Fragestellung legt nahe, dass Sie meine Ausführungen als pauschale Ablehnung der Windkraft deuten. Dies ist natürlich nicht der Fall, denn die Nutzung der Windkraft ist neben der Solar- und anderen regenerativen Energien ohne jeden Zweifel zukunftsweisend und auch bei mir grundsätzlich positiv belegt. Insoweit geht es nicht um Alternativen, sondern um die Frage einer rationalen Implementierung der Windkraft in einem abgestimmten, möglichst nachhaltigen Energiemix unter Minimierung der Nachteile für Bevölkerung und Industrie. Was ich allerdings tatsächlich ablehne ist die Energiewende in ihrer politischen Opportunität, Irrationalität und heuchelnden Alternativlosigkeit, doch darum geht es hier nicht konkret.

    Der aktuell ungehemmte Windkraft-Boom ist eben nicht Ergebnis energiewirtschaftlichen Sachverstands und Abwägungen der Belange nachhaltiger Energieversorgung sowie Interessen der Bevölkerung, sondern beruht ganz wesentlich auf finanziellen Interessen gewisser Gruppen, die breite Bevölkerungsschichten mit verzerrter Berichterstattung für sich eingenommen haben und sie buchstäblich zum Narren halten.
    Nehmen Sie nur Einblick in die finanzwirtschaftlichen Planungen von Windparks und Sie erkennen schnell, warum diese Ungetüme wie Pilze allerorten aus dem Boden schießen. Bauträger, Industrie und die wenigen Eigentümer profitieren mit obszönen Überrenditen (der ROI wird nach wenigen Jahren realisiert), während der Bevölkerung Infraschall, Schlagschatten und verbaute Landschaften verbleiben – und natürlich die Befriedigung des gutmenschelnden (realiter aber verblendeten) Gewissens. Mit einem Wort: Übervorteilung. Eine ganze Generation wird mit den derzeitigen Verfehlungen tagtäglich leben müssen!

    Ist Ihnen übrigens entgangen, dass Herr Brockmann Architekt ist?! Zweifellos wird er Windkraftanlagen lieber an Land und speziell im HSK projektieren wollen als fern der Heimat im friesischen Wattenmeer. Ergo: Finanzielle Interessen. Quod erat demonstrandum.

  3. @ zoom:

    Einverstanden! Die Einlassung zur Projektierung war daher auch hypothetisch und nur ansatzweise prospektiv formuliert („wird lieber…wollen“). Zugegebenermaßen geriet dann aber die Conclusio unangemessen unterstellend. Mea culpa.

    Energieberatung und Ausschreibung Besichtigung Rothaarwind GmbH auf der relevanten Homepage deutete und deute ich allerdings unumwunden als „mittelbares Interesse“. Die Grundtendenz meiner obigen Ausführungen erachte ich damit als belastbar.

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