Mit dem Rücken an der Wand – Winterberger Politikern geht die Luft aus.

Oversum
Geschlossen und dennoch teuer, das Oversum im Sommer (archiv: zoom)

Die Westfalen-Post berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, dass „Oversum-Beteiligte“ wieder  „Gespräche aufgenommen“ hätten.

Es habe ein Treffen der Vertreter der aquasphere, der ehem. SAB, der Stadt Winterberg sowie des Engergieversorgers Urbana und der Sparkasse Hochsauerland als Kreditgeberin gegeben.

Namen werden nicht genannt, die Gespräche seien kontrovers aber konstruktiv verlaufen, so der Insolvenzverwalter.
Ziel sei eine Gesamtlösung.

Dass insbesondere die Stadt Winterberg ein einer solchen Lösung interessiert sein muss, wird im Artikel deutlich:
– der Imageschaden durch die Schließung des Bades sei erheblich
– das Schwimmbad koste weiterhin 600.000 € jährlich, um fällige Kredite zu bedienen
– im Falle des von der Stadt favorisierten ‚Heimfalls‘ würden zusätzliche Betriebskosten anfallen, die von der WP auf rund 300.000 € für 10 Monate angesetzt werden.

Die Stadt Winterberg steht mit dem Rücken an der Wand. Der Druck ist hoch, die bisher gemachten Aussagen zur Finanzierung des Projekts waren nicht wahrheitsgemäß bzw. zumindest (bewusst?) missverständlich gehalten gewesen; denn bei den rund 600.000 Euro handelt es sich nicht um die Betriebsausgaben, wie spätestens hier deutlich wird. (siehe auch hier im Blog)

Wenn nun Gespräche geführt werden, dann zeigt dies, dass die forsch vorgetragene Einschätzung des Bürgermeisters, nach acht Wochen käme der automatische Heimfall und „dann haben wir ein Schwimmbad“, so nicht stimmt.

Die Aussichten für die Zukunft sind alles andere als rosig, die öffentliche Infrastruktur der Stadt Winterberg ist angeschlagen und nur eins ist sicher: Es wird richtig teuer werden.

11 Gedanken zu „Mit dem Rücken an der Wand – Winterberger Politikern geht die Luft aus.“

  1. @Johanna:

    Danke für den Artikel. Es bleibt zu untersuchen, ob der Verdacht der vorsätzlichen Täuschung vorliegt. Ich zitiere mal aus der WP vom Dezember 2009:

    „Der finanzielle Anteil der Stadt Winterberg beträgt einmalig 4,5 Mio Euro. Diese Summe liegt in einer Sonderrücklage bereit und wurde gespeist aus den Erlösen des Holz-Sonderhiebs nach Kyrill. Hinzu kommen jährlich 700 000 Euro an Betriebskosten und Nutzungsrechten. „Würde die Stadt Hallenbad, Sauna, Wellness, Stadthalle und Tourist-Info selber neu bauen, müssten zwischen 14 bis 17 Mio Euro investiert werden”, betonte Bürgermeister Werner Eickler. Die Verträge mit den Investoren laufen über 30 Jahre. „Wir haben versucht, für die Stadt größtmögliche Sicherheiten einzubauen.“

    Es war schon damals klar, dass es sich bei den 700.000 Euro um die Kreditrückzahlungen handeln muss. Allerdings taucht diese Rückzahlung erst im Haushalt 2013 ordnungsgemäß als „Mietzinz“ unter „sonstige Aufwendungen“ und eben nicht als „Betriebsausgaben“ auf. In der weiteren Diskussion wurde dann manchmal die Zahl 600.000 und dann wieder 700.000 Euro genannt.

    Die Rückzahlung ist im Übrigen nicht fix, sondern wird mindestens mit einem „Inflationsausgleichszins“ jährlich erhöht.

    Laut Haushalt 2013 wird schon nach wenigen Jahren (ca. 2017) die Kreditrate = Mietzins von 700.000 überschritten und steigt dann bis zur letzten Rate (ca. 2042) permanent weiter.

    Die 600.000 Euro im WP Artikel sind insofern „optimistisch“, wahrscheinlich zu gering angesetzt.

  2. Betriebskosten bestehen aus:

    Energie kosten für die Erwärmung
    Wasserkosten
    Wasseraufbereitungsanlage
    Abwasser
    Fahrstühle Betriebsbereitschaft
    Straßenreinigung / Müllabfuhr
    Hausreinigung
    Gartenpflege
    Beleuchtung
    Schornsteinreinigung
    Versicherungen (Gebäudeversicherung gegen Feuer-, Sturm- und Wasserschäden)
    Wäschekosten
    Personalkosten
    Gema usw usw usw
    Erhaltungskosten, Reparaturen etc.
    Je mehr ge(ver)braucher je höher den Variabelen Kosten anteil bei ein Bad

    Da reichen 300.000 an Deckung zusätzlich zu den einnahmen nie!
    mach da schon mal eine Milj. von.

    Und was ist mit den schon bestehende Mängel!!!!

    Ein Fass ohne Boden wie jeden Öffentliche Bäder Einrichtung.

  3. The Winner is Wäscher! Der Investor mit einem Einsatz von 25.000€ pro GmbH. Soweit die Investitionen des Investors.

  4. Eigentlich ist mir egal, was in der Nachbarstadt läuft, solange meine Stadt nicht darunter leidet. Aus aktuellem Anlass aber: Am vergangenen Wochenende haben wir einen Übernachtungsgutschein unseres Sohnes im Oversum eingelöst. Habe Lob und Kritik an den Betreiber. Mir ist jedoch was anderes aufgefallen, denn dieses Hotel wird eindeutig durch seine Lage so aufgewertet. Aussicht, Natur, Kurpark, Innenstadt und auch außerhalb Bobbahn, Panoramabrücke, Astenturm mit den tollen Wandermöglichkeiten, es war richtig schön, der Service freundlich und gut. Das veranlasst mich auch, dass ich mich einmische. Die Winterberger täten bei dem Angriffen von außen gut daran, ihre Stadt wie eine Festung zu schützen. Wenn einem intern was nicht gefällt, kann man danach, wenn die Festung verteidigt ist, immer noch abrechnen. Ich stelle mir die Frage, welchen Zweck die Kritiken verfolgen können. Ich würde auch keinen Vertrag mit meiner Stadt abschließen, wenn dieser mit den von mir ausgehandelten Konditionen meinem Nachbarn öffentlich zur Verfügung stünde. Liebe Winterberger, schaltet euer Gehirn ein!

  5. @Momo:
    Eigentlich ein schönes Bild – die Festung, die verteidigt werden muss, aber falsch, denn um im Bild zu bleiben:

    Die Schlacht ist schon lange verloren.

    Die Festung ist längst ausgeraubt. Zur Zeit werden noch ein paar Scharmützel im Hinterland gefochten, die aber keine große Bedeutung mehr haben.

    PPP war die Einladung zum Ausrauben der Kommunen und die Gäste sind gekommen.

    Winterberg hat durch das Oversum zusätzliche Schulden ohne die entsprechenden Positiva.

    Ich beschäftige mich seit über 4 Jahren mit sab, Wäscher und dem Oversum.

    Vor allem, was heute ist, haben wir (die vielen klugen KommentatorInnen gehören mit dazu), von Anfang an gewarnt.

    Die Festung Winterberg wurde nicht belagert, sie wurde kampflos übergeben.

    Andere Städte, wie beispielsweise Kamp-Lintfort haben sich nach einer sab Bewerbung gegen Wäscher und die sab entschieden und die Sanierung ihrer Bäder mit eigenen Mitteln durchgeführt.

    Vielleicht war es eine glückliche, vielleicht eine weise, aber auf jeden Fall eine gute Entscheidung.

    Ich weiß nicht, inwiefern Sie sich mit PPP, der sab und Wolfram Wäscher beschäftigt haben, aber ich kann Sie versichern, dass jedesmal, wenn ich recherchiere, mindestens ein Abend kaputt ist, in dem ich in einen Malstrom des Grauens schaue.

    Genug der Allegorien.

  6. Die WP berichtete über weitere Gespräche zwischen den Vertragsparteien und nennt wieder keine Namen. Die „am Projekt ‚Oversum‘ Beteiligten“ treffen zu „konstruktiven Gesprächen“ in „guter Gesprächsatmosphäre“ zusammen. Es gebe eine „positive(.) Entwicklung“. Die bisherigen Pläne sollen modifiziert werden. Genauere Erklärungen fehlen in dem Artikel.
    http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-winterberg-medebach-und-hallenberg/gespraeche-teil-2-ueber-das-gesamt-konstrukt-oversum-id8493766.html

    Während hier auf gute Laune gemacht wird, wettert die um den Ruf von Herrn Wäscher besorgte Website Desperado – oder so ähnlich – gnadenlos gegen Rat und Bürgermeister. Ein imaginärer(?) Herr Franz gibt vor, wichtige Teile der Verträge zu publizieren und versucht so, die Winterberger Bürger gegen ihre politischen Vertreter in Stellung zu bringen. Er droht mit dem Leerstand des Oversums und einem Schützenfest ohne Festzelt.

    Der Winterberger Bürger soll sich als Wutbürger gegen seine Verwaltung wenden und diese -pikanterweise im Interesse des Investors- unter Druck setzen.

    Im Hintergrund streiten sich die „am Projekt Oversum Beteiligten“ vor Gericht.

    Das mögliche Ergebnis? Höhere Kosten für die Winterberger Bürger, denn der Investor will mehr Geld und der Rat will sein Gesicht nicht verlieren – und all das kostet unser Geld. Informationen über die wahren Vorgänge werden wir im Gegenzug vermutlich nicht erhalten, weder von Herrn Wäscher noch vom Bürgermeister Winterbergs. Eine klassische Lose-Lose-Situation…

  7. Hallo Johanna
    Die Seite heißt Esplorado und basiert auf den tatsächlichen Verträge des Oversums. Hier wird nicht der Winterberger als Wutbürger aufgehetzt sondern sachlich und klar dokumentiert was alles passieren kann und was uns Bürgern so vertuscht wird.
    Dass das Ei uns allen noch teuer zu stehen kommen wird ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr.
    Und wer das alles verzapft hat dürfte ja wohl auch klar sein!! 😉
    Die Kommunalwahl 2014 wird zeigen wie die Winterberger über die letzten Jahre so denken.

  8. @ Markus.L:

    Zweifellos füllt der Blog das Informationsvakuum, das die Verwaltung mit großer Mühe und aus offensichtlichen Gründen aufrecht zu erhalten versucht. Erstmals kommt nun die „andere Seite“ zu Wort und legt mehr offen, als es die Verwaltung je getan hat. Insofern sind diese Entwicklungen an der „Informationsfront“ durchaus begrüßenswert.

    Allerdings, und bei allem Respekt für Ihr Engagement und bei allem Verständnis für Ihren berechtigten Zorn auf die unfähigen Neofeudalisten im Fichtenweg:

    Ihr Zitat: „Hier wird nicht der Winterberger als Wutbürger aufgehetzt sondern sachlich und klar dokumentiert…“ stößt mir sauer auf, denn das ist eine eklatante Fehleinschätzung.

    Der genannte Blog wird von einer professionellen PR-Agentur betrieben, ist unzweifelhaft von Wäscher für viel Geld in Auftrag gegeben worden, hat eine parteiische Agenda und dient insoweit sehr wohl dazu einen Spaltpilz zwischen Bürger und Verwaltung zu treiben, die Verwaltung unter demokratischen Druck zu setzen und sie so in ihrer Verhandlungsposition zu schwächen.

    Die Formulierungen sind nicht nur un-„sachlich“. Nein, der Verfasser rekurriert zuweilen sogar auf subtile sprachliche Stilmittel mit denen ein gewisser Goebbels das Volk aufzuwiegeln vermochte. Offenkundig funktioniert es heute wie vor siebzig Jahren…

    „Klar dokumentiert“ werden nur der Wäscherschen Position dienliche Teilaspekte des Gesamtbilds, i.e. einzelne Seiten oder Textpassagen eines komplexen Vertragswerks mit diversen Nebenabreden.

    Ihre Perzeption des Blogs ist insoweit viel zu einfältig und als Vorbild für den Winterberger Bürger völlig ungeeignet.

    Jedes einzelne Wort und jede publizierte Vertragsseite des Blogs sind vom Bürger vor dem Hintergrund der unbedingten Parteilichkeit und der unzweifelhaften Intention des Aufwiegelns zu lesen und emotionslos zu interpretieren. Nur so lässt sich ein valider Erkenntnisfortschritt erzielen.

  9. @gp

    Danke für den Tipp. Ist ja ne sehr vertrauenswürdige Gesellschaft, die dort Geschäfte macht. 🙁

    Einschätzung der Kriminologin von der Uni Gießen:
    „Die meisten sogenannte Public Private Partnerships … sind am Ende viel teurer geworden, als man das je gedacht hat, Der Bürger hat selten etwas davon und die Korruption blüht sogar noch besser, weil man letztlich Kontrollstrukturen aufgibt.“

Kommentare sind geschlossen.