Correctiv-Recherche: Zehn Wochen Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche

Was hat sich unter ihrer Zuständigkeit beim Klimaschutz „verschlimmbessert“?

Die Klimakrise ist der Elefant im Raum, den Katharina Reiche offenbar nicht sieht. (Symbolfoto: wikimedia)

Seit ihrem Amtsantritt bremst Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) Klimaschutz systematisch aus. Das zeigt eine Recherche des Correktiv- Klimateams, die heute veröffentlicht wurde.

Was genau seit Reiches Antritt passiert ist:
Sie stelle, so Correcktiv, Deutschlands Klimaziele in Frage und wolle fossile Heizungen länger betreiben. Den Ausbau der erneuerbaren Energien halte Reiche für „überzogen“.

Drei Tage nach ihrem Amtsantritt kündigte Reiche den Bau neuer Gaskraftwerke mit einer Leistung von mindestens 20 Gigawatt an. Diese müssten laut Koalitionsvertrag nicht einmal auf Wasserstoff umrüstbar sein – ein Rückschritt gegenüber den Plänen von Vorgänger Robert Habeck (Grüne).

Außerdem wolle Reiche alte Heizkessel weiterlaufen lassen. Und sie empfehle das Heizen mit klimaschädlichem Erdgas. Im Recherche-Artikel finden sich noch einige weitere Beispiele.

Weshalb das ein Problem ist:
Schon die Klimapolitik der Ampel-Regierung hätte nach Ansicht von Expertinnen und Experten nicht gereicht, um die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens – insbesondere das völkerrechtlich bindende Zwei-Grad-Ziel – einzuhalten. Die neue Regierung falle mit ihrer Politik noch dahinter zurück, obwohl die Umsetzung des Pariser Abkommens auch in ihrem Koalitionsvertrag stehe. 

Ist diese Politik eine Überraschung?
Im Grunde genommen nicht. Reiche habe zuvor unter anderem für einen Interessenverband für kommunale Unternehmen gearbeitet – und für eine Tochtergesellschaft des Energiekonzerns Eon. Es sei also nicht sehr überraschend, dass sie der Energiebranche offenbar besonders viel Gehör verschaffe.

Klimapolitische Timeline

  • 9. Mai 2025: Reiche will neue Erdgaskraftwerke bauen
  • 12. Mai 2025: Reiche nährt den Mythos vom Wärmepumpen-Zwang
  • 19. Mai 2025: Reiche empfiehlt Heizen mit Erdgas
  • 27. Mai 2025: Reiche will alte Heizkessel weiterlaufen lassen
  • 24. Juni 2025: Günstigere Gaspreise auf Kosten des Klimaschutzes
  • 25. Juni 2025: Strom bleibt teuer für Haushalte
  • 26. Juni 2025: Reiche stellt Deutschlands Klimaziel infrage 

Quellen:
https://correctiv.org/spotlight-newsletter/wirtschaftsministerin-vs-klima/#thema-des-tages

https://correctiv.org/aktuelles/klimawandel/2025/07/15/gruesse-aus-der-fossilen-vergangenheit-10-wochen-wirtschaftsministerin-reiche-energiewende-klimaziele

Martin Hundhausen: Die Gasheizung hat keine Zukunft

„Wir müssen weg von der Gasheizung. Wir brauchen Wärmepumpen.“

In einer Reaktion auf einen Artikel in den Nürnberger Nachrichten (Bezahlschranke) erklärt Prof. Dr. Martin Hundhausen auf seinem Youtube-Kanal, aus welchen Gründen Gasheizungen keine Zukunft haben. Inzwischen hat die Zeitung reagiert und ein Interview mit Martin Hundhausen „Erdgas wird eine Kostenfalle“ veröffentlicht, sehr informativ, aber ebenfalls hinter einer Bezahlschranke.

Die Argumente des emeritierten Physik-Professors (FA-Universität Erlangen) kann man ebenso gut in dem schlichten, aber sehr faktenbasierten Video nachvollziehen, dass er schon im April in Reaktion auf den vorhergehenden Lobby-Artikel veröffentlicht hatte.

Wenn euch der Name „Hundhausen“ bekannt vorkommt, liegt das eventuell daran, dass ich ihn in dem Artikel zur Windenergie in Winterberg zitiert hatte.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=oBuuamnngwI

Der Text unter dem Video lautet:

„Lobbyisten für Gas wenden sich vermutlich an Redaktionen von Zeitungen, damit diese Desinformation zur Zukunft der Gasheizung verbreiten. Ein solches Beispiel hatten wir gerade. Die hiesige Tageszeitung stellt die Frage: „Hat die Gasheizung Zukunft“ und verkauft uns einen Gaslobbyisten als Experten. Dieser erzählt unwidersprochen, dass man guten Gewissens darauf warten könne, dass regenerativ hergestellter Wasserstoff bald aus der Erdgasleitung kommen würde. Tatsächlich bedeutet das Schlagwort „H2-ready“ nur, dass maximal 7% der Energie aus der Leitung von Wasserstoff kommen würde. So wird das zu einer Garantie für ein weiter mit Erdgas. Es ist erstaunlich, dass die Zeitung ihren Lesern verkauft, die Wärmepumpe sei im Betrieb im Altbau teurer als eine Wasserstofflösung. Das kann nicht sein, weil Heizen mit regenerativ hergestelltem Wasserstoff 6-8 mal so viel regenerativen Strom benötigt. Wir müssen weg von der Gasheizung. Wir brauchen Wärmepumpen. Und wir sollten schlecht gedämmte Häuser energetisch modernisieren.“

Interessant sind auch die Kommentare unter dem Video bei Youtube, weil dort einige Gegenargumente diskutiert werden.