Neue Grabsteine für die sowjetischen Zwangsarbeiter auch in Siedlinghausen. Ein Plädoyer zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion.

Grabstein für Andrej Sergejew, geboren 1912,
gestorben laut „obd.memorial“ am 7.11.1941 (1)

Dieser Grabstein kann allein schon wegen des Datums nicht so bleiben; der Überfall deutscher Soldaten auf die Sowjetunion begann am 22. Juni 1941, und ich meine, daß der heutige 80. Jahrestag gutes Datum wäre, um den sowjetischen Zwangsarbeitern würdige Grabsteine zu geben – mit ihren Vornamen und ihren Geburtstagen. Ich denke am Geburtstag meiner toten Mutter an sie, und am Todestag zünde ich eine Kerze an; beides gilt auch für meinen Vater. Und genau das sollte man auch an den Gräbern der 29 tun können!

(Datei als PDF)

Andrej Sergeew einer der fünf „Unbekannten“ der sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem Friedhof in Siedlinghausen, die Zwangsarbeiter von „Dietrich Krämer & Co.“ in Siedlinghausen und der „Firma Josef Hütemann“ in Bigge waren. Auf seiner „Personalkarte I: Personelle Angaben“ (2) vom „Kriegsgefangenen-Stammlager: Stalag 326 Forellkrug“, also Stukenbrock, sieht sein Todesdatum wie „17.XI.41“ aus, und es wird vermerkt: „Gem. m. Abg. Liste No v. 10.11.-20.11.41“. Leider habe ich diese „Abgangsliste“ nicht gefunden, aber Andrej Sergejew trägt die „Erkennungsmarke Nr. 16190“, und mit dieser Nummer steht er auf der Skizze zu „Grabstätten russ. Kriegsgefangener in Siedlinghausen – kath. Friedhof“ (3), wo nur die ersten fünf Toten von Dietrich Krämer & Co. (4) noch begraben wurden. Alle weiteren verschwanden auf dem Viehfriedhof „Am Röbbecken“(5), und weil Andrej Sergeew unter den ersten Fünf war, muß er bis zum 15.11.1944 gestorben sein (6).

Die Skizze zum Katholischen Friedhof gibt zu den fünf Gräbern an: „Montschuk“, „Schur“, „Tschainikow“, „10913“ und „16190“. ??????? ????????, dem Kriegsgefangenen Nr. 7242 (7), hatte man wenigstens noch seinen Nachnamen „Tschainikow“ gelassen; er wurde am 26.9.1941 „auf der Flucht erschossen“ und am 31.1.1950 beurkundet.

Auch ????? ???, Kriegsgefangener Nr. 10921 (8), steht noch mit seinem Nachnamen „Schur“ auf der Skizze, ebenso wie ??????? ??????, der Kriegsgefangene Nr. 10817 (9), der noch mit „Montschuk“ verzeichnet wird. Die nächsten beiden aber sind völlig entmenschlicht, völlig entpersonifiziert; sie sind nur Nummern: „10913“ und „16190“ auf der Skizze.

„10913“ ist „Peter“ Glasurenko (10), geboren 25.11.1915 in Lwow, gestorben am 3.10.41. Als „Todesursache“ wird im „Nachweis über Sterbefall eines russischen Kriegsgefangenen“ (11) „Ruhr“ angegeben. Für diese vier liegen Steine mit ihren Nachnamen und ihren Todestagen. Aber nicht für Andrej Sergejew; der 29jährige blieb entpersonifiziert und namenlos begraben mit definitiv falschem Todestag.

„Hier ruhen 6 russische Bürger, gestorben
in der schweren Zeit von 1943-1945“ (12)

Es gibt viele Gräber, auf denen Namen fehlen, wo „Unbekannte“ liegen. In Warstein auf dem Friedhof an der Bilsteinstraße liegen Gregoriy Jakowlew – 1893 bis 2.8.1943 -, Michael Pamasenko – 27.7.1912 bis 2.9.1944 -, Nikolai Karpenko – 20.8.1927 bis 13.2.1944 -, Jan Sadowski – 1.5.1894 bis 9.1.1945 -, Iwan Popow – 1923 oder 1924 (21 Jahre) bis 2.3.1945 – und Nikolei Pezimachow – 3.3.1912 bis 31.12.1944. Alle wurden regulär beurkundet, und seit 1949 (13) wurden immer wieder Grabsteine verlangt. Aber erst am 7. Juni 2021, nach einer Zeitungsveröffentlichung (14) und zahlreichen Anschreiben (15), bekamen diese Sechs ihre Namen zurück.

Es gibt viele Grabsteine, auf denen die Geburts- und Sterbetage fehlen, wie sie vom „Gräbergesetz“ vorgeschrieben sind. Dort steht in Paragraph 2 Absatz 6: „ … Auf dem Grabzeichen sollen in gut lesbarer, dauerhafter Schrift mindestens Vor- und Familienname, Geburts- und Todestag des Bestatteten, bei Ausländern auch die Staatsangehörigkeit angegeben sein.“ (16) Jeder, der schon einmal in einem Archiv oder einer Datenbank nach einem Toten gesucht hat, weiß um die Wichtigkeit des Geburts- und Sterbedatums – sowohl, um schneller fündig zu werden als auch, um Verwechslungen auszuschließen zu können.

Grabstein für Twitalka Stadnik und Anna Tscherewko
auf Meschedes Waldfriedhof, Oktober 2020 (17)

Und es gibt Grabsteine, die widersprechen so dermaßen allen Vorschriften des „Gräbergesetzes“, daß ich mich als Deutsche in Grund und Boden schäme, daß so etwas in meiner Republik möglich sein konnte. In Paragraph 2 Absatz 7 steht: „Die Gräber sind gegen Beschädigung und Verfall zu schützen. Sie sind so zu pflegen, daß die Grabflächen als solche erkennbar und von Unkraut frei bleiben. Die Bepflanzung und die Grabzeichen sind in gutem Zustand zu erhalten. Die Beschriftung der Grabzeichen muß leserlich bleiben.“ (16)

Kein Geburts- oder Todestag, unleserliche Beschriftungen, Kissensteine
und keine Wege im Winter 2018 und Herbst 2020 in Meschede

Was bedeuten solche Grabsteine?

I Einen Gesetzesvorstoß – gegen Paragraph 2 Absatz 6 der Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz vom 21.5.1969: „Auf dem Grabzeichen sollen in gut lesbarer, dauerhafter Schrift mindestens Vor- und Familienname, Geburts- und Todestag des Bestatteten, bei Ausländern auch die Staatsangehörigkeit angegeben sein.“ Und dann gleich noch einen – gegen Paragraph 2 Absatz 7: „Die Beschriftung der Grabzeichen muß leserlich bleiben.“ Und wenn man weiß, wo und wie die Steine auf Meschedes Waldfriedhof liegen, gleich noch einen – gegen Paragraph 2 Absatz 4: „Zu geschlossenen Begräbnisstätten gehören eine schützende Umfriedung, Wege und eine angemessene, einfache Ausgestaltung.“

II Eine Suche nach den Toten, ihre Individualisierung ist erschwert, wenn man den Namen nicht lesen kann. Aber selbst, wenn er lesbar wäre: Auf diesem Friedhof liegen Tote des Ersten und des Zweiten Weltkrieges – soll man wirklich alle Sterbebücher 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 durchsehen, weil ja das Todesdatum fehlt?

III Zur Würde des Menschen gehört sein Name. „Die Würde des Menschen … zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ (Artikel 1 Grundgesetz). Noch ein Gesetzesbruch.

IV „Hier ruhen 6 russische Bürger, gestorben in der schweren Zeit von 1943-1945“ Hübsch sieht er aus, dieser „Gedenkstein“ in Warstein 2018, mit der Blumenschale davor und sogar einem russisch-orthodoxen Kreuz. Die meisten sowjetischen Toten liegen unter römisch-katholischen Kreuzen, obwohl die meisten russisch-orthodox, Juden oder Muslime waren.

V Die Sechs in Warstein wurden regulär beurkundet; in den Sterbebüchern sind mehrfach die Lager, ein Lagerführer und ein Wachmann angegeben, und auf den Gräbern standen einmal Holzkreuze mit ihren Namen. Sie wurden anonymisiert, die Toten also entpersonifiziert und ihr Tod dadurch banalisiert.

VI Seit dem 6.5.1949 wurden immer wieder Grabsteine gefordert. Verfügungen, Erlasse – alles schnurz; am 19.8.1950 schrieb der zuständige Landesinnenminister: „Aber auch abgesehen hiervon bitte ich Vorhaben, soweit sie über die rein pflegerische Betreuung von Grabanlagen hinausgehen, bis auf weiteres hinhaltend zu behandeln, da augenblicklich weder Landes- noch Bundesmittel zur Bezuschussung zur Verfügung stehen.“ (18)

Nachdem das Innenministerium meine „umfangreiche Eingabe mit Informationen zur Situation der Kriegsgräberstätten im Bereich der Gemeinden Meschede und Warstein“ am 6.9.2018 an „die Bezirksregierung Arnsberg weitergeleitet“ hatte, schrieb die am 5.7.2019: „Ich mache Sie in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass aus den Gründen des Haushaltsgrundsatzes der Sparsamkeit bzw. der Wirtschaftlichkeit eine Aktualisierung von Grabsteinen zumeist erst im Zuge einer Sanierung/ Renovierung, die geplant ist, in Betracht kommt.“ (19)

VII Vier Grabsteine in Siedlinghausen tragen nur die Inschrift „UNBEKANNT“. Namenlos begraben liegt auf diesem Friedhof u.a. Kiril Nowikow, geboren am 26.4.1920, gestorben am 16.5.1942. Er wurde „im Arb.Kdo. Siedlinghausen tot aufgefunden“, wie die Liste der „Abgänge des „Kriegsgefangenen-Stammlagers VI A. Meldung: 1388“ – „Abgangsliste des StaLag Hemer“ – vom 15.6.1942 (20) aufführt.

Fazit: Kein Mensch ist unbekannt. Es gibt Sterbeurkunden in den örtlichen Stadtarchiven und Standesämtern, „Personalkarten“ der „Kriegsgefangenen-Stammlager“, Listen der Krankenkassen, Krankenhäuser, Einwohnermeldeämter, Pfarreien und und und. Diese Listen und über 30 Millionen andere Dokumente werden seit 1945 im „International Tracing Service (ITS)” in Bad Arolsen gesammelt. Im Mai 2019 wurde das ITS in Arolsen Archives” umbenannt (21), und seit 2020 sind für jeden von zuhause aus Millionen Dokumente online einsehbar (22); bei Eingabe des Ortsnamens gelangt man bei Warstein und Siedlinghausen zu Dokumenten, die Namen (23) von und Informationen (24) zu Ermordeten preisgeben, die lange als confidential” eingestuft wurden. 60 Namen der 128 vom 20. bis 22.3.1945 in Warstein, Suttrop und Eversberg nachts von deutschen Soldaten erschossenen und erschlagenen meist sowjetischen Zwangsarbeiter wurden 1945 aufgeschrieben; 121 wurden 1964 auf Meschedes Waldfriedhof umgebettet”.

Wer die Namen Ermordeter verschwinden läßt, tötet sie ein zweites Mal.

Aber nicht nur solche Dokumente, solche großen Funde” im ITS (25) sind bedeutsam. Jedes einzelne Dokument ist Teil des Eisberges, von dem wir nur das oberste Siebtel sehen. Jede Schützenhalle, die mir begegnet ist, war ein Zwangsarbeiterlager, so gut wie jeder Betrieb und auch viele Privathaushalte „beschäftigten“ Zwangsarbeiter. Menschen aus der Sowjetunion standen mit Juden auf unterster Stufe; ihr Tod war gewollt, und die angegebenen „Todesursachen“ sind die gleichen, die man aus „Konzentrationslagern“ kennt: „Herzmuskelschwäche“, „Lungentuberkulose“, „Magen-Darm-Katarrh“ und „auf der Flucht erschossen“.

Mit den Kennzeichen „SU“ und „OST“ wurden sie zu „slawischen Untermenschen“, deren Tod überall zumindest billigend in Kauf genommen wurde. Zur „Bewachung der aus den besetzten sowjetrussischen Gebieten für den Arbeitseinsatz im Reichsgebiet angeworbenen Arbeitskräfte“ schrieb der Regierungspräsident von Arnsberg am 23.3.1942, und in der Akte E 162 im Stadtarchiv Warstein mit der Beschriftung „Behandlung der Ostarbeiter“ wird angegeben, unter welchen Bedingungen nicht nur die anonymisierten sechs „russischen Bürger“ in ihren Lagern in Warstein (26) leben mußten.

3,5 Millionen Bürger der Sowjetunion starben in deutscher Gefangenschaft – überall. Viele wurden auf großen Friedhöfen zusammengelegt, wo sie in einer unvorstellbaren Zahl versinken. Das Büro für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit der Russischen Föderation gibt 4126 „Standorte“ an (27). Meschedes Waldfriedhof wird dort als „Grabstätte für 121 sowjetische Zwangsarbeiter, die 1964 aus Suttrop und Warstein umgebettet wurden“ angegeben, aber dort liegen viel mehr. Auch die Angaben zu Siedlinghausen entsprachen bis vor kurzem nicht den Tatsachen, weder von russischer noch von deutscher Seite (28).

Alle hatten Vor- und Nachnamen, wurden an einem Tag geboren und starben an einem Tag. Deshalb brauchen sie ihre eigenen Grabsteine, damit wir sie suchen können und sie ihre Würde zurückerhalten!

Grabstein für Wassili Sergejew,
1903 – 23.4.1942

Und damit wir ihre und unsere Geschichte(n) erarbeiten können. Dabei müssen wir Blicke aushalten, zum Beispiel den von Wassili Sergejew auf dem entwürdigenden Lichtbild samt Fingerabdruck – und den Ruf seines Vaters und seiner Mutter nach ihrem Sohn.

„auf der Flucht erschossen“ (29)

Wir brauchen neue Bilder und neue Wörter (30) – und neue Grabsteine!

„Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt,

die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt,

unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“

Heinrich Heine: „Reisebilder“

Ist diese Geschichte wirklich

Grabstein für Kiril Nowikow,
26.4.1920 – 16.5.1942 (31)

Wenn sie es ist, darf sie jedenfalls nicht „UNBEKANNT“ bleiben!

Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt,

die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt,

unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“

Zu zahlreichen „Unbekannten“ auf Meschedes Waldfriedhof und dem Friedhof in Siedlinghausen siehe die tabellarischen Übersichten in

  1. „Zur besseren Übersicht über die Toten auf Meschedes „Waldfriedhof-Fulmecke“, dem „Franzosenfriedhof“ in Meschede. Work on Progress“ (32) und

  2. „Neue Grabsteine für Siedlinghausen. Ein begründetes Plädoyer“ (33).

Zu den sechs am 7 Juni 2021 verlegten Grabsteinen in Warstein siehe

  1. „Sechs neue Grabsteine in Warstein – und wo liegt Butowaj Kurbanow, auch Zwangsarbeiter der ,Warsteiner Eisenwerke’?“ (34)

  2. „Ein Grabstein für Nikolai Karpenko. ,Fake News’ aus Warstein“ (35)

  3. „Nochmal zum ,Arbeitskommando R 2667 Warstein, W.-A. Lippstadt’. Wo liegt ,Aipow Sjawden’, gestorben 8.2.1944?“ (36)

Als Gedankenstütze zur Durchsetzung eventuell notweniger lokaler Forderungen nach neuen Grabsteinen siehe „Anmerkung zur Bedeutung von Gräbern sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter*innen“ (37).

Anmerkungen:

(1) https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=1151388621

(2) https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=300453498

(3) 5.3.5 / 101103068, ITS Digital Archive, Bad Arolsen auf https://collections.arolsen-archives.org/archive/5-3-5-6-13/?p=1&s=Siedlinghausen&doc_id=101103068

(4) https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012354/?p=1&doc_id=120848334 und https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012354/?p=1&doc_id=120848335

(5) Carl Caspari: „Unser Dorf Siedlnghausen“, Ratingen 1999; zitiert in „Die Frau, die den ,Friedhof Röbbecken’ in Siedlinghausen besuchen wollte, aber Angst vor Bullen hatte“ auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-242-Frau-aus-Muelheim.pdf

(6) Siehe die Todesdaten in der Tabelle in „Neue Grabsteine für Siedlinghausen. Ein begründetes Plädoyer“ auf http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/264._Neue_Grabsteine_fuer_die_Toten_in_Siedlinghausen_-_Ein_begruendetes_Plaedoyer.pdf

(7) https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=300748506

(8) https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=300141600&p=1

(9) https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=300104620

(10) https://collections.arolsen-archives.org/archive/2-2-2-2_02020202-oS/?p=1&doc_id=76747241

(11) https://collections.arolsen-archives.org/archive/2-2-2-2_02020202-oS/?p=1&doc_id=76747239

(12) https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/drei_jahrestage?nav_id=8360 (veröffentlicht am 3.8.2019)

(13) „Grabsteine? Zu den Akten!“ auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-AkteE222-StadtarchivWarsteinz-d-A.pdf

(14) Thorsten Streber: „Friedhof. Grabsteine von russischen Zwangsarbeitern ohne Inschrift“, in „Westfalenpost“ vom 9.8.2018 auf https://www.nrz.de/staedte/warstein-und-umland/grabsteine-von-russischenzwangsarbeitern-ohne-inschrift-id215040577.html, als PDF „Zwangsarbeitern ihren Namen zurückgeben“ auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Pbab2018/WP20180809namenzurueckgeben.pdf

(15) Siehe S. 3 bis 11 in „Wera Krawzowa, 15.7.1924 -19.8.1943. ,Letzter Wohnsitz Hoppecke’“ auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-Art262.-Wera%20Krawzowa.-Letzter-Wohnsitz-Hoppecke.pdf

(16) Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz, 21.05.1969. Bekanntmachung der Neufassung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift vom 21. Mai 1969 zum Gräbergesetz vom 9. März 1969 (GräbGVwv). In: Bundesanzeiger, Jg. 21 (1969), Nr. 100 (v. 3. Juni 1969), S. 1f; vollständige Abschrift in „Die Verwaltungsvorschrift zum Gräbergesetz und der ,Franzosenfriedhof’ in Meschede. Der Bundesminister des Innern“ auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2019/03/144.-Der-Bundesminister-des-Innern.pdf

(17) Siehe mein Buch „Der ,Franzosenfriedhof’ in Meschede. Drei Massaker, zwei Gedenksteine, eine ,Gedenktafel“’ und 32 Grabsteine. Dokumentation einer Spurensuche“, Norderstedt 2018 (edition leutekirche sauerland 14, ISBN 978-3-7528-6971-2)

(18) Stadtarchiv Warstein, Akte E 222

(19) „Von ,Zeitschienen’, Zuständigkeiten und Textbausteinen …“ auf http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/168_Von_Zeitschienen_und_Textbausteinen-Iwan_Olschitzke_und_Prokop_Ljubarski.pdf

(20) https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=67726287

(21) https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/arolsen-archiv-ns-dokumente-online-100.html (siehe auch die drei Kommentare)

(22) https://collections.arolsen-archives.org/search

(23) https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&doc_id=120848141 bis https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&doc_id=120848146 (6 Seiten eines mindestens 45seitigen Dokuments vom Mai 1949; die ID-Nr. sind fortlaufend:, die Seitenzahlen nicht. Vollständige Abschrift in „60 Namen der Ermordeten in Warstein und Suttrop – und mein Oppa als Zeuge. Ein Ermordeter des Massakers in Suttrop: Gregory Bossenko, geb. 24.8.1899, Zwangsarbeiter bei Langemann & Co.“ auf http://afz-ethnos.org/index.php/aktuelles/153-60-namen-der-ermordeten-in-warstein-und-suttrop-gefunden-und-mein-oppa-als-zeuge

(24) https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012354/?p=1&doc_id=120848334 und https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012354/?p=1&doc_id=120848335

(25) ITS – International Tracing Service. Ein neuer Name und eine neue alte Bitte“ auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2019/09/182.-ITS-ein-neuer-Name-und-eine-neue-alte-Bitte.pdf

(26) Auswahl in „Patienten von Dr. Segin in Lagern: ,Ostarbeiterlager Stillenberg’ und ,Ostarbeiterlager Herrenberg’ – und andere Lager in Warstein“ auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2018/02/36.-Patienten-von-Dr.-Segin-in-Lagern.pdf

(27) http://sowjetische-memoriale.de/, abgerufen am 29.5.2021

(28) Siehe „Der Friedhof in Siedlinghausen. Für ,16190’ und all die Anderen“ auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-241.Friedhof%20in%20Siedlinghausen20201018.pdf

(29) „Am 23.4.1942 im Arb.Kdo. No 775 – Lager I in Siedlinghausen … wurde auf der Flucht erschossen. Beerdigt am 25.4.1942 auf dem Russenfriedhof in Siedlinghausen Reihe 2 Grab No 12“ steht auf seiner „Personalkarte I“ aus Stukenbrock auf https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=300191329

(30) Siehe „ ,Opfer’. Zur Unbrauchbarkeit eines Begriffes. Anna Tscherewko, Olga Aleschina, Wasil Bortnik, Konrad Adenauer, Kurt Schumacher, …“
https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2019/03/147.-Opfer-Zur-Unbrauchbarkeit-eines-Begriffs.pdf. Weitere unbrauchbare Wörter im letzten Kapitel von „Der ,Franzosenfriedhof’ in Meschede“ in „Kapitel XII. Gewissen heißt ,conscience’“ auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Pbab2018/NTK2018-XII.Gewissen-heisst-conscience.pdf

(31) „In Siedlingkausen UNBEKANNT: Kiril Nowikow, 26.4.1920. ,Beerdigt am 18.5.1942 auf dem Russenfriedhof Siedlinghausen’“ auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2020/10/244.-In-Siedlinghausen-UNBEKANNT.-Kiril-Nowikow.pdf

(32) auf http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/263._Uebersicht_ueber_die_Toten_auf_Meschedes_Waldfriedhof.pdf

(33) auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2021/06/264.-Neue-Grabsteine-fuer-die-Toten-in-Siedlinghausen.-Ein-begruendetes-Plaedoyer.pdf

(34) http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-Art-266-Butowaj-Kurbanow-Zwangsarbeiter-d-Warsteiner-Eisenwerke.pdf

(35) http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/267._Ein_Grabstein_fuer_Nikolaj_Karpenko_-_Fake_News_aus_Warstein.pdf

(36) http://afz-ethnos.org/index.php/memorial/165-neue-forschungsbeitraege-von-nadja-thelen-khoder

(37) auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-265.Anmerkung20210602.pdf

(38) Signatur StAM Landesarbeitsamt Nr. 10, 17.7.1942, Paginierung 4 und 5

(39) Wolfram Wette: „Der Hakenkreuzzug“; in DIE ZEIT 24/2021, S. 19 vom 10.6.2021 auf http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/PB2021/ZEIT20210610S19WetteHakenkreuzzug.pdf

Nachtrag:

Und jetzt habe ich auch endlich Klarheit über das auf dem obigen Grabstein angegebene Datum. Im Staatsarchiv Münster lagern Dokumente vom 17.7.1942 (38), von denen ich zwei hier wiedergebe. Es sind die ersten beiden Seiten eines sechsseitigen Berichts aus dem „Kreiskommando Brilon in Olsberg“, gezeichnet vom „Hauptmann und Kontrolloffizier für den Wachbezirk des Kreises Brilon“. Meine Abschrift gibt den Text mit allen Rechtschreib- und Kommafehlern wieder:

„Abschrift.

Kreiskommando Brilon in Olsberg

Olsberg, den 17. Juli 1942 Sch.

Fernruf: Olsberg 355

Bericht

des Kontrolloffiziers für den Wachbezirk des Kreises Brilon Hauptmann B. [Name von mir gekürzt; eigene Anmerkung] über die Arbeitsverhältnisse im Kgf.-Arb.Kdo. [Kriegsgefangenen-Arbeitskommando; eigene Anmerkung] 775 Siedlinghausen I Firma Krämer & Co. Westfälisches-Diabas-Werk, Siedlinghausen.

Im Kgf.Arb.Kdo. 775 Siedlinghausen I sind zur Zeit 96 sowj. Kr.Gef. [sowjetische Kriegsgefangene; eigene Anmerkung] untergebracht, welche sämtlich bei der Firma Krämer & Co. eingesetzt sind. Die Arbeitsverhältnisse gestalten sich äußerst schwierig, zumal der Träger der Arbeit Herr Krämer in jeder Weise ein reibungsloses Zusammenarbeiten durch selbständige Maßnahmen unterbindet. Seine Anordnungen bezwecken das Gegenteil von dem[,] was die militärischen Dienststellen in Ausführung der ihnen gegebenen Befehle verlangen müssen. Die Schwierigkeiten werden noch dadurch erhöht, daß es sich bei dem o.a. Betriebe um einen Steinbruch handelt, also um schwerste Arbeitsbelastungen, ausgeführt von sowj. Kr.Gef., welche infolge ihrer körperlichen Verfassung nicht in dem Maße arbeitsfähig sind, wie Herr Krämer es rücksichtslos verlangt. In der Zeit vom 9.6. bis 1.7.1942 meldeten sich 112 Kfg. krank. 75 % wurden vom Arzt arbeitsunfähig, teils für Steinbrucharbeiten ungeeignet geschrieben, teils dem Lazarett Stalag VI/, Hemer, überwiesen. Die restlichen 25 % wurden nach Behandlung teilweise für leichte Arbeit und teilweise arbeitsfähig geschrieben. Die Übergriffe des Herrn Krämer, gehen so weit, daß er am 27.6.42 7 Kgf., welche aufgrund einer ärztlichen Untersuchung (lt. Krankenbuch) lazarettfähig und für Steinbrucharbeiten ungeeignet befunden wurden trotz der ärztlichen Anordnung wieder einsetzten. Dem damaligen Lagerführer Uffz. [Unteroffizier; eigene Anmerkung] E. [Name von mir gekürzt; eigene Anmerkung], welcher vertretungsweise eingesetzt war, erklärte er, daß die 7 Kgf. nicht nach Hemer ins Lazarett geschickt würden. Er wolle es nicht haben und übernähme dafür die volle Verantwortung. Uffz. E. ließ sich durch das herrische Auftreten des Herrn Krämer verleiten[,] die Kgf. dort zu belassen und meldete nach einigen Tagen den Vorgang dem Kreiskommando, welches selbstverständlich die sofortige Überführung nach Hemer befahl. (Anlage a Bericht des Uffz. E. [Name von mir gekürzt; eigene Anmerkung])

– 2 –

Die nachstehende Aufstellung vermittel[t] ein bezeichnendes Bild über natürliche und unnatürliche Todesfälle sowie über Fluchten bei der Firma Krämer & Co. in der Zeit vom 14.9.41 bis 29.6.1942.

VI

K

10817

gestorben

am

14. 9.41

Todesursache:

unbekannt

10921

27. 9.41

Herzschwäche

7242

26. 9.41

Auf d. Flucht erschossen

10913

3.10.41

Ruhr

16190

7.11.41

Auf d. Flucht erschossen

13904

15.11.41

Herzschwäche

14078

16.11.41

unbekannt

13782

4. 3.42

Herzschwäche

5167

13. 3.42

Herzschwäche

2534

28. 3.42

Herzschwäche

12535

2. 4.42

Auf d. Flucht erschossen

16385

23. 4.42

Auf d. Flucht erschossen

15159

16. 5.42

Auf d. Flucht erschossen

17715

16. 5.42

unbekannt

13843

29. 5.42

Ruhr

418

2. 6.42

Auf d. Flucht erschossen

20335

29. 6.42

Herzschwäche

4796

Geflohen

12. 9.41

10724

1.10.41

2361

16. 5.42

3749

16. 5.42

6445

16. 5.42

17758

16. 5.42

Die Arbeitseinteilung bei der Firma Krämer ist folgende:

500 Uhr Wecken

600 “ Abmarsch zur Arbeitsstelle

630 “ Arbeitsbeginn

1300 “ eine halbe Stunde Mittagspause, welche auch nicht immer eingehalten wird

Zwischen 1600 und 1700 Uhr Vesperbrot (während der Sprengungen)

Wird auch vielfach nicht eingehalten.

Feierabend 1830 Uhr. Meistens wird es 1900 Uhr.

Die schwächlichen Kgf., welche ihr Pensum noch nicht erledigt haben müssen unter Aufsicht länger arbeiten, obwohl sie das ihnen gestellte Pensum nie erreichen können. Diese kommen zwischen 2000 und 2100 zum Lager, so daß sie ca. 15 Stunden unterwegs sind.“

VI K, 16190, gestorben am 7.11.41,

Todesursache: Auf d. Flucht erschossen“

Bild 1

Bildunterschrift:

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Andrej Sergejew

1912 – 7.11.1941

Todesursache: Auf d. Flucht erschossen“

Andrej Sergeew, einer der 29 in Siedlinghausen

Andrej Sergeew, einer der 3,5 Millionen „gestorbenen“ sowjetischen Zwangsarbeiter

Andrej Sergeew, einer von 27 Millionen Toten der Sowjetunion

im Haken-Kreuzzug 1941-1945 (39)

Wann wird er einen würdigen Grabstein bekommen?