Es muss nicht immer politisch sein

Spaziergang an der Hambkebecke

Rechts plätschert der kleine Bach mit dem Namen Hambkebecke hinunter zur Neger. (foto: zoom)

Es gibt einige Worte und Namen, die im Hochsauerland notorisch falsch ausgesprochen werden. Die Bezeichnung Hambkebecke gehört auf jeden Fall dazu.

Während meiner ersten Jahre in Siedlinghausen habe ich den Einheimischen vertraut. Viele sagten so etwas wie Heimickebieke, und so übernahm ich die Aussprache bis ich das erste Mal bewußt auf einer Landkarte nachschaute: Hambkebecke steht es felsenfest sowohl in der alten Papierwanderkarte als auch auf Google-Maps sowie bei Openstreetmap geschrieben.

Und so sagen wir das jetzt auch in Zukunft, woll!?

Die Hambkebecke ist übrigens ein Zufluss der Neger, was wiederum oft bei Nicht-Einheimischen für Irritationen sorgt. Ist es rassistisch oder unschuldig keltisch?

Merkregel: Alles, was wir nicht erklären können, kommt aus dem Keltischen. 😉

Die Neger fließt folglich von der Negerquelle auf der Hunau durch das Negertal bis Steinhelle, wo sie sich mit der Ruhr vereinigt. Der Siedlinghauser Musikverein nennt sich Negertalmusikanten.

Die Neger-Talsperre ist uns bislang erspart geblieben.

Also, wenn ihr mich fragtet, dürftet ihr den Bach ruhig umbenennen.

5 Gedanken zu „Es muss nicht immer politisch sein“

  1. Also wir hier in Brunskappel sagen Heimeckebieke und niemand wüsste wo denn die Hambkebecke sein sollte, zumal sich das ja auch lautmalerisch eher gruselig anhört. Irgendwo habe ich gelesen, dass sich der Name von einem Hammer(Werk) ableitet, dass es hier mal gegeben haben soll, also Hammerbach. Die Neger sollte aber Neger bleiben, hat ja nichts mit dem rassistischen Wort zu tun, auf einer alten Karte habe ich aber auch mal den Namen Neiger gelesen… 🙂

    1. Bieke, Beke oder Becke = Bach. Dann ist es vielleicht über Hammerbecke zu Hambkebecke/Hambkebieke gegangen. So wie ich hier die Veränderung von Lauten erlebt habe und erlebe, ist es dann bis zur Heimeckebieke nicht mehr weit. Kenne noch ein paar Beispiele von anderen auch aktuellen Begriffen, aber vielleicht könnte sich jemand auf den Schlips getreten fühlen. Der Hammerbach ist wahrscheinlich, da es in Siedlinghausen ein Hammerwerk gab: https://de.wikipedia.org/wiki/Hammerwerke_im_Sauerland Wo genau das Hammerwerk war, weiß ich nicht.

  2. Neger: Wenn ich den Eintrag bei A. Greule, Deutsches Gewässernamenbuch, richtig verstehe, dann ist die Wortgleichheit mit der abwertenden Bezeichnung für dunkelhäutige Menschen zufällig, denn Neger leitet sich hier von Negira ab: Grundform (altsächsisch/altwestfälisch) *Negira, von germanisch *nagi- … durch Suffixbetonung herbeigeführte Schwundstufe des Verbstamms urindogermanisch *néhgh-, „baden, schwimmen“.
    Hambkebecke: Was den Bachnamen Hambkebecke angeht, so existiert hierzu kein Eintrag im Gewässernamenbuch. Da es jedoch den Familiennamen Hamb(c)ke gibt, lohnt vielleicht ein Blick in ein Familiennamenbuch. Der „Gottschalk“ (Deutsche Namenkunde) stellt das Bestimmungswort Hambcke zu „Hag“ (Einzäunung, Hecke), nicht zu Hammer: Heinbeck > Hambcke. Vielleicht ging später das Verständnis verloren, dass es sich hier schon um eine Gewässerbezeichnung handelt und das -becke wurde noch einmal angehängt (wenn ein anderer Bach Namenlose heißt, scheint es mit der Namenstradition nicht weit her gewesen zu sein 🙂

    Der Bach könnte ursprünglich selbst etwas umfasst (eingehegt) haben, in einem eingehegten Bereich entsprungen sein oder einen solchen durchflossen haben. — Ob auch ein Lautwandel ausgehend von „Hammer“ möglich ist, müsste ein Sprachwissenschaftler beurteilen. Klingt jedenfalls nicht unplausibel und diese Erklärung wäre weniger kompliziert.

    1. Vielen Dank für die vielen guten Hinweise.

      Zur Namenlose beginnt der Wikipediaeintrag folgendermaßen:

      „Die Namenlose (auch Namenlosbach und Lamelofe genannt, fälschlich gelegentlich namenloser Bach)“

      Der Eintrag kann natürlich nicht mehr als ein Hinweis sein, „Namenlose“ nicht allzu wörtlich zu nehmen. Einen Beleg für die Wandlung der Bezeichnungen habe ich (noch) nicht gefunden. Es könnte aber durchaus sein, dass es mitnichten ein Fluß-/Bachlauf ohne Namen ist. Spekuliert Lofe = Lauf?, Lame = langsam?

      Gibt es da etwas bei A. Greule?

      Update: Bei Greule habe ich keine der drei Bezeichnungen gefunden.

  3. Eine Anfrage per E-Mail hat Herr Prof. em. A. Greule prompt beantwortet. Nachfolgend das Antwortschreiben.
    Ich sage an dieser Stelle herzlichen Dank nach Regensburg!

    Vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte.
    Zuerst eine grundsätzliche Bemerkung zur Methode der (sprachwissenschaftlichen) Namendeutung. Einigermaßen verlässliche Aussagen zur Etymologie eines Namens sind nur möglich auf der Grundlage historischer Belege für den Namen aus verlässlichen Quellen.
    Trotzdem versuche ich auf der Grundlage der Infos, die Sie mir mitteilen, folgende Einschätzung:
    1. Namenlose, Namenlosbach: Diese Namensform ist mit Sicherheit eine Verlesung (eines Kartographen?) für Lamelofe. Die Verlesung ist dadurch zu erklären, dass im originären Namen Lamelofe das als „langes s“ gelesen wurde und in Lamelose dann Namenlose (durch Resemantisierung) hineingedeutet wurde. Jedenfalls ist Namenlose kein originärer Gewässername.
    2. Lamelofe halte ich für eine Verhochdeutschung von niederdeutsch *Lamelope, vgl. Loope, DGNB, S.323. Im Bestimmungswort vermute ich mhd. lam ‚lahm, schwach, langsam‘. Das ganze Kompositum bedeutete ursprünglich also ‚“schwacher, langsamer Wasserlauf““.
    3. Hambkebeke ist ein „verdeutlichendes Kompositum“ mit -beke als Grundwort (auch hierfür sind m.E. die Kartographen schuld). Der Rest Hambke ist aus *Ham-beke entstanden. Hammer kommt dafür als Bestimmungswort nicht infrage; alle Möglichkeiten *Ham- (durch Assimilation von -n an b-.) zu deuten, habe ich unter Hambach (DGNB, S.207) aufgeführt. Ohne historische Belege ist für Hambkebeke aber keine sichere Aussage möglich (siehe oben).

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